Ende des Selbstmitleids
Die Tage sind kurz, die Nächte kalt, die Stimmung ist mies. Ich fühle mich allein, ungeliebt, ungebraucht. Der Winter und die Weihnachtstage stehen vor der Tür. Ich hasse mich und mein Leben. Das Jahr und alles was darin so gut und wundervoll war ist praktisch aus und vorbei. 2012 wirft seine Schatten voraus. Alles wird neu. Wird es auch gut? Ich weiß es nicht...
Es ist der 23.12. Ich wache morgens auf. Brauche - wie immer - dazu keinen Wecker als Hilfestellung. Natürlich habe ich schlecht geschlafen. Ich fange heute bei Pohlig an. Ich bilde mir ein, dass ich am Probetag ein gutes Gefühl hatte. Dass man mich dort zuletzt unbedigt wollte ist zumindest kein schlechtes Zeichen. Naja, selbst beim Eberl wollte man mich. Mein bisher kürzester Aufenthalt bei einem Arbeitgeber. Ganze 4 Tage war ich dort. Es war eine Katastrophe. Dabei könnte ich noch nicht einmal genau sagen, warum. Sei's drum, ich muss los. Ich werde freundlich empfangen. Alle lächeln. Ab geht's zum Begrüßen durch alle möglichen Abteilungen. Herrje. Mein Foto für Ausweis und internes Netzwerk werden gemacht. Ich setze mein bestmögliches Grinsen auf und könnte mich und die Welt dabei kaum mehr anlügen. Die Last auf mir ist in den letzten Wochen kaum geringer geworden. Meine Gedanken kreisen nach wie vor um Eva und es benötigt ein hohes Maß an Konzentration und vor allem Anstrengung, diese Zerrissenheit nicht nach außen zu tragen. Wie zu erwarten werden die ersten Wochen hart. Ich lerne nur langsam und mühsam. Zwischendurch ist die Inventur, bei der ich mich auch sicher kaum durch exorbitanten Einsatzwillen hervortue. Es muss weitergehen, es muss. Noch weit in den Januar hinein ertappe ich mich dabei, wie ich im Auto sitze und mir bei einem falschen Lied, das im Radio läuft die Tränen kullern. Ich weiß, die Trauerzeit muss jetzt rum sein. Doch noch kann ich den Schalter dafür nicht endgültig umlegen; Noch!
Die Macht der Menschen
Ich kann nicht genau sagen, wann oder warum es passiert ist aber plötzlich und unerwartet geht es wieder bergauf. Aber ich kann sagen, was ich spüre. Ich spüre, dass ich bei meiner neuen Arbeit am richtigen Platz bin. Klar mache Fehler, klar läuft vieles noch alles andere als rund und perfekt aber ich fühle mich wohl. Wenn ich durch meine Abteilung gehe treffe ich durchwegs positive Gesichter. Meine drei unmittelbaren Kollegen, die immer wieder Späße reißen, die spitzbübischen Blicke in der Werkstatt, das freundliche Lächeln der Empfangs-Mädls, das High-Five, wenn ich bei Bettina vorbei marschiere und so weiter. Ich merke, wie sich alles einspielt, wie ich von Tag zu Tag, ja förmlich von Minute zu Minute besser hinein wachse und dies ohne nennenswerte Kompromisse. Ein saugutes Gefühl. Meine gottgegebene Gabe, ein sehr umgänglicher und gern gesehener Mensch zu sein kommt mir in vollem Umfang zugute. Bis Mitte Februar fühle ich mich beinahe vollständig integriert. Wir machen beim Felix einen Pokerabend, trinken und haben Spaß. Ich kannte sowas in der Form bislang nicht, nicht einmal bei cosmo, auch wenn ich mich dort unter den Leuten auch sehr wohl fühlte. Aber irgendwie bin ich damals selbst noch ein anderer Mensch gewesen.
We want you!
Ende Februar erhalte ich einen Anruf, der in diesem Jahr noch ausgesprochen folgenreich sein sollte. Noch im vergangenen November kam ich mit einem Ehepaar mittleren Alters ins Gespräch, die u. U. gerne mich für einen Job in Ihrem nagelneuen Versandgeschäft für Arbeitsschuhe ab Mitte 2012 haben würden. Zu dem Zeitpunkt noch gänzlich perspektivlos, sagte ich natürlich freudig mein Interesse zu und dass sie sich bei Bedarf gerne im Frühjahr wieder melden dürfen. Dieser damals ferne Tag war nun gekommen. Wenige Tage später treffe ich mich mit den beiden im Wochinger. Sie unterbreiten mir ihren mittlerweile sehr gut ausgereiften Plan und nach etwas überlegen unterzeichne ich einen noch nicht bindenden Vorvertrag. Noch, so denke ich mir, habe ich Zeit, es mir anders zu überlegen, noch bin ich noch nicht fertig bei Pohlig integriert, noch, und da bin ich mir ganz sicher, fühle ich mich einem so kleinen Versandhandel vom Kopf her näher als einer doch recht großen Firma, wie Pohlig eine ist, habe ich doch lange Zeit in meiner Tätigkeit als Siegsdorfer Lagerleiter Arbeiten ausgeführt, die einem solchen Anforderungsprofil fast schon 1:1 entsprechen. So oder so ist diese Begebenheit nun Teil meines Lebens, welche ich natürlich kaum mit jemandem teilen kann. Der Einfachkeit halber verdränge ich es erst einmal.
Next....
Durch die nicht streng chronologische sondern auch kapitelhafte Aufteilung ist es geboten, dass ich bei gewissen parts auch einmal das Jahr schnell passieren lasse oder von Punkt zu Punkt springen muss. Dies vorab als Erklärung für diesen Abschnitt, der einen doch sehr entscheidenden Stellenwert in diesem Jahr einnimmt. Ganz davon abgesehen muss man natürlich auch sagen, dass es sich dabei - auch wenn ich selbstverständlich in kein Detail gehen werde - um durchaus heikle Angelegenheiten dreht. Und doch weiß ich zum einen ziemlich genau, wer von denen, die diesen Blog lesen, mich kennen und zum anderen spielt es für mich eine so wichtige Rolle, dass ich nicht darauf verzichten möchte, dies hier zu nennen. Kurz und gut, es geht um die Frauen, die in diesem Jahr für mich von besonderer Bedeutung waren. Unwichtige solche oder (gute) Freunde, mit denen sozusagen "nichts lief" seien hier nicht genannt.
- Heidi: Im Prinzip hätte sie in dieser Aufzählung eigentlich keine besondere Bedeutung, allerdings war sie die erste, und zwar an meinem Geburtstag, mit der ich nach Eva etwas hatte. Es war deswegen wichtig, weil sie mir wieder das Gefühl gab, dass ich es "noch kann" mit Frauen sozusagen in einem Club rumzuschmusen und sie gab mir wohl den wirklich endgültigen Schubser, von Eva weg zu kommen. Einige Wochen später beim Weggehen wiederholte sich dies und wir waren sogar einmal auf ein Date beim Italiener. Gefühle für sie waren aber nicht vorhanden. Deswegen beendete ich das.
- Stini: Die Geschichte mit Stini ist eigentlich eine wunderschöne und dass sie nicht gut ging, fand ich zwischenzeitlich wirklich ausgesprochen bedauernswert und traurig. Sie war diejenige, in die ich mich wirklich glaubte, neu verliebt zu haben. Und sie wäre auch deshalb so schön zu erzählen gewesen, weil ich sie beinahe schon zehn Jahre kenne, also zu einer Zeit, als sie noch ein kleiner Teenagerpups und mit dem großen, tollen Mader Flo liiert war. Trotz unserer langen Bekanntschaft hatten wir uns in den vergangenen Jahren fast gänzlich aus den Augen verloren. Es war ein schöner Umstand, dass wir über das Theaterspielen wieder zueinander fanden, da sie, wohl mangels Spieler, in Siegsdorf mitsamt ihrem Vater eine Rolle in unserem diesjährigen Frühjahrsstück übernahm. Es war alles vollkommen harmlos. Wir probten zusammen, sahen uns durchschnittlich ein, zwei mal die Woche und gegen Mitte März rückte unser Aufführungstermin näher. Am Tag der Premiere war ausgerechnet Sailer Keller Nights in Traunstein und da nahm ich sie einfach nach der Vorstellung mit zu mir in die Wohnung, duschte mich noch kurz und machte mich fertig, ehe wir gemeinsam den Abend verbrachten. Wir hatten eine nette Zeit und ich dachte mir einfach, dass es schön ist, mit ihr wieder so viel zu tun zu haben. Sonst nichts! Die Aufführungen zogen sich noch bis zum darauffolgenden Wochenende hin. Am Donnerstag davor bekam ich seltsame SMSn von ihr, von wegen, sie könne nicht schlafen und dass ich Schuld daran sei. Zum ersten mal überlegte ich, ob ich irgendetwas verpasst hätte aber ich kam nicht darauf. Ich behandelte sie immer noch gleich, bemerkte aber, dass sie plötzlich Probleme hatte, mir in die Augen zu sehen und zwischenzeitlich etwas auf Distanz ging. Da gingen mir die Lichter auf....Am Samstag nach der letzten Vorstellung fuhren wir zusammen mit meiner Schwester nach Sondermoning auf ein Festl und es kam, wie es kommen musste: ich hatte was mit ihr und meine Schwester sagte mir, sie hätte von ihr gesagt bekommen, dass sie sich total in mich verknallt hätte. Ich wusste gar nicht recht wie mir geschah. Wohlgemerkt sei gesagt, dass Stini zu diesem Zeitpunkt in einer Beziehung war und sie noch dazu mit ihrem Freund erst zusammen gezogen ist. Nichtsdestotrotz verbrachte ich die Nacht bei ihr (ihr Freund war auf Montage). Die Wochen danach waren das reinste Katz - und Maus - Spiel. Einen Tag lang wollte sie nichts mehr von mir wissen, den nächsten erzählte sie, sie will eigentlich mit ihrem Freund Schluss machen. Trotzdem gab es danach beinahe wieder Funkstille bis wir uns nach einem knappen Monat im Kafka wieder sahen und ihre Gefühle für mich wohl stärker waren als je zuvor, wie sie mir anschließend schilderte. In der kommenden Woche war sie jeden Tag nach ihrer Arbeit bei mir und auch ich konnte kaum mehr anders als festzustellen, dass ich auch viel für sie empfand. Am Tag vor meiner Abreise für das Wochenende mit meinen Freunden in Berlin lagen wir stundenlang bei mir im Bett und waren quasi kurz davor, Pläne für unsere gemeinsame Zukunft zu schmieden. Auch während ich in Berlin war, rief sie mich mehrmals an, wir schrieben Unmengen an SMS, es war ein merkwürdiges Gefühl. Doch es ging auch anders herum. Nach meiner Rückkehr hatte sie sich anscheinend wieder für ihren Freund entschieden und wollte mit mir nichts mehr zu tun haben. Jetzt, da ich richtig begonnen hatte, Gefühle für sie zu haben, war wieder Eiszeit. Es tat weh und auch wenn es noch ein paar mal Anzeichen für eine Chance gab, wir kamen uns nie wieder so nahe wie an dem Tag vor Berlin. Sehr Schade. Letzten Endes hatte sie doch immer die letzte Kontrolle und mich wie eine Marionette zappeln lassen. Ich hatte stellenweise eine richtige Wut auf sie und harschte sie fies an, wenn ich sie beim Weggehen fortan in fremder männlicher Begleitung sah. Heute ist sie single, ihr Freund hat eine Neue und sie ist alleine in ihrer neuen Wohnung. Nur sie.....und ihr Baby im Bauch. Unser Verhältnis hat sich mittlerweile von sämtlichen Gefühlen entschlackt. Vor kurzem erst war ich bei ihr. Ich kann ihr problemlos über den Bauch streicheln und sie auf die Stirn küssen ohne dass es irgendetwas auslöst. Letzten Endes ist es gut, dass es so gekommen ist.
