Montag, Juni 13, 2011

# 5: Croc: Legend of the Gobbos

Zunächst noch einmal eine Anmerkung über den Sinn dieser Rückblicke. Die von mir hier gewählten Titel erlangen diese "Ehre" nicht per se aufgrund ihrer Qualität oder ihrer Bedeutung für den Markt an sich, sondern lediglich deshalb, weil sie mir aufgrund gewisser Umstände, nennenswert oder nicht, im Gedächtnis geblieben sind. Heute begeben wir uns dazu in die Zeit des Jahreswechsels zwischen 1997 und 1998. Zu dieser Zeit herrschte Krieg. Konsolenkrieg, und zwar zwischen den Anhängern von Sonys "CD-Schleuder" PSX und Nintendos "Modultoaster" N64 (Begriffe so vor allem in der damaligen Zeitschrift Mega Fun regelmäßig auftauchend). Die einen verachteten die wabernden, pixeligen Texturen der Playstation, die anderen bekamen Magenkrämpfe bei der unscharfen, nebelverhangenen Grafik der Nintendo - Hardware.
Obschon ich schon damals, zwar nur eine Playstation besitzend, mich selbst gern als überparteilichen Multikonsolero sah, ergriff ich - so ehrlich muss ich sein - in dieser Zeit eher Partei für die Sonyfraktion. Freudig nahm ich stets zur Kenntnis, wenn ein PSX Spiel besonders wenig pixelig wirkte oder bei damals noch gar nicht so häufigen Multiplattformentwicklungen das N64 Pendant schlechter abschnitt. So sehr ich mich hier in gelegentlichen gedanklichen Kleinkriegen verlor, über all diesen Nicklichkeiten schwebte ein Spiel, so schön, von so herausragender Qualität, jeglichen Kritikern hohnlachend. Die Rede ist von Super Mario 64. Auch wenn die PSX Spielebibliothek schon zu diesem Zeitpunkt sehr viel umfangreicher und ausgewogener war als die des Nintendo 64, an der Überlegenheit von Super Mario 64 als Spiel im Allgemeinen und als 3D Jump'n Run im Speziellen in allen nur erdenklichen Kategorien, sei es die Grafik, die Spielbarkeit oder das Leveldesign, gab es nicht den Hauch eines Zweifels, Tomb Raider hin, Resident Evil her.
Das im Vergleich zu heute damals noch weitaus beliebtere und bedeutendere Genre des (3D)Jump'n Runs lag somit zu 100% in den Händen von Big N. Einen Mario-Killer gab es zu dieser Zeit schlichtweg nicht. Der damals schon nur noch die 3. Geige spielende Saturn von Sega hatte sich zwar auf die Fahne geschrieben, ein solches mit Nights into Dreams zu entwicklen aber das Ergebnis war insofern enttäuschend, dass das Spiel (wenngleich keinesfalls schlecht) im Endeffekt alles Mögliche war aber ganz sicher kein Jump'n Run. Sony seinerseits steckte aber nicht auf und ließ über Argonaut Software an einem eigenen 3D Hüpfer basteln, nachdem Naughty Dog mit dem noch vor Mario erschienenen Crash Bandicoot seine ersten Gehversuche schon hinter sich hatte. Das Spiel war aber viel zu geradlinig und eingeschränkt um sich mit einem Super Mario 64 messen zu können. Nun war der wahre Mario Killer in der Entwicklung und die ersten Screenshots waren wirklich vielversprechend. Die Rede ist von Croc: Legend of the Gobbos.
Als ich 1997 in der Zeitschrift Video Games die Bilder der Preview Fassung sah war ich beinahe überzeugt, dass es dieses Spiel packen könnte. In Erinnerung blieb mir (es kann auch dann schon der Test gewesen sein) ein Bild auf dem Croc einem großen Schneemann - Gegner gegenüberstand. Besonders gefiel mir dabei, dass es ähnlich kräftige Farben hatte wie Super Mario 64 und trotzdem nicht pixelig wirkte. Leider wurden meine Hoffnungen mit dem Spieletest in der Ausgabe 10/97 übelst abgewürgt. Sage und schreibe 63% Spielspaß konnte sich das Spiel in der Video Games Redaktion ergattern. Ich war sehr enttäuscht und kaufte es mir folglich nicht. Das Jahr 1998 zog ins Land, ich wurde 17 Jahre alt, mein Leben war ein Traum, ich war unglaublich glücklich zu dieser Zeit, meine Freunde, die ersten Mädchen, unvergessliche Partys auf der Verwaltungsschule, zuletzt noch die Fußball WM in Frankreich im Sommer. In diesem Sommer, es muss wohl im Juni gewesen sein, war ich mit meinen Berufsschulleuten für wenn mich nicht alles täuscht 2 Wochen auf Verwaltungslehrgang in Moosburg a. d. Isar. Es war unheimlich schönes Wetter und an einem Tag, ich erinnere mich leider nicht mehr an den Hergang, telefonierte ich mit meiner Mutter. Sie sagte sie ginge auf einen Flohmarkt und ob sie mir was mitbringen soll. Urplötzlich viel mir Croc wieder ein und ich sagte ihr, sie solle es mir kaufen, falls es zu finden wäre. Als ich später vom Lehrgang zurückkehrte weiß ich nicht, worüber ich mehr überrascht war. Über die Tatsache, dass es das Spiel auf dem Flohmarkt tatsächlich gegeben hatte oder dass meine Spielbeschreibung überraschenderweise hinreichend war, so dass Mama nicht irgendwas falsches gekauft hatte. So oder so, auf einmal war ich doch noch in den Besitz von Croc gekommen. Nach ca. 10 Stunden Spielzeit und drei Welten gab ich entnervt auf.
Eine dermaßen unterirdische Spielbarkeit mit dem fummeligen Digikreuz war mir bis dato noch nicht untergekommen. Tatsächlich schmeichelten dem Spiel die 63% Spielspaß noch. Eine Schande.

Und pixelig war es auch.

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