Freitag, Dezember 09, 2011

Rewind

2011, ein Jahr das für mich Veränderungen brachte wie selten eines zuvor....

Januar
Wie so oft in den letzten Jahren beginnt das neue Jahr in Wernleiten mit Sekt, Umarmungen, Glückwünschen, einer SMS von Yoda und einem Kuss. Ja, tatsächlich. Nach ständigen Anbiederungen schnappe ich mir in einem stillen Moment Nina und küsse sie. Nur so zum Spaß. Ich glaube in der Liste von unbedeutenden Küssen nimmt dieser möglicherweise die Top-Position ein. Mitkriegen tut es eh keiner, folgenlos bleibt er auch. "Witzer Jahresbeginn", denke ich mir still. Wir führen noch drei mal das Stück "Nachbars Lumpi" auf, in dem ich als Gevatter Tod in einer Nebenrolle dabei bin. Es ist witzig. Obwohl ich oft über den Stress im Vorfeld schimpfe, mag ich es immer, zu Weihnachten und zu Beginn des neuen Jahres dabei zu sein. Es hat etwas konstantes, beruhigendes.
Ansonsten hat sich wenig geändert, zunächst. Der übliche Inventurstress zu Jahresbeginn, an den Wochenenden wird gelumpt. Ich verspüre wie selten zuvor eine Lust am Weggehen. In der Villa und anschließend auf facebook lerne ich zuvor schon im Dezember die Julia Dangl aus Bergen kennen. Sie wird später eine gute Freundin von mir werden. Ich bin nicht in klassischer Form an ihr interessiert. Man könnte sagen, sie ist außerhalb meiner Liga. Wie gesagt, es stört mich überhaupt nicht. Ich mag sie, lerne durch sie noch andere neue Leute wie die Nadl kenen. Mitte Januar gehen wir zusammen ins Kino in Black Swan, später noch Pizza essen. Im Laufe des Jahres bin ich regelmäßig bei ihr. Ansonsten weitgehend Alltag im kalten unsympathischen Januar, mit einer Ausnahme. An einem Wochenende bin ich mit Hübschei, Fems, Anna, Anita und Narayan auf einer Heidenhain - Hütte im Tiroler Hopfgarten. Viel erleben wir an dem Wochenende zugegebenermaßen nicht, Hübschei und ich als Wintersportverweigerer machen meist unser eigenes Ding. Aber die Nächte sind schlimm...Hübscheis Lungenentzündung lässt schön grüßen....

Februar
Die Zeit ist gekommen, beruflich. In einem internen Meeting wird von der Geschäftsführung angekündigt, das klassische cosmo - Merchandising - Geschäft in der bisherigen Form aufzulösen. Design und Entwickling werden nicht mehr benötigt, die Leute bekommen ihre Kündigung, die verbleibenden PMs bleiben und beenden ihre Projekte, dann müssen sie auch gehen, Logistik bleibt, ich und mein Lager bleiben, Basic Line bleibt auch...zunächst. Ich mache meine Arbeit wie gewohnt weiter. Es ist weniger geworden, wenig, um ehrlich zu sein. Weitgehend ohne viel Anspruch, meine schier grenzenlose Routine wird zum Katalysator für die größer werdende Langeweile....
Die Zeit ist noch weiter gekommen, hat erfolgreich an der "2" gekratzt. Ich werde 30. Zusammen mit Fems soll dies im Mai dann groß gefeiert werden. Tags zuvor bin ich kurz vor Mitternacht noch auf facebook. Einige Freunde schreiben mich an, wollen den "großen Moment" zusammen mit mir verbringen. Um ehrlich zu sein schaudere ich ein wenig in den letzten Minuten bevor "es" passiert. Ich denke einige Zeit noch wach im Bett darüber nach. Was habe ich nicht gemacht, was verpasst? Mit Sicherheit eine Menge! Aber es spielt für mich keine Rolle. Ich schaue mich um und stelle fest, dass ich nicht unglücklich bin. Ich wache jeden morgen mit einem Lächeln auf und die Menschen, auf die ich Wert lege achten und mögen mich. Das weiß ich. Mir geht es gut. Davon bin ich überzeugt. Auch mit 30 Jahren. Besser kann es immer werden.
Thesi:
Am 17. Februar stirbt unsere Freundin Theresa - Thesi - Geisreiter bei einem Autounfall. Als es mir meine Schwester an diesem Abend aufgelöst am Telefon erzählt wirkt es zunächst unwirklich. Ein paar Tage zuvor hat sie mich - wie so oft - in der Arbeit besucht, mir wohl - meine Erinnerung ist lückenhaft - auch was mitgebracht. Einen Kuchen, einen Krapfen, ein Eis, ganz egal. Sie ist jemand gewesen, der stets an andere gedacht hat. Sie hatte es oft auch nicht leicht, wir haben nicht selten Späße über sie gemacht, wenngleich natürlich nicht boshaft. Jetzt ist sie weg, für immer. Ich trauere nicht sehr, ich kann nicht trauern wenn ich es nicht fühle. Und trotzdem wird sie fehlen. Sie ist ein sehr positiver Mensch gewesen. Der Tod hat eine Lücke in ein unmittelbares Leben von mir gerissen. Diese Erfahrung habe ich bisher nicht machen müssen.

März
Meine Weggeh - Lust ist ungebrochen. Vorglühen, Kafka, Villa, das ist die Devise an den Wochenenden. Ich denke manchmal darüber nach ob es normal ist, jeden Samstag betrunken zu sein. Aber ich kenne mich zu gut um mir etwas vorzumachen. Ich trinke Alkohol nur am Wochenende, unter der Woche allenfalls ein Bier irgendwo, wenn man sich mit Freunden trifft. Das passt schon! Vom 22. bis 26. März geht es mit Fems, Anna, Tom und Vera zum Pauler nach Irland. Ich verstoße damit gegen ein Credo, das ich mir selbst auferlegt habe. Nichts mehr alleine mit Pärchen zu machen, noch dazu da mit Pauler und Miriam quasi noch ein Drittes dazu kommt. Nichtsdestotrotz sind es schöne 4 Tage da oben und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn es ist herrlichstes Wetter. Ein Umstand, der anscheinend sonst so gut wie nie eintritt, schon gar nicht an vier aufeinander folgenden Tagen. Wir machen eine Rundreise den Ring of Kerry entlang, besuchen Blarney Castle und zuletzt noch Dublin. Die Landschaft ist schön, es bleiben viele Eindrücke im Kopf, leider auch mein völlig unnötiger Streit am Vorabend unserer Rückreise mit Christoph. Letzten Endes macht mir die Sache mit den Pärchen nichts aus. Ich atme die Freiheit...
In der Arbeit wird mir von Christian eröffnet, dass, sobald "Billa" komplett augeliefert worden ist, wir das Lager schließen werden und ich von Traunstein aus weiter zu arbeiten habe. Ein weiteres Webshop - Projekt, bei dem wir iPhone - Hartschalen zum eigenen Design weltweit vertreiben, soll dann - ergänzend zu Cote et Ciel - über mich laufen. Es ist ok, bis dahin ist Zeit. Viele Dinge wurden angekündigt und dann wieder verworfen.
Durch meine Irland - Reise verpasse ich den Verkaufsstart des Nintendo 3DS, eine Konsole auf die ich mich freue wie auf lange keine andere mehr. Einen Tag später hole ich mir das Gerät in der Farbe Aqua Blue zusammen mit Ridge Racer 3D. Der 3D - Effekt ist wirklich beeindruckend. Ich bin begeistert von dem Teil.

