Montag, Juni 14, 2010

RPG - Evolution

Dass ich seit Atari VCS - Tagen ein großer Videospiel - Fan bin dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Wenn man hier von Meilensteinen spricht, die mich in der Frühphase geprägt haben sind Titel wie Tetris, Super Mario Land (Game Boy), Mega Man 2, Super Mario Bros 3 (NES) oder Super Mario World und Street Fighter 2 (SNES) von entscheidender Bedeutung. Und dennoch unterschied ich mich hier mit Ausnahme des Dranges, jede Ausgabe der damals noch existierenden "Video Games" - Zeitschrift nicht nur zu besitzen sondern vorn vorne bis hinten durch zu lesen, nicht in außerordentlicher Form von meinen Kindheitsfreunden. Dieses doch noch recht neue Medium war einfach supercool und zumindest einen Game Boy konnte nun wirklich jeder sein Eigen nennen (ich sogar mit Verspätung, denn während alle anderen längst einen geschenkt bekamen, musste ich noch ein gutes Jahr meine Taschengeldkasse füllen). Dies alles änderte sich auch nicht wirklich in den späten 90ern. Zwar war ich einer der Ersten, der sich von uns eine 32 - Bit Konsole kaufte, doch andere legten auch bald nach und hatten dann ein N64 zuhause stehen. Wirklich geändert hat sich dies erst an einem wolkigen Novembertag des Jahres 1997...Da wurde ich zu dem Freak, der ich heute noch bin.

Möglicherweise trügt mich die Erinnerung, aber soweit ich weiß bin ich an diesem Tag zusammen mit Poppey und Nudler mit dem Zug nach Traunstein gefahren, weil wir gemeinsam schauen wollten, welches PSX - Spiel ich mir kaufen sollte (ja, so war das zu dem Zeitpunkt noch). Als wir dann zusammen beim Moser standen und noch ein bisschen hin- und herdiskutierten, war mir aber schnell klar, dass das Spiel meiner Wahl Final Fantasy VII werden würde, denn sowohl die VG - Wertung von 94% als auch die TV-Werbung überzeugten mich zutiefst. Wir fuhren dann zu mir, hockten uns in mein 5 qm großes Zimmer und fingen an zu spielen. Ehrlicherweise muss man sagen, dass der Nudler spielte, der Rest schaute nur zu. Zu vermerken ist, dass wir stark beeindruckt waren, zum einen vom bombastischen Intro, zum anderen durch diese seltsame Art des Kämpfens (wir waren Zelda gewohnt) und zuletzt auch durch die schöne Grafik, denn FF VII war, von Donkey Kong Country abgesehen meine erste Begegnung mit vorgerenderten Hintergründen.

Nach den ersten Berührungsschwierigkeiten wuchs ich mit dem Spiel immer enger zusammen und mir war bald klar, dass ich dieses Spiel über alle Maßen lieben würde. Um wieder den Vergleich mit Zelda zu bemühen war mir bisher nicht bekannt, dass Videospiele an sich auch eine wirkliche Geschichte zu erzählen vermochten. Und da durchaus die einhellige Meinung vorherscht, dass FF VII eine der besten und fesselndsten Geschichten in der kompletten Videospielwelt bis zum heutigen Tage erzählt kann man sich vorstellen, wie begeistert ich als RPG - Neuling von diesem Spiel war. Diese Charaktere, die Welt, die Musik, die Emotionen. Ich liebte alles daran geradezu abgöttisch. Dies war die Zeit, in der ich mich vom normalen Fan zu einem wenn man so will Edelfan bewegte. Ich dachte ständig über das Spiel nach, wollte alles darüber wissen, wollte mit anderen darüber reden und so weiter und so fort. Als ich es zu Ostern 1998 dann endlich durchspielte war ich fast ein wenig traurig, denn wann würde ich noch einmal die Gelegenheit haben, eine solche Videospielerfahrung zu machen. Es sollte nicht allzu lange dauern.

