Mittwoch, Dezember 31, 2008

Treu bleiben

Ein weiteres Jahr ist rum. 2008 liegt in seinen letzten Zügen und einmal mehr will ich kurz zurück blicken, auf all das, was mich besonders bewegt hat.

Arbeit 2008:
Will ich jetzt schon mit dem wohl ausführlichstem Thema beginnen? Ja, ich will. Letztlich hat mich außer 2005 vielleicht kein Arbeitsjahr derart geprägt wie dieses Jahr. Es begann bereits unter ziemlich schlechten, eher könnte man sagen unsicheren, Vorzeichen. Meine Logistik-Kollegin Andrea hatte im Dezember gekündigt und ich musste keine geringere Aufgabe übernehmen als das Horror-Projekt Carlsberg Euro 2008. Abgesehen natürlich auch von allen anderen Logistik Aufgaben. Glücklicherweise war Andreas Kündigungsfrist länger als sie anfangs annahm und so musste sie noch bis 25. Januar dableiben, was mich dazu befähigte, zumindest die uns zu Weihnachten geschenkte Paris-Reise halbwegs zu genießen. Am meisten blieb mir hier neben der wunderschönen Stadt vor allem der Eindruck in Erinnerung, inzwischen eine gewisse Stellung bei cosmo inne zu haben. Meine Kollegen gaben mir hier wie nie zuvor das Gefühl, wichtig, ja unabdingbar zu sein und mahnten mich, den Chefs gegenüber nicht so bescheiden zu sein. Ich weiß inzwischen mehr denn je, was ich kann und meine mittlerweile über 5jährige Erfahrung sorgt dafür, dass ich vielen neuen Kollegen auch Tipps und Ratschläge außerhalb meines eigentlichen Tätigkeitsfeldes geben kann. Auch dies ist ein Grund, warum ich es nach wie vor nicht in ernsthafter Erwägung gezogen habe, mich nach einer anderen Arbeit umzusehen.
Auf der Autobahn auf dem Weg zum Münchner Flughafen (weiteres pikantes Detail: eine Katze ging nach meiner Überfahrt und laut vernehmbaren Knacken in die ewigen Jagdgründe ein) hörte ich zum ersten mal Amy Macdonalds: "Mr. Rock'n Roll" im Radio. Für mich seither das Lied, das mich stets an den Paris-Trip erinnern wird.
Als ich dann ab 01. Februar völlig auf mich allein gestellt war, hielt mich zunächst die Gewissheit aufrecht, dass ich zum 01.03 einen neuen Kollegen bekommen werde, der den Logistik-Part von Andrea komplett übernehmen würde. Dass dieser dann derart gut und lernfähig sein sollte und mir viele Sorgen abnehmen würde, konnte ich zu dieser Zeit noch nicht ahnen. Überhaupt war der Februar ein beinharter Monat. Das einzig gute daran war, dass die Auslieferung der 1. Orderrunde Carlsberg abgeschlossen war und ich mich größtenteils meinen anderen Aufgaben widmen konnte. Ich musste mich schwer reinknien, denn mit vielen Fällen war ich nicht vertraut und es gab Stressmomente, in denen ich nicht mehr konnte, laut Schreien und einmal auch einfach heulen musste. Es waren grausame Wochen. Die Übergabe an Michael im März gelang glücklicherweise relativ reibungslos, obwohl er ja in München arbeitete. Ich konnte mich sodann wieder ganz um Carlsberg kümmern und von März bis Ende Mai war das auch bitter nötig, denn vor allem mit unserer fürchterlich unzuverlässigen Partnerspedition musste man sich wirklich sehr bemühen, nicht den äußersten Rand des Wahnsinns kennen zu lernen. Mein ca. 1 1/2 monatiger Ausflug ins Basicline-Team ab Anfang Mai war glücklicherweise nur von kurzer Dauer, denn abgesehen davon, dass die Arbeit mir nicht besonders viel Spaß machte, lernte ich vor allem Seiten an Moni kennen, die mir überhaupt nicht gefielen. Ohne hier noch allzu viele Worte zu verlieren, hätte ich unter dieser Bedingung auf keinen Fall weiter arbeiten wollen und können. Ab August ging dann langsam alles wieder leichter. Ohne zuviel aber auch nicht zu wenig Stress zu haben, war ich eigentlich sehr zufrieden mit meinen Aufgaben vor allem in den Projekten Alpine, Côte et Ciel und Billa. Ende September verließen uns dann leider mir sehr liebgewonnene Kollegen Raphael und Maria. Ersterer ist aber nach wie vor in unserer Umgebung, arbeitet er doch jetzt in Traunstein in unserem Büro und auch Maria habe ich erst gestern wieder gesehen. Hat mich sehr gefreut. Unsere diesjährige Weihnachtsfeier fand nach dem eher unsäglichen letztjährigen Besuch in einem eher seltsamen Club in der Münchner Innenstadt nun in Siegsdorf, genauer gesagt in St. Johann beim Mesnerwirt statt. War eigentlich eine recht schöne Feier, wenngleich der Platz wirklich ausgesprochen gering war.