Laura: Die Geschichte von Laura ist ohne die von Stini eigentlich nicht zu erzählen. Ich kenne Laura mehr oder weniger über meine anderen Freundinnen Sonja, Lisa und Dani. Anfangs war Laura nur ganz selten, meist in Begleitung ihrer Zwillingsschwester Linda, dabei, doch seit Anfang diesen Jahres ging sie oft mit Lisa weg und war dann fast schon zwangsläufig immer wieder da, wenn wir uns auch im größeren Stil mal am Abend bei einem drink oder generell beim Weggehen trafen. Ich hatte eigentlich immer schon das Gefühl, ihr sympathisch zu sein. Fast schon zu automatisch lachte sie über meine dämlichen Witzchen oder haute mich mit vorwurfsvoll lächelndem Blick mit ihren Fäustchen gegen die Schulter. So kam es halt, dass wir uns hin und wieder mal per facebook oder per SMS schrieben. Eines abends wollte sie unbedingt, dass ich zum Weggehen kommen sollte, es war die bereits erwähnte Sailer Keller Nights, zu der ich mit Stini hingegangen war. Als ich so kurz vor 0 Uhr endlich mich durch die endlose Schlange gekämpft habe, wartete sie schon sehnsüchtig - man kann es nicht anders sagen - auf mich. Auch sie hatte, man muss es erwähnen, zu dem Zeitpunkt einen Freund, der noch dazu beim Pohlig arbeitet. Sie nahm meine Hand und es war kaum zu übersehen, dass sie etwas für mich empfand, auch wenn sie Stolz genug hatte, dies nicht zu offensichtlich zu machen. Ihr Lächeln und ihre Augen verrieten sie. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung von Stinis Gefühlen für mich und ich lies die beiden dann tatsächlich über weite Strecken des Abends allein. Man kann sich ausmalen, wohin das womöglich führen mochte, noch dazu wo Stini als die Dominante, das ist in ihrer Natur, von den beiden auftrat. Es war nur kurze Zeit später, als ich sie fragte, ob sie nicht Lust hätte, an einem warmen Frühlingstag an den See zu fahren. Sie sagte mir ab. Ich meinte, sie gut genug zu kennen, dass es ohnehin nichts bringen würde. Sie hatte einen Freund und letzten Endes würde ich keinen Keil dazwischen treiben wollen, also ließ ich es darauf beruhen. Wenige Wochen später kehrte ich von Berlin heim und wie zuvor schon beschrieben hatte sich meine Sache mit Stini nicht gerade so entwickelt, wie ich es kurz zuvor noch gedacht und erhofft habe. Ich hatte noch eine Woche Urlaub und so beschloss ich, Laura, die mittlerweile single war, in München zu besuchen, natürlich auf ihr Angebot hin. Wir gingen zusammen auf die Theresienwiese aufs Frühlingsfest. Ihre Zuneigung zu mir wurde nach zwei Mass Bier nicht gerade weniger und es war wirklich ein schönes Gefühl, wie sie mich ansah und sich um meinen Arm klammerte. Ich verbrachte die Nacht bei ihr. Es war wirklich schön. Sie ist ein wirklich unglaublich hübsches und bezauberndes Mädchen. Leider war das Problem, dass die Sache mit Stini noch immer nicht aus meinem Kopf verschwunden war und just an diesem Tag wollte sie sich unbedingt mit mir treffen. Ich musste eine Entscheidung fällen, da es mir zutiefst missfiel, so ein doppeltes Spiel zu spielen. Ich sagte Laura offen ins Gesicht, dass ich im Moment nicht anders kann als die Chance bei Stini zu suchen, entschuldigte mich und ging. Sie war sehr enttäuscht von mir und hat mir diese Entscheidung nie ganz verziehen. Ich habe sie auch seitdem kaum mehr gesehen auch wenn wir, wenn sie mal da ist, ein ganz gutes Verhältnis haben. Letzten Endes tat es mir leid und ich weiß auch, dass ich eine falsche Entscheidung getroffen habe. Es ist nicht lange her, da habe ich ihr das offen gesagt. Nichtsdestotrotz ist dieses Kapitel nun abgeschlossen.
- Sabine: Dies kann ich hier wahrlich einmal kurz halten. Ich habe sie Anfang Mai ganz klassisch von der Metro abgeschleppt. Nachher hatten wir noch einmal ein Date. Sie ist insofern etwas aus dem Rahmen fallend, da sie zum einen schon 29 war (die meisten anderen Mädls waren deutlich jünger) und zum anderen war sie es, die den Kontakt mit mir abbrach. Nicht etwa, dass es mich irgendwie schmerzte aber es war doch gut, mal wieder einen Dämpfer zu bekommen. Hin und wieder sehe ich sie noch mal beim Weggehen. Wir können auch ganz normal reden. Alles easy. Ach ja: Was die Kussqualitäten angeht liegt sie einsam an der Spitze! ;)
- Lena: Dies ist alleine deshalb schon ein ausgesprochen schwieriger Teil, weil ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann, dass sie das - im Gegensatz zu allen anderen Genannten - lesen wird. Ich hätte es mir natürlich einfach machen und sie günstigerweise ausklammern können aber dies liefe dem Sinn dieser Aufzählung zuwider und abgesehen davon schreibe ich diese Zeilen ja in erster Linie für mich und nicht für irgendwelche - und seien es nur potentielle - Leser. Ich glaube ich muss beim Besuch im Frühlingsfest im Mai anfangen, als ich mich kurzerhand entschloss, den Tisch rund um Alwin, Manu und co. zu verlassen und über Umwege dorthin gelangte, wo u. a. Lena, Evi, Elisa, Steffi, Tini und Regina saßen. Als noch relativ frisches Mitglied in der "Pohlig-Familie" hatte ich nie ein Problem damit, mich bei Leuten, die ich nicht kenne zu integrieren, erst recht nicht bei Partys oder Saufgelagen. Auf jeden Fall war es ein schöner Abend und ich fühlte mich richtig wohl bei den Mädls. Es war letztlich auch ein Auftakt zu einer ganzen Reihe von Wochenenden, die ich immer wieder über das Jahr verteilt mit dieser Gruppe verbrachte und ich hoffe auch, dass ich hier nach wie vor ein gern gesehener Gast bin, aber das soll ein anderes mal erzählt werden. Wie auch immer, auf jeden Fall lud mich Lena eine Woche darauf zu sich nach Hause ein um mit ihr und den anderen, die im Bierzelt mit dabei waren eine kleine Gartenparty zu machen. Der Abend wurde länger und länger und zuletzt blieben nur vier Personen übrig. Ich schlief bei der Lena im Zimmer. Was soll man sagen? Es passierte daraufhin immer wieder, dass wir beim Weggehen, i. d. R. beide stark alkoholisiert, mal was miteinander hatten, auch wenn ich immer darauf pochte, dass es nicht mehr als Freundschaft ist und Lena das eigentlich allem Anschein nach auch immer einsah. Man muss zu ihrer Persönlichkeit sagen, dass sie eine - vermutlich angeborene - Überredungskunst besitzt und obwohl ich oft genug auch "nein" sagte, so schlupfte sie doch ab und an durch den Schutzmantel der Intimität, wenngleich man trotzdem sagen muss, dass nie etwas wirklich Ernstes passiert ist. Glücklicherweise tat das unserer Freundschaft, trotz des bemerkenswerten Altersunterschieds von beinahe 12 Jahren, keinen Abbruch. Darüber bin ich sehr froh und hoffe sehr, dass dies auch weiterhin Bestand hat. Mein Leben wäre ohne sie ärmer.
- Franziska: Was Franziska betrifft bin ich ein kleines bisschen gespalten. Was die Intensität während unserer gemeinsamen Zeit (knapp zwei Monate) angeht, gehörte sie eigentlich ganz oben auf die Liste. Als ich dies aber dann Mitte Juli beendete, war diese Beziehung mit einem Schlag komplett erledigt, samt aller Gefühle und Bindungen. Mit sämtlichen anderen Frauen aus der Aufzählung - mit Ausnahme von Heidi - pflege ich noch immer einen guten, wenn nicht freundschaftlichen Kontakt. Die Verbindung mit Franziska ist komplett gekappt. Warum eigentlich? Es war an und für sich ein wunderbarer, klassischer Start. Nach Hübscheis Geburtstagsfeier Ende Mai gingen noch ein paar von uns weg ins Kafka. Es dauerte nicht lange und schon war ich mit Franzi im Gespräch, die ich zuvor weder kannte noch sie oder ihre Freundinnen je zuvor gesehen hatte. Eine Woche später hatten wir ein Date beim Italiener in Siegsdorf. Es war ein schöner Abend und es war beinahe klar, dass wir uns wiedersehen würden. So nahm es dann letztlich seinen Lauf. Wir trafen uns ein-, zweimal die Woche, sie schlief bei mir, es war eigentlich schön und wir waren fast schon auf dem besten Weg in eine Beziehung und doch gab es eine hand voll Sachen, die sich nicht richtig anfühlten. Ich kann nicht genau beschreiben, was es war. War es ihre frühere Beziehung zu Alwin? Lag es daran, dass sie anfangs sogar noch mit ihrem Ex-Freund in der gemeinsamen Wohnung lebte und er ihr andauernd nachstellte? War es deswegen, dass wir immer das Gefühl hatten, es könnten uns Späher bemerken? Lag die Schuld gar darin, dass ich kaum um sie kämpfen musste und sie schon Zukunftspläne schmiedete? Möglicherweise eine Addition der einzelnen Punkte oder aber schlicht und ergreifend, dass meine Gefühle für sie letztlich nie ganz da waren. Sei es wie es ist, Franzi war und ist ein unheimlich hübsches, zartes Mädel und ich bereue die schöne Zeit und die Erfahrung, die ich mit ihr gemacht habe, überhaupt nicht, ebenso wenig aber auch den Entschluss, das ganze schon recht bald zu beenden.
