Montag, Juli 03, 2006

LA Crash

Mein lieber Mann!
Als ich gestern gegen 14 Uhr nach zwei köstlichen Weißbier frohen Mutes den Biergarten verließ und einfach so aus einer Laune heraus in die Videothek ging, ahnte ich noch nicht, wie gut der Film sein würde, den ich mir anschließend auslieh.

Ich bin ein Mensch, der sehr gern ins Kino geht. Früher, als ich seltener ging, war ich offenbar nicht besonders anspruchsvoll oder einfach nur dumm, denn die meisten Filme, die ich mir ansah gefielen mir auch ziemlich gut. Heute ist das anders. Die meisten Streifen langweilen mich fürchterlich, die Blockbuster (in letzter Zeit vor allem King Kong) sind ermüdend, Animationsfilme verlieren laufend an Charme und Comic-Verfilmungen schießen wie die berühmten Pilze aus dem Boden. Die beiden letztgenannten sind Genres (wenn man bei Animationsfilmen überhaupt von einem Genre sprechen kann) auf die ich normalerweise sehr stehe. Das eigentlich schlimme ist aber, dass man wirklich alles schon einmal irgendwo gesehen hat. Die Handlungen sind oft so vorhersehbar, dass der größte Witz inzwischen darin besteht bei Dialogen vorzuahnen, was der andere gleich sprechen wird. Wo ist die Innovation, wo ist das Unvorhersehbare, wo ist der Humor, der Witz? Und vor allem, wo sind die glaubhaften Charaktere, die einen an dem Bildschirm fesseln?
Gestern kam der Tag, an dem ich einen der wohl besten Filme der letzten Jahre gesehen habe, LA Crash.
Egal ob Handlung (ein Episodenfilm), die Charaktere, die Schauspieler, die Musikuntermalung, es stimmt einfach alles. Alle negativen Eigenschaften, die mich als Filmfan so sehr genervt haben in letzter Zeit hat dieses Prunkstück in seinen gut 1 1/2 Stunden Laufzeit weggefegt wie ein Orkan. Alle Charaktere werden von verschiedenen Seiten beleuchtet, keiner ist nur gut oder nur böse. Wir alle haben verschiedene Beweggründe, die uns zum individuellem Handeln vorantreiben. LA Crash zeigt auf eindrucksvolle Art und Weise, wie verschiedenartig das Menschsein sein kann, dass selbst der gemeinste Gangster im richtigen Moment ein warmes Herz haben kann, dass selbst der aufrichtigste Cop aus verschiedenen Gründen korrupt sein kann, dass auch die arroganteste neureiche Ehefrau oft nichts weiter braucht als eine Schulter, an der sie sich ausweinen kann und dass letztlich falsch oder richtig nichts weiter als eine Frage des Blickwinkels ist. Dies alles geht einem so sehr unter die Haut, dass man sich förmlich danach sehnt, eine Lehre für sich daraus ziehen zu können. Ein Meisterwerk!

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