Freunde und Freizeit 2008:

Hier hat sich eigentlich nicht recht viel getan. Nach wie vor besteht meine Hauptclique aus Fems, Hübschei, (wenn er da ist Schoof), Wolfe, Huber und den ein oder anderen Mädls dazu. Wolfe hat sich spätestens seit Oktober ziemlich krass von uns abgewandt, da er seitdem fast ausschließlich mit seiner Freundin Andrea abhängt. Ich will das eigentlich gar nicht groß bewerten, den er kann natürlich machen was er will, nur mich persönlich wundert es immer wieder, wie man seine vermeintlich klare Einstellung zum leben innerhalb von kürzester Zeit um 100% umstellen kann. Werd ich das auch mal verstehen? Oder gar selbst machen? Mag sein. Raba und Poppey sind auch nach wie vor enge Freunde, haben aber mit o. g. Clique nur bedingt zu tun. Sie treff ich unabhängig davon oder beim weggehen. Alle, die ich jetzt nicht außdrücklich genannt habe (Mini, Scheibei u. co.) haben sich prinzipiell nicht großartig verändert und verdienen in diesem Kontext keiner expliziten Erwähnung.
Viel wird nach wie vor bei uns gepokert, zu viel meiner Meinung nach vor allem in letzter Zeit. Obwohl ich heuer wie wohl noch nie mit einem finanziellen "+" rauskam. Mein jüngster kleiner Erfolg des 6. Platzes im Casino demonstriert dies recht schön. Zu kurz kamen leider auch heuer wieder sportliche Aktivitäten wie der Bolzplatzfußball, denn dies machte vor allem beim von den Borussen ausgerufenen Reunion-Match wieder so viel Spaß wie in den besten Tagen. Gelegentlich wurde auch mal Basketball gespielt, hauptsächlich bestand mein Sport heuer aber wieder aus dem obligatorischen "in die Arbeit radeln" sowie dem Fitnessstudio, welches ich aber in den letzten Wochen geradezu verbrecherisch ausfallen ließ. Hier muss im nächsten Jahr wieder mehr geschehen.
Wieder ein (leider zwar erneut im letzten Moment vereitelter) Traum war die Fußball-EM in Österreich und der Schweiz. Zwar emotional gesehen bei weitem nicht so schön wie die WM zwei Jahre zuvor, war es trotzdem wieder eine Freude, die Deutsche Elf anzufeuern. Das Viertelfinale und Halbfinale gegen Portugal und die Türkei waren in der Tat wunderschöne Spiele und ließen unsere Herzen höher schlagen. Auch unser in Wien in der Fanzone gesehenes letztes Gruppenspiel gegen Gastgeber Österreich war ein tolles Erlebnis. Im Großen und Ganzen war es überhaupt ein schöner Sommer, wenngleich wir etwas wenig unternommen haben. Aus dem groß angekündigten Urlaub mit Wolfe Anfang September wurde letztlich auch nichts. Was gab es noch für erwähnenserte Details, die mir zuletzt noch einfallen:
- Schwiegertochter gesucht am Sonntag Abend (unglaublich)
- DVD-Abende mit Raba
- Mario-Kart Sessions mit Wolfe (Flower Cup)
- Spontan-See Aktionen mit Hübschei
- Anfang September Aktionen mit Sterzei und Schoof (Bogenschießen)
- Sissis Hochzeit Anfang August (war wirklich schön und eine tolle Erinnerung an längst vergangene Jugendtage)
- Wolfe und meine Kotzparty in Grabenstätt (herrjemine)
- Sebis Verabschiedung nach Afghanistan
- Besuch von Fänt Ende November

Alles in allem jedenfalls ein recht schönes Jahr ohne große Tiefen oder schlechter oder gar erschütternder Nachrichten.

Weg gehen 2008:
Während wohl bis letztes Jahr das Nanu das Weggeh-Ziel meiner ersten Wahl war, ist es wohl dieses Jahr sicherlich das Kafka mit Villa als krönendes Abschlussziel. Sicher bin ich auch gelegentlich im Nanu oder in der Metro gewesen, aber im Kafka und Villa war ich wohl am meisten und liebsten. Hier traf ich auch am öftesten auf Poppey und die Siegsdorfer inzwischen immer jünger werdenen Fußballer, mit denen ich mich aber nach wie vor blendend verstehe. Überhaupt macht Bebsdei inzwischen eine bemerkenswerte Entwicklung durch zu einem wirklich veständnisvollen treuen Freund, die ich in der Form so bis vor zwei, drei Jahren nicht hätte glauben wollen. Erwähnenswert hier auch, dass sich meine Weggeh-Freunde fast komplett von meiner schon angesprochenen Haupt-Clique unterscheiden. Mit Ausnahme von Wolfe, den ich aber wie schon erwänht in letzter Zeit auch kaum mehr sehe bin ich mit Fems (hat meist keine Lust oder will nicht "richtig" weg gehen) Hübschei (hat nie Geld) oder Huber (naja, ist halt Huber ;) kaum im "Traunsteiner Nachtleben" unterwegs.
Zu selten sind wir heuer auch mal spontan woanders hingefahren. Denn waren solche Abende meist auch nicht besonders toll, so waren sie wenigstens erinnerungsträchtig. So etwas wie unsere Fahrt in die Partymaus heuer im Sommer müssen wir in der Tat nächstes Jahr häufiger anpacken.