April
Als eines der für mich letzten großen DS - Titel beginne ich, Okamiden zu spielen, lege es aber recht schnell wieder beiseite und spiele kurz und bündig Ghost of Sparta für die PSP durch, das mir einen riesigen Spaß macht und ich beinahe geneigt bin, es besser als den 3. Teil der Hauptserie zu finden.
An einem schönen frühlingswarmen Samstag nehme ich mein Per Steinbrück - Buch und fahre mit dem Fahrrad ein paar Meter weiter nach Axdorf, haue mich auf ein Bänkchen und genieße den Tag. Sonja meldet sich, sie würde am Abend mit Lisa vorbei kommen und dann gehen wir auf eine Hausparty zu Theresa, die in meiner Nachbarschaft wohnen würde. Ich könne auch noch jemanden mitbringen. Ich nehme Andi mit und es wird ein lustiger Abend. Mit neuen Leuten komme ich immer schnell ins Gespräch. Anschließend die übliche Alokohol - Tour in Traunstein. Andi bandelt schon nach kurzer Zeit mit Lisa an, die ich auch von früheren Partys schon flüchtig kenne. Ich freunde mich mit den Mädls dort an, besonders mit Theresa, die ausgesprochen klug und auf Zack ist und mit meiner Art von Humor auf einer Wellenlänge ist. Ich sehe mich zwar selbst gern als nicht besonders oberflächlich, aber für etwas innigeres ist sie mir dann leider doch ein wenig zu....korpulent.

Mai
Weitere (ehemals) enge Freunde von mir ziehen nach und werden 30. Gleich zu Beginn Korbinian, ein paar Tage später Fems. Einige Wochen zuvor hat sich schon abgezeichnet, dass unsere große 30er Party nicht stattfinden wird. Ein Malus, der mir, schon allein aufgrund zahlreicher Ankündigungen meinerseits, noch lange nachhängen wird. Ich lasse mir gerade einen Vollbart wachsen, so als Experiment. Die Party, die Fems letztlich bei sich zuhause macht ist aber dennoch sehr nett. Wie so oft in den letzten Jahren lasse ich vor versammelter Mannschaft meine Geschichten (Stichwort Polizei) vom Stapel. Ich fühle mich in meinem Leben zu dieser Zeit so richtig wohl, bin auch oft mit den "neuen" Mädls unterwegs wie Dani, Theresa, Lisa usw. Das Wetter im Mai ist auch traumhaft.
Später spiele ich dann noch Okamiden durch und Andi und ich helfen Sebi beim Umzug von Haslach nach Wimpasing. Ich erinnere mich, dass wir dort oft viel Spaß miteinander hatten, auch mit Lisa und Lene...das übliche Prozedere: vorglühen und weggehen. Es ist schade, dass wir das in der Form so nicht mehr haben werden. Manchmal scheint es, als stünde die Zeit still und es spielt für mich keine Rolle, ob ich 18, 25 oder 30 bin. Das Leben funktioniert und macht Spaß. Gedanken über notwendige Veränderungen verdränge ich, denn sie machen mir Angst. Verdrängen ist einfach, verdrängen funktioniert hervorragend.
Andi spielt indes mit Lisa Katz und Maus. Was kümmert es mich? Er weiß schon, was er tut.
Am Freitag, den 27. stirbt meine Oma Hammer im Altenheim. Wir wussten alle, dass es passieren würde. Ich habe mich im Dezember zuvor schon von ihr verabschiedet. Damals habe ich geweint. Jetzt ist es Frieden, den ich spüre, den auch sie spüren wird.
Am selben Tag machen sich am Abend Andi und ich auf um beim Hübschei zu Hause seinen 29. Geburtstag zu feiern. Es ist ein ganz lustiger Abend. Alle unsere Freunde sind da. Andi, Poppey und ich verlassen den Ort dann ca. um Mitternacht, um weiter nach Traunstein zu schauen. Mein Onkel Christian holt uns mit dem Taxi ab, plötzlich vibriert mein Handy. Lisa schreibt mir eine SMS, ob ich auch noch nach Traunstein käme. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir Nummern getauscht hätten. Im Kafka angekommen bin ich schon nach kurzer Zeit betrunken, wie lange nicht. Ich tanze mit Lisa rum, kriege von der Umwelt wenig mit. Später gehen wir alle noch in die Villa. Irgendwann knutschen wir beide hemmungslos rum, stundenlang. Ich komme mir vor wie der Held, denn hübsch ist sie ohne jeden Zweifel sehr. Mein Onkel fährt uns, wir sind mittlerweile alleine, heim. Ich schlafe bei mir....allein.

Juni
Ich bilde mir ein, mehr von Lisa zu wollen, es aber nicht offensichtlich zu machen. Bleibe freundschaftlich, versuche aber oft mit ihr was zu machen. Sie ist stets dabei, wir sind ja befreundet. Voran geht nichts, was soll's?
In der Arbeit stete Routine. Mittlerweile ist der über weite Strecken durchwachsene Sommer eingekehrt. Ich bin oft mit meinen Freunden in Übersee am Strandbad, weil es dort einfach am Schönsten ist. Ich lerne weitere Leute kennen wie z. B. Carina und Chrissi. Erstere ist mir von Anfang an sehr sympathisch ist, obwohl sie manchmal viel redet.
Wie immer ist Mitte Juni die Gemeindemeisterschaft in Siegsdorf. Nachdem ich in den Anfangsjahren bei unserer eigenen Mannschaft, den "Natural Born Kickers" gespielt habe und zwischenzeitlich als Torhüter zu der "Seelauer Schädelbande" gewechselt bin hat es mich heuer zu den "Rockos Zock-Jünger"n unter Hiateis selbsternannter Kapitänschaft verschlagen. Das Turnier ist witzig, auch wenn wir glaub ich nur Drittletzter werden.
Am Abend bin ich mit Hübschei, der "dank" Hiateis Veto nicht mitspielen durfte, beim Andi gelandet, außerdem sind Tez, Carina, Chrissi und Judy anwesend. Zusammen mit Hübschei gehe ich dann in die Metro. Da will ich hin, weil Lisa auch da ist...(meine Güte)
Später sind wir dann natürlich auch noch in der Villa, Poppey ist auch da. Irgendwann wird es mir zu blöd und ich fahre heim. Am nächsten Tag erfahre ich, dass Poppey mit Lisa rumgemacht hat, was mich in dem Moment recht sauer macht. In einer Kurzschlussreaktion schreibe ich ihr, dass mich das nervt und ich nichts mehr mit ihr zu tun haben will.
Kurz darauf wird mir aber klar, wie dämlich das ist und dass es das nicht wert ist. Bei Danis Geburtstagsfeier sprechen wir uns schließlich aus. Es ist alles wieder in Ordnung.

