Dienstag, Dezember 02, 2008

Metal Gear Solid 4 – eine Serie im Wandel der Zeit

Ich habe es für meine Verhältnisse tatsächlich eine Zeit lang hinaus gezögert aber letzen Endes kam ich doch nicht umhin mir eine PS3 zuzulegen, zumal der Preis ja mittlerweile doch erträglich ist und ich mir noch dazu den Vorteil eines Real,- Personalkauf – „Tickets“ zu nutzen machte. Der Plan, sie vor Weihnachten noch zu kaufen, stand auf jeden Fall schon einige Wochen und nun war es Ende Oktober dann soweit.

Da meine Videospielvorlieben gelinde gesagt ein wenig speziell sind und mir einerseits weder Sport- und Rennspiele noch reinrassige Shooter in die Sammlung kommen und ich andereseits auf eine gewisse Serienkultur wert lege, lag es nahe, mir zum Start den bedeutendsten Blockbuster zu holen, den das PS3 – Lineup anzubieten hat:

Metal Gear Solid 4: Guns Of The Patriots

Obwohl ich vom Gameplay her nie der allergrößte MGS – Fan war, hat die Serie eine Besonderheit, die sie für meine Begriffe einzigartig in der Videospielwelt macht. Sie verbindet Stealth Action Gaming, eine hochkomplexe, tiefemotionale und vielschichtige Story um Krieg, Politik und Macht, bei der selbst der Humor meist nicht zu kurz kommt, sowie eine stets den Zeitgeist treffende Brücke zur Gegenwart zu einer unvergleichlichen Synthese, wie man sie anderswo nicht zu sehen resp. zu spielen, ja zu erleben bekommt.

Und um eines gleich vorweg zu nehmen. MGS4 setzt meiner bescheidenen Meinung nach allem bisher (nicht nur in der eigenen Serie) da gewesenen die Krone auf. Dieses Spiel ist ein absolutes Muss für jeden, der von sich selbst behauptet, Videospiele zu mögen.

Die Optik ist über weite Strecken des Spiels einfach fantastisch, vor allem die Cutscenes strotzen nur so vor Details, die Texturen der einzelnen Figuren wirken hier überaus plastisch und realitätsnah. Die Zeit der FMVs scheint langsam aber sicher der Vergangenheit anzugehören; gut so!
Die größere Hardwareleistung der PS3 ermöglicht es dem Spieler, sich wirklich mitten im Geschehen zu wähnen, um einem herum kracht und scheppert es, dass es eine wahre Freude ist, dadurch erlebt die Atmosphäre einen gewaltigen Zuwachs. Vor allem aber macht MGS 4 eines, was ich nach dem wirklich sehr storykomplexen Sons of Liberty beinahe nicht für möglich gehalten hätte. Kojima schafft es tatsächlich, alle Handlungsfäden zu einem fantastischen Ende zu führen, die übertriebene Kompliziertheit des zweiten Teils zu enttauen und trotzdem die Hardcorefans nicht zu enttäuschen. Den Fanservice, den er dabei liefert sucht seinesgleichen. Er wusste, was von ihm erwartet wurde und lieferte eine grandiose Leistung in diesem Bereich ab. Respekt!
Wie die Entwickler es schafften, dabei noch dermaßen auf die Tränendrüse der Spieler zu drücken, grenzt schon fast an Sadismus. Snake, der trotz seines harten Loses fast schon zu professionell wie eh und jeh seine Soldatenpflicht erfüllt. Otacon, der ihn ohne jeden Eigennutz unterstützt und dabei immer wieder mit seiner schweren Vergangenheit konfrontiert wird. Raidens spektakuläres comeback und vor allem die von zahlreichen Erinnerungen durchtränkte Rückkehr nach Shadow Moses Island, während beim betreten des bekannten Ortes die ersten Töne des unvergleichlichen „The Best Is Yet to Come“ aus den Lautsprechern tönt. Ein fantastisches Erlebnis und dies sind nur einige Momente der Geschichte, die so großartig inszeniert ist, dass es mit fast allen RPGs der letzten Jahre den Boden aufwischt.

Freilich kommt auch ein so fantastischer Titel nicht ganz ohne Kritik aus, wenngleich dieser zugegebenermaßen schon sehr subjektiv ist. MGS4 bietet ein derart großes Sammelsurium an Waffen und Objekten und letztendlich Spielmöglichkeiten, dass es sich hier meilenweit von den Vorgängern und insbesondere vom ersten Teil entfernt. Wusste man bei Twin Snakes noch genau, dass man an einer bestimmten Stelle mit der gegenwärtigen Ausrüstung nur dann weiter kommt, wenn man das Snipergewehr findet und dieses in einem Raum ist, der vorher noch verschlossen war, man aber ja eben gerade diese neue ID-Karte gefunden hat, wusste man genau, wohin die Reise gehen wird. So oder so ähnliche Szenarien gab es zuhauf, das Spiel erklärte sich somit laufend selbst und der Ablauf war klar vorgegeben. Im Prinzip blieb das bei Teil 2 und 3 auch so erhalten, doch die 4. Inkarnation macht hier einen ganz klaren cut.
Im Prinzip verfügt man von Beginn an über ein kaum mehr überschaubares Waffenarsenal, somit ist eine Situation wie die oben beschriebene nicht mehr darstellbar. Hingegen hat man nun die Freiheit, Wege auf verschiedene Arten zu lösen. Ballere ich mir wie ein Rambo Schneisen durch gegnerische Horden? Gehe ich in einem guten Versteck in Deckung und schalte meine Gegnerspieler durch gezielte Kopfschüsse aus? Oder schleiche ich wie gewohnt im Schatten vorbei? Die Möglichkeiten sind ebenso zahlreich wie unterschiedlich.
Perfekt, oder? Ich kann es machen wie ich will und werde dennoch irgendwie ans Ziel kommen.
Genau hier bin ich zumindest dezent anderer Meinung. Ich habe kein Problem damit, ein Spiel zu spielen, das nach alten Mechaniken funktioniert. So toll spielerische Freiheiten klingen mögen, so sehr ist damit meiner Meinung nach die Gefahr der Verwässerung des Spielgeschehens verbunden. Während MGS4 hier den Spieler noch klar an der Hand führt, fürchte ich, dass ich in ein paar Jahren womöglich durch Abschießen der falschen Person unfreiwillig zum Partner des Feindes werde und das Spiel für mich die Story umschreibt, obwohl ich das alles eigentlich gar nicht will (Fable lässt grüßen).
Deshalb soll dies auch gar nicht unbedingt als Kritik an MGS4 selbst gesehen werden. Ich erhebe lediglich mahnend den Zeigefinger, dass sich bereits in diesem Spiel Entwicklungen abzeichnen, die mir persönlich nicht gefallen. Metal Gear Solid 4 ist und bleibt ein nahezu perfektes Spiel. Punktum!

Und somit schließe ich mit folgendem Satz:
„The Best isn’t yet to come. It’s already there.“

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