Bea: Nach den eingangs erwähnten Kriterien hätte diese Frau hier überhaupt nichts verloren, denn es "lief" mit ihr bislang rein gar nichts. Bis vor kurzem kannte ich sie praktisch gar nicht, wir waren nur auf facebook "befreundet" und kannten uns nur über gemeinsame Bekannte. Persönlich begegnet, zumindest wissentlich, waren wir uns nie. Hin und wieder reagierte sie auf einen "Schwiegertochter gesucht" - post von mir, unser offensichtlich einziges gemeinsames Hobby. Ich weiß nicht mal mehr genau was mich dazu brachte, sie vor knapp zwei Wochen einfach mal so anzuschreiben und auch das ganz harmlos und ohne besondere Hintergedanken. Wie es der Zufall will stand sie am selben Abend in der Villa plötzlich da und wir verbrachten fast die ganze Zeit miteinander, eine Woche später im Kafka und dann wieder Villa beinahe das selbe Programm. Sie war es dann, die mich gefragt hat, ob wir einmal essen gehen können, auch haben wir ausgemacht, dass ich sie bald zu "schwer verliebt" besuche und zu meiner Theatervorstellung will sie auch kommen. Auch ein - wirklich ganz kleines - Weihnachtsgeschenk habe ich schon für sie vorbereitet. Ich werde einfach sehen, wohin das führt und mich mit Sicherheit nicht verrückt machen lassen. Dennoch kann ich gar nicht anders als zu sagen, dass sie, abgesehen davon, dass sie auch sehr sympathisch wirkt, eine der umwerfendsten Frauen ist, die ich je gesehen habe. So hübsch, dass mir fast der Atem stockt.
Saturday Night!
Man kann es drehen und wenden wie man will, ich hätte den vorangegangenen Abschnitt niemals so schreiben können, hätte ich nicht auch in diesem Jahr und darüber hinaus eine fast schon suchtartige Lust am Furtgehen gespürt. Ich kann mich erinnern, dass vor vielen vielen Jahren einmal der Poppey gesagt hat, er würde die ganze Woche eigentlich nur fürs Wochenende arbeiten. Ich kann das mittlerweile voll unterschreiben. Ich glaube die Wochenenden, an denen ich heuer nicht wenigstens einmal in irgend einem Club oder auf einer Party war, kann man an einer Hand abzählen. Manch einer mag sich nach so einem Satz verwundert die Augen reiben und sich fragen, warum ich dann nie in München, Salzburg, Rosenheim.....bin. Die Antwort ist ganz einfach. Ich bin mit dem - wenn man so will - Traunsteiner Mikrokosmos vollkommen zufrieden. Kafka, Metro, Villa, dazu im Sommer diverse Events und Festl, mal das ein oder andere Außergewöhnliche dazu. Das reicht mir vollkommen. Und ich habe auch nie das Gefühl, immer nur die selben (langweiligen) Leute zu treffen. Ganz im Gegenteil, nach und nach lerne ich immer neue Leute kennen, oder bin mit meinen Freunden unterwegs, oder mit meiner Schwester und ihren Mädls oder mit irgendwelchen anderen Gruppen oder aber alles auf einmal. Ich fühle mich erstaunlicherweise, trotzdem ich in der Regel nicht unerheblich älter bin als meine Begleitungen, nicht im Geringsten fehl am Platz. Zugeben muss ich aber offen und ehrlich, dass für mich der Spaß auch immer mit einer meist ordentlichen Menge Alkohol verbunden ist. Konsumiere ich diesen nicht, habe ich entweder gar keine richtige Lust oder gehe bald heim. Ich habe mich mit dieser Tatsache arrangiert. Für mich ist Alkoholgenuss nur in Verbindung mit einer größeren Gesellschaft wirklich sinnvoll. Im kleinen Kreis trinke ich nur in Maßen und alleine überhaupt nicht. Ich sehe darin keine Logik. Und so lebe ich nun in dieser meist in Traunstein stattfindenen Wochenend-Nachtwelt und fühle mich dort pudelwohl.
Natürlich aber hat auch das einen Haken, über den ich mich immer wieder einmal gezwungen sehe, nachzudenken. Wenn man seine freie Zeit so intensiv mit seinem aktuellen Vergnüglichkeiten ausfüllt, so bleibt anderes zwangsläufig auf der Strecke. Während es mir gelingt, dies in Sachen Kino mit Huber noch sehr gut zu kompensieren, bleibt mein Zocker-Hobby fast schon zwangsläufig auf der Strecke, noch dazu, wo ich meine freie Zeit heuer hauptsächlich mit Büchern verbrachte. Noch mehr aber beschäftigt es einen natürlich, wenn uralte enge Freundschaften durch diese Fliehkräfte auseinander driften. Während ich mittlerweile wohl in vielen Belangen den Andi als wichtigste Freundschaftsfigur sehe, hat sich anderes verändert. Dadurch, dass zwischen Andi und Poppey seit einiger Zeit kein Kontakt mehr besteht, habe ich auf Poppey fast nur noch während des Weggehens Zugriff. Wie schon angedeutet ist und bleibt Huber der Fels in der Brandung und bildet eine der wenigen Konstanten in meinem Leben seit vielen Jahren schon. Auch der Hübschei ist eine Sonderfigur, den man - vor allem im Winter - auch mal zwei, drei Wochen überhaupt nicht zu sehen braucht und trotzdem ist er immer da, für jeden Scheiß, für jede Idee zu haben, auch wenn er immer mal wieder kein Geld hat mit auf die Piste zu gehen, obwohl er selbst sagt, wie gern er das öfters machen würde. Die für mich tragische Figur in der Entwicklung diesen Jahres ist natürlich Fems. Das Weggehen und zusammen bis in die Morgenstunden Party machen war noch nie ein Fundament unserer Freundschaft und das ist auch wirklich gut so. Ich würde auch nie verlangen oder blöd daherreden, wenn er diesem meinem Beispiel nicht folgt. Tatsache ist trotzdem, dass er sich und - was natürlich zweifellos dem gegenwärtigen Zustand von Anna geschuldet ist - seine Freundin in einer, für meine Begriffe, Welt frei von großen sozialen Kontakten einigelt. Das hat sich in den Jahren zuvor schon angedeutet, doch so "schlimm" wie heuer war es noch nie. Das Problem, das ich damit habe ist, dass ich keinen großen Wert mehr lege auf die Gesellschaften, die in dieser Konstellation überhaupt noch möglich sind. Oder um einmal im Klartext zu sprechen. Pärchenabende werden in dieser Form für mich nicht mehr oder zumindest nur noch selten stattfinden, da ich sie als Zeitverschwendung sehe. Ich mag die Bedon soweit wirklich gerne und auch die Eiskönigin finde ich als Person nicht unangenehm, aber im Endeffekt sind es nicht wirklich MEINE Freunde. Wenn ich Axel so treffe, kann ich als einzelne Person mit ihm eine mordsgaudi haben, aber was habe ich von Gini und Axel? Was habe ich von Bedon und Lukas? Von Woife und Andrea? Wir unterhalten uns lang und breit, wie der altkluge Lukas wieder nervt und mehr weiß von der Welt als Zeus und Allah zusammen? Das ist doch bescheuert! Warum soll ich mir das geben? Davon abgesehen spielt es für mich von der Qualität des Abends keine Rolle, ob wir im Mauracher sitzen, oder im Senses, oder im Papillon oder in der Hundskugel oder bei irgendwem daheim auf der Couch. Die Geschichten von Lukas' starker Blasenbildung bei seiner 5. Pyrenäenüberquerung klingen überall gleich langweilig. Da unterhalte ich mich lieber mitm Lexi in der Villa. Es tut mir ehrlich leid aber es ist so.
Hin und zurück
Ich bin wieder voll im Arbeitsleben angekommen. Nach meinem Urlaub Ende April weiß ich aber, dass ich "meinen" Pohlig wieder verlassen werde. Ich habe dies nach reifer Überlegung beschlossen. Wochen vergehen. Anfang Juni sage ich es meinen Kollegen und der Geschäftsleitung. Was dann passiert ist einfach unglaublich. Quer durch alle möglichen Abteilungen sind die Leute offenbar traurig über diese Neuigkeiten, egal ob Reha oder OT. Ich werde Ende Juni mit einer solchen Herzlichkeit verabschiedet, dass es mir beinahe die Tränen in die Augen treibt. Und doch fühle ich mich so sicher in meiner Entscheidung, dass ich nichts bereue, so sehr ich diesen wilden Haufen auch vermissen werde. Mein Kontakt mit den Leuten bleibt. In diesem Fall ist es tatsächlich mehr als ein dünn dahin gehauchtes Versprechen. Ich bleibe in Kontakt, mit Alwin und Manu sowieso, bin oft und viel unterwegs mit Lena, Evi, Elisa. Weitere trifft man dann unterwegs oder bleibt so in regelmäßigen Kontakt wie mit Katja.