Filme 2008:
Irgendwie kommt es mir so vor, als sei ich heuer nicht mehr ganz so häufig im Kino gewesen wie letztes Jahr. Naja, diesen Abschnitt will ich sodann auch kurz halten. Geniale Filme waren für mich in 2008:
- Michael Clayton (genialer George Clooney)
- No Country For Old Men (genialer Bösewicht)
- Burn After Reading (genialer Pitt und Clooney)

sowie natürlich unvermeidlich:
- The Dark Knight - obwohl ich ihn bei weitem nicht so überragend fand wie immer jeder tat. Die allerseitige posthume Heath Leadger - Verehrung nahm hier zum Teil groteske Züge an.

Weniger begeistert war ich heuer von:
Wall-E (Story war mir zu mau)
Tintenherz (Logiklöcher ohne Ende)
Die Mumie 3 (ein Schund von der ersten bis zur letzten Minute)

Da ich Filme nach wie vor liebe bin ich hier wie immer sehr auf das kommende Jahr gespannt.

Videospiele 2008:
Wie an anderer Stelle schon erwähnt hab ich mir ja die PS3 unlängst gekauft um auch in Zukunft wieder up to date zu sein. Ich habe wie schon letztes Jahr nur noch recht wenige Spiele gezockt, deswegen auch ein persönliches Mini-Review zu allen gespielten Games:

-Super Mario Galaxy (Wii)
Eigentlich schon 2007, aber es verdient auf jeden Fall einer verspäteten Erwähnung, denn dieses Spiel ist eine Jump'n Run Offenbarung einzigartigster Güte. Bevor ich mich mit Superlativen überhäufe: Miyamoto, du bist ein Videospiel-Gott, dem niemand das Wasser je wird reichen können. Punkt. Mit Sicherheit das beste Spiel 2007 überhaupt. Vielleicht sogar das beste Videospiel aller Zeiten.

- Dreamfall: The Longest Journey (Xbox)
Hab ich mir verspätet gekauft, weil es mich schon lange interessierte. In der Hoffnung, ein zweites Fahrenheit zu spielen, merkte ich schon bald, dass es einfach nicht tief genug geht um hier mithalten zu können. Ein nettes Adventure, mehr leider nicht.

- Okami (PS2)
2007 bereits begonnen, hab ich es damals für das leidige Shadow Hearts 3 beiseite gelegt. Ein Fehler, wie ich noch bemerken sollte. Okami ist eine grafische Offenbarung auf der PS2, weiters ein unglaublich, vor neuartigen Ideen nur so strotzendes Action-Adventure, das man als Fan von Zelda gespielt haben muss. Ein Meisterwerk.

- Crisis Core: Final Fantasy VII (PSP)
Die Missionen sind langwierig und leider auch -weilig, das Kampfsystem meist ein Buttongemashe, die Story ist gut, die FMV-Sequenzen und der Soundtrack der Hammer und zuletzt das Ende ein emotionaler Oberwahnsinn. Trotz der erwähnten Schwächen ein Muss für FF VII - Fans

- Mega Man 9 (Wii-Ware)
Echt ziemlich hart, aber wieder ganz der alte Mega Man. Ungemein fordernd aber noch mehr motivierend. Ganz feines Game mit Original 8 Bit-Grafik und mit gewohnt genialen Tracks auf MM 2,3 - Niveau.

- Metal Gear Solid 4 (PS3)
Siehe Review

- Mirror's Edge (PS3)
Bin gerade noch dabei. Richtig geiles Game, das es erstmals schafft, ein Jump'n Run aus der Ego-Perspektive nahezu perfekt spielbar zu gestalten. Innovativ, motivierend und spielerisch stark!

Liebe, Flirt und Gefühle 2008
War es ein Jahr wie so viele andere zuvor, ohne nennenswerte Eskapaden oder gar halbwegs vernünftiger (Chance auf eine) Partnerschaft. Irgendwie ja. Das ich es einerseits nicht recht kann mit Partnerschaften oder gar dem Weg dort hin ist eine Sache. Vielen Möglichkeiten lege ich aber schon von vorneherein Steine in den Weg, um mein bisher recht einfach funktionierendes Leben nicht irgendwie zu verändern (sh. Lissi)
Was ich heuer zumindest in meinen Augen klar verändert habe ist meine grundsätzliche Einstellung zu mir selbst und mein Selbstbewusstsein. Das ist nämlich in der Tat zurück gekehrt. Ich scheiße mir im Grunde genommen nicht mehr viel und wenn es sein muss oder ich es für richtig halte, sprech ich auch wildfremde Frauen an. Über die einzelnen, (mäßigen) Erfolge oder auch Mißerfolge will ich hier nicht zu sprechen kommen sondern eher zum Ende kommen.

Vorsätze 2009
Finanzen auf Vordermann bringen, trotz Wirtschaftskrise Arbeitsplatz behalten, Gesundheitscheck beim Arzt machen lassen, evtl. ein Auto kaufen.

Dienstag, Dezember 02, 2008

Metal Gear Solid 4 – eine Serie im Wandel der Zeit

Ich habe es für meine Verhältnisse tatsächlich eine Zeit lang hinaus gezögert aber letzen Endes kam ich doch nicht umhin mir eine PS3 zuzulegen, zumal der Preis ja mittlerweile doch erträglich ist und ich mir noch dazu den Vorteil eines Real,- Personalkauf – „Tickets“ zu nutzen machte. Der Plan, sie vor Weihnachten noch zu kaufen, stand auf jeden Fall schon einige Wochen und nun war es Ende Oktober dann soweit.

