Freitag, Dezember 09, 2011

Rewind

2011, ein Jahr das für mich Veränderungen brachte wie selten eines zuvor....

Januar
Wie so oft in den letzten Jahren beginnt das neue Jahr in Wernleiten mit Sekt, Umarmungen, Glückwünschen, einer SMS von Yoda und einem Kuss. Ja, tatsächlich. Nach ständigen Anbiederungen schnappe ich mir in einem stillen Moment Nina und küsse sie. Nur so zum Spaß. Ich glaube in der Liste von unbedeutenden Küssen nimmt dieser möglicherweise die Top-Position ein. Mitkriegen tut es eh keiner, folgenlos bleibt er auch. "Witzer Jahresbeginn", denke ich mir still. Wir führen noch drei mal das Stück "Nachbars Lumpi" auf, in dem ich als Gevatter Tod in einer Nebenrolle dabei bin. Es ist witzig. Obwohl ich oft über den Stress im Vorfeld schimpfe, mag ich es immer, zu Weihnachten und zu Beginn des neuen Jahres dabei zu sein. Es hat etwas konstantes, beruhigendes.
Ansonsten hat sich wenig geändert, zunächst. Der übliche Inventurstress zu Jahresbeginn, an den Wochenenden wird gelumpt. Ich verspüre wie selten zuvor eine Lust am Weggehen. In der Villa und anschließend auf facebook lerne ich zuvor schon im Dezember die Julia Dangl aus Bergen kennen. Sie wird später eine gute Freundin von mir werden. Ich bin nicht in klassischer Form an ihr interessiert. Man könnte sagen, sie ist außerhalb meiner Liga. Wie gesagt, es stört mich überhaupt nicht. Ich mag sie, lerne durch sie noch andere neue Leute wie die Nadl kenen. Mitte Januar gehen wir zusammen ins Kino in Black Swan, später noch Pizza essen. Im Laufe des Jahres bin ich regelmäßig bei ihr. Ansonsten weitgehend Alltag im kalten unsympathischen Januar, mit einer Ausnahme. An einem Wochenende bin ich mit Hübschei, Fems, Anna, Anita und Narayan auf einer Heidenhain - Hütte im Tiroler Hopfgarten. Viel erleben wir an dem Wochenende zugegebenermaßen nicht, Hübschei und ich als Wintersportverweigerer machen meist unser eigenes Ding. Aber die Nächte sind schlimm...Hübscheis Lungenentzündung lässt schön grüßen....

Februar
Die Zeit ist gekommen, beruflich. In einem internen Meeting wird von der Geschäftsführung angekündigt, das klassische cosmo - Merchandising - Geschäft in der bisherigen Form aufzulösen. Design und Entwickling werden nicht mehr benötigt, die Leute bekommen ihre Kündigung, die verbleibenden PMs bleiben und beenden ihre Projekte, dann müssen sie auch gehen, Logistik bleibt, ich und mein Lager bleiben, Basic Line bleibt auch...zunächst. Ich mache meine Arbeit wie gewohnt weiter. Es ist weniger geworden, wenig, um ehrlich zu sein. Weitgehend ohne viel Anspruch, meine schier grenzenlose Routine wird zum Katalysator für die größer werdende Langeweile....
Die Zeit ist noch weiter gekommen, hat erfolgreich an der "2" gekratzt. Ich werde 30. Zusammen mit Fems soll dies im Mai dann groß gefeiert werden. Tags zuvor bin ich kurz vor Mitternacht noch auf facebook. Einige Freunde schreiben mich an, wollen den "großen Moment" zusammen mit mir verbringen. Um ehrlich zu sein schaudere ich ein wenig in den letzten Minuten bevor "es" passiert. Ich denke einige Zeit noch wach im Bett darüber nach. Was habe ich nicht gemacht, was verpasst? Mit Sicherheit eine Menge! Aber es spielt für mich keine Rolle. Ich schaue mich um und stelle fest, dass ich nicht unglücklich bin. Ich wache jeden morgen mit einem Lächeln auf und die Menschen, auf die ich Wert lege achten und mögen mich. Das weiß ich. Mir geht es gut. Davon bin ich überzeugt. Auch mit 30 Jahren. Besser kann es immer werden.
Thesi:
Am 17. Februar stirbt unsere Freundin Theresa - Thesi - Geisreiter bei einem Autounfall. Als es mir meine Schwester an diesem Abend aufgelöst am Telefon erzählt wirkt es zunächst unwirklich. Ein paar Tage zuvor hat sie mich - wie so oft - in der Arbeit besucht, mir wohl - meine Erinnerung ist lückenhaft - auch was mitgebracht. Einen Kuchen, einen Krapfen, ein Eis, ganz egal. Sie ist jemand gewesen, der stets an andere gedacht hat. Sie hatte es oft auch nicht leicht, wir haben nicht selten Späße über sie gemacht, wenngleich natürlich nicht boshaft. Jetzt ist sie weg, für immer. Ich trauere nicht sehr, ich kann nicht trauern wenn ich es nicht fühle. Und trotzdem wird sie fehlen. Sie ist ein sehr positiver Mensch gewesen. Der Tod hat eine Lücke in ein unmittelbares Leben von mir gerissen. Diese Erfahrung habe ich bisher nicht machen müssen.

März
Meine Weggeh - Lust ist ungebrochen. Vorglühen, Kafka, Villa, das ist die Devise an den Wochenenden. Ich denke manchmal darüber nach ob es normal ist, jeden Samstag betrunken zu sein. Aber ich kenne mich zu gut um mir etwas vorzumachen. Ich trinke Alkohol nur am Wochenende, unter der Woche allenfalls ein Bier irgendwo, wenn man sich mit Freunden trifft. Das passt schon! Vom 22. bis 26. März geht es mit Fems, Anna, Tom und Vera zum Pauler nach Irland. Ich verstoße damit gegen ein Credo, das ich mir selbst auferlegt habe. Nichts mehr alleine mit Pärchen zu machen, noch dazu da mit Pauler und Miriam quasi noch ein Drittes dazu kommt. Nichtsdestotrotz sind es schöne 4 Tage da oben und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn es ist herrlichstes Wetter. Ein Umstand, der anscheinend sonst so gut wie nie eintritt, schon gar nicht an vier aufeinander folgenden Tagen. Wir machen eine Rundreise den Ring of Kerry entlang, besuchen Blarney Castle und zuletzt noch Dublin. Die Landschaft ist schön, es bleiben viele Eindrücke im Kopf, leider auch mein völlig unnötiger Streit am Vorabend unserer Rückreise mit Christoph. Letzten Endes macht mir die Sache mit den Pärchen nichts aus. Ich atme die Freiheit...
In der Arbeit wird mir von Christian eröffnet, dass, sobald "Billa" komplett augeliefert worden ist, wir das Lager schließen werden und ich von Traunstein aus weiter zu arbeiten habe. Ein weiteres Webshop - Projekt, bei dem wir iPhone - Hartschalen zum eigenen Design weltweit vertreiben, soll dann - ergänzend zu Cote et Ciel - über mich laufen. Es ist ok, bis dahin ist Zeit. Viele Dinge wurden angekündigt und dann wieder verworfen.
Durch meine Irland - Reise verpasse ich den Verkaufsstart des Nintendo 3DS, eine Konsole auf die ich mich freue wie auf lange keine andere mehr. Einen Tag später hole ich mir das Gerät in der Farbe Aqua Blue zusammen mit Ridge Racer 3D. Der 3D - Effekt ist wirklich beeindruckend. Ich bin begeistert von dem Teil.

April
Als eines der für mich letzten großen DS - Titel beginne ich, Okamiden zu spielen, lege es aber recht schnell wieder beiseite und spiele kurz und bündig Ghost of Sparta für die PSP durch, das mir einen riesigen Spaß macht und ich beinahe geneigt bin, es besser als den 3. Teil der Hauptserie zu finden.
An einem schönen frühlingswarmen Samstag nehme ich mein Per Steinbrück - Buch und fahre mit dem Fahrrad ein paar Meter weiter nach Axdorf, haue mich auf ein Bänkchen und genieße den Tag. Sonja meldet sich, sie würde am Abend mit Lisa vorbei kommen und dann gehen wir auf eine Hausparty zu Theresa, die in meiner Nachbarschaft wohnen würde. Ich könne auch noch jemanden mitbringen. Ich nehme Andi mit und es wird ein lustiger Abend. Mit neuen Leuten komme ich immer schnell ins Gespräch. Anschließend die übliche Alokohol - Tour in Traunstein. Andi bandelt schon nach kurzer Zeit mit Lisa an, die ich auch von früheren Partys schon flüchtig kenne. Ich freunde mich mit den Mädls dort an, besonders mit Theresa, die ausgesprochen klug und auf Zack ist und mit meiner Art von Humor auf einer Wellenlänge ist. Ich sehe mich zwar selbst gern als nicht besonders oberflächlich, aber für etwas innigeres ist sie mir dann leider doch ein wenig zu....korpulent.

Mai
Weitere (ehemals) enge Freunde von mir ziehen nach und werden 30. Gleich zu Beginn Korbinian, ein paar Tage später Fems. Einige Wochen zuvor hat sich schon abgezeichnet, dass unsere große 30er Party nicht stattfinden wird. Ein Malus, der mir, schon allein aufgrund zahlreicher Ankündigungen meinerseits, noch lange nachhängen wird. Ich lasse mir gerade einen Vollbart wachsen, so als Experiment. Die Party, die Fems letztlich bei sich zuhause macht ist aber dennoch sehr nett. Wie so oft in den letzten Jahren lasse ich vor versammelter Mannschaft meine Geschichten (Stichwort Polizei) vom Stapel. Ich fühle mich in meinem Leben zu dieser Zeit so richtig wohl, bin auch oft mit den "neuen" Mädls unterwegs wie Dani, Theresa, Lisa usw. Das Wetter im Mai ist auch traumhaft.
Später spiele ich dann noch Okamiden durch und Andi und ich helfen Sebi beim Umzug von Haslach nach Wimpasing. Ich erinnere mich, dass wir dort oft viel Spaß miteinander hatten, auch mit Lisa und Lene...das übliche Prozedere: vorglühen und weggehen. Es ist schade, dass wir das in der Form so nicht mehr haben werden. Manchmal scheint es, als stünde die Zeit still und es spielt für mich keine Rolle, ob ich 18, 25 oder 30 bin. Das Leben funktioniert und macht Spaß. Gedanken über notwendige Veränderungen verdränge ich, denn sie machen mir Angst. Verdrängen ist einfach, verdrängen funktioniert hervorragend.
Andi spielt indes mit Lisa Katz und Maus. Was kümmert es mich? Er weiß schon, was er tut.
Am Freitag, den 27. stirbt meine Oma Hammer im Altenheim. Wir wussten alle, dass es passieren würde. Ich habe mich im Dezember zuvor schon von ihr verabschiedet. Damals habe ich geweint. Jetzt ist es Frieden, den ich spüre, den auch sie spüren wird.
Am selben Tag machen sich am Abend Andi und ich auf um beim Hübschei zu Hause seinen 29. Geburtstag zu feiern. Es ist ein ganz lustiger Abend. Alle unsere Freunde sind da. Andi, Poppey und ich verlassen den Ort dann ca. um Mitternacht, um weiter nach Traunstein zu schauen. Mein Onkel Christian holt uns mit dem Taxi ab, plötzlich vibriert mein Handy. Lisa schreibt mir eine SMS, ob ich auch noch nach Traunstein käme. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir Nummern getauscht hätten. Im Kafka angekommen bin ich schon nach kurzer Zeit betrunken, wie lange nicht. Ich tanze mit Lisa rum, kriege von der Umwelt wenig mit. Später gehen wir alle noch in die Villa. Irgendwann knutschen wir beide hemmungslos rum, stundenlang. Ich komme mir vor wie der Held, denn hübsch ist sie ohne jeden Zweifel sehr. Mein Onkel fährt uns, wir sind mittlerweile alleine, heim. Ich schlafe bei mir....allein.

Juni
Ich bilde mir ein, mehr von Lisa zu wollen, es aber nicht offensichtlich zu machen. Bleibe freundschaftlich, versuche aber oft mit ihr was zu machen. Sie ist stets dabei, wir sind ja befreundet. Voran geht nichts, was soll's?
In der Arbeit stete Routine. Mittlerweile ist der über weite Strecken durchwachsene Sommer eingekehrt. Ich bin oft mit meinen Freunden in Übersee am Strandbad, weil es dort einfach am Schönsten ist. Ich lerne weitere Leute kennen wie z. B. Carina und Chrissi. Erstere ist mir von Anfang an sehr sympathisch ist, obwohl sie manchmal viel redet.
Wie immer ist Mitte Juni die Gemeindemeisterschaft in Siegsdorf. Nachdem ich in den Anfangsjahren bei unserer eigenen Mannschaft, den "Natural Born Kickers" gespielt habe und zwischenzeitlich als Torhüter zu der "Seelauer Schädelbande" gewechselt bin hat es mich heuer zu den "Rockos Zock-Jünger"n unter Hiateis selbsternannter Kapitänschaft verschlagen. Das Turnier ist witzig, auch wenn wir glaub ich nur Drittletzter werden.
Am Abend bin ich mit Hübschei, der "dank" Hiateis Veto nicht mitspielen durfte, beim Andi gelandet, außerdem sind Tez, Carina, Chrissi und Judy anwesend. Zusammen mit Hübschei gehe ich dann in die Metro. Da will ich hin, weil Lisa auch da ist...(meine Güte)
Später sind wir dann natürlich auch noch in der Villa, Poppey ist auch da. Irgendwann wird es mir zu blöd und ich fahre heim. Am nächsten Tag erfahre ich, dass Poppey mit Lisa rumgemacht hat, was mich in dem Moment recht sauer macht. In einer Kurzschlussreaktion schreibe ich ihr, dass mich das nervt und ich nichts mehr mit ihr zu tun haben will.
Kurz darauf wird mir aber klar, wie dämlich das ist und dass es das nicht wert ist. Bei Danis Geburtstagsfeier sprechen wir uns schließlich aus. Es ist alles wieder in Ordnung.