Schon wenige Tage später, am 2.7., ist es soweit. Schon wieder ein erster Tag, schon wieder eine neue Firma. Ich bin frohen Mutes. Zu Beginn ist es natürlich zäh. Der Webshop ist im Aufbau, die Technik stimmt oftmals noch nicht, der Umsatz flaut vor sich hin. Ich lege tausende von Artikel an, drehe hier an einem Rädchen und dort, bisschen Wareneingang, zehn Pakete packen, nachbestellen. So gehen die ersten 1 - 2 Monate rum. So sehr ich das Gefühl habe, dass es schon noch wird, so sehr merke ich an anderer Stelle schon, wie sehr ich meine Arbeit beim Pohlig und vor allem meine Kollegen vermisse, die mich immer wieder auch noch bestärken, doch einfach wieder zurück zu kommen. Ich wische das beiseite. In den nächsten Wochen wird die Arbeit mehr und mehr, die Zeit verrast wie im Flug, ich beginne mich, ab September und Oktober an dieses Tempo zu gewöhnen und denke nicht mehr viel nach über Unstimmigkeiten. Doch langsam merke ich, wie vor allem mein Verhältnis zu meinem weiblichen gegenüber immer schlechter wird. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass sie den ganzen Tag nur dann den Mund aufmacht, wenn sie irgendetwas zu nörgeln hat. Desweiteren geht sie so gut wie nie ans Telefon wenn ich auch im Büro bin, wirft mir ständig Fehler vor und unterstellt bei allen möglichen Ungereimtheiten schon mal prinzipiell mir die Schuld. Am schlimmsten aber ist ihr Ton. Es wird von Tag zu Tag unerträglicher. Jeden Tag wenn ich sie sehe, könnte ich ihr links und rechts schon aus Prinzip ein paar mitgeben. Als wir Mitte Oktober auf einer Arbeitsschutzmesse in Augsburg sind und mir bewusst wird, wie sehr mich diese Arbeitsschuh-Materie nachgerade zu Tode langweilt, läuten bei mir endgültig die Alarmglocken. Noch zwei Wochen warte ich ab, dann überkommt es mich. Ich muss bei Frau Richly bei Pohlig anrufen und fragen, ob ich eine Chance habe zurück zu kommen. Gesagt getan. Nicht einmal weitere zwei Wochen später ist klar, dass ich zurück kommen kann zum 1.1.2013. Ich kann mein Glück kaum fassen. Ich lebte zu der Zeit tatsächlich nur noch fürs Wochenende, doch nun durchströmt mich wieder Energie. Ende November sage ich es meinem Chef, er reagiert sehr verständnisvoll. Die letzte Hürde ist genommen. Mir geht es so gut wie seit Monaten nicht mehr. Zum Ende des Dezembers steht dank Resturlaubs eine arbeitsfreie Zeit von beinahe drei Wochen an. Einen wirklich unschönen Wermutstropfen hat meine Rückkehr zum Pohlig aber. Mein Kollege und Freund Manu hat seinen Vertrag nicht verlängert bekommen. Er läuft zum Ende des Jahres aus. Da ich wieder zurück komme sieht es tatsächlich so aus, als hätte ich ihn - zwar unfreiwillig aber doch - aus der Firma komplementiert. Was mit ihm passiert wäre, hätte ich mich nicht gemeldet, wird wohl niemand mehr beantworten können. Wichtig ist, dass ich mich mit ihm ausgesprochen habe und er mir keinen Vorwurf macht. Ob das andere auch so sehen weiß ich nicht. Es wird sich zeigen. Schon bald!
The Rest?
Wie man unschwer erkennen kann, wurde mein Leben in diesem Jahr ganz besonders durch Menschen geprägt und nicht so sehr wie in früheren Jahren durch meine Hobbys oder durch Medien. Nichtsdestotrotz bin ich diesen Wurzeln, von denen ich immer wieder sagen muss, dass sie mich zu dem machen was ich bin, natürlich immer noch treu. Hier im Einzelnen erwähnt:
- FC Bayern: -.- (was wissen 60er Fans schon von wirklichen Qualen?)
- mein Film des Jahres: The Descendants:...schafft das bemerkenswerte Kunststück, einen beinahe fließend in einem Moment zum Lachen zu bringen und schon im nächsten wieder zu Tränen zu rühren. Auch oder gerade weil die tragikomische Geschichte gar nicht besonders originell ist, fühlt man sich von der ersten Sekunde an in ihren Bann gezogen. Angeführt von einem einmal mehr fantastischen George Clooney überzeugt die komplette Darstellerriege bis in die kleinsten Nebenrollen. Die Charakterzeichnung aller wichtigen Figuren ist durchwegs glaubhaft, die Emotionen sehr intensiv, der Humor kommt weiß Gott nicht zu kurz, die Musik passt wie die Faust aufs Auge und wer angesichts der wunderschönen hawaiianischen Landschaftsbilder nicht am liebsten sofort in den nächsten Flieger hüpfen würde, hat wohl weder einen Sinn für die Schönheit der Natur, noch für Filme dieser Machart. Negative Kritik? Fehlanzeige.
- mein Buch des Jahres: Das Lied von Eis und Feuer (Band 1 - 4): Danke Fems, dass du mich dazu gebraucht hast, dieses Fantasy-Meisterwerk zu beginnen. Auch wenn ich recht langsam lese, so bin ich doch schon süchtig danach
- mein Spiel des Jahres: The Legend of Zelda: Skyward Sword: was war ich am Anfang skeptisch ob des seltsamen Grafikstils irgendwo zwischen Wind Waker und Twilight Princess. Ehrlich muss ich zugeben, die ersten Bilder gefielen mir überhaupt nicht und es dauerte auch eine Zeit, bis ich mich durch die ersten Spielstunden gekämpft habe, doch dann schlug das Spiel zu und zwar im ganz großen Stil. Die schöne, helle Welt ist eine wunderbare Abwechslung zu der sehr düsteren von Twilight Princess, die Dungeons sind wieder spitze, das Design großartig und die Himmeloberwelt so wunderbar heimelig, dass man immer wieder mit Freude zurückkehrt. Ich habe es kaum für möglich gehalten aber mit Skyward Sword ist Miyamoto erneut der ganz große Wurf gelungen. Ist es vielleicht sogar das beste Zelda aller Zeiten? Ich schäme mich nicht, darüber nachzudenken.
Das Jahr ist fast beendet. Was für ein Jahr war 2012? Ich finde ein großartiges. Ich hoffe, es läuft weiter so. Ein Jahr zuvor noch hätte ich das nicht für möglich gehalten.
Freitag, Dezember 21, 2012
Mittwoch, Oktober 17, 2012
# 8: Discworld
Die Geschichte um Discworld ist gleichermaßen die meines unverrückbaren Vertrauens in die „Video Games“ als auch die einer ganz besonderen Memory Card. Doch beginnen wir im Herbst des Jahres 1996.
Nachdem ich kurz vor Schulbeginn nach langem Zureden (ausschlaggebend war wohl letzlich mein „sie ist ja auch noch ein CD-Player - Argument) doch noch mein Sparbuch plündern und mir eine PSX kaufen durfte war ich so selig, wie ein 15jähriger, der sich für das andere Geschlecht nicht besonders interessierte, nur sein kann. Wochenlang spielte ich mir mit „Ridge Racer Revolution“ meine Finger wund, dank Rene Adler kam ich auch noch in den Genuss des originären „Ridge Racer“, „Mario Andretti Racing“ „Need for Speed“ und „Twisted Metal“, wenngleich ich dies zeitlich nicht mehr genau einzuordnen vermag. Ich zockte, wann immer ich Gelegenheit dazu hatte. Allerdings war mir dann irgendwann klar, dass ich auch meine eigene Spielesammlung erweitern wollte. Und was wäre als Anreiz dafür besser geeignet, als in der Video Games nach einem Spiel mit einer „90er“ Wertung zu suchen. Richtig! Nichts! Es dauerte nicht lange, da fand ich es auch schon: Discworld!
Im Test war von überragender Sprachausgabe und einem fantastischen Witz die Rede. Außerdem wollte ich immer schon mal ein Grafik – Adventure spielen. Ich kratzte sodann mein Taschengeld zusammen, fuhr zum Spielwaren Moser und kaufte es mir. Ich weiß noch, es war ein Sonntagmorgen. Noch vor dem Frühstück stand ich früh auf, legte die pechschwarze Disc in sein graues Mutterschiff und ab ging die Post....so dachte ich.
Nach einem ca. halbstündigen Vorspann fand ich mich endlich in Rincewinds Zimmer wieder und hatte nun Kontrolle über ihn. Sein Begleiter „Truhe“ befand sich schlafend auf dem Schrank und war nicht wach zu kriegen. Ich verließ also das Zimmer, klickte mich in der Akademie der magischen Künste von einem Raum, von einem Dialog zum nächsten, fand in einer Abstellkammer einen Besen und ging mangels weiterer Schlüsselszenen wieder zurück in mein Zimmer. Ich versuchte mehr aus Interesse mit dem Besen und „Truhe“ zu interagieren und prompt wurde er damit durch mehrfaches Klopfen aufgeweckt. Juhu, ich hatte soeben mein erstes Rätsel gelöst. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass es auch das letzte gewesen sein sollte. Ich zog weiter durch die Hallen, ging raus in den Garten, war von der bildhübschen Grafik und der Atmosphäre entzückt und versuchte, weiter zu kommen. Es sollte beim Versuch bleiben. Egal was ich auch anstellte, ich schaffte es nicht, das Akademiegelände zu verlassen. Erster Frust kam auf. Nach mehreren Stunden gab ich auf und schaltete das Gerät ab. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Besitz einer Memory Card...