Juli
In der Arbeit wird es langsam interessant. Für Ende August wurde von Billa der letzte Abruf angekündigt. Der anschließend notwendige Lagerauszug steht damit unmissverständlich wie unausgesprochen vor der Tür. Ich mache das, was ich am besten kann: verdrängen!
Poppey ist mittlerweile mit Lisa zusammen. Egal, ich gönn es ihm. So toll ist sie bei genauerem Hinsehen dann ja auch wieder nicht. Am 09. bin ich mit Hübschei und Fems zusammen auf dem Spiel von Red Bull Salzburg gegen Lyon. Wir bekamen die Karten von Anna geschenkt. Das Spiel ist todlangweilig! Anschließend holen wir Poppey ab und fahren zum Andi, der Geburstag hat und bei sich daheim auf der Dachterasse feiert. Wieder einmal betrinken wir uns. Anschließend geht es weiter nach Grabenstätt zu "feel the summer". Es ist ein cooler Tag, es sind alle da, auch Fems und Hübschei, das hat Seltenheitswert. Letztgenannte stehen komplett vollgesoffen mal hier mal dort, Andi macht sich an irgendwelche anderen Weiber ran, Poppey steht bei Lisa....und ich schnappe mir im Vorbeigehen bei den Toiletten die Genia. Eine, die man getrost als "Hammerweib" bezeichnen kann. Riesengroß, mords Gestell, eine südamerikanische Ader, kurz gesagt: geil. Wir knutschen rum und machen aus, dass wir uns schreiben und bald was machen. Pustekuchen. Ich glaube, letzten Endes haben wir beide kein Interesse am Anderen. Aber es ist schon lustig, weil ich sie vom weggehen schon ein wenig kenne, aber sie eine der Frauen ist, deren Vornamen ich permanent vergesse. Dabei ist ihrer gar nicht einmal sooo austauschbar.
Mitte Juli kommt dann auf PSN das schon auf XBLA so hoch gelobte Limbo heraus. Ich lade es mir noch am Tag des Erscheinens um 23:00 Uhr herunter und muss mich um halb 1 dann förmlich ins Bett prügeln, weil am nächsten Tag normal Arbeit ist, so begeistert bin ich vom dem Spiel. Dabei ist es nichts weiter als ein simples Rätsel - Jump'n Run, allerdings in einer Atmosphäre, die ihresgleichen sucht und mich fast vergessen lässt, dass ich nebenbei noch Ocarina of Time 3D für den 3DS spiele. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich dieses Spiel absolut liebe. Von meinen Freunden teilen allerdings die wenigsten diese Begeisterung. Zwischenzeitlich chatte ich auf facebook mit Chrissi (Schweini), eine von Andis unglücklichen Verflossenen. Ich habe ein Date mit ihr bei ihr daheim. Ein Date. EIN Date. Denn das war's dann auch schon. Auch nicht schlimm, wenngleich ich sie schon noch gern ein weiteres mal getroffen hätte, glaub ich zumindest. Dann am 30. Juli machen sich Hübschei, Fems, Klausi und ich auf nach Wien, um zusammen mit Schoof und Mini Klausis Jungesellenendasein ein Ende zu machen. Wir trinken viel, singen am Steffl, gleiten am Spiderrocks hinab (leider ohne Klausi selbst), baden nackt in der Donau und gehen dann weg. Auch wenn man lange darüber streiten kann, was denn nun ein guter Junggesellenenabschied beinhalten muss, ich glaube, gerade wenn man Klausi kennt, war es ein wirklich schöner und erinnerungsträchtiger Tag!