Juli
In der Arbeit wird es langsam interessant. Für Ende August wurde von Billa der letzte Abruf angekündigt. Der anschließend notwendige Lagerauszug steht damit unmissverständlich wie unausgesprochen vor der Tür. Ich mache das, was ich am besten kann: verdrängen!
Poppey ist mittlerweile mit Lisa zusammen. Egal, ich gönn es ihm. So toll ist sie bei genauerem Hinsehen dann ja auch wieder nicht. Am 09. bin ich mit Hübschei und Fems zusammen auf dem Spiel von Red Bull Salzburg gegen Lyon. Wir bekamen die Karten von Anna geschenkt. Das Spiel ist todlangweilig! Anschließend holen wir Poppey ab und fahren zum Andi, der Geburstag hat und bei sich daheim auf der Dachterasse feiert. Wieder einmal betrinken wir uns. Anschließend geht es weiter nach Grabenstätt zu "feel the summer". Es ist ein cooler Tag, es sind alle da, auch Fems und Hübschei, das hat Seltenheitswert. Letztgenannte stehen komplett vollgesoffen mal hier mal dort, Andi macht sich an irgendwelche anderen Weiber ran, Poppey steht bei Lisa....und ich schnappe mir im Vorbeigehen bei den Toiletten die Genia. Eine, die man getrost als "Hammerweib" bezeichnen kann. Riesengroß, mords Gestell, eine südamerikanische Ader, kurz gesagt: geil. Wir knutschen rum und machen aus, dass wir uns schreiben und bald was machen. Pustekuchen. Ich glaube, letzten Endes haben wir beide kein Interesse am Anderen. Aber es ist schon lustig, weil ich sie vom weggehen schon ein wenig kenne, aber sie eine der Frauen ist, deren Vornamen ich permanent vergesse. Dabei ist ihrer gar nicht einmal sooo austauschbar.
Mitte Juli kommt dann auf PSN das schon auf XBLA so hoch gelobte Limbo heraus. Ich lade es mir noch am Tag des Erscheinens um 23:00 Uhr herunter und muss mich um halb 1 dann förmlich ins Bett prügeln, weil am nächsten Tag normal Arbeit ist, so begeistert bin ich vom dem Spiel. Dabei ist es nichts weiter als ein simples Rätsel - Jump'n Run, allerdings in einer Atmosphäre, die ihresgleichen sucht und mich fast vergessen lässt, dass ich nebenbei noch Ocarina of Time 3D für den 3DS spiele. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich dieses Spiel absolut liebe. Von meinen Freunden teilen allerdings die wenigsten diese Begeisterung. Zwischenzeitlich chatte ich auf facebook mit Chrissi (Schweini), eine von Andis unglücklichen Verflossenen. Ich habe ein Date mit ihr bei ihr daheim. Ein Date. EIN Date. Denn das war's dann auch schon. Auch nicht schlimm, wenngleich ich sie schon noch gern ein weiteres mal getroffen hätte, glaub ich zumindest. Dann am 30. Juli machen sich Hübschei, Fems, Klausi und ich auf nach Wien, um zusammen mit Schoof und Mini Klausis Jungesellenendasein ein Ende zu machen. Wir trinken viel, singen am Steffl, gleiten am Spiderrocks hinab (leider ohne Klausi selbst), baden nackt in der Donau und gehen dann weg. Auch wenn man lange darüber streiten kann, was denn nun ein guter Junggesellenenabschied beinhalten muss, ich glaube, gerade wenn man Klausi kennt, war es ein wirklich schöner und erinnerungsträchtiger Tag!

August
Ein weiteres mal machen wir uns auf den Weg nach Hopfgarten in Tirol. Dieses mal am Start: Fems, Anna, Schoof, Hübschei, ich, Wolfe und Andrea. Später stoßen dann noch Axel und Gini sowie Bedon und Lukas zu uns. Das Wochenende ist eigentlich recht schön. Nachdem der Juli ziemlich schlechtes Wetter bot, zeigt sich der August von seiner Schokoladenseite. Aufgrund einer dämlichen Wette, bei der ich um zwei Minuten (Zeitschätzung) daneben lag, weil Axel sehr unpünktlich war, verliere ich eine "Slap Bet" gegen Hübschei. Glücklicherweise fange ich sie noch am selben Wochenende ab, noch dazu in einem Moment, wo ich schon damit rechnete (puh). Das Wochenende darauf, am 13. steht nun endlich Klausis Hochzeit an. Unter der Leitung von Fems haben wir Freunde eine kleine Scherznummer mit fiesen Texten einstudiert, bei der uns Hübschei auf der Gitarre begleitet. Die Texte sind schon geschrieben aber unsere - sagen wir - performance - steht noch nicht recht. Da Mini als einer der wesentlichen Beteiligten als Trauzeuge nicht anwesend ist, verschieben wir die Generalprobe auf den Vorabend der Hochzeit. Den 12. August 2011. Als wir uns nach Feierabend beim Schoof daheim treffen ahne ich noch nicht, dass dieser Tag mein Leben nachhaltig verändern wird. Mir wird von Fems, wie öfter zur Zeit, vorgeworfen, ich sei zwider und aggressiv, streite mich sogar kurz mit ihm, was nun wirklich nicht oft vorkommt. Ich haue gedanklich den Schwamm drüber. Mein Abendplan führt mich mal wieder zu einer Hausparty bei Theresa. Hübschei und Schoof dürften auch mitkommen, verzichten aber. Es wird beschlossen, dass wir noch zum Sommernachtsfest nach Marwang fahren. Leider sieht es schon etwas nach Regen aus. Kaum angekommen ziehe ich wie so oft gleich abseits meiner Gruppe von dannen und stolpere über ein paar Junggesellinnen, die mir für 2 Euro ein kleines Promo-Deofläschchen verkaufen. Ich blicke mich um und sehe sie stehen: Eva. Ich habe sie lange nicht mehr gesehen, sicher über ein Jahr nicht oder noch länger. Sie steht da mit ihrer hellblauen Regenjacke und lächelt mich an. Leider möchten ihre Freunde schon fahren, deswegen frage ich sie einfach, ob sie noch hier bei mir bleiben will. Sie bleibt. Ich sprühe sie mit dem Deofläschchen an, wir scherzen herum, trinken einen an der Bar, singen "I can't help myself" von der Kelly Family. Mirko kommt auch dazu. Ich mache mich dann auch wieder auf und sehe woanders nach dem Rechten, es sind ja noch mehr Leute da. Eva und meine Blicke kreuzen sich oft, wir begegenen uns immer wieder, irgendwann fährt sie heim, ich später auch. Nichts besonderes passiert.
Etwas angeknockt erscheine ich zu Klausis Hochzeit. Es wird ein sehr schöner Tag. Unsere Vorstellung sitzt, bis auf Minis zu erwartenden Textausrutscher. Schoof übertreibt es am Ende wieder maßlos und findet sich am nächsten morgen auf einer Salzburger Parkbank ohne seine Wertsachen wieder. Ein paar Tage später bin ich nach der Arbeit im Real. Zufälligerweise steht plötzlich Eva hinter mir. Ein lustiger Zufall. Wir lachen und reden über den vergangenen Freitag. Später begegnen wir uns noch auf facebook. Wir tauschen Nummern aus und verabreden uns zum Reutener Gartenfest. Nichts besonderes passiert.
In der Arbeit werde ich von unserer Vermieterin vom Lager angerufen, wann unser Auszug geplant ist. Wahrheitsgemäß antworte ich, dass ich keine Ahnung habe. Und doch merke ich, dass es hier langsam aber sicher ernst wird.
Am 19. August schaffe ich es über den Müller in Traunstein doch noch, an mein Xenoblade zu kommen. Abends treffen wir uns in Traunstein u. a. mit Robert, da wir tags darauf endlich mal wieder die Alz mit unseren Schlauchbooten runterfahren und anschließend ins Gartenfest gehen möchten. Vor allem die zweite Augusthälfte versöhnt mit traumhaften Hochsommerwetter, nachdem er vorher ziemlich durchwachsen war. Wir haben Spaß an diesem "Alz"-Tag, nicht zuletzt deshalb, weil Schoofs und Hübscheis Boot immer weiter absäuft. Am Nachmittag sind wir in Reuten am Gartenfest. Stunden vergehen, es werden immer mehr Leute. Ich stehe gelegentlich auf, setze mich mal hier, mal da dazu. Dann sehe ich Eva. Sie ist mit Cori unterwegs. Wir setzen uns hin und reden. Ich gehe wieder auf meinen Platz. Der Abend wird lang und länger, irgendwann sind wir alle an der Bar, Eva auch. Lisa kommt plötzlich und redet mit mir. Ich merke wie Eva das ganze misstrauisch beobachtet. Ich grinse innerlich. Später wird's peinlich. Hübschei und ich spielen das ich nenne es einfach mal "Handflächenschlagspiel". Meine Hand brennt. Wenn man ehrlich ist, habe ich verloren. Ich setze mich dann hin, nehme Eva auf meinen Schoß. Später fahren wir heim. Nichts besonderes passiert.
Einige Tage später machen wir aus, dass sie zu mir kommt. Wir schauen uns "Keinohrhasen" an. Wir sind uns sympathisch, das merkt man. Wie sehr, wissen wir beide nicht. Es passiert nichts besonderes. Wir beschließen uns am Freitag, den 26. ein weiteres mal bei mir zu treffen.
Genau an diesem Tag passiert in der Arbeit etwas entscheidendes. Die komplette Billa - Ware wird ausgeliefert. Ein stressiger Tag. Mit einem Schlag ist das Lager plötzlich halb leer. Ein klein wenig Wehmut befällt mich, jedoch habe ich bereits etwas anderes im Kopf. Am Abend werde ich mich wieder mit Eva treffen. Es ist ein Bild von einem Tag. Sommerlich warm, aber nicht heiß, bis in die Nacht hinein 25 Grad. Sie kommt zu mir. Wir fahren weiter zur Pizza Oase und holen uns ein mittelgroßes Exemplar. Dann fahren wir zum Hochberg, schlagen die Picknickdecke auf, reden über vieles, ein zarter warmer Wind weht über uns hinweg. Sie legt ihren Kopf auf meine Brust, ich streiche durch ihre Haare, wir küssen uns. Es ist wie in einem Traum. Der Abend geht zu Ende. Sie fährt heim. Das war etwas besonderes.

September
Eva und ich treffen uns noch ein paar mal Anfang September, jedoch kommen wir nicht so recht voran. Wir sind uns beide unsicher. Ich weiß nicht, ob ich sie will, ob ich das will. Gefallen mir nur diese Momente oder will ich wirklich sie haben? Ich bin mir darüber nicht im Klaren, noch nicht. Als ich einmal nach der Arbeit meine Theaterprotokolle verteile fahre ich bei Maria Krammer vorbei, wo zufälligerweise Eva gerade mit ihrer Mutter spazieren geht, ich gehe auf sie zu, möchte sie gerne küssen, aber ich merke, der Moment ist ihr unangenehm, das respektiere ich natürlich.
Der 10. September: Es ist ein Samstag. Ich fahre an diesem herrlichen Spätsommernachmittag mit Fems raus an den Weitsee. Er fragt mich, wie es mit mir und Eva eigentlich steht. Ich sage ihm wahrheitsgemäß, dass es passt, ich ein gutes Gefühl habe aber es auch noch nicht sicher weiß. Am Abend treffe ich mich erneut mit ihr bei mir. Wir schauen einen Film an. Irgendwann ruft Anna an und fragt ob wir nachher noch bei ihr und Fems vorbei kommen wollen. Ich wiegle ab, wir wollen alleine sein. Wir wissen beide, dass dieser Abend uns gehört. Es wird später, der Film ist vorbei. Wir reden. Irgendwann ergreift sie das Wort, fragt was jetzt mit uns beiden ist. Ich sage ihr, was ich fühle. Dass ich mir lange nicht sicher war aber dass, wenn ich in mich hinein höre, ich weiß, dass es sich richtig anfühlt und dass ich es ehrlich will. Sie lächelt, ist erleichtert, sagt, dass sie genauso fühlt. Es ist kurz nach Mitternacht. Wir einigen uns auf den 10. September. Es nimmt seinen Lauf. Sie bekommt eine Zahnbürste, sie schläft bei mir. Ich fühle mich unheimlich gut.
Am nächsten Tag gehen wir zusammen auf den Berg, zuvor bin ich bei ihr, lerne ihren Bruder kennen. Ich fühle mich auf ungewöhnliche Weise geborgen, etwas, dass ich lange nicht gefühlt habe. Wir haben einen sehr schönen Tag miteinander, lernen uns immer besser kennen. Schon jetzt bereue ich mit keiner Faser meines Körpers mehr, dass ich diese Entscheidung getroffen habe. Ein paar Tage später, am Dienstag, schreibe ich ihr, dass ich sie abends gerne sehen würde. Sie hat immer viel zu tun unter der Woche, Dienstags, Mittwochs vor allem. Um halb 10 schreibt sie, dass sie es nicht mehr schafft. Unsere Beziehung ist gerade einmal drei Tage alt und doch merke ich schon jetzt die erste Kehrseite. Ich habe Sehnsucht nach ihr, nach ihrer Nähe. Am Samstag bin ich bei ihr. Wir verbringen den Abend bei ihren Eltern. Sie sind ausgesprochen nett zu mir. Ich mag sie beide, das merke ich. Ein wenig beneide ich Eva um dieses Elternhaus. Ich merke, wie sehr sie sich ihren Eltern verbunden fühlt, wie unheimlich eng diese Bande ist, etwas, dass ich in der Form nie hatte. Ich weiß, dass es ein weiter Weg ist, auch nur annähernd in diese Vertrautheit vorzustoßen. Wie als hätte sie meine Gedanken gehört nimmt sie meine Hand. Ich schlafe diese Nacht bei ihr, in ihrem süßen kleinen Zimmer. Ich fühle mich wie neu geboren. In der Zeit nehme ich sie oft mit zu meinen Freunden. Wir machen Abende bei Fems, beim Hübschei. Dann ist Pauler zu Besuch und sie kommt mit als wir beim Griechen zum essen sind. Ich merke immer mehr, wie unheimlich stolz ich auf dieses hübsche junge Mädchen mit ihrer starken Persönlichkeit bin. Ein paar Tage später beglückwünscht mich Pauler, als wir in Inzell beim Fußballgolf spielen sind, was für einen Hasen ich da an Land gezogen habe.
Dann in der letzten Septemberwoche ist es soweit. Ich werde von der Geschäftsführung angehalten, sofort mit dem Auszug aus dem Lager zu beginnen und binnen einer Woche meinen Arbeitsplatz von Siegsdorf nach Traunstein zu verlegen. Ein regelrechter Schock. Im Prinzip wusste ich, dass es irgendwann soweit kommen musste aber als es dann passiert bin ich emotional nicht wirklich darauf vorbereitet. Wie in Trance fange ich an, einzelne Fächer von mir auszuräumen, Papier weg zu werfen. Völlig unsinnige Arbeit angesichts dessen, dass das komplette Lager ausgeräumt werden muss. Unendlich viel Arbeit steht vor mir, unzählige Fragen die unbeantwortet sind, Querschüsse allerorts, auf organisatorische Hilfe zu hoffen wäre blauäugig um nicht zu sagen lächerlich. Ich beginne damit, zumindest den Umzug nach Traunstein zu organisieren. Fange an, vermeintlich einfache Fragen zu klären. Irgendwann Mitte der Woche besucht mich Eva mit dem Fahrrad in der Arbeit. Sie lächelt, nimmt mich in den Arm. Bei allem Stress der vor mir liegt habe ich nicht vergessen, dass sie da ist. Dass ich glücklich bin und sie mir unendlich viel Energie gibt. Die tägliche "Gute Nacht" und Guten Morgen" - SMS von ihr sind wie Balsam für meine Seele. Mit dieser Sicherheit, der meinen Körper durchfließt fasse ich einen folgenschweren Entschluss und gehe am 28. zur Julia ins Traunsteiner Büro. Ich bitte um meine Kündigung. Meinem Wunsch wird entsprochen.