Mir wurde sehr schnell klar, dass ich ohne eine solche dieses Spiel nicht wieder zu beginnen brauchte, also führte mich mein Weg erneut nach Traunstein und zwar in einen ganz speziellen Videospielladen, bei dem ich mich für diesen Kauf am rechten Ort wähnte, den „Space Invader“ in der (mittlerweile) Rosenheimer Straße. Obwohl ich den Laden selbstredend unheimlich geil fand, so traute ich mich trotzdem nicht so gern hinein, da es vor „coolen“ Typen, die einem Pimpf wie mich nur schräg anschauen konnten, dort meist nur so wimmelte. In diesem Fall machte ich aber natürlich eine Ausnahme, denn eine Memory Card musste her. Hinein in den Laden, ein paar Mark über den Ladentisch und das kleine graue Ding war mein. Als ich daheim war steckte ich sie siegesgewiss in den dafür vorgesehenen Port über dem Controller und wollte sogleich Discworld damit starten, doch dann geschah etwas unvorhergesehenes. Das Spiel war plötzlich nicht mehr zu steuern, der Bildschirm flackerte und das Steuerkreuz reagierte nicht mehr richtig. Nachdem ich unter anderem feststellte, dass dies bei Ridge Racer Revolution auch nicht anders war, kam ich zu dem Schluss, dass es wohl an der Memcard liegen musste. Wütend versuchte ich sie an Port Nr. 2 und siehe da, plötzlich war wieder alles in Ordnung. Mit düsterer Miene aber zumindest zwischenzeitlich zufrieden gestellt machte ich mich wieder an Discworld heran, dieses mal allerdings mit einem kleinen Helferlein, nämlich dem Cheats-Teil einer etwas älteren Video Games – Ausgabe, die mir haarklein beschrieb, mit welchem Schritt die Rätsel zu lösen seien. So machte ich mich also an, ein Grafik-Adventure auf eine Art zu spielen, dass sich Ron Gilbert – angenommen er wäre schon dahingeschieden – im Grabe drehen würde. Ein Rätsel nach dem anderen klapperte ich Stück für Stück ab, erfreute mich an den schönen Zeichnungen, den witzigen Dialogen und glaubte, dass Spiel zu verstehen. Nach etwa 2 bis 3 Stunden Spielzeit war der erste Akt abgeschlossen und ich speicherte das Spiel. Ganze 8 der vorhandenen 15 Blöcke belegte das Spiel auf der Memcard doch immerhin konnte ich mir nun eine wohlverdiente Pause gönnen. Ein paar Tage später, vom Mittagessen gestärkt und erneut mit der den Discworld-Rätseln gnadenlos umgehenden Video Games bewaffnet, sollte mindestens Akt 2 überwunden werden. Ich startete das Spiel, ladete die Daten von der Speicherkarte und......nichts. Wie? Nochmal! Doch wieder das selbe Ergebnis. Mit dem schlimmsten rechnend überprüfte ich die Daten auf der Karte und tatsächlich: Keine belegten Blöcke vorhanden. Mein darauf folgender Urschrei weckte wohl sämtliche Nachbarn aus ihren unverdienten Mittagsschläfchen und übertraf in der Lautstärke wohl noch jenen von einem halben Jahr zuvor, der mir ob einer Niederlage beim Super Street Fighter 2 Turnier mit der Verwandtschaft entfuhr, welcher mir sowohl die Mißgunst meiner Mutter als auch ein defektes Super Nintendo Ascii Pad einbrachte, welches ich im Zuge dessen wutentbrannt auf die Bettkannte schmetterte (gezielt habe ich auf den Kopf von meinem Cousin). Mit einer konservierten Zornesröte im Gesicht betrat ich – dieses mal ohne Bedenken etwaige abschätzige Blicke der „Coolen“ auf mich zu ziehen – erneut den Space Invader und konfrontierte den Ladenbesitzer Olli mit meinem schrecklichen Schicksal und meiner Reklamation. Olli, mehr am Verzehr seiner beiden Salamisemmeln interessiert als an meiner herzergreifenden Geschichte, war dann immerhin so entgegenkommend, die Karte zurück zu nehmen, sich darum zu kümmern und mir dann Bescheid zu geben, wenn ihre Funktionstüchtigkeit wieder hergestellt war. Es ist wohl kaum überraschend zu erwähnen, dass es mehreren Nachfragens bedurfte, bis ich sie wieder zurück bekam. Genüsslich wie immer auf seiner Semmel kauend versicherte er mir, die Karte überprüft zu haben und dass sie nun sicher funktionieren würde. Auch wenn mir der Anblick seiner dickleibigen Gestalt kaum mehr so wie früher Freude bereitete, so hatte ich zumindest nach wie vor ein Vertrauen in seine Kompetenz und ging, trotz meiner vorhergegangenen Enttäuschungen, frohgemut nach Hause um mich erneut Rincewinds Abenteuer zu stellen. Rein mit der Memory Card, Spiel gestartet und.....wieder ging das Geflacker los. Außer mir vor Wut steckte ich das Gerät erneut in Port 2 und wieder funktionierte es dort zumindest dergestalt, dass das Geflacker aufhörte. Um nicht erneut in die Verlegenheit zu kommen, nach mehreren Spielstunden um die Früchte meiner Arbeit (ja, so emfand ich den Konsum von Discworld mittlerweile) gebracht zu werden, testete ich die Funktionalität der Memory Card zuerst mehrere male aus und jedes mal wieder waren die 8 Blöcke auf der Karte genauso vorhanden wie sie es sollten. Bei meinen Freunden, allen voran von Fems, musste ich mir schon Spott gefallen lassen, warum ich schon wieder zu diesem Trottel gegangen war und mir nicht eine normale Sony – Memorycard gekauft hätte. Ja, ich gestehe: zu diesem Zeitpunkt war es mir allenfalls peripher aufgefallen, dass es sich nicht um eine Karte von Sony sondern um eine von der Firma „Dataflash“ handelte. Fems Spruch war damals immer „braver junge Bremswind“, der ganz am Anfang vom Spiel vom Leiter der Universität gesagt wird und da er dies zwangsläufig wegen der Speicherproblematik öfter hören musste, blieb ihm das im Gedächtnis haften – bis heute übrigens! Zurück zu Discworld.
Nachdem ich mich zu vergewissern geglaubt hatte, dass die Karte – mehr schlecht als recht zwar, aber immerhin – ihre Arbeit verrichtete, machte ich mich erneut an, das erste Kapitel zu beenden und das Spiel zu speichern. Ein paar Tage später – ihr ahnt es schon – war ich, vom in Rage sein zwischenzeitlich ermüdet, den Tränen nahe, denn, wie hätte es auch anders sein können, waren die Daten erneut wie von Zauberhand verschwunden. Fürs erste war nun Schluss, ich hatte genug von Rincewind, Discworld, Terry Pratchett, der dämlichen Synchronstimme von Tom Hanks im Spiel und vor allem von dieser vermaledeiten Dataflash Memory Card. Einige Wochen vergingen und mein Zorn verschwand allmählich wieder. Zurück zum Wurstsemmelzermalmer wollte ich genau so wenig, wie mir eine anständige Memory Card kaufen, denn bei sage und schreibe 25 D-Mark Taschengeld im Monat!!! überlegt man es sich zwei mal, wofür man sein Erspartes ausgibt. Da ich der Scheibenwelt den Sieg in diesem Machtspiel partout nicht gönnen wollte blieb mir folgerichtig nur eine Lösung übrig: Ich musste es in einem Aufwasch erledigen. Es war ein Mittwoch oder ein Donnerstag während der normalen Schulzeit, an dem wir keine Hausaufgabe auf hatten; da knöpfte ich mir dieses Spiel, das zweifelsfrei einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war, vor. Unbarmherzig kämpfte ich ein Kapitel nach dem anderen nieder. Missachtete Hungergefühl, das Kopfschütteln meiner Mutter und allen voran die stetig wachsende Unlust bis ich endlich – ENDLICH! - nach wohl so um die 8 Stunden den Abspann bewundern durfte. Ein Spaß war das nicht, soviel kann ich jedem sagen. Wie diese Geschichte für jemanden klingen mag, der keinen Bezug zu Videospielen hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Damals hatte ich, einige werden es verstehen, schlichtweg keine andere Wahl.
Die Scheibenwelt war vom Drachen gerettet und ich konnte wieder ruhig schlafen. Mein blindes Vertrauen in die Wertungen der Video Games war von nun an allerdings dahin. Sollte dies die Moral der Geschichte sein, so hatte es schließlich doch etwas Gutes.
Nachtrag:
Zu Allerheiligen (für alle Atheisten und evangelischen Heiden: der 1. November) 2010 kam Fems auf die Idee, doch mal wieder Discworld aus dem Regal zu holen. Etwas skeptisch war ich schon, aber gegen aufkeimende Nostalgie war noch selten ein Zockerkraut gewachsen. Nachdem die „Gräberrally“ erledigt war lief ich mit der guten alten Video Games aus dem Jahre 1996 im Gepäck sodenn im Hause Fems ein, wobei dieser aber der Meinung war, es wäre Zeit, das Spiel auf die ursprünglich angedachte Weise zu spielen und von einer solch frefelhaften Lösungshilfe Abstand zu nehmen. So fingen wir also an....und beendeten das Experiment einvernehmlich wieder nach wohl nicht einmal 2 Stunden. So ist das meist mit nostalgischen Erinnerungen. In den meisten Fällen sind sie dort, in den Niederungen des Bewusstseins, gut aufgehoben und sollten auch gut und gerne dort verweilen.
Nachdem ich kurz vor Schulbeginn nach langem Zureden (ausschlaggebend war wohl letzlich mein „sie ist ja auch noch ein CD-Player - Argument) doch noch mein Sparbuch plündern und mir eine PSX kaufen durfte war ich so selig, wie ein 15jähriger, der sich für das andere Geschlecht nicht besonders interessierte, nur sein kann. Wochenlang spielte ich mir mit „Ridge Racer Revolution“ meine Finger wund, dank Rene Adler kam ich auch noch in den Genuss des originären „Ridge Racer“, „Mario Andretti Racing“ „Need for Speed“ und „Twisted Metal“, wenngleich ich dies zeitlich nicht mehr genau einzuordnen vermag. Ich zockte, wann immer ich Gelegenheit dazu hatte. Allerdings war mir dann irgendwann klar, dass ich auch meine eigene Spielesammlung erweitern wollte. Und was wäre als Anreiz dafür besser geeignet, als in der Video Games nach einem Spiel mit einer „90er“ Wertung zu suchen. Richtig! Nichts! Es dauerte nicht lange, da fand ich es auch schon: Discworld!
Im Test war von überragender Sprachausgabe und einem fantastischen Witz die Rede. Außerdem wollte ich immer schon mal ein Grafik – Adventure spielen. Ich kratzte sodann mein Taschengeld zusammen, fuhr zum Spielwaren Moser und kaufte es mir. Ich weiß noch, es war ein Sonntagmorgen. Noch vor dem Frühstück stand ich früh auf, legte die pechschwarze Disc in sein graues Mutterschiff und ab ging die Post....so dachte ich.
Nach einem ca. halbstündigen Vorspann fand ich mich endlich in Rincewinds Zimmer wieder und hatte nun Kontrolle über ihn. Sein Begleiter „Truhe“ befand sich schlafend auf dem Schrank und war nicht wach zu kriegen. Ich verließ also das Zimmer, klickte mich in der Akademie der magischen Künste von einem Raum, von einem Dialog zum nächsten, fand in einer Abstellkammer einen Besen und ging mangels weiterer Schlüsselszenen wieder zurück in mein Zimmer. Ich versuchte mehr aus Interesse mit dem Besen und „Truhe“ zu interagieren und prompt wurde er damit durch mehrfaches Klopfen aufgeweckt. Juhu, ich hatte soeben mein erstes Rätsel gelöst. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass es auch das letzte gewesen sein sollte. Ich zog weiter durch die Hallen, ging raus in den Garten, war von der bildhübschen Grafik und der Atmosphäre entzückt und versuchte, weiter zu kommen. Es sollte beim Versuch bleiben. Egal was ich auch anstellte, ich schaffte es nicht, das Akademiegelände zu verlassen. Erster Frust kam auf. Nach mehreren Stunden gab ich auf und schaltete das Gerät ab. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Besitz einer Memory Card...