Da meine Videospielvorlieben gelinde gesagt ein wenig speziell sind und mir einerseits weder Sport- und Rennspiele noch reinrassige Shooter in die Sammlung kommen und ich andereseits auf eine gewisse Serienkultur wert lege, lag es nahe, mir zum Start den bedeutendsten Blockbuster zu holen, den das PS3 – Lineup anzubieten hat:

Metal Gear Solid 4: Guns Of The Patriots

Obwohl ich vom Gameplay her nie der allergrößte MGS – Fan war, hat die Serie eine Besonderheit, die sie für meine Begriffe einzigartig in der Videospielwelt macht. Sie verbindet Stealth Action Gaming, eine hochkomplexe, tiefemotionale und vielschichtige Story um Krieg, Politik und Macht, bei der selbst der Humor meist nicht zu kurz kommt, sowie eine stets den Zeitgeist treffende Brücke zur Gegenwart zu einer unvergleichlichen Synthese, wie man sie anderswo nicht zu sehen resp. zu spielen, ja zu erleben bekommt.

Und um eines gleich vorweg zu nehmen. MGS4 setzt meiner bescheidenen Meinung nach allem bisher (nicht nur in der eigenen Serie) da gewesenen die Krone auf. Dieses Spiel ist ein absolutes Muss für jeden, der von sich selbst behauptet, Videospiele zu mögen.

Die Optik ist über weite Strecken des Spiels einfach fantastisch, vor allem die Cutscenes strotzen nur so vor Details, die Texturen der einzelnen Figuren wirken hier überaus plastisch und realitätsnah. Die Zeit der FMVs scheint langsam aber sicher der Vergangenheit anzugehören; gut so!
Die größere Hardwareleistung der PS3 ermöglicht es dem Spieler, sich wirklich mitten im Geschehen zu wähnen, um einem herum kracht und scheppert es, dass es eine wahre Freude ist, dadurch erlebt die Atmosphäre einen gewaltigen Zuwachs. Vor allem aber macht MGS 4 eines, was ich nach dem wirklich sehr storykomplexen Sons of Liberty beinahe nicht für möglich gehalten hätte. Kojima schafft es tatsächlich, alle Handlungsfäden zu einem fantastischen Ende zu führen, die übertriebene Kompliziertheit des zweiten Teils zu enttauen und trotzdem die Hardcorefans nicht zu enttäuschen. Den Fanservice, den er dabei liefert sucht seinesgleichen. Er wusste, was von ihm erwartet wurde und lieferte eine grandiose Leistung in diesem Bereich ab. Respekt!
Wie die Entwickler es schafften, dabei noch dermaßen auf die Tränendrüse der Spieler zu drücken, grenzt schon fast an Sadismus. Snake, der trotz seines harten Loses fast schon zu professionell wie eh und jeh seine Soldatenpflicht erfüllt. Otacon, der ihn ohne jeden Eigennutz unterstützt und dabei immer wieder mit seiner schweren Vergangenheit konfrontiert wird. Raidens spektakuläres comeback und vor allem die von zahlreichen Erinnerungen durchtränkte Rückkehr nach Shadow Moses Island, während beim betreten des bekannten Ortes die ersten Töne des unvergleichlichen „The Best Is Yet to Come“ aus den Lautsprechern tönt. Ein fantastisches Erlebnis und dies sind nur einige Momente der Geschichte, die so großartig inszeniert ist, dass es mit fast allen RPGs der letzten Jahre den Boden aufwischt.

Freilich kommt auch ein so fantastischer Titel nicht ganz ohne Kritik aus, wenngleich dieser zugegebenermaßen schon sehr subjektiv ist. MGS4 bietet ein derart großes Sammelsurium an Waffen und Objekten und letztendlich Spielmöglichkeiten, dass es sich hier meilenweit von den Vorgängern und insbesondere vom ersten Teil entfernt. Wusste man bei Twin Snakes noch genau, dass man an einer bestimmten Stelle mit der gegenwärtigen Ausrüstung nur dann weiter kommt, wenn man das Snipergewehr findet und dieses in einem Raum ist, der vorher noch verschlossen war, man aber ja eben gerade diese neue ID-Karte gefunden hat, wusste man genau, wohin die Reise gehen wird. So oder so ähnliche Szenarien gab es zuhauf, das Spiel erklärte sich somit laufend selbst und der Ablauf war klar vorgegeben. Im Prinzip blieb das bei Teil 2 und 3 auch so erhalten, doch die 4. Inkarnation macht hier einen ganz klaren cut.
Im Prinzip verfügt man von Beginn an über ein kaum mehr überschaubares Waffenarsenal, somit ist eine Situation wie die oben beschriebene nicht mehr darstellbar. Hingegen hat man nun die Freiheit, Wege auf verschiedene Arten zu lösen. Ballere ich mir wie ein Rambo Schneisen durch gegnerische Horden? Gehe ich in einem guten Versteck in Deckung und schalte meine Gegnerspieler durch gezielte Kopfschüsse aus? Oder schleiche ich wie gewohnt im Schatten vorbei? Die Möglichkeiten sind ebenso zahlreich wie unterschiedlich.
Perfekt, oder? Ich kann es machen wie ich will und werde dennoch irgendwie ans Ziel kommen.
Genau hier bin ich zumindest dezent anderer Meinung. Ich habe kein Problem damit, ein Spiel zu spielen, das nach alten Mechaniken funktioniert. So toll spielerische Freiheiten klingen mögen, so sehr ist damit meiner Meinung nach die Gefahr der Verwässerung des Spielgeschehens verbunden. Während MGS4 hier den Spieler noch klar an der Hand führt, fürchte ich, dass ich in ein paar Jahren womöglich durch Abschießen der falschen Person unfreiwillig zum Partner des Feindes werde und das Spiel für mich die Story umschreibt, obwohl ich das alles eigentlich gar nicht will (Fable lässt grüßen).
Deshalb soll dies auch gar nicht unbedingt als Kritik an MGS4 selbst gesehen werden. Ich erhebe lediglich mahnend den Zeigefinger, dass sich bereits in diesem Spiel Entwicklungen abzeichnen, die mir persönlich nicht gefallen. Metal Gear Solid 4 ist und bleibt ein nahezu perfektes Spiel. Punktum!