Oktober
Es ist, Montag, der 3. Oktober. Feiertag. Der warme Spätsommer hat sich noch bis in den Oktober hinein geschlichen. Es ist wieder ein herrlicher Tag. Ich hole sie früh am morgen ab. Wir verbringen den Tag zusammen, wollen mit dem Chiemseedampfer auf die Fraueninsel. Zuerst frühstücken wir am See, dann legen wir von Gstadt ab, sehen dort an Deck einen alten Mann, der einen so freundlichen und zufriedenen Blick aufgesetzt hat, dass wir ihn fortan als "unseren Gartenzwerg" in Erinnerung behalten. Wir umrunden einmal schlendernd und händchenhaltend die Insel, bis wir die Decke ausrollen und die Sonne genießen. Sie legt ihren Kopf auf mich, wir streicheln uns. Mehrere Stunden bleiben wir dort. Es ist einfach herrlich. Nachher fahren wir noch nach Traunstein zum Eis essen. Ich fühle mich so unheimlich zu ihr hingezogen, möchte sie am liebsten immer um mich haben. Zu Beginn war es mir wichtig ihr mitzuteilen, dass ich viel Wert auf meine Freiheit lege, dass ich oft und gerne auch mal alleine bin. Im Prinzip ist das auch ungebrochen wahr, jedoch habe ich das Maß an Zuneigung, das ich schon nach wenigen Wochen für sie empfinde, stark unterschätzt. Sie hat viele Verpflichtungen. Erfährt in ihrer Arbeit, die ihr wahnsinnig wichtig ist, große Wertschätzung und will dort zurecht keine Kompromisse eingehen. Desweiteren singt sie im Chor, spielt Gitarre und Klavier, macht Gymnastik und einen Italienischkurs. Das alles sind ihre Termine unter der Woche, deshalb bin ich froh, dass sie es trotzdem schafft, dass wir uns mindestens drei mal sehen. Und doch will ich ihr noch näher sein und sie geht auch auf mich zu, fragt, ob ich mit zum Chorsingen kommen möchte. Natürlich will ich. Ich habe jahrelang mein eigenes kleines Süppchen gekocht, ich will mehr sehen, mehr erleben. Was ist verkehrt an ein wenig Selbstaufgabe? Nichts! Am 10. Oktober haben wir unser Einmonatiges. Ich schreibe ihr eine Karte mit allem was ich an ihr so gerne mag. Sie schenkt mir einen Stein in einer Schatulle mit ihrem Parfüm, auf dem sie "hab dich lieb" eingeritzt hat.
Auch Anfang Oktober treffe ich mich mit meinen alten Berufsschulfreunden Robert und Christoph (Brogg und Sollacher) in Traunstein im Schnitzlbaumer. Wie früher schwärmen wir über die vergangene Zeit, sicher, wir sind älter geworden, alt, möchte man sagen. Man sieht es uns auch schon ein wenig an. Später holt mich Eva ab. Ich bin stolz darauf, sie ihnen vorstellen zu können. Ich will sie jedem zeigen, mein Glück hinausschreien in die Welt. Ganz am Anfang hat mich meine Schwester öfter etwas gepiesackt, was los sei mit Eva und mir. Ein klein wenig peinlich war mir das ganze schon irgendwie. Von dieser Peinlichkeit ist nun nichts mehr übrig. Jeder darf, nein soll es wissen. Am darauffolgenden Montag sehe ich in der Arbeit im Posteingang eine e-mail von Brogg. Er schreibt, auch er habe vor gar nicht allzu langer Zeit eine recht junge Freundin gehabt, jedoch habe das Glück nicht lange gehalten. Natürlich hat er recht. Glück hat man nicht gepachtet. Doch das hier ist anders. Ich fühle es, ich weiß es. Wir verbleiben so, dass er versucht, erste Schritte für ein Klassentreffen einzuleiten.
Beim Geburtstag meiner Mama in Maria Eck ist Eva auch da. Ein weiterer Teil meiner Familie darf sie nun kennenlernen. Noch im Wirtshaus nimmt sie mich kurz beiseite und sagt mir, dass sie plane, Anfang nächsten Jahres einen mehrwöchigen Urlaub in Australien bei ihren dortigen Verwandten zu machen. Es ist natürlich ok und es freut mich, dass sie das machen kann und doch kann ich zwei kurze Gedanken die mir kommen nicht ganz ausblenden. Zum Einen finde ich es zumindest ein klein wenig schade, dass sie mich gar nicht gefragt hat, ob ich mitkommen will und zum Anderen habe ich wie aus der Pistole geschossen im Kopf: Oh nein, drei Wochen ohne sie sind schon lang. Aber diese Gedanken verschwinden, so wie sie gekommen sind. Sie ist sehr lieb an dem Tag, man merkt, dass sie einen guten Eindruck bei meiner Familie hinterlassen will. Hilft mit in der Küche und beim Abräumen des Geschirrs.
In der Arbeit hat der wahre Ernst begonnen. Im Lager herscht Chaos ohne Ende. Die Zeit drängt. Ich konnte mir mit etwas Verhandlungsgeschick noch den Monat Oktober erkaufen. Zusammen mit Christl und Gisi räume ich Stück für Stück, eine Palette nach der anderen aus, sortiere aberhunderte von Caps und Mützen, T-Shirts und Sweater, Hosen und Jacken in Kisten, werde immer ärgerlicher dabei, wenn wir Stunden an Zeit damit verschwenden, Teile anzuprobieren anstatt den Schund einfach in den Müllcontainer zu werfen, den ich mehrmals vom Schaumaier herorganisieren darf. Darüber hinaus müssen die laufenden Projekte weiter betreut werden, einige Sachen zu dieser, andere zu jener Spedition. Vieles geht schief, ständig werde ich gefragt, wann wir "leer" sind. Dabei tue ich doch wirklich alles, was in meiner Macht steht. Ich beginne beinahe einen Hass zu entwickeln. Die Gewissheit, dass Mitte November alles vorbei sein wird und natürlich meine Eva helfen mir dabei, diese Wochen schwerer Arbeit zu überstehen.
Mit Eva ist alles perfekt, wie im Traum. An den vielen herrlichen Oktoberwochenenden gehen wir einige male spazieren. Einmal über das Himmelreich nach Reuten und über Adelholzen wieder heim. Plötzlich umarmt sie mich fährt mit der Hand über meinen Rücken, lächelt mich an und erzählt über ihren schönen Urlaub in Italien und dass ich da im nächsten Jahr unbedingt dabei sein soll. Ich sage ihr offen, dass es mich sehr freut, dass sie schon so weit in die Zukunft plant. Sie lächelt nur. Später an dem Tag sind wir noch bei ihr im Zimmer. Wir liegen im Bett und kuscheln. Ihre Haare fallen ihr wild ins Gesicht und sie macht - wieder mal - Grimassen. Wir kitzeln uns beide, lachen laut auf. Spätestens jetzt weiß ich, dass ich in sie verliebt bin. Worte können nicht mehr beschreiben, wie glücklich ich mich in diesem Moment fühle. Eine Woche später bin ich wieder bei ihr. Sie sagt, sie bringe mir jetzt Gitarre spielen bei. All die Zeit vorher bei Feiern beim Fems war mir stets nach Augenrollen, wenn wieder einer die Gitarre hervorkramte. Doch wenn sie das sagt, ist es etwas anderes. Ich stelle mich bei den Griffen an wie der hinterletzte Depp. Sie weiß es auch, lächelt trotzdem und lobt mich. Dann holt sie Zettel und Stift, zeichnet die Griffe darauf, die ich lernen sollte und gibt mir eine Gitarre zum üben mit heim.
Nachdem sich das Lager unter weitgehender Unterstützung der Wembacher Lydia langsam aber sicher doch leert, kann ich bei Julia für den 31. Oktober einen Urlaubstag herausboxen, so dass mit Allerheiligen am darauffolgenden Dienstag ein verlängertes Wochenende ansteht. Eva und ich beschließen, zusammen in die Erdinger Therme zu fahren. Es ist ein sehr nebliger Tag, als wir nach gut zwei Stunden Fahrzeit ankommen, stehen dort hunderte Menschen Schlange. Wir kaufen uns eine Ganztageskarte. Es wird ein weiterer traumhaft schöner Tag. Mittendrin liegen wir einmal im Ruhebereich zu zweit auf einer Matratze, schauen uns minutenlang an. Ich nehme sie in den Arm und möchte sie nie mehr loslassen. Ganz am Ende sind wir im Salzstollen mit Aufguss. Wir gehen raus und holen uns ein Mango-Salz mit dem wir uns einreiben. Der Aufguss dauert nur etwa zehn Minuten. Plötzlich nimmt sie noch etwas Salz und reibt meinen Rücken damit ein, dann lehnt sie lächelnd ihren Kopf an meine Schulter. Später im Auto bei der Heimfahrt hören wir auf Bayern 3 von einem Studiogast, der erst einige verdiente Millionen wieder verjubeln musste um als "normaler" Mensch endlich Glück zu finden. Ich sehe rüber zu ihr und frage sie: "Weißt du wer im Moment auch glücklich ist?" Sie fragt: "Wer?" Ich schaue nur nach vorne und deute mit dem Finger auf mich. Sie lächelt und streichelt meine Hand.