Mir wurde sehr schnell klar, dass ich ohne eine solche dieses Spiel nicht wieder zu beginnen brauchte, also führte mich mein Weg erneut nach Traunstein und zwar in einen ganz speziellen Videospielladen, bei dem ich mich für diesen Kauf am rechten Ort wähnte, den „Space Invader“ in der (mittlerweile) Rosenheimer Straße. Obwohl ich den Laden selbstredend unheimlich geil fand, so traute ich mich trotzdem nicht so gern hinein, da es vor „coolen“ Typen, die einem Pimpf wie mich nur schräg anschauen konnten, dort meist nur so wimmelte. In diesem Fall machte ich aber natürlich eine Ausnahme, denn eine Memory Card musste her. Hinein in den Laden, ein paar Mark über den Ladentisch und das kleine graue Ding war mein. Als ich daheim war steckte ich sie siegesgewiss in den dafür vorgesehenen Port über dem Controller und wollte sogleich Discworld damit starten, doch dann geschah etwas unvorhergesehenes. Das Spiel war plötzlich nicht mehr zu steuern, der Bildschirm flackerte und das Steuerkreuz reagierte nicht mehr richtig. Nachdem ich unter anderem feststellte, dass dies bei Ridge Racer Revolution auch nicht anders war, kam ich zu dem Schluss, dass es wohl an der Memcard liegen musste. Wütend versuchte ich sie an Port Nr. 2 und siehe da, plötzlich war wieder alles in Ordnung. Mit düsterer Miene aber zumindest zwischenzeitlich zufrieden gestellt machte ich mich wieder an Discworld heran, dieses mal allerdings mit einem kleinen Helferlein, nämlich dem Cheats-Teil einer etwas älteren Video Games – Ausgabe, die mir haarklein beschrieb, mit welchem Schritt die Rätsel zu lösen seien. So machte ich mich also an, ein Grafik-Adventure auf eine Art zu spielen, dass sich Ron Gilbert – angenommen er wäre schon dahingeschieden – im Grabe drehen würde. Ein Rätsel nach dem anderen klapperte ich Stück für Stück ab, erfreute mich an den schönen Zeichnungen, den witzigen Dialogen und glaubte, dass Spiel zu verstehen. Nach etwa 2 bis 3 Stunden Spielzeit war der erste Akt abgeschlossen und ich speicherte das Spiel. Ganze 8 der vorhandenen 15 Blöcke belegte das Spiel auf der Memcard doch immerhin konnte ich mir nun eine wohlverdiente Pause gönnen. Ein paar Tage später, vom Mittagessen gestärkt und erneut mit der den Discworld-Rätseln gnadenlos umgehenden Video Games bewaffnet, sollte mindestens Akt 2 überwunden werden. Ich startete das Spiel, ladete die Daten von der Speicherkarte und......nichts. Wie? Nochmal! Doch wieder das selbe Ergebnis. Mit dem schlimmsten rechnend überprüfte ich die Daten auf der Karte und tatsächlich: Keine belegten Blöcke vorhanden. Mein darauf folgender Urschrei weckte wohl sämtliche Nachbarn aus ihren unverdienten Mittagsschläfchen und übertraf in der Lautstärke wohl noch jenen von einem halben Jahr zuvor, der mir ob einer Niederlage beim Super Street Fighter 2 Turnier mit der Verwandtschaft entfuhr, welcher mir sowohl die Mißgunst meiner Mutter als auch ein defektes Super Nintendo Ascii Pad einbrachte, welches ich im Zuge dessen wutentbrannt auf die Bettkannte schmetterte (gezielt habe ich auf den Kopf von meinem Cousin). Mit einer konservierten Zornesröte im Gesicht betrat ich – dieses mal ohne Bedenken etwaige abschätzige Blicke der „Coolen“ auf mich zu ziehen – erneut den Space Invader und konfrontierte den Ladenbesitzer Olli mit meinem schrecklichen Schicksal und meiner Reklamation. Olli, mehr am Verzehr seiner beiden Salamisemmeln interessiert als an meiner herzergreifenden Geschichte, war dann immerhin so entgegenkommend, die Karte zurück zu nehmen, sich darum zu kümmern und mir dann Bescheid zu geben, wenn ihre Funktionstüchtigkeit wieder hergestellt war. Es ist wohl kaum überraschend zu erwähnen, dass es mehreren Nachfragens bedurfte, bis ich sie wieder zurück bekam. Genüsslich wie immer auf seiner Semmel kauend versicherte er mir, die Karte überprüft zu haben und dass sie nun sicher funktionieren würde. Auch wenn mir der Anblick seiner dickleibigen Gestalt kaum mehr so wie früher Freude bereitete, so hatte ich zumindest nach wie vor ein Vertrauen in seine Kompetenz und ging, trotz meiner vorhergegangenen Enttäuschungen, frohgemut nach Hause um mich erneut Rincewinds Abenteuer zu stellen. Rein mit der Memory Card, Spiel gestartet und.....wieder ging das Geflacker los. Außer mir vor Wut steckte ich das Gerät erneut in Port 2 und wieder funktionierte es dort zumindest dergestalt, dass das Geflacker aufhörte. Um nicht erneut in die Verlegenheit zu kommen, nach mehreren Spielstunden um die Früchte meiner Arbeit (ja, so emfand ich den Konsum von Discworld mittlerweile) gebracht zu werden, testete ich die Funktionalität der Memory Card zuerst mehrere male aus und jedes mal wieder waren die 8 Blöcke auf der Karte genauso vorhanden wie sie es sollten. Bei meinen Freunden, allen voran von Fems, musste ich mir schon Spott gefallen lassen, warum ich schon wieder zu diesem Trottel gegangen war und mir nicht eine normale Sony – Memorycard gekauft hätte. Ja, ich gestehe: zu diesem Zeitpunkt war es mir allenfalls peripher aufgefallen, dass es sich nicht um eine Karte von Sony sondern um eine von der Firma „Dataflash“ handelte. Fems Spruch war damals immer „braver junge Bremswind“, der ganz am Anfang vom Spiel vom Leiter der Universität gesagt wird und da er dies zwangsläufig wegen der Speicherproblematik öfter hören musste, blieb ihm das im Gedächtnis haften – bis heute übrigens! Zurück zu Discworld.
Nachdem ich mich zu vergewissern geglaubt hatte, dass die Karte – mehr schlecht als recht zwar, aber immerhin – ihre Arbeit verrichtete, machte ich mich erneut an, das erste Kapitel zu beenden und das Spiel zu speichern. Ein paar Tage später – ihr ahnt es schon – war ich, vom in Rage sein zwischenzeitlich ermüdet, den Tränen nahe, denn, wie hätte es auch anders sein können, waren die Daten erneut wie von Zauberhand verschwunden. Fürs erste war nun Schluss, ich hatte genug von Rincewind, Discworld, Terry Pratchett, der dämlichen Synchronstimme von Tom Hanks im Spiel und vor allem von dieser vermaledeiten Dataflash Memory Card. Einige Wochen vergingen und mein Zorn verschwand allmählich wieder. Zurück zum Wurstsemmelzermalmer wollte ich genau so wenig, wie mir eine anständige Memory Card kaufen, denn bei sage und schreibe 25 D-Mark Taschengeld im Monat!!! überlegt man es sich zwei mal, wofür man sein Erspartes ausgibt. Da ich der Scheibenwelt den Sieg in diesem Machtspiel partout nicht gönnen wollte blieb mir folgerichtig nur eine Lösung übrig: Ich musste es in einem Aufwasch erledigen. Es war ein Mittwoch oder ein Donnerstag während der normalen Schulzeit, an dem wir keine Hausaufgabe auf hatten; da knöpfte ich mir dieses Spiel, das zweifelsfrei einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war, vor. Unbarmherzig kämpfte ich ein Kapitel nach dem anderen nieder. Missachtete Hungergefühl, das Kopfschütteln meiner Mutter und allen voran die stetig wachsende Unlust bis ich endlich – ENDLICH! - nach wohl so um die 8 Stunden den Abspann bewundern durfte. Ein Spaß war das nicht, soviel kann ich jedem sagen. Wie diese Geschichte für jemanden klingen mag, der keinen Bezug zu Videospielen hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Damals hatte ich, einige werden es verstehen, schlichtweg keine andere Wahl.
Die Scheibenwelt war vom Drachen gerettet und ich konnte wieder ruhig schlafen. Mein blindes Vertrauen in die Wertungen der Video Games war von nun an allerdings dahin. Sollte dies die Moral der Geschichte sein, so hatte es schließlich doch etwas Gutes.
Nachtrag:
Zu Allerheiligen (für alle Atheisten und evangelischen Heiden: der 1. November) 2010 kam Fems auf die Idee, doch mal wieder Discworld aus dem Regal zu holen. Etwas skeptisch war ich schon, aber gegen aufkeimende Nostalgie war noch selten ein Zockerkraut gewachsen. Nachdem die „Gräberrally“ erledigt war lief ich mit der guten alten Video Games aus dem Jahre 1996 im Gepäck sodenn im Hause Fems ein, wobei dieser aber der Meinung war, es wäre Zeit, das Spiel auf die ursprünglich angedachte Weise zu spielen und von einer solch frefelhaften Lösungshilfe Abstand zu nehmen. So fingen wir also an....und beendeten das Experiment einvernehmlich wieder nach wohl nicht einmal 2 Stunden. So ist das meist mit nostalgischen Erinnerungen. In den meisten Fällen sind sie dort, in den Niederungen des Bewusstseins, gut aufgehoben und sollten auch gut und gerne dort verweilen.
Mittwoch, September 12, 2012
# 7: Super Mario Galaxy
Es gibt Spiele, die ich im Laufe meines Lebens gespielt habe, die bedeuten einem mehr als bloße Unterhaltung für den Moment. Ganz besonders fallen mir da natürlich Rollenspiele vom Schlage eines Final Fantasy VII ein, die meine ganze Haltung zu dem Hobby als solches grundlegend verändert haben. Dann gibt es solche Spiele, die eine andere Richtung gehen, solche, die so unterhaltend sind, dass es gar keine besondere Story im Spiel braucht um mich zu fesseln, solche von so großer Qualität, dass sie es sogar schaffen, mich über eine schreckliche Zeit zu retten. So wie damals im Dezember 2007.