Und somit schließe ich mit folgendem Satz:
„The Best isn’t yet to come. It’s already there.“

Montag, September 29, 2008

Deutscher Herbst im Kino

Gestern sah ich im Kino den Film "Der Baader Meinhof Komplex" und ich muss sagen, dass ich schwer beeindruckt bin. Eigentlich ist dies falsch formuliert. Ich müsste eigentlich sagen, die Charaktere haben einen schweren Eindruck bei mir hinterlassen. Nach der Premiere musste sich der Film vor allem von der alternden Politprominenz herbe Kritik gefallen lassen. Als ich letzte Woche bei Anne Will Alt - SPD-Chef Hans-Jochen Vogel reden hörte, dachte ich mir, der Mann solle die Sache nicht ganz so ernst sehen, die Argumente der Schauspieler, dass ein Film auch die Täterseite erzählen darf, stand er doch recht uneinsichtig gegenüber. Zu einseitig sei die Erzählperspektive, zu kurz kämen die schrecklichen Schicksale der Opfer. Jetzt, nachdem ich ihn selber gesehen habe, muss ich dem Mann recht geben. Zumindest wenn ich mich in seine Haut hinein versetze.
Natürlich muss ein Film eine Geschichte aus einer Täterperspektive erzählen dürfen.
Dabei hätte es sich der Film viel einfacher machen können, nämlich dann, wenn der Einstieg nicht gleich so hart gewesen wäre, denn die Geister scheiden sich sogleich zu Beginn. Dann nämlich, als unzählige friedliche Studenten gegen den Besuch des Schahs demonstrieren und zuerst von gecasteten Schah-Befürwortern und dann auch noch von den Polizeikräften brutal zusammen geschlagen werden. Der folgerichtige Tod des Stundenten Benno Ohnesorgs, der ja als einer der ausschlaggebenden Punkte für den bewaffneten Terrorismus gilt, spielt hier emotional für den Zuschauer gar keine allzu große Rolle mehr. Man hat sich ohnehin schon der Studentenbewegung angeschlossen.
In der Folgezeit sieht man die Erzählung hauptsächlich aus der Perspektive von Ulrike Meinhof, die sich anfangs viele Gedanken macht und sich sichtlich schwer tut, sich mit den bedingungslosen Methoden von Baader und Ensslin zu identifizieren. Dadurch, dass Meinhof die tragende Figur ist, fällt es einem nahezu leicht, sich ihr und somit der gesamten RAF emotional anzunähern. Problematisch wäre das ganze bei einer fiktiven Erzählung keineswegs, dass sich die Opfer, aber auch Politiker aus dieser Zeit zumindest auf den Schlips getreten fühlen, verwundert aber nicht.

Während die zunehmende Gewaltdarstellung und Kaltblütigkeit der gesamten RAF zwischenzeitlich eine gewisse groteske Abwehrhaltung des Publikums hervorruft, ist man später im Gefägnis wieder ganz auf Seiten Meinhofs. Man fühlt die Einsam- und Hoffnungslosigkeit ihrer Einzelhaft mit, man leidet mit ihr, wenn sich die Gruppe in Stammheim zunehmend von ihr distanziert und zuletzt fühlt man auch den Schmerz den sie empfindet, wenn die Richter ihre Signale nicht zu deuten in der Lage sind, dass sie sich auch emotional von der Gruppe gelöst hat.

Währenddessen morden die noch frei herumlaufenden RAFler der 2. Generation stakkatoartig weiter. Diesen Mördern kann man sich aber emotional genauso wenig annähern wie Baader oder Ensslin. Sie wirken einfach schlicht und ergreifend verrückt, ihre Motive sind unter keinen Umständen nachvollziehbar.

Wer die Geschichte kennt, weiß, dass die Insassen alle Selbstmord begehen und das Morden (vorerst) ein Ende nimmt.

Als ich das Kino verlasse fallen mir die Worte Vogels wieder ein. Als ich darüber nachdenke muss ich zweifelsfrei zugeben, dass mir die dargestellte Ulrike Meinhof als positiver Mensch im Gedächtnis bleibt. Und auch wenn ich dadurch meine Einstellung zur Obrigkeit auch der damaligen Zeit nicht in Frage stelle, so gibt mir dieses Gefühl dennoch zu denken. Dieser seltsame Beigeschmack haftet "Der Baader Meinhof Komplex" zumindest an.