August
Ein weiteres mal machen wir uns auf den Weg nach Hopfgarten in Tirol. Dieses mal am Start: Fems, Anna, Schoof, Hübschei, ich, Wolfe und Andrea. Später stoßen dann noch Axel und Gini sowie Bedon und Lukas zu uns. Das Wochenende ist eigentlich recht schön. Nachdem der Juli ziemlich schlechtes Wetter bot, zeigt sich der August von seiner Schokoladenseite. Aufgrund einer dämlichen Wette, bei der ich um zwei Minuten (Zeitschätzung) daneben lag, weil Axel sehr unpünktlich war, verliere ich eine "Slap Bet" gegen Hübschei. Glücklicherweise fange ich sie noch am selben Wochenende ab, noch dazu in einem Moment, wo ich schon damit rechnete (puh). Das Wochenende darauf, am 13. steht nun endlich Klausis Hochzeit an. Unter der Leitung von Fems haben wir Freunde eine kleine Scherznummer mit fiesen Texten einstudiert, bei der uns Hübschei auf der Gitarre begleitet. Die Texte sind schon geschrieben aber unsere - sagen wir - performance - steht noch nicht recht. Da Mini als einer der wesentlichen Beteiligten als Trauzeuge nicht anwesend ist, verschieben wir die Generalprobe auf den Vorabend der Hochzeit. Den 12. August 2011. Als wir uns nach Feierabend beim Schoof daheim treffen ahne ich noch nicht, dass dieser Tag mein Leben nachhaltig verändern wird. Mir wird von Fems, wie öfter zur Zeit, vorgeworfen, ich sei zwider und aggressiv, streite mich sogar kurz mit ihm, was nun wirklich nicht oft vorkommt. Ich haue gedanklich den Schwamm drüber. Mein Abendplan führt mich mal wieder zu einer Hausparty bei Theresa. Hübschei und Schoof dürften auch mitkommen, verzichten aber. Es wird beschlossen, dass wir noch zum Sommernachtsfest nach Marwang fahren. Leider sieht es schon etwas nach Regen aus. Kaum angekommen ziehe ich wie so oft gleich abseits meiner Gruppe von dannen und stolpere über ein paar Junggesellinnen, die mir für 2 Euro ein kleines Promo-Deofläschchen verkaufen. Ich blicke mich um und sehe sie stehen: Eva. Ich habe sie lange nicht mehr gesehen, sicher über ein Jahr nicht oder noch länger. Sie steht da mit ihrer hellblauen Regenjacke und lächelt mich an. Leider möchten ihre Freunde schon fahren, deswegen frage ich sie einfach, ob sie noch hier bei mir bleiben will. Sie bleibt. Ich sprühe sie mit dem Deofläschchen an, wir scherzen herum, trinken einen an der Bar, singen "I can't help myself" von der Kelly Family. Mirko kommt auch dazu. Ich mache mich dann auch wieder auf und sehe woanders nach dem Rechten, es sind ja noch mehr Leute da. Eva und meine Blicke kreuzen sich oft, wir begegenen uns immer wieder, irgendwann fährt sie heim, ich später auch. Nichts besonderes passiert.
Etwas angeknockt erscheine ich zu Klausis Hochzeit. Es wird ein sehr schöner Tag. Unsere Vorstellung sitzt, bis auf Minis zu erwartenden Textausrutscher. Schoof übertreibt es am Ende wieder maßlos und findet sich am nächsten morgen auf einer Salzburger Parkbank ohne seine Wertsachen wieder. Ein paar Tage später bin ich nach der Arbeit im Real. Zufälligerweise steht plötzlich Eva hinter mir. Ein lustiger Zufall. Wir lachen und reden über den vergangenen Freitag. Später begegnen wir uns noch auf facebook. Wir tauschen Nummern aus und verabreden uns zum Reutener Gartenfest. Nichts besonderes passiert.
In der Arbeit werde ich von unserer Vermieterin vom Lager angerufen, wann unser Auszug geplant ist. Wahrheitsgemäß antworte ich, dass ich keine Ahnung habe. Und doch merke ich, dass es hier langsam aber sicher ernst wird.
Am 19. August schaffe ich es über den Müller in Traunstein doch noch, an mein Xenoblade zu kommen. Abends treffen wir uns in Traunstein u. a. mit Robert, da wir tags darauf endlich mal wieder die Alz mit unseren Schlauchbooten runterfahren und anschließend ins Gartenfest gehen möchten. Vor allem die zweite Augusthälfte versöhnt mit traumhaften Hochsommerwetter, nachdem er vorher ziemlich durchwachsen war. Wir haben Spaß an diesem "Alz"-Tag, nicht zuletzt deshalb, weil Schoofs und Hübscheis Boot immer weiter absäuft. Am Nachmittag sind wir in Reuten am Gartenfest. Stunden vergehen, es werden immer mehr Leute. Ich stehe gelegentlich auf, setze mich mal hier, mal da dazu. Dann sehe ich Eva. Sie ist mit Cori unterwegs. Wir setzen uns hin und reden. Ich gehe wieder auf meinen Platz. Der Abend wird lang und länger, irgendwann sind wir alle an der Bar, Eva auch. Lisa kommt plötzlich und redet mit mir. Ich merke wie Eva das ganze misstrauisch beobachtet. Ich grinse innerlich. Später wird's peinlich. Hübschei und ich spielen das ich nenne es einfach mal "Handflächenschlagspiel". Meine Hand brennt. Wenn man ehrlich ist, habe ich verloren. Ich setze mich dann hin, nehme Eva auf meinen Schoß. Später fahren wir heim. Nichts besonderes passiert.
Einige Tage später machen wir aus, dass sie zu mir kommt. Wir schauen uns "Keinohrhasen" an. Wir sind uns sympathisch, das merkt man. Wie sehr, wissen wir beide nicht. Es passiert nichts besonderes. Wir beschließen uns am Freitag, den 26. ein weiteres mal bei mir zu treffen.