Nintendos Wii war zu dieser Zeit ein Jahr lang schon in Europa auf dem Markt aber abgesehen davon, dass ich längst nicht mehr das Gefühl hatte, alle neuen Konsolen zum Verkaufsstart schon haben zu müssen, konnte ich mich nicht so recht für das Gerät begeistern. Zu sehr war ich immer noch ein wenig darüber enttäuscht, dass die "Revolution" lediglich das Eingabegerät betraf, wenngleich man natürlich schon einräumen muss, dass meine Erwartungen (naja, zumindest technische Augenhöhe mit der Konkurrenz hatte ich mir erhofft) völlig irrational waren. Einige Zeit vor der Bekanntgabe des "Wii-Mote" - Konzepts sauste ein Video durchs Internet, dass einen Art Virtual-Reality Helm darstellte, mehr oder weniger der unerfüllte Traum eines jeden passionierten Videospielers. Von der Tatsache abgesehen, dass solche Vorstellungen fernab jeder Realität waren, war ich doch zumindest ein wenig ernüchtert, als es sich dann letztlich "nur" um eine neue Art der Eingabemöglichkeit handelte. Ein Jahr nun schon fuchtelte(n) der Fems (und fast schon zwangsläufig auch wir) bei diversen Wii-Sports Events die Controller herum und viele - wie wir heute wissen eine unglaubliche Masse an Menschen - waren hellauf begeistert von dem Konzept. Bei mir jedoch sprang der Funke nicht über. Für mich steht und fällt der Wert einer Videospielkonsole nach wie vor mit der Qualität von Single-Player Games, Wii-Mote hin, Nunchuck her. Und es sollte ein Jahr vergehen, bis ich dieses Spiel finden würde und - bei Gott - es hat eigentlich mich gefunden.
In der Arbeit bei cosmo sollte im Dezember 2007 die schlimmste Zeit meiner dortigen Tätigkeit beginnen und ein halbes Jahr andauern. Mir wurde von meiner Kollegin eröffnet, dass sie ihren Job hinwerfen würde und dass ich fortan die komplette Logistik allein zu regeln hätte, von meiner ganz normalen Arbeit, die damals auch nicht ganz wenig war, einmal völlig abgesehen. Ich hatte in dieser Firma schon so einiges erlebt, aber was da auf mich zu kam, war mehr als ich bereit war zu ertragen. Jeder Tag war schlimmer als der vorherige, das Carlsberg Projekt war mir völlig aus dem nichts in den Schoß gefallen und ich musste es irgendwie bewältigen. Es waren nicht wenige Nächte mit kaum einem Schlaf ehe ich mich halbwegs mit meiner neuen Situation arrangiert hatte.
Und da ich zu der Zeit auch privat nicht viel hatte, worüber ich mich freuen konnte brauchte ich sehnlichst irgend etwas, womit ich meiner wenigen Freizeit mehr Qualität verleihen konnte. Dies geschah damit, dass ich mir Super Mario Galaxy und damit einhergend natürlich eine Wii kaufte.
Ich spielte am ersten Abend lediglich den Prolog und das erste Level der ersten Galaxie und ich konnte da schon kaum fassen, wie gut das Spiel war. Allein dieses besagte erst Level zeigte ich vielen Leuten nur damit sie eine Ahnung davon bekommen, wie grandios das Spiel ist (ähnlich wie 1999 bei Sonic Adventure, aber das wird womöglich ein andermal erzählt). Ich hatte eine kindliche Freude an der Erkundung jedes neuen Levels, die mir in vielen Jahren Indoktrinie sogenannter "Erwachsenenspiele" fast schon verloren schien. Über viele Wochen hinweg hatte ich nun etwas gefunden, auf das ich mich schon am Morgen in der hässlichen Arbeit freuen konnte und es sollte mir diese schwere Zeit nicht nur erträglicher machen sondern aus heutiger Sicht sogar dafür sorgen, dass ich mit seligem Grinsen daran zurück denke. In einem Level hing man sich von unten an Pusteblumen und konnte damit drei mal einen Windstoß aktivieren um längere Strecken zu segeln. Ich kann mich erinnern, dass ich ob der Genialität des Leveldesigns auf Pause drückte um mich kopfschüttelnd an dieser zu erfreuen.
Fems würde an dieser Stelle anmerken, ich hätte das Spiel praktisch nicht gespielt, da ich mir nicht alle 300 Milliarden Sterne geholt habe aber darum ging es mir nie. Freilich ist es ein erhabenes Gefühl, im Schweiße des Angesichts nach langer Übung einen Stern zu ergattern aber für mich sollte dieses Spiel nie eine Qual sein, was es zwangsläufig auf den höchsten Schwierigkeitsstufen wird. Quälerei ist das letzte, was ich mit diesem weiteren Meisterwerk Miyamotos' in Verbindung bringen möchte.
Samstag, Februar 18, 2012
Das alles, und noch viel mehr
Es ist vollbracht!
Nach einer monatelangen Hängepartie hat unser (mittlerweile schon ehemaliger) Bundespräsident Christian Wulff die Reißleine gezogen und sich dem immer stärker werdenden öffentlichen Druck gebeugt. Man mag über die Art und Weise, wie dies in den letzten Wochen zustande kam geteilter Meinung sein, letzten Endes war dieser Schritt aber eigentlich spätestens nach seinem Anruf beim Chefredakteur im Hauptstadtbüro der Bild-Zeitung nicht mehr zu vermeiden.
Land der Neider?
Die Deutschen stehen in dem Ruf, grundsätzlich einmal demjenigen der mehr hat oder mehr bekommt als man selbst, diesem jenes zu neiden oder es ihm zumindest nicht zu gönnen. Schaut man sich die Informationen an, die in den letzten Wochen ans Licht der Öffentlichkeit traten, war für diesen Präsidenten für ein so gestricktes Deutsches Volk schlichtweg kein Platz mehr. Darlehen an der Grenze der Legalität, verdächtige Mauscheleien mit niedersachsens Unternehmerelite, Urlaub für Lau und dankbar entgegen genommenes Flug-upgrading. Mögen einzelne Bestandteile der oftmals noch nicht einmal bewiesenen Vorwürfe auch als beinahe lächerlich erscheinen, so ist es die schiere Summe der moralisch fragwürdigen Entscheidungen, die den Rücktritt Wulffs unausweiglich machten.
Freilich ist es wahr, dass in anderen Ländern, und seien es auch unsere unmittelbaren europäischen Nachbarn, die oben genannten Verfehlungen von der dort lebenden Bevölkerung kaum Beachtung finden würden. Sieht man sich an, was der vergleichsweise weit mächtigere italienische Ex-Regierungschef Berlusconi jahrelang im wahrsten Sinne des Wortes getrieben hat oder wie Gerüchten zufolge ein Sarkozy mit seinen Kritikern umgeht fragt man sich schon, warum ein vergleichsweise immer noch integerer Saubermann wie Wulff nach nicht einmal zweijähriger Amtszeit das Handtuch werfen muss. Es aber ausschließlich an der fehlenden Generösität der Deutschen festzumachen ist deutlich zu kurzsichtig. Ebenso die reflexhafte Haltung, er sei einer zielgerichteten medialen Demontage zum Opfer gefallen. Spätestens nach dem Bild-Skandal hatte er kaum mehr ein Anrecht darauf, so zu argumentieren, zumal er in den Jahren zuvor vor allem von der Bild nachgerade und gewiss nicht zu seinem Missfallen hofiert wurde wie kaum ein Politiker vor ihm.
Die Bürde des Amtes
Das Amt des Bundespräsidenten ist ein schönes. Sozusagen eigentlich ein Wohlfühlamt, ähnlich dem des Außenministers, sieht man von den Beliebtheitswerten des kauzigen Westerwelles einmal ab. Es steht abseits der schmutzigen Tagespolitik. Abseits von parteilicher Taktik und kaltem Kalkül schwingt der Bundespräsident moralische Reden, die das Volk geflissentlich Nicken oder im günstigsten Fall das Herz bluten lassen. Abgesehen davon ist der Bundespräsident faktisch natürlich machtlos und hat praktisch nicht viel mehr politischen Einfluss als ein Postbeamter in Bitterfeld. In der Vergangenheit sind kaum wirklich wertvolle Erinnerungen an die bisherigen Präsidenten im Gedächtnis haften geblieben. Am ehesten erinnert man sich noch an Kuriositäten wie Heinrich Lübkes Aussetzer oder Walter Scheels fragwürdiges Gesangstalent. Wirklich erinnerungsträchtige Reden wie die von Richard von Weizsäcker vom 8. Mai 1985 oder Roman Herzogs berühmte "Ruckrede" sind da schon die Ausnahme. Hat sich der Bundespräsident mit dieser Tatsache abgefunden, stünde ihm eigentlich ein schönes Leben mit einem ordentlichen Salär auch nach der Amtszeit und darüber hinaus noch ein Platz in den Geschichtsbüchern zu.
Damit einher geht aber auch die Erwartung vom Volk, dass sich der Präsident ohne Fehl und Tadel verhalten soll. Sieht man sich gerade die letzten vier Bundespräsidenten an waren dies parteiübergreifend hochangesehene Staatsmänner, denen nicht auch nur der Anschein einer fragwürdigen persönlichen Vorteilsnahme anhaftete. Diesem hohen moralischen Standard konnte Wulff vor allem nach der Summe der Skandälchen zuletzt beim besten Willen nicht mehr gerecht werden, erst recht nach seiner peinlichen Verteidigungsstrategie, die ihn zuvorderst als Opfer einer Hetzkampagne sah, während das Eingestehen der Fehler stets nur kleinlaut vonstatten ging.
Wie wird man König von Deutschland?
Dem Grundgesetz zufolge wird nun in 30 Tagen die nun bereits dritte Bundesversammlung in den letzten vier Jahren einberufen und mit etwas Glück finden wir dieses mal einen Kandidaten, der sein Amt zumindest einmal in den nächsten fünf Jahren so ausführt, wie man es von einem bundesdeutschen Präsidenten erwarten kann: weltmännisch und weise zur richtigen Zeit aber ansonsten gefälligst ruhig, so dass die "eigentlichen" Politiker sich vernünftig um ihre Arbeit kümmern können ohne nervige Ablenkung aus Bellevue. Wenn wir schon bei genervten Politikern sind. Alle sind genervt. Von Wulff selbst natürlich aber auch vom Bundespräsidentenamt an sich. Legen wir die Karten einmal auf den Tisch. Der Bundespräsident ist mangels wirklicher Aufgaben und Machtbefugnisse so überflüssig wie ein Kropf. Alle wissen es. Sogar der Opposition war es zu dumm, die Affäre für schlimmere Hiebe auf die Regierungskoalition auszunutzen und das will bei Gott was heißen. Es gibt aber tatsächlich eine Aufgabe, die ein Präsident hat, die wahrscheinlich wichtigste, selbst wenn das Grundgesetz diese nicht erwähnt. Es ist die Aufgabe, ein Bindeglied zu sein zwischen Volk und Politikern, die Aufgabe, Vermittler zu sein zwischen den Erwartungen des kleinen Mannes und der eingangs erwähnten schmutzigen Tagespolitik, die Aufgabe, diesem unsympathischen wie unverständlichen Wulst aus Bundestag, Bundesrat, Ausschüssen, Parteigelaber, Küngelei und Feilscherei ein menschliches Gesicht zu geben. Und tatsächlich ist diese Aufgabe in Zeiten, in der die Politik beim Volk einen Vertrauens- als auch Interessensverlust sondersgleichen erlebt wichtiger denn je. Deshalb sollte das Grundgesetz in der nächsten Amtsperiode des Präsidenten geändert werden. Die Zeit ist reif, die Bundesversammlung als Wahlorgan abzuschaffen und eine Direktwahl vom Volk zuzulassen. Die Politik muss jede Chance nutzen, Vertrauen, welches so sehr gelitten hat in den letzten Jahren, wiederherzustellen. Ich persönlich halte dies für ungeheuer wichtig und seien wir ehrlich, der Preis, der dafür zu zahlen wäre ist niedrig.
