Samstag, Dezember 10, 2016

# 9: Kingdom Hearts

Ich weiß nicht mehr genau wann ich zum ersten mal von Kingdom Hearts hörte. Ohne jetzt großartig zu googlen vermute ich, dass es irgendwann noch 2001 vorgestellt wurde, vielleicht auf der E3. Ich weiß noch wie Huber von der Vorstellung der Vereinigung der Disney- und Square-Welten  völlig aus dem Häuschen war. Ich ließ mich hier gerne anstecken, konnte mir aber nicht so recht vorstellen, wie das ganze funktionieren sollte. Wie beinahe jedes Kind war ich ein großer Fan des Disney-Universums und Filme wie Arielle, Alladin, und das Dschungelbuch auf der einen und die vielen Comics und "Lustigen Taschenbucher" auf der anderen Seite gehörten mit zu den schönsten Kindheitserinnerungen, die ich hatte. Als ich mit 16, 17 Jahren dann mit Final Fantasy VII dann zu Squaresoft kam, stieß dies eine ganz neue Tür der Begeisterung auf, die mit Final Fantasy VIII für mich ihren Höhepunkt finden sollte. Was könnte es also Aufregenderes geben, als eine Verschmelzung dieser beiden Universen? Wir werden sehen.
Einige Monate vor der Europa-Veröfflichung fing in meinem Leben eine sehr aufregende neue Zeit an. Ich hatte mich im Frühjahr 2002 entschlossen, meinem Landratsamt Traunstein den Rücken zu kehren und noch einmal auf der Berufsoberschule die Schulbank zu drücken, wenigstens für ein Jahr. Der Wegfall eines erheblichen Teil meines Einkommens war mir weit weniger wichtig als dieses wunderbare Lebensgefühl noch einmal zu schnuppern. Zeit meines Lebens bin ich immer gerne zur Schule gegangen, habe weit in meine dreijährige Ausbildungszeit hinein immer alle meine Freunde beneidet, die noch zur Schule gingen, sei es um ihre viele Freizeit oder einfach dem besondern sozialen Umfeld, dem man im Schulalltag ausgesetzt ist. Schon während meiner Ausbildung freute ich mich auf die fünf- bis sechswöchigen Berufsschulblöcke fast mehr als auf meinen Urlaub. Dies alles ist vor allem deswegen erwähnenswert, weil in dieser Zeit nahezu alles ich tat durch einen seltsamen positiven magischen Schleier zu sehen ist. Ich fühlte mich einfach gut.
In dieser Zeit erlebte ich, wenn man so will, meine RPG - Hochphase, ich hatte Anfang des Jahres bereits Xenogears und Final Fantasy X zu Ende gespielt und war nach Chrono Trigger nun dabei, Chrono Cross zu beenden, Kaum war das eine zu Ende, schon begann ich das nächste, es war einfach großartig. Ende November war es dann soweit. Wie so oft in dieser Zeit marschierte ich zum Spielzeug Geisenfelder und wanderte mit dem lang erwarteten "Kingdom Hearts" nach Hause. Ich weiß noch wie ich abends in der Küchen saß, telefonierte (vermutlich mit Huber) und es kaum noch erwarten konnte, das Spiel einzulegen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Spiel sollte mich nicht enttäuschen.
Allerdings bewegte es mich auf eine andere Weise als ich vermutet, vielleicht auch gehofft habe. Wie bereits erwähnt waren meine Disney - Erinnerungen eher mit meiner Kindheit verwoben, während ich den Marken von Squaresoft eher die jüngere Zeit meines Lebens widmete. Mit anderen Worten: Ich wollte vielleicht mehr ein Square- Als ein Disney-Spiel, jedoch war meiner Meinung nach das Gegenteil der Fall. Das Spiel sprühte nach einer kurzen Einspielphase fast ausschließlich Disneys Charme aus und das in überragender Weise. Zwar baute sich im Grunde alles um die drei Freunde Sora, Kairi und Riku auf, das ganze Spiel war aber vollkommen eingebettet in die bekannten Disneywelten rund um Tarzan, Aladdin, Alice im Wunderland und viele mehr unnd nach kurzer Einspielzeit musste ich anerkennen: Es war nahezu perfekt!
Es war so wunderbar märchenhaft, wie ein Spiel nur sein konnte. Die Musik, die Atmosphäre, die fantastischen Synchronsprecher. Alles wirkte wie aus einem Guss, und das noch dazu über Weihnachten. Mit Ausnahme der beiden Shenmue - Teile kann ich mich an kein großartigeres Weihnachtsspiel erinnern. Zwar war und bin ich kein besonderer Fan von Action - Kampfsystemen, da dort immer Hektik anstelle von Planung regiert und dennoch muss ich wohl zugeben, dass es zu diesem Spiel, bei dem auch Jump'n Run - Abschnitte immer wieder vorkommen, einfach passt. Noch früh im Jahr 2003 beendete ich das Game und war vollkommen zufrieden. Leider kann ich das von seinem Nachfolger, den ich 2006 spielte und seinen unzähligen Spinoffs, die ich mir gar nicht mehr zulegte, nicht mehr behaupten. Die wunderbare Einfachkeit und der simple Spaß an den Disney - Welten ging in einer vollkommen überladenen und praktisch nicht mehr nachzuvollziehenden Story rund um die Niemande, den Herzlosen und der ominösen Organisation XIII unter. Wenn ich mir die Entwicklung der Serie anschaue, bin ich von Herzen dankbar, dass sich mein ursprünglicher Wunsch zu Teil 1, bei dem ich mir anfangs weniger Disney und dafür mehr Squaresoft erwünscht habe nicht erfüllt hat. So konnte ich zumindest das erste Kingdom Hearts genießen und alles, was später mit der Serie geschah, ignorieren.

Gelegentlich ertappe ich mich noch heute dabei, wie ich am Morgen auf dem Weg zum Bäcker die Melodie von Traverse Town vor mich hin pfeife. Und eine im Kopf gebliebene Melodie gehört mit zu den größten Komplimenten, die ich einem Spiel machen kann.

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