November
Anfang November ist es dann langsam so weit. Es dauert nicht mehr lange bis sich die letzten Regale im Lager leeren. Auch in der Übergabe meiner Projekte geht es gut voran. Ich kann stolzen Hauptes von mir sagen, dass ich mir nichts habe zu Schulden kommen lassen in den letzten Wochen hier. Am ersten Novemberwochendende bekomme ich endlich mein heißersehntes Uncharted 3, von dem Hübschei zuvor schon aus dem Schwärmen nicht mehr heraus kam. Ich hole es beim Huber ab, Eva hat an diesem Freitag eh einen Tag mir ihren Mädls geplant. Klassischer Zock-Abend. Tags darauf ist Sailer Keller Nights. Ich glühe mit meinen Schwestern und ihren Mädls und natürlich auch mit Eva vor. Etwas reserviert wirkt sie an diesem Abend auf mich, später wird das auch Yoda mit voller Wucht sagen. Als wir im Underground sind, ziehe ich wie immer umher. Dass Eva nicht bei mir ist stört mich beim Weggehen nicht, da bin ich immer ein anderer Mensch, der mit allen die da sind Spaß haben will. Dass sie auch da ist freut mich nichtsdestotrotz natürlich unbändig. Ich stelle sie anderen wie immer voller Stolz vor. Gelegentlich komme ich immer wieder zu ihr und küsse sie. Später ist auch Andi bei mir und Eva und wir tanzen. Einmal packt sie mich und küsst mich. Na bitte, sage ich zu mir selbst. Es ist doch alles in Ordnung. Da sie wie so oft am Sonntag auf den Berg geht, verabschiedet sie sich schließlich. Mein Weg führt mich - wieder einmal - in die Villa.
Meine letzte Arbeitswoche ist angebrochen. Ich bin beruhigt. Alles ist letzten Endes gut geworden. Dass cosmo nichts mehr mit der Firma zu tun hat, die ich noch Jahre zuvor so geliebt habe wird mir mit jedem Atemzug mehr und mehr bewusst. Am Freitag, den 11.11 ist es schließlich soweit. Ich gebe noch einmal für alle Anwesenden Weißwürscht mit Brezen aus, bekomme einen Mediamarkt - Gutschein und eine Karte geschenkt, von Gerhard sogar noch eine Uhr. Alle wünschen mir nur das Beste. Die meisten finden es wirklich schade, dass eines der letzten beinahe Urgesteine die Firma verlässt. Es ging nicht anders. Die Zeiten stehen auf Änderung. Es ist gut so. Als ich an diesem kalten windigen Novembertag die Türe hinter mir zufallen höre drehe ich mich nicht um. Ich schaue nach vorne, den Blick der Zukunft zugewandt. Einer guten, hoffnungsvollen Zukunft.
Tags davor am Donnerstag ist unser zweimonatiges Jubiläum. Eva skypt mich in der Arbeit an und fragt was ich abends vor habe. Ich sage, dass ich schon mit meinen Siegsdorfer Lagermädels ein Abschiedsessen beim Italiener habe. Sie meint, das wär schade, denn sie hätte mich an diesem Tag auch gerne ausgeführt, da wir ja was zu feiern hätten. Ich habe indes schon etwas für sie vorbereitet. Kurz bevor ich mich abends mit meinen Helferinnen treffe überrasche ich Eva mit einem Besuch. Ihre Mama ist an der Tür und bittet mich herein. Aber ich bleibe an der Tür stehen und warte, dass Eva kommt. Als sie um die Ecke erscheint, beschwöre ich sie, stehen zu bleiben. Wie im Film "tatsächlich Liebe" habe ich kleine Plakate gemacht, die ich ihr der Reihe nach zum lesen vorhalte. Ich bedanke mich für die letzten beiden Monate und dass sie das Wundervollste ist, was mir passieren konnte. Am Ende bekommt sie noch eine Rose, so wie bei einem unserer allerersten Dates im August. Sie ist sichtlich gerührt, möchte die einzelnen Zettel behalten. Später am Abend bekomme ich noch eine SMS, in der sie schreibt, dass ich "der Wahnsinn" bin. Am folgenden Freitag ist Eva abends bei mir. Wir schauen Persepolis an, den ich vor einigen Monaten aufgenommen habe. Es ist kalt geworden draußen. Wir kuscheln uns unter der Decke zusammen, es ist wie immer. Als ich vom Zähneputzen komme liegt sie schon eingemümmelt im Bett. Sie lächelt mich etwas bemüht an. Sie ist traurig. Ihr kleiner Kater Karle, den ich selbst nur ein paar mal gesehen habe ist weggelaufen und nicht mehr wieder gekommen. Ich habe Verständnis für ihr Schweigen und streichle sie sanft. Als ich kurz davor bin einzuschlafen sagt sie: "Ich möchte noch ein Bussi". Sie beugt sich her zu mir, wir schlafen beide ein. Als wir aufwachen, lege ich mich auf ihre Brust und spüre einen sehr ruhigen Herzschlag. Ich scherze und frage sie, ob sie immer so einen niedrigen Ruhepuls hat. Dann gehen wir noch frühstücken, bevor sie heimfährt. Am Nachmittag ist Andi bei mir. Er sieht mir ein wenig zu beim Uncharted zocken, abends gehen er und ich in Ruhpolding in die Sauna. Er fragt mich, wie es mit Eva und mir läuft. Ich sage ihm wahrheitsgemäß, dass sie seit kurzem ein wenig komisch sei aber ich nicht glaube, dass etwas Schlimmeres ist. Als wir wieder rauskommen frage ich sie per SMS, was sie für den Abend plant. Sie weiß es noch nicht sicher, meint sie. Ich schreibe ihr, dass ich ansonsten noch bei ihr vorbei kommen würde. Recht schnell erhalte ich die Antwort, dass sie entweder was mit Cori macht oder in die Festung geht. Etwas enttäuscht bitte ich sie, mir Bescheid zu geben, sollte sie in die Festung gehen, denn dann würde ich auch kommen. Eine Nachricht bleibt aus. In dieser Nacht schlafe ich schlecht. Irgend etwas stimmt da doch nicht. Diese vollkommene Unbeschwertheit von vor wenigen Wochen mag nicht so recht zu diesem Verhalten passen. Habe ich etwas falsches gesagt? Ich denke darüber nach aber bin letztlich davon überzeugt, dass es so schlimm nicht sein kann. Das Wochenende vergeht, leider sehen wir uns auch am Sonntag nicht. Am Montag morgen bekomme ich Nachricht von ihr, "Date heute um halb 8"? "Aber Hallo!", antworte ich freudig. Es ist der 14.11.2011
Ich habe am Vormittag ein Vorstellungsgespräch bei der Firma Pohlig. Es scheint ich mache einen guten Eindruck. Ein paar Tage später am Freitag solle ich zum Probearbeiten erscheinen. Anschließend spiele ich Uncharted 3 durch. Mittags bin ich mit Hübschei und Fänt beim Chinesen, anschließend fahren wir mit drei Bier bei klirrender Kälte an den Chiemsee raus. Ich bin froh, als ich wieder daheim bin. Die Stunden vergehen. Pünktlich um halb 8 erscheint Eva an der Tür. Lächelnd mache ich ihr unten auf, möchte sie zur Begrüßung küssen, sie hält mir nur die Wange hin. Noch mache ich mir keine Gedanken. Ich erzähle ihr von meinem Vorstellungsgespräch. Sie sitzt aufrecht auf der Couch, ihr Gesicht wird ernst. Sie sagt, sie müsse mit mir reden....
Was dann passiert habe ich nur noch bruchstückhaft in Erinnerung. Sie fühle kein Herzklopfen.......mein Mund wird trocken.....es liegt nicht an mir.....ich greife verzweifelt ihre Hand.....ich sei perfekt für sie aber sie kann mich nicht lieben.....mir wird schwarz vor Augen.....es tut ihr so unendlich leid.....ich gehe auf den Balkon, komme zurück, sehe sie an, schau wieder weg, ich stammle irgendwas vor mich hin.....sie wünschte es wäre anders.....ich gebe ihr ihre Gitarre und ihr Quarto - Spiel zurück...vielleicht kommt das Gefühl ja noch....sie verlässt meine Wohnung
Es ist aus. Aus und vorbei. Ich kann es einfach nicht fassen. Sie kann mich nicht lieben. Wie lange weiß sie das schon? Warum die Zeichen der Zuneigung die Wochen zuvor. Fragen über Fragen. Warum? Warum nur? Ich gehe in meiner Wohnung auf und ab. Kann nicht sitzen, kann nicht stehen. Ich fahre zur Hirn. Muss mit irgendjemanden reden. Ich trinke zwei Bier, rauche eine Zigarette nach der anderen, versuche alles mit Humor zu überspielen. Als ich wieder daheim bin versuche ich zu schlafen, versuche mir einzureden, dass ich ja nur wieder so zu leben bräuchte, wie es war bevor ich sie kennen lernte. Ich schlafe kaum in dieser Nacht, bin nass geschwitzt. Wie konnte das nur passieren? Auf facebook erzähle ich jedem der mir vor die Flinte kommt, was passiert ist, am Anfang gleich Pauler. Der nächste Tag ist noch schlimmer. Das Selbstmitleid kommt mit einer derartigen Wucht, dass ich es nicht ertrage. Ich erinnere mich an jede Einzelheit mir ihr. Auf youtube höre ich mir den Kelly Family Song an, den wir am 12. August zusammen sangen. Ich kann endgültig nicht mehr. Wie ein Wasserfall laufen mir die Tränen herab und tropfen hörbar auf den Boden. Jeder Tag der kommt ist zum kotzen, ich habe Urlaub und somit Zeit zum Nachdenken ohne Ende. Es gibt keinen Tag an dem ich nicht heule. Dann starre ich wieder minutenlang an die Decke. Ich kann den Gedanken, nicht ertragen, dass es vorbei ist. Dass dieses Märchen plötzlich vorbei ist. Wie konnte ich nur zulassen, so tief zu fallen?
Ich rede mit so vielen Leuten, aber keiner kann mir helfen, keiner kann mir sie zurück geben. Plötzlich wird mir klar, wo ich stehe. Ich bin daheim, bin bald arbeitslos und die ganze Kraft die ich zuvor noch hatte wurde mir mit einem Schlag zerrissen. Ich habe keinen Appetit mehr, nichts macht mehr Spaß. Mit einem mal ist ausnahmslos alles bedeutungslos geworden.
Irgendwie muss es weitergehen. Ich kaufe mir von meinem Media Markt - Gutschein Skyward Sword und Super Mario 3D Land. Letzteres spiele ich die ganze Zeit, es lenkt mich wenigstens ein bisschen ab. In der letzten Novemberwoche bekomme ich eine Antwort auf eine Bewerbung beim Eberl. Ich stelle mich dort vor, man will mich dafür haben, jedoch für eine andere Stelle, unter der Leitung von Martin Kamml. Nach kurzer Bedenkzeit willige ich ein. Überall bestärken mich meine Freunde darin, dass es genau das ist, was ich jetzt brauche. Ich könne mich voll in die Arbeit stürzen und meinen Kummer vergessen. Ich bilde mir ein, sie haben recht. Leider kann ich meinen Kummer nicht vergessen. Ein paar Tage vor Arbeitsbeginn, erinnere ich mich, dass ich genau vor einem Monat mit Eva in Erding gewesen bin und ich glaubte ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt. Nun in diesem Moment bin ich nicht mehr als ein Häufchen Elend. Unter dieser erdrückenden Last breche ich zusammen und kauere minutenlang auf dem Boden.

Dezember
Mein erster Tag in der neuen Arbeit. Was ich ohne Zweifel gleich von Beginn an merke ist, dass es wahnsinnig viel ist, das ich zu lernen habe. Von einer behutsamen, langsamen Einlernphase, von der man natürlich ohnehin nicht ausgehen kann, nicht die Spur. Ich verstehe hauptsächlich Bahnhof, egal an welchem Platz ich sitze. Es ist extrem. Zudem habe ich immer noch nicht meinen Kopf frei. Es vergeht kaum eine Minute, in der ich nicht an Eva denke. Ich könnte mich erschießen dafür. Tags darauf das selbe, es ist schon Freitag, das Wochenende naht. Mein Kopf ist einfach nicht frei. Ich bin zwar aufnahmefähig aber nicht richtig. Ich bin einfach nicht der, der ich war. Noch am Freitag am Abend ruft mich Pohlig an, dass sie mich jetzt doch unbedingt haben wollen. Selbe Bezahlung, weniger Arbeitszeit, vom Gefühl her hat es mir dort ohnedies besser gefallen. Erst einmal Wochenende. Es ist das erste Wochenende seit langem, das ich ein wenig genießen kann. Am Samstag bin ich mit Andi unterwegs, später noch in der Villa mit Poppey. Ich betrinke mich, ich fühle mich ein wenig besser. Ich frage Eva per SMS, ob wir uns noch einmal treffen können um über einiges zu reden, das ich ihr bisher nicht sagen konnte. Sie ist überraschend offen und willigt für nächste Woche ein. Das Wochenende ist rum, ich kann kaum schlafen, weil ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich die Arbeit machen will. Ich gebe mir noch einen Tag. Es ist wieder anstrengend, ich weiß, dass es noch sehr lange dauern wird, bis ich halbwegs selbstständig arbeiten kann. Ich merke immer mehr, wie mir die Energie fehlt. Am Dienstag nach der Arbeit fasse ich einen Entschluss. Ich sage Pohlig zu, dass ich dort anfangen werde. Tags darauf habe ich einen Termin im Krankenhaus und bin krank geschrieben, am Abend teile ich meinem Chef beim Eberl meine Entscheidung mit. Auch Martin rufe ich persönlich an. Beide sind natürlich nicht begeistert, schätzen aber meine Ehrlichkeit. Mir fällt eine große Last ab. Ich bin mir sicher, dass ich mich beim Pohlig wohler fühle. Leider kann ich dort erst am 23.12 anfangen und bin bis dahin zur Untätigkeit verdammt. Meine Hoffnung eines fließenden Übergangs bleibt unerfüllt, aber ich habe ein Ziel.
Leider meldet sich Eva nicht selbstständig bei mir, ich tarocke so wenig penetrant wie möglich nach, bisher gibt es aber keinen Termin für ein Treffen.
Am Donnerstag, den 8. bin ich noch einmal auf die letzte Weihnachtsfeier bei cosmo eingeladen. Wir sind kaum 10 Leute. Insgesamt ein merkwürdiger, kümmerlicher Haufen, der da im Geckos sitzt, mit mir als einzigen Ehemaligen. Wenn ich da an die Weihnachtsfeiern von 2004, 2005 oder 2006 zurück denke. Meine Güte, das waren Partys. Alles in Allem ist es trotzdem ganz ok. Ich weiß, dass ich dort meinen Frieden gemacht habe. Es ist sehr nett, dass ich noch einmal dabei sein darf. Ich komme heim und gehe gleich schlafen, viel geraucht habe ich, ekelhaft wie immer. Ich träume. Dieser Traum wird mich aufwecken. Ich sitze dort an einem Biertisch und flirte mit einem Mädchen, rechts von ihr sitzt jemand. Ich ignoriere diese Person bewusst und rede weiter mit dem Mädchen. Plötzlich wird die Präsenz dieser Person so überwältigend, dass das Mädl verschwindet. Die andere Person sitzt mir plötzlich gegenüber und starrt mich mit durchdringendem Blick an. Es ist Eva. Sie sagt: "Hey, du musst nicht mir ihr reden. Hör mich an. Ich liebe dich immer noch!" Ich schrecke auf. Es ist an der Zeit aufzuwachen!

heute
es ist der 09. Dezember 2011. Egal was mir dieses Jahr noch bringt, es kann mich weder in die luftigen Höhen führen, in denen ich mich heuer schon befunden habe, noch mich noch tiefer in den Abgrund reißen aus den ich langsam zu entkommen versuche. Ich will schnell raus aus dieser Depression. Ich weiß, dass dies nur nach vorne gelingt und doch bin ich noch nicht so weit. Zu sehr sehnt sich mein ganzes Ich danach, einfach alles noch einmal zurück zu spulen, und sei es nur in Gedanken.

Dienstag, November 15, 2011

Ruhepuls

Nach 8 Jahren bei cosmobrandlab muss ich nun noch einmal in aller Ruhe meine dort verbrachte Zeit hier und jetzt aufrollen.........ach bullshit. In dem Moment als ich das Gebäude verließ, dachte ich schon nicht mehr daran. Ich habe lange und oft genug das von mir Geleistete und Erbrachte reflektiert, die Emotionen sind gleich null.

Viel quälender ist für mich seit gestern nun die Frage: Wie erzeugt man Herzklopfen?

Dienstag, November 01, 2011

Im Namen des Volkes!

Ich habe lange überlegt, zu diesem Thema Stellung zu nehmen, denn es ist sicherlich ebenso kompliziert wie kontrovers und dazu eine Haltung einzunehmen und noch dazu eine solche, wie ich es tue (aber dazu später mehr) sorgt nicht selten für entsetzte Gesichter, wenn nicht zumindest für blankes Unverständnis. Dass ich für die gegenteilige Meinung auch nicht viel mehr als jenes übrig habe, sei zum jetzigen Zeitpunkt nur am Rande erwähnt.

Um hier um meine Haltung gar kein großes Geheimnis zu machen will ich an dieser Stelle einmal eine Lanze für unsere Justiz brechen. Ich bin grundsätzlich davon überzeugt, dass die Judikative in der BRD eine sehr gute, um nicht zu sagen herausragende Arbeit leistet und die Art und Weise, wie sie von den Medien und damit einhergehend von weiten Teilen in der Bevölkerung beschimpft, verfemt, ja verteufelt wird steht zu dieser Arbeit in nun wirklich keinem Verhältnis mehr.

Ganz besonders emotional aufgeladen ist seit geraumer Zeit nun das Thema, wie mit sogenannten Kinderschändern nach dem Absitzen ihrer Gefägnishaft umzugehen ist. Die Argumente beider Seiten sind prinzipiell starr und unversöhnlich. Während die Verfechter härterer Strafen und lebenslanger Sicherungsverwahrung für eben solche Straftäter der Justiz gefährliche Milde vorwerfen und ihr nachsagen, sich zu sehr von der Täterseite einlullen zu lassen müssen sie sich andererseits eine Befürwortung der Lynchjustiz und Willkürlichkeit vorwerfen lassen.
Wenn wir allerdings ein wenig genauer hinschauen und dafür sorgen, dass die Emotionalität aus der Debatte geschafft wird, kann man meiner Ansicht nach nur zu dem Schluss kommen, dass sich die Justiz von den aufgebrachten Bürgern nicht in Geiselhaft nehmen lassen darf. Und dies will ich hier anhand von drei Argumenten belegen.