Ab dem Jahr 1999 wurde an der RPG - Front (wohlgemerkt JRPGS - mit den actionbetonten westlichen RPGS bin ich bis zum heutigen Tage nie warm geworden) so richtig los gelegt. Das lang erwartete FF VIII überzeugte mich von der ersten Minute, die erwachsene Liebesgeschichte passte unglaublich gut in die Zeit, wie ich mich damals fühlte und bis heute kann ich nicht mit absoluter Überzeugung sagen, ob mir nicht vielleicht Teil VIII sogar ein bisschen besser gefiel als Teil VII. Beide auf ihre Art fantastisch. Dank Huber und Bischoffs Zureden ließ ich mir dann noch meine PSX umbauen um in den Genuss von amerik. Importen zu kommen. Es folgten daraufhin das wundervolle FF VI, das revolutionäre Chrono Trigger, die zuckersüßen Lunar Silver Star Story Complete, Lunar Eternal Blue Complete und Grandia, Segas Edel-RPG Panzer Dragoon Saga, das für mich etwas enttäuschende FF IX, das unerreicht komplizierte Epos Xenogears sowie als Abschluss der 32 - Bit Ära das grafisch imposante Chrono Cross. RPGs wurden für mich zum absoluten Königsgenre. Noch wenige Jahre zuvor spielte ich beinahe ausschließlich Rennspiele. Doch die genannten RPGs waren alle für sich etwas ganz besonderes. Liebevoll ausgearbeitete Charektere, meist ein Zufallskampfsystem auf Runden- oder ATB - Basis, Oberwelt, Dungeons, und immer wieder wunderschöne Musikstücke zum Mitpfeifen. Mit einigen Ausnahmen (vor allem Panzer Dragoon Saga unterschied sich in vielen Aspekten vom Rest) waren das die Versatzstücke aus dem diese tollen Spiele gebastelt wurden.
Mit Ankunft der neuen Konsolengeneration zu Beginn des neuen Jahrtausends gab es natürlich auch wieder neue Rollenspiele. FF X, FF X-2 und FF XII, Shadow Hearts 1 - 3, Tales of Symphonia, Baten Kaitos, mit Abstrichen Kingdom Hearts. Das bunte RPG - Treiben ging munter weiter. Und doch war zu bemerken, dass viel mehr experimentiert wurde als noch zu 32-Bit Zeiten. Die meisten Spieler hatten starre Runden- und nervige Zufallskämpfe satt und wollten auf diesen Ebenen Änderungen in Richtung mehr Dynamik bzw. Ausweichmöglichkeit. Dies hatte zur Folge, dass der Einstieg in ein jedes neue Rollenspiel oft nicht einfach war. Während es zuvor gang und gäbe war Mechanismen wie Itemverwaltung und Kampfsysteme mit geringen Modifizierungen von der Konkurrenz bzw. aus Altbewährtem zu übernehmen beschlich einem fortan der Eindruck, ein jeder Entwickler wolle das Rollenspielrad neu erfinden. Alles in Allem war diese Entwicklung durchaus positiv zu sehen. Ein Spiel wie Shadow Hearts, welches in in vielen seiner Grundzüge durchaus als klassisch bezeichnet werden kann, gewinnt durch sein flottes Schicksalsrad im Kampfsystem ungemein an Dynamik. Und das durch die Implementierung einer vollkommen simplen Idee. Die Tales of- und die Star Ocean - Reihe verstanden sich hingegen hervorragend darauf, ein Echtzeit-Kampfsystem zu etablieren, das sich entfernt von der taktisch geprägten Menüführung.
Auch in Sachen Präsentation wurde durch höhere Hardwareleistung ordentlich draufgebuttert. Die statischen Renderhintergründe früherer Tage mussten mehr und mehr einer lebendigen Echtzeit - Welt weichen. Midi - Gedudel wurde durch orchestralen Sound in 5.1 - Qualität ersetzt, wobei gerade bei letzterem die Klangqualität oft stärker zu wiegen schien als hochwertige Kompositionen.
Auf die Spitze trieben diese progressive Entwicklung ausgerechnet die zwei letzten Titel der Final Fantasy - Serie.
Während Teil XII sich sehr von westlichen RPG - Elementen beeinflussen ließ und neben einer gigantischen Oberwelt vor allem den Kampfmodus auf ein hochkomplexes theoretisch durch Feinjustierung vollautomatisches System umrüstet, geht der erst kürzlich erschienene Teil XIII noch weiter, rückt das Kampfsystem komplett in den Vordergrund und baut das Spiel um dieses herum auf. So gut die Geschichte und die behutsame Charakterzeichnung auch ist, bleiben wesentliche, klassische Elemente wie eingängige Musik, zu besuchende Städte aber auch charismatische NPCs fast vollends auf der Strecke. Während meine Freunde Fems und Hübschei das Spiel komplett ausgekostet haben und ersterer sämtliche Geheimnisse aufgedeckt hat wäre das für mich nicht in Frage gekommen. Zu trocken gestalten sich die Fließbandmissionen, zu wenig Abwechslung bietet die insgesamt recht kleine Welt von FF XIII. Und doch überzeugt es fast auf ganzer Linie. Denn in den für mich wichtigsten Kategorien - Story und Charaktere - trumpft die Serie einmal mehr stark auf. Und das Kampfsystem ist - ob man es nun mag oder nicht - vom Design her nahe an der Perfektion.

Und so sichert sich wieder ein mal ein Final Fantasy in meiner persönlichen Liste den Platz als Rollenspiel des Jahres.....
Halt!
Stopp!!
Falsch!!!

Das beste Rollenspiel, das ich 2010 gespielt habe ist nicht FF XIII. Es ist kein geringeres als der Sega Dreamcast Klassiker "Skies of Arcadia", das ich seit beinahe 9 Jahren ungespielt im Regal stehen hatte. Es besitzt alles, was ein RPG braucht. Eine tolle Story, liebevolle Charaktere, eine abwechslungsreiche Welt, fantastische Musikstücke zum Mitpfeifen und Charme an allen Ecken und Enden. Vor allem die letzten drei Punkte werden neuerdings oft sträflichst und vor allem unverständlicherweise vernachlässigt.

Dabei wäre es doch gar nicht so schwer, die Vorzüge der guten alten RPGs mit den Erungenschaften der letzten 10 Jahre zu verknüpfen, oder? *hust* Final Fantasy VII - Remake *hust*

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