Montag, Juli 21, 2008

Verloren im Third Place

Prolog:
Es ist Montag, 17:49 Uhr. In der Hosentasche nach meinem Haustürschlüssel kramend stapfe ich die letzten Stufen der Treppe hoch bis vor meine Wohnungstür, mache vor dem imaginären Fußabstreifer halt, führe den Schlüssel in das dafür vorgesehene Loch und schließe auf. Soweit Routine. Doch dieser Tag sollte etwas besonderes werden. Nach einem arbeitsreichen Wochenauftakt plane ich schon während der Busfahrt nach Hause, dass heute Zockerabend angesagt ist. Nachdem ich mein Abendbrot in Form einer Tiefkühlpizza zu mir genommen habe ist es soweit. Meine rüstige aber schmucke PS2 wartet auf Spielefutter. Noch während ich überlege, in welche virtuellen Welten ich mich wohl an diesem Abend begeben werde fällt mir auf, dass die rote Leuchtdiode an meiner PS2 unüblicherweise blinkt. Das muss ich mir doch einbilden denke ich. Ich blinzle ein paar mal und merke das das Blinken nicht aufhört, im Gegenteil, die Frequenz wird schneller und schneller. Vorsichtig nähere ich mich, meine gar aus der Konsole selbst ein leichtes vibrieren zu vernehmen, mein rechter Zeigefinger nähert sich dem Resetknopf. Aber als ich etwa auf 3 cm Entfernung heran komme, passiert es. Das MAGIG GATE öffnet sich. Mein ganzes Wohnzimmer ist in gleißend helles, weißes Licht gehüllt. Mir kommt es vor, als wären alle meine Sinne außer Kraft gesetzt und nur damit beschäftigt, das Licht in all seiner Schönheit wahrzunehmen. Plötzlich dreht sich alles um mich herum, ich kämpfe damit, nicht bewusstlos zu werden, doch das gelingt mir nicht lange. Das letzte was ich sehe ist die Digitaluhr meines Videorekorders. Sie zeigt 20:03 Uhr. Dann wird mir schwarz vor Augen

Die Villa
Ich schlage meine Lider auf. Benommen liege ich da auf dem Boden, einem fremden kalten Boden. Weniger kalt, aber steril, weiß, staubtrocken, matt, unwirklich. Nicht nur der Boden sieht so aus, auch die Decke, alle Wände, zumindest soweit mein Blick reicht. Ich stehe auf, die Luft ist rein, gut. Man sieht nicht weit, in allen Himmelsrichtungen steht ein dichter Nebel. Ich fühle mich wie in einem riesigen Gebäude oder Testgelände, bei dem ich die Wände nicht sehen kann. Ich entschließe mich, einfach geradeaus zu gehen. Neugierig harre ich der Dinge, die vor mir liegen.

Nach kurzer Wegstrecke lichtet sich das Dickicht aus nichts. Ich vernehme deutlich stimmen, die immer lauter werden. Vor mir erscheint ein Tor. Ich schreite hindurch.

Die seltsame sterile Umgebung hat sich urplötzlich verändert. Ich befinde mich nun auf einer Stehparty. Um mich unzählige Menschen. Keiner davon ist mir bekannt. Wie bin ich nur hierher gekommen? Was ist mit mir passiert. Ich wollte doch nur ein bisschen zocken am Feierabend. Als ich mich genauer umsehe, erkenne ich, dass ich in einer riesigen fürstlichen Villa gelandet bin. Ich stehe in einer gewaltigen Eingangshalle, zentral führt eine edle Marmotreppe in die oberen Stockwerke. Als ich mich umdrehe merke ich, dass die Tür aus der ich gekommen war, verschwunden ist. Wohin das Auge reicht sehe ich Grüppchen von Leuten, die sich angeregt miteinander unterhalten.

Die Ansprache:
Urplötzlich verstummt das Geplauder. Die Anwesenden erheben Ihre Blicke und schauen gespannt in den ersten Stock. Ich tue es Ihnen gleich. Von links kommen plötzlich ein halbes Dutzdend unverkennbarer Bodyguards, die sich allesamt wie ein Ei dem anderen gleichen. Wenige Augenblicke später erscheint unter tosendem Applaus der Gastgeber der illustren Zusammenkunft. Zuerst erkenne ich ihn nicht, doch dann wird es mir klar. Es ist: Ken Kutaragi!
Einige Zeit genießt er die ihm entgegenschwappende Begeisterung, dann ergreift er das Wort. Obwohl er zweifelsfrei Japanisch spricht, habe ich keine Mühe damit, ihn zu verstehen. Zunächst bedankt er sich, dass all seine Freunde den Einladungen gefolgt sind und so zahlreich erschienen sind. Er, der Vater der Playstation, ja der Gott des Videospiels wolle sich auf diese Weise für die gute Zusammenarbeit bedanken, indem er die Elite des Business auf seinen Landsitz eingeladen hat um sich untereinander auszutauschen und auch weiterhin den Erfolg von Sony zu garantieren. "Erhebet die Gläser!!!"
Die letzten Worte erhallen wie ein Schlachtruf durch das monströse Anwesen. Die Gäste applaudieren erneut frenetisch und gehen im Anschluss wieder ihren Gesprächen und dem Champagner-Genuss nach, der von seltsam aussehenden, schnäuzbärtigen Männern im blauen Klempneroutfit auf edlen Tabletts serviert wird.