1. Willkür
Ich stelle nun eine bewusst provozierende Frage: Warum ist es grundsätzlich schlimmer zu bewerten, wenn ein Kind (nach Deutscher Rechtsdefinition bis zur Erfüllung des 14. Lebensjahres) einem Kapitalverbrechen zum Opfer fällt, als wenn dies einer 17jährigen Schülerin, einem 28jährigen Briefträger oder einer 57jährigen Großmutter widerfährt? Vom moralischen Standpunkt, welcher von den Befürwortern drakonischer Strafen ja stets ins Feld geführt wird, ist eine solche Unterscheidung beim besten Willen nicht zu rechtfertigen. Sicher kann man sagen, dass einem Kind in der Regel ein besonderes Maß an Unschuld- und Wehrlosigkeit zugesprochen werden kann und dennoch sollten meiner Meinung nach solch undefinierbare Maßeinheiten in einem sauberen Strafgesetzbuch gründsätzlich keine Berücksichtigung finden.
Nun unterliegt man aber als Mensch mit gesundem Verstand dennoch dem Gefühl, dass bei einer solchen Tat bei dem Täter etwas ganz besonders im Argen liegt, etwas das selbst nach Absitzen der Haftstrafe möglicherweise nicht aus der Welt geschafft wurde. Zu diesem Zweck gibt es die Sicherungsverwahrung, die vor allem in den letzten 10 Jahren immer wieder heftig diskutiert wurde und auch die Voraussetzungen an eine solche wurden, durchaus nicht zu Unrecht, immer weiter gesenkt. Sie beinhaltet jedoch ein ganz entscheidendes Problem.

2. Keine Rückwirkung von Strafgesetzen!
Manche ewigen unwissenden Nörgler würden mir jetzt vermutlich ohne jegliche belastbare Argumente widersprechen aber Tatsache ist: Wir leben in einem Rechtsstaat! Was heißt das? Zunächst heißt es, dass alle öffentlichen Gewalten an Recht und Gesetz gebunden, getrennt sind und sich dabei gegenseitig überwachen. Man mag da meinetwegen zuweilen anderer Auffassung sein aber ich denke, in der Geschichte der Bundesrepublik hat unser Rechtsstaat in überwiegendem Maße gut funktioniert. Man kann sich auch die Geschichte des 3. Reiches, der DDR oder aus aktuellem Anlass, Libyen anschauen um zu erkennen, wo die Rechtsstaatlichkeit auf der Strecke blieb und was die Menschen oder andere Mächte über kurz oder lang mit solchen Staaten machten. Zu dieser Rechtsstaatlichkeit gibt es einige Prinzipien, die meiner Meinung nach für die Funktionsfähigkeit eines solchen Rechtsstaats unumstößlich sind. Eines dieser Prinzipien lautet: Keine Rückwirkung von Strafgesetzen. Schaut man in Unrechtregime, werden rechtsstaatliche Prinzipien nicht selten mit den Füßen getreten. In der Bundesrepublik (und natürlich auch in anderen Rechtsstaaten) läuft das anders. Es gibt eine Hand voll Straftaten oder eben keine solche, die gesellschaftlich umstritten sind, man denke da beispielsweise an Abtreibung, Euthanasie, Konsum oder Besitz leichter Drogen. Wir leben heute in Tagen, in denen die Abtreibung erlaubt ist. Man stelle sich vor die Stimmen der Ultrakonservativen würden sich eines Tages wieder mehren und die Abtreibung würde, so wie früher, erneut unter Strafe gestellt. Was passiert mit einem 20jährigen Mädchen, das wenige Wochen zuvor noch schnell abgetrieben hat. Die Antwort ist einfach wie logisch: Nichts! Denn in unserem Land können wir uns glücklicherweise darauf verlassen, dass Strafen nicht rückwirkend gelten dürfen. In einem solch vermeintlich harmlosen Fall würde das vermutlich die Mehrheit der Menschen noch gutheißend abnicken, geht es aber um schwere Verbrechen, scheint es mit dem Verständnis für diesen Grundsatz plötzlich nicht mehr weit her zu sein.
Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat unzweifelhaft klar gestellt, dass die nachträglich (also die nach dem richterlichen Strafurteilsspruch) verhängte Sicherungsverwahrung als auch die Verlängerung einer ursprünglich befristeten Sicherungsverwahrung nicht rechtens ist und genau gegen diesen rechtsstaatlichen Grundsatz verstößt und zwar deshalb, weil sich die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung nicht wesentlich vom normalen Freiheitsentzug aus der Haft unterscheidet.
Was ich damit eigentlich sagen will ist vor allem folgendes: Der Täter, so schlimm die Tat, die er begangen hat auch sein mag, hat nicht aufgehört ein Mensch zu sein. Ein Mensch mit Pflichten, ein Mensch, der aufgrund seiner Tat einen erheblichen Teil seines Lebens hinter Gittern zurecht verbringt, aber eben auch nach wie vor ein Mensch auch mit Rechten, zumindest aber einer mit Würde, wie uns der ehernste Grundsatz unser allen Rechts zeigt und wir auch niemals vergessen dürrfen, Etwas, das uns gerade auch unsere eigene Geschichte gelehrt haben sollte.

3. Rattenfänger voraus...
Besonders erschreckend finde ich solche Bilder, in denen ein aufgebrachter Mob nachgerade mit Mistgabeln und Fackeln bestückt sich vor Häusern aufhält, in denen ein solcher sich nach Absitzen der Haft wieder in Freiheit befindlicher Verbrecher niedergelassen hat. Gnädigerweise habe ich aber schon Verständnis für die Sicherheitsbedenken verängstigter Bürger, erst recht von Eltern mit noch kleinen Kindern aber was sich hier zum Teil für Szenen abspielen erinnert doch mitunter frappierend an mittelalterliche Hexenverbrennungszeremonien. Mir jedenfalls wird beim Anblick eines solchen Schauspiels Angst und Bange und ganz besonders erbärmlich finde ich dann, wenn sich unter solchen Demonstranten ganz offenkundig rechtsextreme Gruppen befinden und dort noch als Stimmungsmacher an forderster Front zur Aufheizung beitragen. Ich habe wirklich gedacht, dass wir so etwas seit 60 Jahren hinter uns haben würden. Da habe ich mich wohl getäuscht. Es ist natürlich wahr, dass eine ständige polizeiliche Überwachung kostenaufwändig ist. Aber es ist allemal besser, als wenn Leute hier in unserem Land der Gefahr der Lynchjustiz ausgeliefert sind.

Was bleibt ist erst einmal Ratlosigkeit. Ich kann keinem Bürger vorschreiben, wie er in dieser Beziehung zu denken hat. Vielmehr habe ich wirklich Verständnis für Ängste, mögen diese bei genauerem Hinsehen vielleicht auch als übertrieben erscheinen. Es mag etwas heuchlerisch klingen, zum Absschluss hier einen Bibelspruch zu bringen aber unter der Voraussetzung, dass der Täter Reue zeigt wissen wir ja, dass der Himmel sich mehr über einen reuigen Sünder freut als über 99 Gerechte. Wie viele der 99 Mistgabelschwinger man dann wiederum überhaupt als Gerecht bezeichnen könnte, steht auf einem völlig anderen Papier.

Freitag, September 09, 2011

# 6: The Legend of Zelda: Link's Awakening

Es gab eine Zeit in meiner von mir so genannten Zockerkarriere, da war ich weit genügsamer als heute, will heißen ich musste mich viel länger und ausgiebiger mit wenigen Spielen befassen, als ich das heute tue, heute, da meine doch recht stolze Sammlung wohl mittlerweile um die 250 Spiele zählt. Heute erlaube ich mir den merkwürdig anmutenden Luxus, Spiele, die mir entweder von Beginn an (Tales of Symphonia 2 - Wii), nach etlichen Stunden Spielzeit (Dragon Quest 8 - Playstation 2) oder aus verschiedenen Gründen (Fable - Xbox) nicht zusagen ins Regal zu stellen, wo sie, allenfalls in nostalgisch begründeteten Ausnahmefällen, dann bis ans Ender ihrer Tage ihr unberührtes Dasein fristen. In letzter Zeit schwirrt mir gelegentlich der Gedanke durch den Kopf, doch zumindest solche offensichtlichen Irrungen der persönlichen Sammlung des guten Geldes wegen wieder loszuwerden, zuletzt verhinderten aber die mir persönlich auferlegte Tradition des "nichts verkaufens" und mangelnde Geldnot dahingehende Überlegungen in ihrer letzten Konsequenz. Einem 12jährigen Buben, der ich im ausgehenden Jahr 1993 einer war, hätten solche Geringschätzungen der damals von mir nachgerade heiligenhaft verehrten Videospiele sicherlich die Zornesröte ins Gesicht getrieben, wenn nicht zumindest für Unverständnis gesorgt.

Rückblickend war mein damaliger Umgang mit den Spielen auch nicht gerade Nachahmenswert. Ich glaube zwar nicht, behaupten zu können, dass ich viel Zeit mit grobem anderen Unsinn verschwendet habe, dazu habe ich viel zu viele angenehme Erinnerungen an die Kindheit als Ganzes, jedoch möchte ich heute gar nicht mehr wissen, wie viele dutzende male ich ein "Super Mario Land" ein Castlevania Adventure" ein "Navy Seals" oder ein "Spider Man", jeweils für Nintendos Game Boy, völlig ungeachtet ihrer spielerischen Qualität, damals in den Modulschacht schob um zu spielen, man muss fast sagen, um diese Spiele auswendig zu lernen. Gemein hatten die meisten dieser Games, dass sie recht kurz waren und, entsprechendes Geschick vorausgesetzt, schon nach ebenso kurzer Zeit beendet waren - für den Moment...
Damals schon monatlicher Leser der Video Games - Zeitschrift wurde ich im Laufe des Jahres 1993 auf ein bald erscheinendes Spiel aufmerksam, das es mir vom ersten Screenshot an schon angetan hatte: Zelda IV, das gegen Ende des Jahres seine Premiere auf Nintendos Handheld - Klotz feiern sollte. Da ich selbst derzeit, ganz im Gegensatz zum Nudler, weit entfernt davon war, ein SNES mein Eigen nennen zu können und ich schon mehrmals mich in nächtlichen Zocksessions von der überragenden Qualität eines "A link to the past" überzeugen durfte, konnte ich es kaum mehr erwarten, endlich mein eigenes Zelda in der Hand zu halten. Einige Wochen vor Weihnachten kam meine Mutter mit einem Schwab Katalog zu mir und meinte, ich dürfe mir zu Weihnachten ein Game Boy - Spiel wünschen bzw. aussuchen. Dass meine Wahl auf "Link's Awakening" fallen würde, war mir ohne darüber nachdenken zu müssen, sofort klar. Ich freute mich sehr, dass meine Mutter mit dieser Geste mein Hobby nun endlich doch zu respektieren schien. Vielmehr quälte mich die Furcht, über ihre technischen Unzulänglichkeiten jedweder Art bestens bescheid wissend, dass sie mir anstelle meines deutlich geäußerten Wunschtitels versehentlich etwas anderes, falsches würde kaufen.
In diesem Zusammenhang fällt mir eine Anekdote ein, die ich hier nicht unteschlagen will. Mitte des Jahres 1993 las ich die monatlich erscheinende Video Games - Fachzeitschrift seit rund einem Jahr, um genau zu sein seit der Ausgabe 7/92, eine Ausgabe nachdem sie mit der 6/92 begann, monatlich und nicht mehr, wie zuvor, vierteljährlich zu erscheinen. Ich verschlang jede Ausgabe sofort nach Erscheinen als gäbe es kein Morgen. Meine Mutter, der unsäglichen, damals stark im Aufstieg befindlichen Szene der volkstümlichen Musik rund um Patrick Lindner, Stefanie Hertel und co. anhängend hingegen, war begeisterter Fan einer diesbezüglichen "Fach"-Zeitschrift namens "Meine Melodie", die meiner Erinnerung nach ebenfalls monatlich erschien. Es begab sich, dass wir eines Nachmittags ,jeder bei der Lektüre seiner Zeitschrift, im Wohnzimmer beisammen saßen. Irgendwann sagte sie etwas wie, sie würde wetten, dass meine "Phase" bald vorüber sein werde und mich die Zeitung dann nicht mehr interessierte. Ich bot ihr eine Wette an, dass ich weitaus länger meine "Video Games" lesen würde, als sie ihre "Meine Melodie". Wenige Zeit später, also höchstens ein Jahr, vielleicht zwei Jahre, war von der "Meine Melodie" in unserem Haushalt nichts mehr zu sehen. Die Video Games las ich, ab 1998 im Abo, bis zu ihrem überraschenden Aus mit der letzten Ausgabe 1/2001. Ihren für mich geistigen Nachfolger - die Maniac, bzw. M!Games - habe ich noch heute abonniert. Von den Phasen um die Jahrtausendwende, als ich zusätzlich noch die Mega Fun und die Fun Generation, sowie von 2003 bis 2008, als neben der Maniac noch die GamePro monatlich im Briefkasten aufschlug, will ich hier gar nicht groß berichten. Insgesamt also seit gut 19 Jahren. Ein klarer Punktsieg für mich!
Irgendwann kam dann auch im Jahr 1993 der Heilig Abend winterlich herangerauscht und ich weiß bis heute, dass ich mich über kein Geschenk, weder vorher noch nachher, jemals so gefreut habe wie über dieses Game Boy - Spiel, das ich dann tatsächlich tadellos bekommen hatte. Noch während meine Schwestern ihre Geschenke auspackten, stürzte ich mich auf die Anleitung. Während in den Jahren zuvor unser für andere stressig wirkende Heilig Abend, der uns zuerst zu der einen, dann noch weiter zu der anderen Oma führte, mir stets das Plaisier einer Vielzahl an potentiellen Geschenken einbrachte und ich diesen Stress gern einzugehen bereit war, war es für mich an diesem Abend eine Qual. Wie gern hätte ich mich einfach in mein Zimmer verkrochen um in die Inselwelt Cocolints einzutauchen. Dass ich mir später bei Oma Hammer noch an einem glühend heißem Heizungsrohr unter Schmerzensschreien den Zeigefinger verbrannte, konnte zumindest meine unerschütterliche Vorfreude auf den nun kommenden Tag auch nicht mehr trüben. So vergingen nun die Weihnachtsferien und ich war mit dem Spiel so glücklich, wie man es nur sein kann. Ich erinnere mich an einen sonnigen Vormittag, als ich auf meiner Lieblingsseite der Couch lag und vom durch das Fenster durchscheinenden Sonnenlicht meinen grau-grünen Game Boy - Bildschirm beleuchten ließ. Ich war irgendwo zwischen Dungeon 2 und 3 und hatte gerade das Kraftarmband bekommen. Gott, das Leben war ein Traum :-)
Irgendwann im noch frühen Jahr 1994 hatte ich es dann durchgespielt. Es war ein wunderbares Abenteuer gewesen, viel zu lang aber, um es im Gegensatz zu den eingangs erwähnten Spielen mal eben kurz im vorbeigehen durch zu zocken. Ich spielte es in den nachfolgenden Jahren noch mindestens zwei mal durch und es war immer wieder genial, wenngleich natürlich nicht mehr so magisch wie beim ersten mal. Danach wanderte es verdientermaßen in den Spieleschrank. Viele Jahre vergingen. Es gab Gerüchte, dass Speicherbatterien in Modulen, so wie Zelda eine hatte, nach ca. 5 Jahren ihren Geist aufgaben und somit sowohl alte Speicherstände als auch die Möglichkeit, später noch einmal von der Speicheroption Gebrauch zu machen, mit einem male unwiederbringlich verloren wären.