Genau an diesem Tag passiert in der Arbeit etwas entscheidendes. Die komplette Billa - Ware wird ausgeliefert. Ein stressiger Tag. Mit einem Schlag ist das Lager plötzlich halb leer. Ein klein wenig Wehmut befällt mich, jedoch habe ich bereits etwas anderes im Kopf. Am Abend werde ich mich wieder mit Eva treffen. Es ist ein Bild von einem Tag. Sommerlich warm, aber nicht heiß, bis in die Nacht hinein 25 Grad. Sie kommt zu mir. Wir fahren weiter zur Pizza Oase und holen uns ein mittelgroßes Exemplar. Dann fahren wir zum Hochberg, schlagen die Picknickdecke auf, reden über vieles, ein zarter warmer Wind weht über uns hinweg. Sie legt ihren Kopf auf meine Brust, ich streiche durch ihre Haare, wir küssen uns. Es ist wie in einem Traum. Der Abend geht zu Ende. Sie fährt heim. Das war etwas besonderes.

September
Eva und ich treffen uns noch ein paar mal Anfang September, jedoch kommen wir nicht so recht voran. Wir sind uns beide unsicher. Ich weiß nicht, ob ich sie will, ob ich das will. Gefallen mir nur diese Momente oder will ich wirklich sie haben? Ich bin mir darüber nicht im Klaren, noch nicht. Als ich einmal nach der Arbeit meine Theaterprotokolle verteile fahre ich bei Maria Krammer vorbei, wo zufälligerweise Eva gerade mit ihrer Mutter spazieren geht, ich gehe auf sie zu, möchte sie gerne küssen, aber ich merke, der Moment ist ihr unangenehm, das respektiere ich natürlich.
Der 10. September: Es ist ein Samstag. Ich fahre an diesem herrlichen Spätsommernachmittag mit Fems raus an den Weitsee. Er fragt mich, wie es mit mir und Eva eigentlich steht. Ich sage ihm wahrheitsgemäß, dass es passt, ich ein gutes Gefühl habe aber es auch noch nicht sicher weiß. Am Abend treffe ich mich erneut mit ihr bei mir. Wir schauen einen Film an. Irgendwann ruft Anna an und fragt ob wir nachher noch bei ihr und Fems vorbei kommen wollen. Ich wiegle ab, wir wollen alleine sein. Wir wissen beide, dass dieser Abend uns gehört. Es wird später, der Film ist vorbei. Wir reden. Irgendwann ergreift sie das Wort, fragt was jetzt mit uns beiden ist. Ich sage ihr, was ich fühle. Dass ich mir lange nicht sicher war aber dass, wenn ich in mich hinein höre, ich weiß, dass es sich richtig anfühlt und dass ich es ehrlich will. Sie lächelt, ist erleichtert, sagt, dass sie genauso fühlt. Es ist kurz nach Mitternacht. Wir einigen uns auf den 10. September. Es nimmt seinen Lauf. Sie bekommt eine Zahnbürste, sie schläft bei mir. Ich fühle mich unheimlich gut.
Am nächsten Tag gehen wir zusammen auf den Berg, zuvor bin ich bei ihr, lerne ihren Bruder kennen. Ich fühle mich auf ungewöhnliche Weise geborgen, etwas, dass ich lange nicht gefühlt habe. Wir haben einen sehr schönen Tag miteinander, lernen uns immer besser kennen. Schon jetzt bereue ich mit keiner Faser meines Körpers mehr, dass ich diese Entscheidung getroffen habe. Ein paar Tage später, am Dienstag, schreibe ich ihr, dass ich sie abends gerne sehen würde. Sie hat immer viel zu tun unter der Woche, Dienstags, Mittwochs vor allem. Um halb 10 schreibt sie, dass sie es nicht mehr schafft. Unsere Beziehung ist gerade einmal drei Tage alt und doch merke ich schon jetzt die erste Kehrseite. Ich habe Sehnsucht nach ihr, nach ihrer Nähe. Am Samstag bin ich bei ihr. Wir verbringen den Abend bei ihren Eltern. Sie sind ausgesprochen nett zu mir. Ich mag sie beide, das merke ich. Ein wenig beneide ich Eva um dieses Elternhaus. Ich merke, wie sehr sie sich ihren Eltern verbunden fühlt, wie unheimlich eng diese Bande ist, etwas, dass ich in der Form nie hatte. Ich weiß, dass es ein weiter Weg ist, auch nur annähernd in diese Vertrautheit vorzustoßen. Wie als hätte sie meine Gedanken gehört nimmt sie meine Hand. Ich schlafe diese Nacht bei ihr, in ihrem süßen kleinen Zimmer. Ich fühle mich wie neu geboren. In der Zeit nehme ich sie oft mit zu meinen Freunden. Wir machen Abende bei Fems, beim Hübschei. Dann ist Pauler zu Besuch und sie kommt mit als wir beim Griechen zum essen sind. Ich merke immer mehr, wie unheimlich stolz ich auf dieses hübsche junge Mädchen mit ihrer starken Persönlichkeit bin. Ein paar Tage später beglückwünscht mich Pauler, als wir in Inzell beim Fußballgolf spielen sind, was für einen Hasen ich da an Land gezogen habe.
Dann in der letzten Septemberwoche ist es soweit. Ich werde von der Geschäftsführung angehalten, sofort mit dem Auszug aus dem Lager zu beginnen und binnen einer Woche meinen Arbeitsplatz von Siegsdorf nach Traunstein zu verlegen. Ein regelrechter Schock. Im Prinzip wusste ich, dass es irgendwann soweit kommen musste aber als es dann passiert bin ich emotional nicht wirklich darauf vorbereitet. Wie in Trance fange ich an, einzelne Fächer von mir auszuräumen, Papier weg zu werfen. Völlig unsinnige Arbeit angesichts dessen, dass das komplette Lager ausgeräumt werden muss. Unendlich viel Arbeit steht vor mir, unzählige Fragen die unbeantwortet sind, Querschüsse allerorts, auf organisatorische Hilfe zu hoffen wäre blauäugig um nicht zu sagen lächerlich. Ich beginne damit, zumindest den Umzug nach Traunstein zu organisieren. Fange an, vermeintlich einfache Fragen zu klären. Irgendwann Mitte der Woche besucht mich Eva mit dem Fahrrad in der Arbeit. Sie lächelt, nimmt mich in den Arm. Bei allem Stress der vor mir liegt habe ich nicht vergessen, dass sie da ist. Dass ich glücklich bin und sie mir unendlich viel Energie gibt. Die tägliche "Gute Nacht" und Guten Morgen" - SMS von ihr sind wie Balsam für meine Seele. Mit dieser Sicherheit, der meinen Körper durchfließt fasse ich einen folgenschweren Entschluss und gehe am 28. zur Julia ins Traunsteiner Büro. Ich bitte um meine Kündigung. Meinem Wunsch wird entsprochen.