Der Rundgang
Aus Mangel an Alternativen entschließe ich mich, mich hier unter den Gästen umzusehen, ob es vielleicht noch jemanden hierher verschlagen hat, der wie ich offenbar nicht recht weiß, wie er bloß um alles in der Welt an diesen Ort gelangt ist.
Rechts neben mir fällt mir ein Mann auf, der in einem lächerlichen Mudokon - Kostüm steckt. Er schiebt einen Rollstuhl vor sich her. Der Mann in dem Rollstuhl ist mir bekannt. Es ist Lorne Lanning, der traurig wirkt und stark gealtert ist. Ihm gegenüber steht Dave Perry, der untentwegt auf Lorne einredet. Ich lausche...
>"Lorne, das hättest du dir von Anfang an denken können, dass das nichts wird. Komm zurück zu uns. Wir brauchen dich"
>"Ach David. Ich hatte einmal eine Vision. Ich wollte der bedeutenste und erfolgreichste Spieledesigner aller Zeiten werden. Ich kann nicht verstehen, warum es nicht geklappt hat. Es ergibt einfach keinen Sinn. Jeder Mensch liebt doch Oddworld."
>"Du hättest eben nicht zu Bill gehen sollen. Aber sieh doch. Ken ist gütig, Ken ist groß. Er gibt jedem eine 2. Chance. Verkriech dich nicht in deine eigene Matrix. In jedem von uns steckt ein kleiner Erdwurm, der nach Weltgeltung strebt. Steh endlich auf und zeige der Welt, aus welchem Holz richtige Mudokons geschnitzt sind!"
>"Dave. Ich konnte wirklich nie verstehen, woher du dein großes Selbstbewusstsein nimmst. Lass mich nachdenken. Komm Abe, wir gehen. Das heißt, du gehst, ich fahre."
Gott, ist das armselig, denke ich und ziehe weiter und ahne nicht, welche Schrecken ich noch zu erleiden hatte an diesem Tag.
Ich ziehe weiter und erblicke einen dicklichen Mann, der einsam und verlassen da steht und mit seinem knielangen Eishockey-Trikot und seiner Baseballmütze eine jämmerliche Figur abgibt. Auch ihn erkenne ich wieder. Es ist David Dienstbier. Um seinen Hals hat er ein Schild geschnallt auf dem in großen Lettern auf seiner Brust "ÜBERNEHME JEDE ARBEIT" prangert. Als er sich umdreht sehe ich, dass auch auf seinem Rücken ein Schild angebracht ist. Dort steht "VERKAUFE SÄMTLICHE TUROK-RECHTE". Bevor er mich erblickt, entschliße ich mich, das Weite zu suchen.
Weit komme ich allerdings nicht, denn ich rutsche auf irgendetwas aus und knalle hart auf den Rücken. Einen Moment später hilft mir ein dunkelhaariger Mann wieder auf die Beine. Als ich auf den Boden schaue, um zu sehen, was mich zu Fall gebracht hat erkenne ich eine Vielzahl von kleinen grünen Spielzeug-Soldaten. Der Mann, der mir aufgeholfen hat ist Trip Hawkins. Er führt mich mit sanfter Gewalt an eine Reihe von Displays und drückt mir einen PS2-Pad in die Hand. Er erklärt mir, dass er sich entschlossen hat, seine Erfolgsserie nach einer gewissen Schaffenspause wieder fortzuführen. Ich solle sein neuestes Werk doch einmal Probespielen. Nach exakt 43 Minuten "Army Men Forever" weicht Trip dem Himmel sei Dank erstmals von meiner Seite und ich nutze die Gelegenheit zur Flucht. Ein Glück, dass dieser Höllen"trip"p ein Ende findet. Ich konnte förmlich fühlen, wie mein Hirn zu Sirup wurde.
Als ich mich endlich außer Reichweite wähne, wird urplötzlich das Licht gedimmt bis es auf einen Schlag stockdunkel ist. Das Gerede um mich herum verstummt, man hört nur ein paar mechanische Geräusche. Wenige Augenblicke später wird es langsam heller. Von oben wurde eine Riesenleinwand heruntergelassen, um mich herum wird von einer Weltpremiere geflüstert. Nachdem ein mir völlig unbekannter Mann mehrere Minuten von der Präsentation des wohl wichtigesten Videospiels in der Geschichte der Menschheit spricht, steigt auch bei mir die Spannung. Auch der bisher abseits stehende David Dienstbier hat sich ganz nach vorne gedrängt. Als das Licht dann wieder ausgeht herscht für einen Moment wieder Stille, doch als plötlich ein "Naughty Dog presents" - Schriftzug auf der Leinwand erscheint, nimmt der Jubel unter den Gästen ekstatische Ausmaße an, nicht wenige scheinen vor Begeisterung gar in Ohnmacht zu fallen. Als plötzlich mit einem lauten Knarzen das große Eichenportal sich öffnet und ein gutes Dutzend Männer in Beutelrattenkostüm und "Chrash Bandicoot Xtreme" - T-Shirts gardegleich hereintanzen beachte ich meine aufkeimende Übelkeit nicht weiter und ergreife die Flucht. Nicht mehr eine Sekunde länger halte ich es in diesem Irrenhaus aus...