Nachdem ich im Herbst letzten Jahres mein x-tes Handheld - Zelda, "Spirit Tracks" auf dem Nintendo DS beendet hatte und ich im Anschluss mit einer schweren Sünde und zwar, dass ich "A link to the past" vor besiegen von Ganon kurzerhand aufhörte, aufräumte, packte mich plötzlich das Zelda - Fieber endgültig und siehe da, ich stellte mit Begeisterung fest, dass der Spielstand auf meinem mittlerweile steinalten "Link's Awakening" - Modul selbst nach 17 Jahren noch anstandslos erhalten war. Somit beschloss ich, es ein weiteres mal zu spielen. Und nach all den Jahren war es fast wieder so schön wie damals, als ich 12 Jahre alt war und von einer großen Videospiele-Sammlung nicht einmal zu träumen wagte. Ein Traum, der sich erfüllen sollte.

PS: Und endlich habe ich auch das letzte verflixte Herzteil gefunden...

Montag, Juni 13, 2011

# 5: Croc: Legend of the Gobbos

Zunächst noch einmal eine Anmerkung über den Sinn dieser Rückblicke. Die von mir hier gewählten Titel erlangen diese "Ehre" nicht per se aufgrund ihrer Qualität oder ihrer Bedeutung für den Markt an sich, sondern lediglich deshalb, weil sie mir aufgrund gewisser Umstände, nennenswert oder nicht, im Gedächtnis geblieben sind. Heute begeben wir uns dazu in die Zeit des Jahreswechsels zwischen 1997 und 1998. Zu dieser Zeit herrschte Krieg. Konsolenkrieg, und zwar zwischen den Anhängern von Sonys "CD-Schleuder" PSX und Nintendos "Modultoaster" N64 (Begriffe so vor allem in der damaligen Zeitschrift Mega Fun regelmäßig auftauchend). Die einen verachteten die wabernden, pixeligen Texturen der Playstation, die anderen bekamen Magenkrämpfe bei der unscharfen, nebelverhangenen Grafik der Nintendo - Hardware.
Obschon ich schon damals, zwar nur eine Playstation besitzend, mich selbst gern als überparteilichen Multikonsolero sah, ergriff ich - so ehrlich muss ich sein - in dieser Zeit eher Partei für die Sonyfraktion. Freudig nahm ich stets zur Kenntnis, wenn ein PSX Spiel besonders wenig pixelig wirkte oder bei damals noch gar nicht so häufigen Multiplattformentwicklungen das N64 Pendant schlechter abschnitt. So sehr ich mich hier in gelegentlichen gedanklichen Kleinkriegen verlor, über all diesen Nicklichkeiten schwebte ein Spiel, so schön, von so herausragender Qualität, jeglichen Kritikern hohnlachend. Die Rede ist von Super Mario 64. Auch wenn die PSX Spielebibliothek schon zu diesem Zeitpunkt sehr viel umfangreicher und ausgewogener war als die des Nintendo 64, an der Überlegenheit von Super Mario 64 als Spiel im Allgemeinen und als 3D Jump'n Run im Speziellen in allen nur erdenklichen Kategorien, sei es die Grafik, die Spielbarkeit oder das Leveldesign, gab es nicht den Hauch eines Zweifels, Tomb Raider hin, Resident Evil her.
Das im Vergleich zu heute damals noch weitaus beliebtere und bedeutendere Genre des (3D)Jump'n Runs lag somit zu 100% in den Händen von Big N. Einen Mario-Killer gab es zu dieser Zeit schlichtweg nicht. Der damals schon nur noch die 3. Geige spielende Saturn von Sega hatte sich zwar auf die Fahne geschrieben, ein solches mit Nights into Dreams zu entwicklen aber das Ergebnis war insofern enttäuschend, dass das Spiel (wenngleich keinesfalls schlecht) im Endeffekt alles Mögliche war aber ganz sicher kein Jump'n Run. Sony seinerseits steckte aber nicht auf und ließ über Argonaut Software an einem eigenen 3D Hüpfer basteln, nachdem Naughty Dog mit dem noch vor Mario erschienenen Crash Bandicoot seine ersten Gehversuche schon hinter sich hatte. Das Spiel war aber viel zu geradlinig und eingeschränkt um sich mit einem Super Mario 64 messen zu können. Nun war der wahre Mario Killer in der Entwicklung und die ersten Screenshots waren wirklich vielversprechend. Die Rede ist von Croc: Legend of the Gobbos.
Als ich 1997 in der Zeitschrift Video Games die Bilder der Preview Fassung sah war ich beinahe überzeugt, dass es dieses Spiel packen könnte. In Erinnerung blieb mir (es kann auch dann schon der Test gewesen sein) ein Bild auf dem Croc einem großen Schneemann - Gegner gegenüberstand. Besonders gefiel mir dabei, dass es ähnlich kräftige Farben hatte wie Super Mario 64 und trotzdem nicht pixelig wirkte. Leider wurden meine Hoffnungen mit dem Spieletest in der Ausgabe 10/97 übelst abgewürgt. Sage und schreibe 63% Spielspaß konnte sich das Spiel in der Video Games Redaktion ergattern. Ich war sehr enttäuscht und kaufte es mir folglich nicht. Das Jahr 1998 zog ins Land, ich wurde 17 Jahre alt, mein Leben war ein Traum, ich war unglaublich glücklich zu dieser Zeit, meine Freunde, die ersten Mädchen, unvergessliche Partys auf der Verwaltungsschule, zuletzt noch die Fußball WM in Frankreich im Sommer. In diesem Sommer, es muss wohl im Juni gewesen sein, war ich mit meinen Berufsschulleuten für wenn mich nicht alles täuscht 2 Wochen auf Verwaltungslehrgang in Moosburg a. d. Isar. Es war unheimlich schönes Wetter und an einem Tag, ich erinnere mich leider nicht mehr an den Hergang, telefonierte ich mit meiner Mutter. Sie sagte sie ginge auf einen Flohmarkt und ob sie mir was mitbringen soll. Urplötzlich viel mir Croc wieder ein und ich sagte ihr, sie solle es mir kaufen, falls es zu finden wäre. Als ich später vom Lehrgang zurückkehrte weiß ich nicht, worüber ich mehr überrascht war. Über die Tatsache, dass es das Spiel auf dem Flohmarkt tatsächlich gegeben hatte oder dass meine Spielbeschreibung überraschenderweise hinreichend war, so dass Mama nicht irgendwas falsches gekauft hatte. So oder so, auf einmal war ich doch noch in den Besitz von Croc gekommen. Nach ca. 10 Stunden Spielzeit und drei Welten gab ich entnervt auf.
Eine dermaßen unterirdische Spielbarkeit mit dem fummeligen Digikreuz war mir bis dato noch nicht untergekommen. Tatsächlich schmeichelten dem Spiel die 63% Spielspaß noch. Eine Schande.

Und pixelig war es auch.

Sonntag, Mai 01, 2011

Am Anfang war der Carsten

Phase 1: Ring Frei! Catchen

Es ist kaum zu glauben, aber ich kann etwas nicht mehr eindeutig datieren. Es muss wohl im Herbst 1990 oder womöglich auch 1991 gewesen sein. Es geht um meine erste Berührung mit dem Wrestling im Allgemeinen und der damaligen WWF im Besonderen. Für 1991 spricht, dass, sofern ich mich recht erinnere, schon in den ersten Sendungen, die ich mir ansah, der Undertaker mit dabei war und dieser erst Ende 90 sein Debüt in der WWF gab. An jenem Tag war der Poppey bei mir, wir spielten draußen gegen das Garagentor Fußball. Ich kann mich noch erinnern, dass er sagte, ich müsse abends unbedingt Ring Frei! Catchen auf Tele 5 anschauen, weil dieses mal kämpfe der Beste, nämlich Hulk Hogan gegen einen üblen Fiesling. Der üble Fiesling war Sgt. Slaughter und wenn mich meine Erinnerung nicht trügt wurde dieser vom Hulk an jenem Abend dem Erdboden gleich gemacht. Ich weiß nicht mehr ob ich mehr begeistert oder beeindruckt war von dem, was sich mir da darbot. Schon eine Zeit davor wurde bei mir in der Grundschule das ein oder andere mal über dieses "Catchen" gesprochen, ich glaube der Sieler Christian und der Mayer Markus hatten mehrmals erwähnt, wie cool diese Art des Ringkampfes sei. Wenn überhaupt kannte ich zuvor nur das gewöhnliche Boxen, was ich damals nicht besonders interessant fand. Aber das hier war etwas ganz anderes, etwas unglaubliches!
Nicht nur, dass sich die Kontrahenten im Ring fernab von langweiligen Faustschlägen mit allem was Ihnen zur Verfügung stand beharkten. Es wurde gekratzt, getreten, an den Haaren gezogen, die gewaltigen Leiber wurden gegenseitig herumgeworfen und auf den Boden geschmettert, dass es eine wahre Freude war. Davon abgesehen hatte jeder dieser sogenannten Superstars eine Geschichte zu erzählen. Auf der einen Seite die guten, denen alle zujubelten, die für die gute Sache einstanden, für den Frieden der Welt, freundlich lachend, mit der amerikanischen Fahne schwenkend. Auf der anderen Seite die gemeinen Fieslinge, die üblen Schurken, antiamerikanisch, spuckend, fluchend, keine Gelegenheit auslassend, den strahlenden Helden in den Rücken zu fallen, stets mit unfairen Mitteln zur Stelle. Hier kämpfte schwarz gegen weiß, gut gegen böse und es war völlig klar, zu welcher Seite man sich zu bekennen hatte. Und das lag nicht zuletzt daran, dass ein gewisser Carsten Schäfer, damals noch in kommentatorischer Begleitung seiner damaligen Tele 5 - Kollegin Uli Fesseler, dem Zuschauer unzweifelhaft klarmachte, welcher Wrestler angefeuert werden durfte und welcher nicht.
So zogen viele Wochen ins Land und jeden Freitag Abend um 21:15 Uhr hieß es dann folgerichtig: Ring Frei! Catchen. Ich hatte das Glück, dass meine Mutter in Ermangelung mehrer TV - Geräte sich meist erweichen ließ, die Sendungen mit mir anzusehen. Wahrscheinlich lag dies vor allem darin begründet, dass ihr ein gewisser Davey Boy Smith, auch bekannt als British Bulldog, gut gefiel und dieser in den damaligen Sendungen oft gezeigt wurde. Ich machte damals auch Bekanntschaft mit den zwei zu der Zeit für mich beeindruckendsten Figuren der WWF. Dem Ultimate Warrior und natürlich dem Undertaker. Während ersterer durch seine pure Kraft und Power jeden Gegner förmlich überrannte, hatte ich vor dem Undertaker schlicht und ergreifend Angst. Es gab nicht einen Gegner, der ihm auch nur annähernd das Wasser reichen, geschweige denn ihn besiegen konnte, er schien sogar frei von Schmerzen oder Erschöpfung jedweder Art zu sein. Zu seinen zahlreichen Opfern an die ich mich erinnern konnte zählten unter anderem der Matrose Tugboat (später Typhoon) und der bereits genannte British Bulldog. Irgendwann gerieten bei einem Interview des Warriors die beiden aneinander und der Warrior wurde vom Undertaker bei lebendigem Leibe in einen Sarg gezwungen. Ich war so aufgewühlt, dass ich es kaum mit ansehen konnte. Am Allertollsten aber waren zwei Kämpfe des Undertakers gegen Hulk Hogan. Während beim ersten Kampf der Hulk kaum eine Chance hatte war der wenig später stattfindende Rückkampf wesentlich ausgeglichener und Hulk Hogan konnte eine Unachtsamkeit des Undertakers nutzen und ihn erstmals pinnen. Es war zwar dem Pin eine kleine Regelwidrigkeit vorausgegangen aber nichtsdestotrotz verlor der Undertaker durch diese Niederlage eine Spur seiner Unbesiegbarkeit und so schwand auch meine Angst vor ihm. Meiner Begeisterung für diesen "Sport" tat dies jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil. Ende des Jahres 1992 allerdings wurde mir eine vorübergehende Zwangspause verordnet. Tele 5 stellte zum 31.12 seinen Sendebetrieb ein. Carsten Schäfer - mittlerweile allein kommentierend - hatte fürs Erste seine Schuldigkeit getan.

Phase 2: Wunderbare Jahre

Was nach den ersten paar Jahren von mir abfiel war das, was ich gegenüber den Kämpfern, den Figuren als Ehrfurcht, was den Undertaker betraf als Angst bezeichnen würde. Dies lag an zweierlei Dingen:

1. Ich wurde natürlich ein wenig älter.
2. Gerüchte machten die Runde, die Kämpfe seien nicht echt, sondern abgesprochen, der Sieger von vorneweg fest gelegt.