Oktober
Es ist, Montag, der 3. Oktober. Feiertag. Der warme Spätsommer hat sich noch bis in den Oktober hinein geschlichen. Es ist wieder ein herrlicher Tag. Ich hole sie früh am morgen ab. Wir verbringen den Tag zusammen, wollen mit dem Chiemseedampfer auf die Fraueninsel. Zuerst frühstücken wir am See, dann legen wir von Gstadt ab, sehen dort an Deck einen alten Mann, der einen so freundlichen und zufriedenen Blick aufgesetzt hat, dass wir ihn fortan als "unseren Gartenzwerg" in Erinnerung behalten. Wir umrunden einmal schlendernd und händchenhaltend die Insel, bis wir die Decke ausrollen und die Sonne genießen. Sie legt ihren Kopf auf mich, wir streicheln uns. Mehrere Stunden bleiben wir dort. Es ist einfach herrlich. Nachher fahren wir noch nach Traunstein zum Eis essen. Ich fühle mich so unheimlich zu ihr hingezogen, möchte sie am liebsten immer um mich haben. Zu Beginn war es mir wichtig ihr mitzuteilen, dass ich viel Wert auf meine Freiheit lege, dass ich oft und gerne auch mal alleine bin. Im Prinzip ist das auch ungebrochen wahr, jedoch habe ich das Maß an Zuneigung, das ich schon nach wenigen Wochen für sie empfinde, stark unterschätzt. Sie hat viele Verpflichtungen. Erfährt in ihrer Arbeit, die ihr wahnsinnig wichtig ist, große Wertschätzung und will dort zurecht keine Kompromisse eingehen. Desweiteren singt sie im Chor, spielt Gitarre und Klavier, macht Gymnastik und einen Italienischkurs. Das alles sind ihre Termine unter der Woche, deshalb bin ich froh, dass sie es trotzdem schafft, dass wir uns mindestens drei mal sehen. Und doch will ich ihr noch näher sein und sie geht auch auf mich zu, fragt, ob ich mit zum Chorsingen kommen möchte. Natürlich will ich. Ich habe jahrelang mein eigenes kleines Süppchen gekocht, ich will mehr sehen, mehr erleben. Was ist verkehrt an ein wenig Selbstaufgabe? Nichts! Am 10. Oktober haben wir unser Einmonatiges. Ich schreibe ihr eine Karte mit allem was ich an ihr so gerne mag. Sie schenkt mir einen Stein in einer Schatulle mit ihrem Parfüm, auf dem sie "hab dich lieb" eingeritzt hat.
Auch Anfang Oktober treffe ich mich mit meinen alten Berufsschulfreunden Robert und Christoph (Brogg und Sollacher) in Traunstein im Schnitzlbaumer. Wie früher schwärmen wir über die vergangene Zeit, sicher, wir sind älter geworden, alt, möchte man sagen. Man sieht es uns auch schon ein wenig an. Später holt mich Eva ab. Ich bin stolz darauf, sie ihnen vorstellen zu können. Ich will sie jedem zeigen, mein Glück hinausschreien in die Welt. Ganz am Anfang hat mich meine Schwester öfter etwas gepiesackt, was los sei mit Eva und mir. Ein klein wenig peinlich war mir das ganze schon irgendwie. Von dieser Peinlichkeit ist nun nichts mehr übrig. Jeder darf, nein soll es wissen. Am darauffolgenden Montag sehe ich in der Arbeit im Posteingang eine e-mail von Brogg. Er schreibt, auch er habe vor gar nicht allzu langer Zeit eine recht junge Freundin gehabt, jedoch habe das Glück nicht lange gehalten. Natürlich hat er recht. Glück hat man nicht gepachtet. Doch das hier ist anders. Ich fühle es, ich weiß es. Wir verbleiben so, dass er versucht, erste Schritte für ein Klassentreffen einzuleiten.
Beim Geburtstag meiner Mama in Maria Eck ist Eva auch da. Ein weiterer Teil meiner Familie darf sie nun kennenlernen. Noch im Wirtshaus nimmt sie mich kurz beiseite und sagt mir, dass sie plane, Anfang nächsten Jahres einen mehrwöchigen Urlaub in Australien bei ihren dortigen Verwandten zu machen. Es ist natürlich ok und es freut mich, dass sie das machen kann und doch kann ich zwei kurze Gedanken die mir kommen nicht ganz ausblenden. Zum Einen finde ich es zumindest ein klein wenig schade, dass sie mich gar nicht gefragt hat, ob ich mitkommen will und zum Anderen habe ich wie aus der Pistole geschossen im Kopf: Oh nein, drei Wochen ohne sie sind schon lang. Aber diese Gedanken verschwinden, so wie sie gekommen sind. Sie ist sehr lieb an dem Tag, man merkt, dass sie einen guten Eindruck bei meiner Familie hinterlassen will. Hilft mit in der Küche und beim Abräumen des Geschirrs.
In der Arbeit hat der wahre Ernst begonnen. Im Lager herscht Chaos ohne Ende. Die Zeit drängt. Ich konnte mir mit etwas Verhandlungsgeschick noch den Monat Oktober erkaufen. Zusammen mit Christl und Gisi räume ich Stück für Stück, eine Palette nach der anderen aus, sortiere aberhunderte von Caps und Mützen, T-Shirts und Sweater, Hosen und Jacken in Kisten, werde immer ärgerlicher dabei, wenn wir Stunden an Zeit damit verschwenden, Teile anzuprobieren anstatt den Schund einfach in den Müllcontainer zu werfen, den ich mehrmals vom Schaumaier herorganisieren darf. Darüber hinaus müssen die laufenden Projekte weiter betreut werden, einige Sachen zu dieser, andere zu jener Spedition. Vieles geht schief, ständig werde ich gefragt, wann wir "leer" sind. Dabei tue ich doch wirklich alles, was in meiner Macht steht. Ich beginne beinahe einen Hass zu entwickeln. Die Gewissheit, dass Mitte November alles vorbei sein wird und natürlich meine Eva helfen mir dabei, diese Wochen schwerer Arbeit zu überstehen.
Mit Eva ist alles perfekt, wie im Traum. An den vielen herrlichen Oktoberwochenenden gehen wir einige male spazieren. Einmal über das Himmelreich nach Reuten und über Adelholzen wieder heim. Plötzlich umarmt sie mich fährt mit der Hand über meinen Rücken, lächelt mich an und erzählt über ihren schönen Urlaub in Italien und dass ich da im nächsten Jahr unbedingt dabei sein soll. Ich sage ihr offen, dass es mich sehr freut, dass sie schon so weit in die Zukunft plant. Sie lächelt nur. Später an dem Tag sind wir noch bei ihr im Zimmer. Wir liegen im Bett und kuscheln. Ihre Haare fallen ihr wild ins Gesicht und sie macht - wieder mal - Grimassen. Wir kitzeln uns beide, lachen laut auf. Spätestens jetzt weiß ich, dass ich in sie verliebt bin. Worte können nicht mehr beschreiben, wie glücklich ich mich in diesem Moment fühle. Eine Woche später bin ich wieder bei ihr. Sie sagt, sie bringe mir jetzt Gitarre spielen bei. All die Zeit vorher bei Feiern beim Fems war mir stets nach Augenrollen, wenn wieder einer die Gitarre hervorkramte. Doch wenn sie das sagt, ist es etwas anderes. Ich stelle mich bei den Griffen an wie der hinterletzte Depp. Sie weiß es auch, lächelt trotzdem und lobt mich. Dann holt sie Zettel und Stift, zeichnet die Griffe darauf, die ich lernen sollte und gibt mir eine Gitarre zum üben mit heim.
Nachdem sich das Lager unter weitgehender Unterstützung der Wembacher Lydia langsam aber sicher doch leert, kann ich bei Julia für den 31. Oktober einen Urlaubstag herausboxen, so dass mit Allerheiligen am darauffolgenden Dienstag ein verlängertes Wochenende ansteht. Eva und ich beschließen, zusammen in die Erdinger Therme zu fahren. Es ist ein sehr nebliger Tag, als wir nach gut zwei Stunden Fahrzeit ankommen, stehen dort hunderte Menschen Schlange. Wir kaufen uns eine Ganztageskarte. Es wird ein weiterer traumhaft schöner Tag. Mittendrin liegen wir einmal im Ruhebereich zu zweit auf einer Matratze, schauen uns minutenlang an. Ich nehme sie in den Arm und möchte sie nie mehr loslassen. Ganz am Ende sind wir im Salzstollen mit Aufguss. Wir gehen raus und holen uns ein Mango-Salz mit dem wir uns einreiben. Der Aufguss dauert nur etwa zehn Minuten. Plötzlich nimmt sie noch etwas Salz und reibt meinen Rücken damit ein, dann lehnt sie lächelnd ihren Kopf an meine Schulter. Später im Auto bei der Heimfahrt hören wir auf Bayern 3 von einem Studiogast, der erst einige verdiente Millionen wieder verjubeln musste um als "normaler" Mensch endlich Glück zu finden. Ich sehe rüber zu ihr und frage sie: "Weißt du wer im Moment auch glücklich ist?" Sie fragt: "Wer?" Ich schaue nur nach vorne und deute mit dem Finger auf mich. Sie lächelt und streichelt meine Hand.

