Samstag, August 19, 2006

Urlaub 2006 und andere Grausamkeiten (Teil 1)

Zurück aus Gran Canaria! Ein etwas seltsamer Urlaub ist zu Ende gegangen. Warum seltsam? Ich kann nicht genau sagen, was mich an dieser Woche genau gestört hat aber ich war irgendwie ziemlich froh wieder da zu sein. Wurden meine Erwartungen nicht erfüllt? Was hatte ich überhaupt für Erwartungen? Was ich hingegen toll fand waren die beiden Flüge. Obschon nicht gerade luxiuriös, so war es doch eine interessante Erfahrung. Aber so will ich doch irgendwo einmal beginnen. Ich beginne im Flugzeug am Flughafen München.

Nachdem ich mit einem etwas enttäuschten Blick meinen Platz am Mittelgang in Reihe 21 eingenommen hatte (21D) - enttäuscht deshalb, weil ich bei meinem ersten Flug so gerne am Fenster gesessen hätte - war mir zugegebenermaßen schon etwas mulmig zumute. Mit gespielter Gelassenheit sog ich coolen Blickes die Sicherheitswarnungen der (schlecht) animierten Stwardessfigur am Monitor vor mir auf. Als ich mich vor anschuldigendenden "hah, fliegt wohl zum ersten mal" Blicken in Sicherheit zu wiegen glaubte ertastete ich flink die Schwimmweste unter meinem Sitz und nahm in Sekundenbruchteilen wieder Haltung ein. Einem Beobachter (sofern es also doch einen gab) muss sich dieses Schauspiel wie ein nervöses Zucken dargestellt haben. Ein anschließend prüfender Rundum-Blick meinerseits (wieder mit grinsend coolem Blick, für was ist man denn Schauspieler?) gab aber keinen Anlass zur Sorge, jemand hätte mich ertappt.
Als das Flugzeug dann ins Rollen kam dachte ich mir dann auch nichts mehr. Es hätte ja eh nichts genützt. Mein Nicht-Fenster-Platz war noch aus zwei weiteren Gründen ein Ärgernis. Zum einen war von meinem Platz aus in normaler Sitzhaltung lediglich die rechte Tragfläche der Boeing 737 zu sehen und zum anderen hatte ich ein älteres Ehepaar als Nachbarn, das neben Schwerhörigkeit ("ob ich was möchte"? - "zu trinken!" - "was gibt es warmes?" - "Tee oder Kaffee!" - "was?" - "TEE ODER KAFFEE!!") und übermäßigem Handrang ("stehen sie doch noch einmal auf junger Mann, wir müssten dann nochmal") vor allem durch eine vermutlich durch das hohe Alter (die beiden gingen meinem bescheidenen Urteil nach schnellen Schrittes auf die 80 zu) bedingte Trägheit und dadurch kausalisierte Fettleibigkeit litt. Aus letztgenanntem Grund war es alles andere als einfach, den ein oder anderen Blick durch das Fenster zu erhaschen ohne die zuvor eingenommene coole Haltung komplett aufzugeben und vielmehr einem norddeutschen Urlauber (Preißn) zu gleichen, der zum ersten mal in seinem Leben einen ungläubigen Blick auf die Schönheit der bayerischen Alpen wirft. Der bereits erwähnte Harndrang (das Paar hatte immerhin den Anstand, den Weg auf die Toilette stets gemeinsam zu bestreiten) hatte zumindest den Vorteil, dass ich während deren Abwesenheit einige Blicke auf die spanische Steppenlandschaft werfen konnte. Vom Mittagessen an Bord kann man sagen, dass es leidlich genießbar war und Andi recht mit seiner Prognose hatte, dass es sich bei einem der wählbaren Speisen um Hühnchen(ich hatte Tortellini)handeln würde.
So gingen die 4 Stunden Reisezeit buchstäblich wie im Fluge dahin. Kurz vor dem zweiten Landeanflug (der erste konnte wegen ungünstiger Winde nicht durchgeführt werden, was mich als gespielt erfahrenen Fluggast lediglich zu einem routiniertem Nicken veranlasste) konnte ich mit einem Blick drei bzw. vier Reihen weiter nach hinten feststellen, dass meine "Collegos" Andi und Tom mit ganz anderen Nachbarn "zu kämpfen" hatten. Unmittelbar hinter Tom hatten von mir bislang unbemerkt zwei nette Typen Platz genommen, die optisch so wohlbekannten Persönlichkeiten wie Himmler, Göbbels und dergleichen mehr ohne weiteres zur Ehre gereicht hätten. Sonnenbrille, Jeansjacken, kahlgeschorener, mit Tattos zugekleisterter Kopf.....willkommen im 21. Jahrhundert. Das eigentlich erstaunliche daran war, dass man, verglichen mit dem dritten in dem Bunde, fast schon Sympathien zu den beiden entwickelte. Viel zu breite Jeanshose, ein farblich völlig unpassendes blaues T-Shirt (ebenfalls einige Nummern zu groß), ein Gang, der vermuten ließ, dass sein letztes Geschäft erst außerhalb des Aborts zu Ende geführt wurde und nicht zuletzt eine Frisur, die in unserer Region gern als "Zündschnur" betitelt wird, ließen einen unabweigerlichen Grundhass entstehen, den man ob seiner ständigen dämlichen Sprüche, die wohl dazu dienen sollten, die beiden Neonazis zu beeindrucken, nur schwerlich in Zaum halten konnte. Zum letzten mal sah man den Kerl bei der Gepäckverteilung. Ganz offensichtlich waren die beiden Kahlgeschorenen weniger von seiner Anwesenheit begeistert als wir ursprünglich annahmen.

So, bis hier hin einmal. Jetzt ist es doch mehr geworden als ich vermutete, deshalb habe ich mich entschlossen, einen Mehrteiler zu fabrizieren. Beim nächsten mal geht's weiter mit der Busreise zu unserem Bungalow.

Edit 31.12.06: Nach langem und zähem Ringen mit mir selbst habe ich mich schweren Herzens entschlossen, keinen 2. Teil des Urlaubsberichtes mehr zu schreiben. Ich habe dies viel zu lange hinausgezögert und nun sind die Erinnerungslücken einfach schon zu groß, um mit der mir so wichtigen Detailverliebtheit die unzähligen Gags einzufangen, die diesen Urlaub mit Tom und Andi zu so etwas besonderen werden ließen.

Der Titel des Beitrages bleibt trotz des Sequels implizierenden Bestandteils "Teil 1" davon unberührt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Äußerst gelungen. Hab mir einige Male nur mit Mühe das Lachen verkneifen können, was durchaus von Vorteil ist, wenn mann deinen Blog in der Arbeit liest. Schön, dass du "Abort" eingebaut hast.
Dass du doch ein bisschen Flugangst hattest, hast du ja am Freitag gar nicht erwähnt...