Die Flucht
Wieder überkommt mich die Angst, wie ich hier nur reingeraten bin aber ich renne und stürze hinaus in die Abenddämmerung des Tages. Einige der Beutelratten haben offenbar die Verfolgung aufgenommen, doch ich drehe mich nicht um und laufe geradeaus weiter. Ich habe keinen Blick für den prunkvollen Garten mit seinen Wasserspeiern. Einer der schnäuzbärtigen Klempnerkellner steht angekettet am Grundstückstor, auf das ich mich eiligen Schrittes hinbewege. "Haltet ihn" schallt es aus mehreren Mündern von hinten, doch der Mann zwinkert mir zu und lotst mich durch das Tor und schließt es anschließend. Ich habe keine Zeit, mich umzublicken und renne einfach weiter, einen kleinen Pfad entlang der in einen Wald führt. Es ist ein Bergpfad, wie ich langsam erkenne. Es wird steiler und steiler und ich komme immer mehr außer Atem. Als mir meine Puste nach mehreren Minuten auszugehen droht werde ich langsamer und halte inne. Ich höre nichts mehr, meine Häscher scheinen die Verfolgung abgebrochen zu haben. Mangels Alternativen gehe ich einfach weiter. Langsam wird es dunkel. Ein Glück, das sich der Wald langsam lichtet. Zu meiner linken öffnet sich ein gähnender Abgrund. Es wird felsiger. Eine halbe Stunde später, als die Sonne schon längst hinter den Bergen und Hängen verschwunden ist erschrecke ich und gehe hinter einem Baum in Deckung. Etwa 20 Meter vor mir kauert ein junger Mann am Boden. Da er mir als ungefährlich erscheint nähere ich mich ihm. Als ich ihn fast erreicht habe höre ich, dass er schluchzt und zu Boden schaut. Er sitzt auf dem nassen Gras und hat seine Kapuze weit ins Gesicht gezogen. Obwohl er nicht aufschaut, scheint er mich bemerkt zu haben.
>"Was hättest du denn gemacht?" sagt er. "Ich konnte es einfach nicht mehr!"
>"Wovon zur Hölle sprichst du? Wer bist du? Hat es dich auch hierhin verschlagen? Hast du eine Ahnung, wie ich, wie wir hierher gekommen sind?"
Der Mann blickt mich mit Tränen in den Augen an. Ohne auf meine Fragen einzugehen, fängt er an
>"Ich habe diese Lügen so satt. Mein Job ist nichts weiter, als die Verpackungstexte auf EA-Spielen zu machen. Von wegen "noch nie dagewesen", von wegen "bestes Fußballspiel" von wegen "fantastisch". Es ist sei Jahren derselbe Mist, verflucht noch mal!!
Er drückt mir einen Zettel in die Hand auf dem steht "Entwurf für FIFA 2009" und ein längerer Werbetext.
Plötzlich richtet er sich auf, bedankt sich dafür, dass ich ihm zugehört habe, sieht mich für einen kurzen Moment an und springt ohne weitere Worte den felsigen Abgrund hinunter. Ich stürze vor an den Rand und kann es nicht glauben, ihn aufgrund der aufkeimenden Dunkelheit ohnehin nicht mehr sehen. Ich starre nur hinunter. Einen kurzen Moment später fühle ich, dass etwas nicht stimmt, dass ich gerade etwas gehört habe, dass ich nicht alleine bin. Bevor ich mich aber umdrehen kann stürze auch ich hinab in den Abgrund. Noch im Fall kann ich mich umdrehen und erkenne, dass mich eine der Beutelratten hinabgestoßen hat. Das breite Grinsen von Crash ist das letzte, was ich sehen kann, bevor...

Zurück...
ich meine Augen wieder öffne. Mir tut alles weh. Mein Rücken, mein Genick. Vor allem mein Kopf. An meinem Hinterkopf bemerke ich eine riesige Beule. Ich liege mitten auf dem Parkettboden und richte mich langsm auf. Der Videorekorder zeigt 23:44 Uhr. Bin ich wirklich ausgerutscht und gestürzt? War ich wirklich fast 4 Stunden ohnmächtig? Mit pochendem Schmerz im Kopf gehe ich schweren Schrittes in die Küche und werfe eine Aspirin ein. Ich bin gerädert, als ich letztlich im Bett liege. Aus meinen Zockplänen ist wohl nichts geworden, erörtere ich nüchtern die Situation. Was für ein irrer Traum denke ich, bevor ich schließlich einschlafe.

Epilog
3 Tage später habe ich das ganze längst wieder vergessen. Einzig eine kleine Beule begleitet mich noch auf meinen Wegen. Als ich im Mediamarkt meinen üblichen Abstecher durch die Spieleregale mache bleibt mein Blick an einer bestimmten Stelle hängen. Ich stutze, als ich "FIFA 2009" aus dem Spieleregal nehme und die Rückseite betrachte. Als ich in meine Hostentasche greife, finde ich einen Zettel...

Schlussanmerkung:
Wer dies liest und auf das Datum schaut, dem wird wohl auffallen, dass die Geschichte zeitlich gesehen eigentlich nicht zusammenpasst. Selbst als sie mir grob zum ersten mal durch den Kopf ging (Ende 2006) wären sowohl die darin vorkommenden Personen, als auch die PS2 an sich schon sehr outgedated gewesen. Nichtsdestotrotz habe ich mich entschlossen, es bei diesen "alten Geschichten" zu belassen. Zum Einen, weil mir zu aktuellen Themen nicht so viel erwähnenswertes einfällt und zum Anderen, weil ich mit Huber und Schoof über die angesprochenen Themen immer sehr viel zu lachen hatte.