November
Anfang November ist es dann langsam so weit. Es dauert nicht mehr lange bis sich die letzten Regale im Lager leeren. Auch in der Übergabe meiner Projekte geht es gut voran. Ich kann stolzen Hauptes von mir sagen, dass ich mir nichts habe zu Schulden kommen lassen in den letzten Wochen hier. Am ersten Novemberwochendende bekomme ich endlich mein heißersehntes Uncharted 3, von dem Hübschei zuvor schon aus dem Schwärmen nicht mehr heraus kam. Ich hole es beim Huber ab, Eva hat an diesem Freitag eh einen Tag mir ihren Mädls geplant. Klassischer Zock-Abend. Tags darauf ist Sailer Keller Nights. Ich glühe mit meinen Schwestern und ihren Mädls und natürlich auch mit Eva vor. Etwas reserviert wirkt sie an diesem Abend auf mich, später wird das auch Yoda mit voller Wucht sagen. Als wir im Underground sind, ziehe ich wie immer umher. Dass Eva nicht bei mir ist stört mich beim Weggehen nicht, da bin ich immer ein anderer Mensch, der mit allen die da sind Spaß haben will. Dass sie auch da ist freut mich nichtsdestotrotz natürlich unbändig. Ich stelle sie anderen wie immer voller Stolz vor. Gelegentlich komme ich immer wieder zu ihr und küsse sie. Später ist auch Andi bei mir und Eva und wir tanzen. Einmal packt sie mich und küsst mich. Na bitte, sage ich zu mir selbst. Es ist doch alles in Ordnung. Da sie wie so oft am Sonntag auf den Berg geht, verabschiedet sie sich schließlich. Mein Weg führt mich - wieder einmal - in die Villa.
Meine letzte Arbeitswoche ist angebrochen. Ich bin beruhigt. Alles ist letzten Endes gut geworden. Dass cosmo nichts mehr mit der Firma zu tun hat, die ich noch Jahre zuvor so geliebt habe wird mir mit jedem Atemzug mehr und mehr bewusst. Am Freitag, den 11.11 ist es schließlich soweit. Ich gebe noch einmal für alle Anwesenden Weißwürscht mit Brezen aus, bekomme einen Mediamarkt - Gutschein und eine Karte geschenkt, von Gerhard sogar noch eine Uhr. Alle wünschen mir nur das Beste. Die meisten finden es wirklich schade, dass eines der letzten beinahe Urgesteine die Firma verlässt. Es ging nicht anders. Die Zeiten stehen auf Änderung. Es ist gut so. Als ich an diesem kalten windigen Novembertag die Türe hinter mir zufallen höre drehe ich mich nicht um. Ich schaue nach vorne, den Blick der Zukunft zugewandt. Einer guten, hoffnungsvollen Zukunft.
Tags davor am Donnerstag ist unser zweimonatiges Jubiläum. Eva skypt mich in der Arbeit an und fragt was ich abends vor habe. Ich sage, dass ich schon mit meinen Siegsdorfer Lagermädels ein Abschiedsessen beim Italiener habe. Sie meint, das wär schade, denn sie hätte mich an diesem Tag auch gerne ausgeführt, da wir ja was zu feiern hätten. Ich habe indes schon etwas für sie vorbereitet. Kurz bevor ich mich abends mit meinen Helferinnen treffe überrasche ich Eva mit einem Besuch. Ihre Mama ist an der Tür und bittet mich herein. Aber ich bleibe an der Tür stehen und warte, dass Eva kommt. Als sie um die Ecke erscheint, beschwöre ich sie, stehen zu bleiben. Wie im Film "tatsächlich Liebe" habe ich kleine Plakate gemacht, die ich ihr der Reihe nach zum lesen vorhalte. Ich bedanke mich für die letzten beiden Monate und dass sie das Wundervollste ist, was mir passieren konnte. Am Ende bekommt sie noch eine Rose, so wie bei einem unserer allerersten Dates im August. Sie ist sichtlich gerührt, möchte die einzelnen Zettel behalten. Später am Abend bekomme ich noch eine SMS, in der sie schreibt, dass ich "der Wahnsinn" bin. Am folgenden Freitag ist Eva abends bei mir. Wir schauen Persepolis an, den ich vor einigen Monaten aufgenommen habe. Es ist kalt geworden draußen. Wir kuscheln uns unter der Decke zusammen, es ist wie immer. Als ich vom Zähneputzen komme liegt sie schon eingemümmelt im Bett. Sie lächelt mich etwas bemüht an. Sie ist traurig. Ihr kleiner Kater Karle, den ich selbst nur ein paar mal gesehen habe ist weggelaufen und nicht mehr wieder gekommen. Ich habe Verständnis für ihr Schweigen und streichle sie sanft. Als ich kurz davor bin einzuschlafen sagt sie: "Ich möchte noch ein Bussi". Sie beugt sich her zu mir, wir schlafen beide ein. Als wir aufwachen, lege ich mich auf ihre Brust und spüre einen sehr ruhigen Herzschlag. Ich scherze und frage sie, ob sie immer so einen niedrigen Ruhepuls hat. Dann gehen wir noch frühstücken, bevor sie heimfährt. Am Nachmittag ist Andi bei mir. Er sieht mir ein wenig zu beim Uncharted zocken, abends gehen er und ich in Ruhpolding in die Sauna. Er fragt mich, wie es mit Eva und mir läuft. Ich sage ihm wahrheitsgemäß, dass sie seit kurzem ein wenig komisch sei aber ich nicht glaube, dass etwas Schlimmeres ist. Als wir wieder rauskommen frage ich sie per SMS, was sie für den Abend plant. Sie weiß es noch nicht sicher, meint sie. Ich schreibe ihr, dass ich ansonsten noch bei ihr vorbei kommen würde. Recht schnell erhalte ich die Antwort, dass sie entweder was mit Cori macht oder in die Festung geht. Etwas enttäuscht bitte ich sie, mir Bescheid zu geben, sollte sie in die Festung gehen, denn dann würde ich auch kommen. Eine Nachricht bleibt aus. In dieser Nacht schlafe ich schlecht. Irgend etwas stimmt da doch nicht. Diese vollkommene Unbeschwertheit von vor wenigen Wochen mag nicht so recht zu diesem Verhalten passen. Habe ich etwas falsches gesagt? Ich denke darüber nach aber bin letztlich davon überzeugt, dass es so schlimm nicht sein kann. Das Wochenende vergeht, leider sehen wir uns auch am Sonntag nicht. Am Montag morgen bekomme ich Nachricht von ihr, "Date heute um halb 8"? "Aber Hallo!", antworte ich freudig. Es ist der 14.11.2011
Ich habe am Vormittag ein Vorstellungsgespräch bei der Firma Pohlig. Es scheint ich mache einen guten Eindruck. Ein paar Tage später am Freitag solle ich zum Probearbeiten erscheinen. Anschließend spiele ich Uncharted 3 durch. Mittags bin ich mit Hübschei und Fänt beim Chinesen, anschließend fahren wir mit drei Bier bei klirrender Kälte an den Chiemsee raus. Ich bin froh, als ich wieder daheim bin. Die Stunden vergehen. Pünktlich um halb 8 erscheint Eva an der Tür. Lächelnd mache ich ihr unten auf, möchte sie zur Begrüßung küssen, sie hält mir nur die Wange hin. Noch mache ich mir keine Gedanken. Ich erzähle ihr von meinem Vorstellungsgespräch. Sie sitzt aufrecht auf der Couch, ihr Gesicht wird ernst. Sie sagt, sie müsse mit mir reden....
Was dann passiert habe ich nur noch bruchstückhaft in Erinnerung. Sie fühle kein Herzklopfen.......mein Mund wird trocken.....es liegt nicht an mir.....ich greife verzweifelt ihre Hand.....ich sei perfekt für sie aber sie kann mich nicht lieben.....mir wird schwarz vor Augen.....es tut ihr so unendlich leid.....ich gehe auf den Balkon, komme zurück, sehe sie an, schau wieder weg, ich stammle irgendwas vor mich hin.....sie wünschte es wäre anders.....ich gebe ihr ihre Gitarre und ihr Quarto - Spiel zurück...vielleicht kommt das Gefühl ja noch....sie verlässt meine Wohnung
Es ist aus. Aus und vorbei. Ich kann es einfach nicht fassen. Sie kann mich nicht lieben. Wie lange weiß sie das schon? Warum die Zeichen der Zuneigung die Wochen zuvor. Fragen über Fragen. Warum? Warum nur? Ich gehe in meiner Wohnung auf und ab. Kann nicht sitzen, kann nicht stehen. Ich fahre zur Hirn. Muss mit irgendjemanden reden. Ich trinke zwei Bier, rauche eine Zigarette nach der anderen, versuche alles mit Humor zu überspielen. Als ich wieder daheim bin versuche ich zu schlafen, versuche mir einzureden, dass ich ja nur wieder so zu leben bräuchte, wie es war bevor ich sie kennen lernte. Ich schlafe kaum in dieser Nacht, bin nass geschwitzt. Wie konnte das nur passieren? Auf facebook erzähle ich jedem der mir vor die Flinte kommt, was passiert ist, am Anfang gleich Pauler. Der nächste Tag ist noch schlimmer. Das Selbstmitleid kommt mit einer derartigen Wucht, dass ich es nicht ertrage. Ich erinnere mich an jede Einzelheit mir ihr. Auf youtube höre ich mir den Kelly Family Song an, den wir am 12. August zusammen sangen. Ich kann endgültig nicht mehr. Wie ein Wasserfall laufen mir die Tränen herab und tropfen hörbar auf den Boden. Jeder Tag der kommt ist zum kotzen, ich habe Urlaub und somit Zeit zum Nachdenken ohne Ende. Es gibt keinen Tag an dem ich nicht heule. Dann starre ich wieder minutenlang an die Decke. Ich kann den Gedanken, nicht ertragen, dass es vorbei ist. Dass dieses Märchen plötzlich vorbei ist. Wie konnte ich nur zulassen, so tief zu fallen?
Ich rede mit so vielen Leuten, aber keiner kann mir helfen, keiner kann mir sie zurück geben. Plötzlich wird mir klar, wo ich stehe. Ich bin daheim, bin bald arbeitslos und die ganze Kraft die ich zuvor noch hatte wurde mir mit einem Schlag zerrissen. Ich habe keinen Appetit mehr, nichts macht mehr Spaß. Mit einem mal ist ausnahmslos alles bedeutungslos geworden.
Irgendwie muss es weitergehen. Ich kaufe mir von meinem Media Markt - Gutschein Skyward Sword und Super Mario 3D Land. Letzteres spiele ich die ganze Zeit, es lenkt mich wenigstens ein bisschen ab. In der letzten Novemberwoche bekomme ich eine Antwort auf eine Bewerbung beim Eberl. Ich stelle mich dort vor, man will mich dafür haben, jedoch für eine andere Stelle, unter der Leitung von Martin Kamml. Nach kurzer Bedenkzeit willige ich ein. Überall bestärken mich meine Freunde darin, dass es genau das ist, was ich jetzt brauche. Ich könne mich voll in die Arbeit stürzen und meinen Kummer vergessen. Ich bilde mir ein, sie haben recht. Leider kann ich meinen Kummer nicht vergessen. Ein paar Tage vor Arbeitsbeginn, erinnere ich mich, dass ich genau vor einem Monat mit Eva in Erding gewesen bin und ich glaubte ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt. Nun in diesem Moment bin ich nicht mehr als ein Häufchen Elend. Unter dieser erdrückenden Last breche ich zusammen und kauere minutenlang auf dem Boden.