Wie bitte? Ich konnte das einfach nicht glauben. Nein, es durfte schlichtweg nicht wahr sein. Zugegeben, manche Schläge und Tritte sahen schon sehr seltsam aus und warum niemand derer, welche die Schläge einsteckten die eigenen Arme hob um ähnlich wie beim Boxen die Fäuste des Gegners abzuwehren war auch merkwürdig und dennoch, die eigentlichen, spektakulären Techniken sahen ganz einfach zu echt aus. Yokozunas Bonzai Drop ein Fake? Undertakers ultimatives Knockout - Instrument der Tombstone Piledriver lediglich eine gute Show? Ganz sicher nicht! Solche Aktionen konnten unmöglich künstlich sein!
Ich beschloss, den Gedanken im Hinterkopf zu bewahren aber zu verdrängen. Nachdem schon kurz nach dem Ende von Tele 5 der an anderer Stelle neu entstandene Sender RTL 2 die Sendungen ausstrahlte – ich erinnerte mich hier an meine große Freude, als in der Hauptschule Tobi Kühnhauser zu mir sagte, RTL 2 sei so super, da käme fast den ganzen Tag nur Wrestling – folgten mit die großartigsten Jahre. Wrestling wurde ein fester Bestandteil meiner Hobbys, ja meines Lebens. Ich will hier nur einige dieser Momente aufzählen:

1993:

- Bret Hart und Shawn Michaels werden zu Superstars der 2. Generation und heben das Niveau beträchtlich
- der Undertaker wird zum Babyface und seine Popularität steigt ins Unermessliche
- nur eine Regelwidrigkeit von Mr. Fuji kann den Sieg von Bret Hart über den mächtigen Yokozuna verhindern, Hulk Hogan ist der Nutznießer und wird erneut Champion
- der unsympathische „Narcissist“ Lex Luger bodyslamt am Unabhängigkeitstag der USA auf einem Flugzeugträger Yokuzuna und wird zum neuen gefeierten Superstar

1994:

- beim Royal Rumble bei der Battle Royal gewinnen Bret Hart und Lex Luger gleichzeitig und sichern sich damit beide ein Titelmatch bei Wrestlemania X
- der Royal Rumble bleigt unvergessen durch das Sargmatch von Yokuzuna gegen den Undertaker. Als der Undertaker von sämtlichen „Bösewichten“ der WWF vermöbelt und in den Sarg verbracht wird, stockt allen der Atem als er plötzlich unter Blitzen auf der Leinwand seine Rache ankündigt
- die Bruderfehde zwischen Bret und Owen Hart setzt technisch neue Maßstäbe
- das Leitermatch zwischen Razor Ramon und dem Heartbreak Kid bei WM X geht als eines der besten Matches aller Zeiten in die Geschichte ein.
- beim Summerslam kommt es zum spektakulären Match zwischen dem Undertaker von Ted Di Biase und dem Undertaker von Paul Bearer. Der „richtige“ Undertaker besiegt die „Fälschung“ letztlich mit 3 Tombstones in Folge.

1995:

- die WWF ist auf dem einstweiligen Zenit ihrer Popularität angekommen, vor allem in Deutschland. Gastauftritte bekannter Stars wie Pamela Anderson werden zur Regel
- Shawn Michaels, Bret Hart und Diesel werden zu den neuen Standpfeilern der WWF und treten endgültig aus dem Schatten von Hogan, Savage und dem Warrior
- Bam Bam Bigelow wird bei Wrestlemania XI vom Football Star Lawrence Taylor besiegt, live am Ring sind zum ersten und bisher auch einzigen mal die deutschen Kommentatoren Carsten Schäfer und sein neuer Co-Kommentator Günter Zapf

Es waren wirklich tolle Jahre. Für mich als Teenager auf jeden Fall eine Zeit, an die ich gerne zurück denke, auch heute noch. Spätestens Ende des Jahres machte sich jedoch etwas bemerkbar, das ich zuvor weitgehend ignoriert und belächelt hatte. Die Konkurrenz in Form der WCW, ihrerseits ein Konstrukt des mächtigen Medienmoguls Ted Turner, erwachte plötzlich mit Pauken und Trompeten aus ihrem Dornröschenschlaf.

Phase 3: Die WCW startet durch

Während ich wenn man so will mit der WWF groß geworden bin, merkte ich spätestens ab dem Zeitpunkt, als das DSF auf dem gleichen Platz des bereits erwähnten Tele 5 auf Sendung gegangen war, dass es mehrere Wrestlingligen gab. Die nach der WWF bedeutendste war die WCW. DSF übertrug soweit ich mich erinnere immer am Wochenende und ab und an war es schon ganz witzig anzuschauen. Zum Einen, weil das Kommentatorenduo, bestehend aus Oli M. und dem ehemaligen Wrestler Peter William in Sachen Fanatismus den beiden Streithähnen Schäfer und Zapf in nichts nachstanden und zum Anderen, weil man bemerken konnte, dass dort immer mehr Wrestler auftauchten, die bei der WWF urplötzlich von der Bildfläche verschwunden waren. Randy Savage, Ric Flair, der Big Bossman und allen voran natürlich Hulk Hogan, um nur einige zu nennen. Teilweise traten sie als die selbe Figur auf, manchmal änderte man ihren Charakter ein wenig.
Ich selbst zog mich ab dem Jahr 1996 immer weiter aus dem Geschehen zurück. Die Faszination der Anfangsjahre war weitestgehend einer gewissen Routine gewichen. Zu wenig Neues wurde mir in der WWF geboten, als dass ich noch mit dem selben Enthusiasmus bei der Sache hätte sein können. Richtig ernst nehmen konnte ich die WCW als Konkurrenten dennoch nicht. Der Ring war um einiges kleiner, mittlerweile zwar abgeschaffte Regeln wie die Disqualifikation beim Überqueren des obersten Ringseils ließen die Action irgendwie lächerlich erscheinen. Mit am schlimmsten aber war für mich, dass ich mich mittlerweile endgültig damit abgefunden hatte, dass dort alles reine Show war, dass die Kämpfe abgesprochen waren. An der Härte und der Durschlagskraft der ein oder anderen Ringaktion hatte ich aber dennoch keine Zweifel. Als 1996 schließlich auch noch Razor Ramon alias Scott Hall und Diesel alias Kevin Nash die WWF in Richtung WCW verließen machte ich mir erstmals Sorgen um die Zukunft „meiner“ Liga, denn in der WCW entstand etwas Neues, über das selbst in Teilen meines Freundeskreises diskutiert wurde. Die „Stables“, also Gruppierungen wurden zum großen Hit. Zwar gab es auch in der Vergangenheit schon die ein oder anderen Gruppierungen verschiedener Wrestler, die sich zeitweise zusammenschlossen, wie die Four Horsemen oder die Hart Foundation, jedoch kam deren Bedeutung selten über die von gewöhnlichen Tag Teams hinaus. Die WCW jedoch hatte die Idee, dass die Zukunft des Wrestlings nicht allein von der Action im Ring abhing, sondern gleichermaßen von dem, was rund herum geschieht. Ebenso wichtig wie die Fähigkeiten im Ring sollte ab sofort die Fähigkeit am Mikrofon sein. Als der zum Heel geturnte Hulk Hogan, sich mittlerweile Hollywood Hogan nennend, zusammen mit Nash und Hall die new World order, die nWo gründete, war ein neues Zeitalter im Wrestling oder wie es heute auch heißt, im Sports Entertainment, angebrochen.
Die Dominanz der WCW bei den sogenannten Montagskriegen, die den Kampf um Einschaltquoten der parallel laufenden WCW- (Monday Nitro) und WWF- (Monday Night RAW) Sendungen bezeichnete, setzte sich im Jahr 1997 weiter fort. Die WWF hatte die Zeichen der Zeit aber erkannt und versuchte immer mehr, die WCW zu kopieren. Dies gelang halbwegs mit der Gründung der D-Generation X, der zeitweise Shawn Michaels, Rick Rude, Triple H und Chyna angehörten sowie auch mit der von Farooq angeführten Nation of Domination. Man hielt sich über Wasser, der Erfolg vergangener Zeiten mochte sich aber noch nicht recht einstellen, zu dominant war mittlerweile die Macht der WCW mit ihren unzähligen großen Namen, während die WWF zu dieser Zeit mit einem ausgesprochen dünnen Roster zu kämpfen hatte.
Interessant zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch, dass mittlerweile das DSF sich ebenfalls die Rechte an der Ausstrahlung der WWF gesichert hatte. Die Shows beider Ligen waren somit auf dem gleichen Sender zu sehen. RAW am Samstag in der vollen zweistündigen Länge. Ich war wieder mehr interessiert und schaute erneut regelmäßig. Die schwächelnde WWF hatte mein Interesse zurück erobert. Leider war dies aber nur von kurzer Dauer, da das DSF die WWF Ende des Jahres 1997 nach dem legendären Montreal Screwjob gegen Bret Hart nicht mehr ausstrahlte. Es begann eine Zeit von beinahe einem Jahr, in dem ich Wrestling praktisch nicht mehr verfolgte.

Phase 4: Die Attitude - Ära

Noch Ende des Jahres 1997 ging endgültig der Stern eines Mannes auf, der in der Auseinandersetzung der beiden Ligen die Wende bringen und der WWF zu ungeahnter Popularität verhelfen sollte. Die Rede ist von „Stone Cold“ Steve Austin. WWF Boss Vince Mc Mahon setzte dieses mal alles auf eine Karte. Zum Main Event von Wrestlemania XIV wurde Boxstar Mike Tyson in einer Storyline zum Gastringrichter beim Match zwischen Shawn Michaels und Steve Austin auserkoren. Der vermeintlich eher für Austin sympathisierende Tyson zeigte sich am Ende des Matches aber von seiner üblen Seite und wurde als Mitglied der D-Generation X entlarvt. Ab diesem Zeitpunkt war die Zeit der Helden und der bunten Gimmicks endgültig vorbei. Die WWF änderte ihre Ausrichtung, ihre Einstellung, wurde ernster, edgy, wie man sagen könnte. Auch das langjährige Logo der WWF wurde geändert. Das vom diesem Zeitpunkt an verwendete gibt es bis heute. Das schwarzweiß - Denken vergangener Tage gehörte der Vergangenheit an, ab sofort gab es eine Vielzahl Outlaws, weder Babyface noch Heel, mit einem Steve Austin an der Spitze, der eine Popularität erreichte, wie es sie seit Hulk Hogan nicht mehr gab. Es begann das, was heute als die Attitude – Ära bezeichnet wird. Neben Austin wurden noch andere Superstars aufgebaut. Triple H trat aus dem Schatten des chronisch rückengeschädigten Shawn Michaels, Mick Foley wurde von der ECW verpflichtet, Kane trat mit einem ähnlichen Gimmick in eine Dauerkonkurrenz mit dem Undertaker und Rocky „The Rock“ Maivia ließ schon in noch jungen Jahren gelegentlich das Talent am Mikrofon aufblitzen, das ihn später zum wohl spektakulärsten Entertainer machte, den das Wrestling je gesehen hat.
Auf der anderen Seite kämpfte die WCW mit einem stetig älter werdenden Kader. WWF – Fans ätzten schon mit WCW = Wheel Chair Wrestling – Plakaten in Richtung Atlanta. Zwar konnte die WCW mit dem nibelungentreuen Sting, dem „Giant“ Paul Weight sowie Bill Goldberg selber hochkarätige Eigengewächse aufbauen, es blieb jedoch das Problem, dass in der WCW keine straffe Hierarchie vorherrschte. Oberboss Ted Turner drehte zwar weitgehend den Geldhahn auf, hielt sich aber aus dem operativen Geschäft heraus. Und WCW – Boss Eric Bishoff hatte nicht den notwendigen Respekt bei der Vielzahl an Stars. Egal ob Nash, Hall oder Hogan, alle wollten im Booking mit beteiligt sein und möglichst nicht schlecht dastehen. Diese Einstellung bedeutete letztlich den Stillstand, da sich die nWo – Story mit der Zeit totlief und es an neuen, frischen Ideen mangelte.
Ende des Jahres 1998 kehrte die WWF wieder ins Free-TV, genauer gesagt zum Sender RTL 2 zurück und strahlte in einer Aufzeichnung das letzte Großereignis, die Survivor Series aus. Fems, der auch schon lange Zeit mal mehr mal weniger intensiv Wrestling verfolgte und ich beschlossen, die Veranstaltung zusammen anszuschauen. Auch hatten wir damit etwas gefunden, womit wir mit unserem Kumpel Pauler, der aufgrund eines Unfalls im Fußballtraining und eines daraus resultierenden Schienbeinbruchs zu dieser Zeit bettlägrig war, Zeit verbringen konnten. Wir waren alle drei sehr begeistert von der neuen Art der Show und beschlossen, bei der Sache zu bleiben. Wöchentlich zeigte RTL 2 mit knapp zweiwöchiger Verspätung die Sendung RAW sowie zeitnah zur Veranstaltung über das Jahr verteilt die 5 klassischen pay per views (Royal Rumble, Wrestlemania, King of the Ring, Summerslam und Survivor Series). Ich begann langsam, wieder ein richtiger Fan zu werden. Mit dabei am deutschen Mirkofon unverändert waren Carsten Schäfer und Günter Zapf. Auch wenn vor allem ersterer gewaltig nerven konnte und kann, nahm man ihm zumindest die Begeisterung, die er nach so vielen Jahren immer noch an den Tag legte nach wie vor ab und in einem Business, in dem sich immer wieder so viel änderte, hatte es auch etwas beruhigendes, wenn manche Dinge konstant blieben. Irgendwann Anfang des Jahres 1999 kaufte ich mir, ich weiß noch, es war im Edeka (damals glaub ich noch Spar) am Maxplatz in Traunstein, das offizielle WWF – Magazin. Ein Titelthema handelte davon, wie Shawn Michaels von Mitgliedern des Mc Mahon – Clans angeblich angefahren wurde und nun in Behandlung ist, angereichert mit aller nur erdenklichen Theatralik. Zwar nahm ich nicht alles was darin stand für bare Münze, im Grundsatz dachte ich mir aber schon, dass der Kern daran wahr sein konnte. Zur gleichen Zeit waren die RAW – Sendungen auf RTL 2 immer von einer Wrestling Fachzeitschrift, der monatlich erscheinenden Power Wrestling, präsentiert. Ich glaube es war der Pauler, der meinte, wir sollten uns die doch einmal kaufen. Kurze Zeit später, ich war bei mir daheim, kamen Fems und Pauler, letzterer mittlerweile wieder fähig zu gehen, bei der Türe herein und hielten mir mit einem Grinsen die Zeitschrift unter die Nase. Schon die erste Lektüre änderte grundlegend alles, was ich über das Wrestling wusste oder zu wissen glaubte. Hier stand nichts geringeres als die unverblümte Wahrheit über alles, was hinter und vor den Kulissen des Wrestlings abging, unabhängig und ungeschönt, quer durch alle bedeutenden Ligen. Spätestens jetzt wussten wir drei, dass wir bislang zumindest Semi-Marks waren. Wir beschlossen sehr schnell, sie zu abonnieren. Poppey, der sich vornehmlich für die recht kurz am Heftende abgehandelten Japan – News interessierte, weigerte sich aber, sich an den Kosten zu beteiligen.
Unsere Begeisterung für das zurück gewonnene Hobby stieg und stieg. Nicht nur bei uns, auch in Amerika waren die Einschaltquoten nie wieder so hoch wie im Frühling 1999. The Rock stieg zum absoluten Superstar auf, Steve Austin fehdete mit der ganzen Mc Mahon – Familie und die Ministry of Darkness verbündete sich mit der Corporation für kurze Zeit zum mächtigsten Stable aller Zeiten, der Corporate Ministry. Es war wirklich eine aufregende Phase, vor allem weil ich mit Fems und Pauler auch noch zwei Leute hatte, mit denen ich über die Geschehnisse, dank der Power Wrestling auch noch neuerdings auf ungeahnt hohem Niveau, nach Herzenslust diskutieren und philosphieren konnte.
Ab Ende des Jahres entstand neben RAW die zweite Sendung, zuerst als Aufzeichnung, später auch live, „Smackdown“, die somit Donnerstags in direkte Konkurrenz zur WCW Show „Thunder“ ging und damit Sunday Night Heat als die zweite bedeutende Wochenshow der WWF verdrängte. Im Gegensatz zu Heat wurde Smackdown zuletzt dann auch noch im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, somit war die Glückseligkeit zwischenzeitlich perfekt, wenn man von der fürchterlichen Zensur, die die Amerikaner für das ausländische Publikum vorsahen, hinwegschauen konnte. Die WCW wiederum verlor weiter an Boden, da sie die bereits angesprochenen Probleme nicht aus dem Weg schaffen konnte und sich die Unzufriedenheit finanzieller Natur bei den Warner Bossen, sowie die sportlicher Art bei den aufstrebenden jungen Wrestlern, die an den Altstars kein vorbeikommen sahen, immer weiter verschärfte.
RTL 2 gab dann nach langem Gezanke (wie über die PW zu erfahren) die Fernsehrechte an den „Frauensender“ tm3 ab, für die Zuschauer änderte sich wenig, Carsten und Günter waren nach wie vor an Bord. Spätestens jetzt viel auf, dass vor allem Carsten prinzipiell jeden Sender in den allerhöchsten Tönen lobte und fürchterlich in den Hintern kroch, für den er gerade arbeitete, ganz gleich, ob in der Vergangenheit etwas ganz und gar schief gelaufen war. Das Jahr 2000 ging genau weiter wie das Jahr davor, auch wenn die Euphorie langsam wieder ein wenig abebbte. Leider, leider verlängerte tm3 den Vertrag mit der WWF nicht über das Jahr 2000 hinaus und somit blieb uns im Jahr 2001 das verwehrt, was sicher als eines der aufregendsten Ereignisse des Wrestlings im Allgemeinen in Erinnerung bleiben wird: Das Ende der WCW und deren Übernahme durch die WWF.