Es gibt die bekannten zwei Hauptargumente, die gegen eine Direktwahl sprechen. Dies ist zum einen der interessante Punkt, wie mit einem faktisch machtlosen Amt Wahlkampf zu machen und zu organisieren ist und zum anderen die berechtigte Frage, warum bei einer Direktwahl des Präsidenten die wirklich mächtigste Person im Land, der Bundeskanzler, dann nicht direkt vom Volk gewählt wird. Den ersten Punkt könnte man wie ich finde einfach übergehen und es auf uns zukommen lassen und auch das zweite Argument ist weniger stark als es den Anschein hat, denn praktisch wählt man bei der Bundestagswahl mit der Zweitstimme seinen Wunschkanzler mit. Dies ist zwar in der Tat nicht so, wird aber von einem Großteil der Bürger so wahrgenommen.
Zuletzt sind meiner Meinung nach mittlerweile die Argumente, die gegen eine direkte Wahl sprechen in jedem Falle niedriger zu bewerten als die mögliche Chance, durch eine solche einfache Reform möglicherweise verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Vertrauen ist ein Gut, welches zwar schwer messbar aber ungeheuer wichtig ist. Damit in Krisenzeiten wie den aktuellen und denen, die uns noch bevor stehen verschwenderisch umzugehen, wäre mehr als fahrlässig.
Nach einer monatelangen Hängepartie hat unser (mittlerweile schon ehemaliger) Bundespräsident Christian Wulff die Reißleine gezogen und sich dem immer stärker werdenden öffentlichen Druck gebeugt. Man mag über die Art und Weise, wie dies in den letzten Wochen zustande kam geteilter Meinung sein, letzten Endes war dieser Schritt aber eigentlich spätestens nach seinem Anruf beim Chefredakteur im Hauptstadtbüro der Bild-Zeitung nicht mehr zu vermeiden.
Land der Neider?
Die Deutschen stehen in dem Ruf, grundsätzlich einmal demjenigen der mehr hat oder mehr bekommt als man selbst, diesem jenes zu neiden oder es ihm zumindest nicht zu gönnen. Schaut man sich die Informationen an, die in den letzten Wochen ans Licht der Öffentlichkeit traten, war für diesen Präsidenten für ein so gestricktes Deutsches Volk schlichtweg kein Platz mehr. Darlehen an der Grenze der Legalität, verdächtige Mauscheleien mit niedersachsens Unternehmerelite, Urlaub für Lau und dankbar entgegen genommenes Flug-upgrading. Mögen einzelne Bestandteile der oftmals noch nicht einmal bewiesenen Vorwürfe auch als beinahe lächerlich erscheinen, so ist es die schiere Summe der moralisch fragwürdigen Entscheidungen, die den Rücktritt Wulffs unausweiglich machten.
Freilich ist es wahr, dass in anderen Ländern, und seien es auch unsere unmittelbaren europäischen Nachbarn, die oben genannten Verfehlungen von der dort lebenden Bevölkerung kaum Beachtung finden würden. Sieht man sich an, was der vergleichsweise weit mächtigere italienische Ex-Regierungschef Berlusconi jahrelang im wahrsten Sinne des Wortes getrieben hat oder wie Gerüchten zufolge ein Sarkozy mit seinen Kritikern umgeht fragt man sich schon, warum ein vergleichsweise immer noch integerer Saubermann wie Wulff nach nicht einmal zweijähriger Amtszeit das Handtuch werfen muss. Es aber ausschließlich an der fehlenden Generösität der Deutschen festzumachen ist deutlich zu kurzsichtig. Ebenso die reflexhafte Haltung, er sei einer zielgerichteten medialen Demontage zum Opfer gefallen. Spätestens nach dem Bild-Skandal hatte er kaum mehr ein Anrecht darauf, so zu argumentieren, zumal er in den Jahren zuvor vor allem von der Bild nachgerade und gewiss nicht zu seinem Missfallen hofiert wurde wie kaum ein Politiker vor ihm.
Die Bürde des Amtes
Das Amt des Bundespräsidenten ist ein schönes. Sozusagen eigentlich ein Wohlfühlamt, ähnlich dem des Außenministers, sieht man von den Beliebtheitswerten des kauzigen Westerwelles einmal ab. Es steht abseits der schmutzigen Tagespolitik. Abseits von parteilicher Taktik und kaltem Kalkül schwingt der Bundespräsident moralische Reden, die das Volk geflissentlich Nicken oder im günstigsten Fall das Herz bluten lassen. Abgesehen davon ist der Bundespräsident faktisch natürlich machtlos und hat praktisch nicht viel mehr politischen Einfluss als ein Postbeamter in Bitterfeld. In der Vergangenheit sind kaum wirklich wertvolle Erinnerungen an die bisherigen Präsidenten im Gedächtnis haften geblieben. Am ehesten erinnert man sich noch an Kuriositäten wie Heinrich Lübkes Aussetzer oder Walter Scheels fragwürdiges Gesangstalent. Wirklich erinnerungsträchtige Reden wie die von Richard von Weizsäcker vom 8. Mai 1985 oder Roman Herzogs berühmte "Ruckrede" sind da schon die Ausnahme. Hat sich der Bundespräsident mit dieser Tatsache abgefunden, stünde ihm eigentlich ein schönes Leben mit einem ordentlichen Salär auch nach der Amtszeit und darüber hinaus noch ein Platz in den Geschichtsbüchern zu.
Damit einher geht aber auch die Erwartung vom Volk, dass sich der Präsident ohne Fehl und Tadel verhalten soll. Sieht man sich gerade die letzten vier Bundespräsidenten an waren dies parteiübergreifend hochangesehene Staatsmänner, denen nicht auch nur der Anschein einer fragwürdigen persönlichen Vorteilsnahme anhaftete. Diesem hohen moralischen Standard konnte Wulff vor allem nach der Summe der Skandälchen zuletzt beim besten Willen nicht mehr gerecht werden, erst recht nach seiner peinlichen Verteidigungsstrategie, die ihn zuvorderst als Opfer einer Hetzkampagne sah, während das Eingestehen der Fehler stets nur kleinlaut vonstatten ging.
Wie wird man König von Deutschland?
Dem Grundgesetz zufolge wird nun in 30 Tagen die nun bereits dritte Bundesversammlung in den letzten vier Jahren einberufen und mit etwas Glück finden wir dieses mal einen Kandidaten, der sein Amt zumindest einmal in den nächsten fünf Jahren so ausführt, wie man es von einem bundesdeutschen Präsidenten erwarten kann: weltmännisch und weise zur richtigen Zeit aber ansonsten gefälligst ruhig, so dass die "eigentlichen" Politiker sich vernünftig um ihre Arbeit kümmern können ohne nervige Ablenkung aus Bellevue. Wenn wir schon bei genervten Politikern sind. Alle sind genervt. Von Wulff selbst natürlich aber auch vom Bundespräsidentenamt an sich. Legen wir die Karten einmal auf den Tisch. Der Bundespräsident ist mangels wirklicher Aufgaben und Machtbefugnisse so überflüssig wie ein Kropf. Alle wissen es. Sogar der Opposition war es zu dumm, die Affäre für schlimmere Hiebe auf die Regierungskoalition auszunutzen und das will bei Gott was heißen. Es gibt aber tatsächlich eine Aufgabe, die ein Präsident hat, die wahrscheinlich wichtigste, selbst wenn das Grundgesetz diese nicht erwähnt. Es ist die Aufgabe, ein Bindeglied zu sein zwischen Volk und Politikern, die Aufgabe, Vermittler zu sein zwischen den Erwartungen des kleinen Mannes und der eingangs erwähnten schmutzigen Tagespolitik, die Aufgabe, diesem unsympathischen wie unverständlichen Wulst aus Bundestag, Bundesrat, Ausschüssen, Parteigelaber, Küngelei und Feilscherei ein menschliches Gesicht zu geben. Und tatsächlich ist diese Aufgabe in Zeiten, in der die Politik beim Volk einen Vertrauens- als auch Interessensverlust sondersgleichen erlebt wichtiger denn je. Deshalb sollte das Grundgesetz in der nächsten Amtsperiode des Präsidenten geändert werden. Die Zeit ist reif, die Bundesversammlung als Wahlorgan abzuschaffen und eine Direktwahl vom Volk zuzulassen. Die Politik muss jede Chance nutzen, Vertrauen, welches so sehr gelitten hat in den letzten Jahren, wiederherzustellen. Ich persönlich halte dies für ungeheuer wichtig und seien wir ehrlich, der Preis, der dafür zu zahlen wäre ist niedrig.
Es gibt die bekannten zwei Hauptargumente, die gegen eine Direktwahl sprechen. Dies ist zum einen der interessante Punkt, wie mit einem faktisch machtlosen Amt Wahlkampf zu machen und zu organisieren ist und zum anderen die berechtigte Frage, warum bei einer Direktwahl des Präsidenten die wirklich mächtigste Person im Land, der Bundeskanzler, dann nicht direkt vom Volk gewählt wird. Den ersten Punkt könnte man wie ich finde einfach übergehen und es auf uns zukommen lassen und auch das zweite Argument ist weniger stark als es den Anschein hat, denn praktisch wählt man bei der Bundestagswahl mit der Zweitstimme seinen Wunschkanzler mit. Dies ist zwar in der Tat nicht so, wird aber von einem Großteil der Bürger so wahrgenommen.
Zuletzt sind meiner Meinung nach mittlerweile die Argumente, die gegen eine direkte Wahl sprechen in jedem Falle niedriger zu bewerten als die mögliche Chance, durch eine solche einfache Reform möglicherweise verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Vertrauen ist ein Gut, welches zwar schwer messbar aber ungeheuer wichtig ist. Damit in Krisenzeiten wie den aktuellen und denen, die uns noch bevor stehen verschwenderisch umzugehen, wäre mehr als fahrlässig.
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