Dezember
Mein erster Tag in der neuen Arbeit. Was ich ohne Zweifel gleich von Beginn an merke ist, dass es wahnsinnig viel ist, das ich zu lernen habe. Von einer behutsamen, langsamen Einlernphase, von der man natürlich ohnehin nicht ausgehen kann, nicht die Spur. Ich verstehe hauptsächlich Bahnhof, egal an welchem Platz ich sitze. Es ist extrem. Zudem habe ich immer noch nicht meinen Kopf frei. Es vergeht kaum eine Minute, in der ich nicht an Eva denke. Ich könnte mich erschießen dafür. Tags darauf das selbe, es ist schon Freitag, das Wochenende naht. Mein Kopf ist einfach nicht frei. Ich bin zwar aufnahmefähig aber nicht richtig. Ich bin einfach nicht der, der ich war. Noch am Freitag am Abend ruft mich Pohlig an, dass sie mich jetzt doch unbedingt haben wollen. Selbe Bezahlung, weniger Arbeitszeit, vom Gefühl her hat es mir dort ohnedies besser gefallen. Erst einmal Wochenende. Es ist das erste Wochenende seit langem, das ich ein wenig genießen kann. Am Samstag bin ich mit Andi unterwegs, später noch in der Villa mit Poppey. Ich betrinke mich, ich fühle mich ein wenig besser. Ich frage Eva per SMS, ob wir uns noch einmal treffen können um über einiges zu reden, das ich ihr bisher nicht sagen konnte. Sie ist überraschend offen und willigt für nächste Woche ein. Das Wochenende ist rum, ich kann kaum schlafen, weil ich mir nicht mehr sicher bin, ob ich die Arbeit machen will. Ich gebe mir noch einen Tag. Es ist wieder anstrengend, ich weiß, dass es noch sehr lange dauern wird, bis ich halbwegs selbstständig arbeiten kann. Ich merke immer mehr, wie mir die Energie fehlt. Am Dienstag nach der Arbeit fasse ich einen Entschluss. Ich sage Pohlig zu, dass ich dort anfangen werde. Tags darauf habe ich einen Termin im Krankenhaus und bin krank geschrieben, am Abend teile ich meinem Chef beim Eberl meine Entscheidung mit. Auch Martin rufe ich persönlich an. Beide sind natürlich nicht begeistert, schätzen aber meine Ehrlichkeit. Mir fällt eine große Last ab. Ich bin mir sicher, dass ich mich beim Pohlig wohler fühle. Leider kann ich dort erst am 23.12 anfangen und bin bis dahin zur Untätigkeit verdammt. Meine Hoffnung eines fließenden Übergangs bleibt unerfüllt, aber ich habe ein Ziel.
Leider meldet sich Eva nicht selbstständig bei mir, ich tarocke so wenig penetrant wie möglich nach, bisher gibt es aber keinen Termin für ein Treffen.
Am Donnerstag, den 8. bin ich noch einmal auf die letzte Weihnachtsfeier bei cosmo eingeladen. Wir sind kaum 10 Leute. Insgesamt ein merkwürdiger, kümmerlicher Haufen, der da im Geckos sitzt, mit mir als einzigen Ehemaligen. Wenn ich da an die Weihnachtsfeiern von 2004, 2005 oder 2006 zurück denke. Meine Güte, das waren Partys. Alles in Allem ist es trotzdem ganz ok. Ich weiß, dass ich dort meinen Frieden gemacht habe. Es ist sehr nett, dass ich noch einmal dabei sein darf. Ich komme heim und gehe gleich schlafen, viel geraucht habe ich, ekelhaft wie immer. Ich träume. Dieser Traum wird mich aufwecken. Ich sitze dort an einem Biertisch und flirte mit einem Mädchen, rechts von ihr sitzt jemand. Ich ignoriere diese Person bewusst und rede weiter mit dem Mädchen. Plötzlich wird die Präsenz dieser Person so überwältigend, dass das Mädl verschwindet. Die andere Person sitzt mir plötzlich gegenüber und starrt mich mit durchdringendem Blick an. Es ist Eva. Sie sagt: "Hey, du musst nicht mir ihr reden. Hör mich an. Ich liebe dich immer noch!" Ich schrecke auf. Es ist an der Zeit aufzuwachen!

heute
es ist der 09. Dezember 2011. Egal was mir dieses Jahr noch bringt, es kann mich weder in die luftigen Höhen führen, in denen ich mich heuer schon befunden habe, noch mich noch tiefer in den Abgrund reißen aus den ich langsam zu entkommen versuche. Ich will schnell raus aus dieser Depression. Ich weiß, dass dies nur nach vorne gelingt und doch bin ich noch nicht so weit. Zu sehr sehnt sich mein ganzes Ich danach, einfach alles noch einmal zurück zu spulen, und sei es nur in Gedanken.

1 Kommentar:

Fänt hat gesagt…

... *mir fehlen die Worte*