Phase 5: The After Years

Somit endete mit dem ausgehenden Jahrtausend zum einen die langjährige Konkurrenzsituation zwischen WWF und WCW und zum anderen eine bis auf die fast ein Jahr dauernde Abstinenz im Jahr 1998 beinahe zehn Jahre bestehende stete Präsenz der WWF Shows im deutschen Fernsehen. Unser Fenster in die WWF – Welt blieb folglich für noch über ein Jahr nur die Power Wrestling. Es war wirklich bedauerlich. Zwar konnte die WWF den völlig überfüllten Kader der WCW natürlich nicht komplett übernehmen und einige Wrestler wie Sting und zunächst auch Goldberg weigerten sich, unter Mc Mahons Führung zu arbeiten aber das Potential der Show zu dieser Zeit war selbstredend schier gigantisch. Ob DDP, Hall, Nash, Hogan oder Booker T, Mc Mahon konnte auf eine derart hochklassige Starriege zurückgreifen, dass die einzige Frage darin bestand, wie man das am besten präsentieren könnte. Also machte man anfangs das, was am Logischten erschien. Man gründete innerhalb der WWF ein „Team WCW“, das unter der Führung von Shane Mc Mahon gegen die WWF fehdete. Das Problem dabei: Der erhoffte Anstieg der Einschaltquoten blieb aus. Es gab offenbar zu wenig „smartmarks“ wie unsereins. Die reinen WWF – Fans schienen mit der gänzlich neuen Situation überfordert und die wenigen verbliebenden WCW – Nerds wendeten sich ebenfalls ab. Man hielt diesen potentiell natürlich hochwertigen WWF gegen WCW - Angle trotzdem für etwa ein Jahr am Laufen ehe man sich endgültig von der WCW Marke als Teil einer ausgearbeiteten Storyline verabschiedete. Dahingegen ließ man das alte nWo – Stable noch ein wenig vor sich hin köcheln. Bis heute kommt es noch an der ein oder anderen Stelle wieder zum Vorschein, wenngleich natürlich nicht mehr annähernd mit der Bedeutung von einst. Im Jahr 2002 ging schließlich ein langjähriger Rechtsstreit zwischen der World Wrestling Federation und dem World Wildlife Fund zu Ende, bei dem zuletzt der Federation untersagt wurde, das Kürzel WWF in irgend einer Form zu verwenden. Kurzerhand benannte man sich in WWE für World Wrestling Entertainment um. Dies geschah zu Anfang des Jahres. Dann war es auch, dass wir uns entschlossen, das Abonnement für die Power Wrestling zu beenden. In diesem Jahr bekam ich wirklich ungelogen überhaupt nichts mehr mit und es scherte mich auch nicht die Bohne. Es begab sich dann erst im April 2003, dass das alte Tele 5 wieder entstand, wenngleich natürlich runderneuert und nicht mehr mit dem über 10 Jahre zuvor untergegangenen Sender zu vergleichen. Trotzdem fühlte man sich offenbar seiner Vergangenheit irgendwie verpflichtet und es trotzte mir schon ein Lächeln ab, dass gerade auf diesem Sender wieder das Treiben der WWE verfolgt werden konnte. Dass Carsten Schäfer sich daraufhin in nicht enden wollende Lobesarien auf sein geliebtes Tele 5 verstieg erschien nur folgerichtig. Gezeigt wurde lediglich die Show Smackdown in der traditionellen einstündigen Verkürzung. Die Show RAW sowie sämtliche 12 pay per views des Jahres waren ab sofort nur noch über den Bezahlsender Premiere zu sehen. Zweitverwertungsrechte wie früher waren entweder zu teuer oder wurden gar nicht mehr angeboten. Dementsprechend hielt sich meine Freude damals auch in Grenzen. Nach drei oder vier Sendungen hatte ich mein Interesse auch wieder verloren. Was ich aber mitbekommen hatte war, dass sich im Vergleich zum Ende der 90er relativ wenig verändert hatte. Die erwähnenswerteste Neuerung war wohl, dass aufgrund des übergroßen Kaders die Shows RAW und Smackdown vom Personal her komplett getrennt wurden und jede Show ihre eigenen Titel (dazu wurden zum Teil die ehemaligen WCW – Titel verwendet) und auch pay per views hatte. Es wurde zwar sichtlich alles immer zunehmend moderner, die Qualität der Beleuchtung nahm zu, mehr Effekte, mehr Tohuwabohu, aber irgendwie fehlte ein gewisser Reiz, trotz neuer Superstars wie Kurt Angle oder Brock Lesnar. Fems und Pauler hatten im Gegensatz zu mir ihr Interesse in Gänze verloren.
Ende des Jahres begab es sich, dass ich in der Metro einem alten Schulkameraden von der Realschule begegnete, dem Andi Gschwendner. Ich hatte zwar zuvor nichts mit ihm zu tun aber er fiel mir auf, weil er ein „what?“ T-Shirt trug, zu der Zeit ein bekannter Spruch von Steve Austin. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass es in Traunstein doch noch ein paar Leute gab, die sich für Wrestling interessierten und zumindest den ein oder anderen pay per view miteinander ansahen. So kam es, dass wir uns von da an alle paar Monate bis ins Jahr 2008 hinein immer wieder trafen, und das ein oder andere Großereignis miteinander anschauten. Es waren typische Männerabende: Chips, Bier, Wrestling und dumme Sprüche. Das Interesse an der WWE erstreckte sich selten über den jeweiligen Abend hinaus und trotzdem war es eine lustige Möglichkeit, dieser Unterhaltungstradition treu zu bleiben. Leider verschwand auch hier wieder nach und nach das Feuer und wir trafen uns immer seltener, ab 2009 eigentlich gar nicht mehr, zumindest nicht zum Zweck des gemeinschaftlichen Wrestling schauens. Trotzdem kann ich mich wohl rühmen, von allen meinen Bekannten, mit denen ich jemals dieses Hobby in irgend einer Weise geteilt habe am Längsten am Ball geblieben zu sein, denn seit 2008 schon ist es Tradition, jedes Wrestlemania live bei meinem alten Berufsschulfreund Michael Buschbacher, vulgo Bausparer, anzusehen. Auch wenn ich seit langer Zeit die wöchentlichen Shows der WWE – mittlerweile wieder zurück auf DSF, Schleimereien von Carsten inklusive, sowie auch auf Eurosport außerhalb von Carstens Machtbereich – nicht mehr verfolge, Wrestlemania ist immer wieder schon etwas besonderes. Und da es natürlich nicht so ist, dass in der WWE nichts nennenswertes mehr passieren würde hier noch einmal eine kleine Zusammenfassung meiner persönlichen Höhepunkte:

- 2004 die Rückkehr des „Darkman“ nach mehreren Jahren, in denen der Undertaker mit seinem unsäglichen Biker-Gimmick auftrat
- die Rückkehr des Heartbreak Kid Shawn Michaels, der nach langwieriger Rückenverletzung und doch schon etwas betagterem Alter eine unglaubliche Leistung nach der anderen zeigte
- immer wieder hochspannende und dramatische Matches zwischen dem Undertaker und Edge, HBK oder Triple H in den letzten vier Jahren
- das wirklich sehr emotionale Career Ending Match zwischen HBK und Ric Flair
- 2010 Rückkehr von Bret Hart mit Aussprache des geläuterten Shawn Michaels und Fehde mit Vince Mc Mahon, die leider aufgrund der miserablen körperlichen Verfassung des Hitman (Goldbergs Fuß lässt grüßen) aber eher vergessenswert ist

Wrestling ist sehr schnell geworden in den letzten 5 – 10 Jahren, sicher nicht immer hochklassig aber die Action im Ring steht meist wieder im Mittelpunkt, gerade bei Großveranstaltungen und wenn ein Match gut ist, dann ist es meistens auch richtig gut und spannend wie ein Krimi. Deswegen schau ich es mir auch immer wieder und vor allem immer noch gerne an. Bausparer und ich werden dieses Jahr möglicherweise auch den Summerslam mit in unser Repertoire aufnehmen. Wir werden sehen.

Und so komme ich zu dem Schluss, dass ich seit mittlerweile 20 Jahren das Treiben im Wrestling und insbesondere der WWF/WWE mehr oder weniger intensiv verfolge. Kaum jemand anderer kann das von sich behaupten. Ob man darauf stolz sein kann oder darf, das ist eine andere Frage. Ein anderer, der das auch und sogar noch ein wenig länger von sich behaupten kann ist Carsten Schäfer, der seit ebenso langer Zeit uns seine Sicht der Dinge ins Ohr plärrt. Wenn man Interviews mit ihm liest und es nicht besser wüsste, könnte man den Eindruck gewinnen, er hat in über 20 Jahren nicht bemerkt, dass das Geschen im und rund um den Ring gar nicht echt und es auch kein richtiger Sport ist. Das würde zumindest erklären, warum er laut eigener Aussage nach wie vor eine solch unverdrossene Begeisterung für seinen Job an den Tag legt. Womöglich sieht ein Teil von ihm die Show immer noch wie ein Kind, wie ich, als ich so begeistert war wie Anfang bis Mitte der 90iger. Wenn man es so sieht, beneide ich ihn fast.

Obwohl, eigentlich nicht!

Montag, März 14, 2011

Und plötzlich wird es Dunkel

Ich finde im Moment gerade keine innere Ruhe. Die schrecklichen Ereignisse in Japan wühlen völlig zur recht die ganze Welt auf. Wer kann schon sagen, wie viele Menschopfer es noch geben wird? Das Außmaß der Zerstörung ist wirklich unfassbar. Ich muss mich schon unterags selbst maßregeln, wenn ich mich wieder über irgendwelchen Dreck aufrege, wie wenn vor mir einer 70 fährt (argh) oder in der Arbeit wieder das Internet spinnt. Im Prinzip müssen wir nichts anderes tun, als den Japanern den höchsten Respekt zollen, mit welcher unglaublichen Ruhe und Gelassenheit sie ihr Schicksal akzeptieren. Ich bewundere das, könnte es aber nicht. In unserem Land ist das Gebot der Stunde jedoch nur noch:

"Abschalten".

Ich bin es nun endgültig leid, als Atomkraftbefürworter in die Presche zu springen. Ich habe wirklich versucht, mit Gegnern ernsthaft Argumente auszutauschen, aber es ist sinnlos. 80% davon sind Hippies, die keine Ahnung haben, wie ein AKW wirklich funktioniert. Ich habe auch nur rudimentäre Kenntnisse, zugegeben. Aber der Unterschied ist: Ich interessiere mich dafür. Gegnern ist das alles wurscht. Wenn sie auch nur einen Bruchteil der Zeit dafür aufwänden würden, sich über die Zusammenhänge von Atomstrom, dessen Alternativen und Energiewirtschaft im Allgemeinen zu informieren, wie mit dem Planen der nächsten Demos und dem Drehen ihrer Dreads (der musste sein), ein vernünftiger Argumentationsaustausch wäre vielleicht denkbar. Aber nein, das ewige Märchen vom "einfach halt abschalten" geistert wieder herum. Als ob das alles so einfach wäre...
Aber meinetwegen. Ich bin es nun leid. Lasst uns zu den alten Ausstiegsplänen zurückkehren, von mir aus schaltet auf der Stelle ein Dutzend Meiler ab, ich kann diese Ökos einfach nicht mehr sehen.

Doch zu früh gefreut....

Dann, wenn der Strom (warum wohl?) teuer wird, muss ich sie wieder sehen. Wieder auf der Straße, dieses mal mit "Abzocke" - Schildern in den Händen. Hoffentlich haben sie diesmal die Dreads wenigstens unter einer Wespennest-Haube versteckt...

Ergänzung:
Mir ist klar, dass ich hier selber nicht besser bin als die, auf die ich schimpfe. Aber manchmal muss man seinem über die letzten Tage angestauten Frust auch einmal ohne groß Nachzudenken Luft machen dürfen.