Montag, Juni 13, 2011

# 5: Croc: Legend of the Gobbos

Zunächst noch einmal eine Anmerkung über den Sinn dieser Rückblicke. Die von mir hier gewählten Titel erlangen diese "Ehre" nicht per se aufgrund ihrer Qualität oder ihrer Bedeutung für den Markt an sich, sondern lediglich deshalb, weil sie mir aufgrund gewisser Umstände, nennenswert oder nicht, im Gedächtnis geblieben sind. Heute begeben wir uns dazu in die Zeit des Jahreswechsels zwischen 1997 und 1998. Zu dieser Zeit herrschte Krieg. Konsolenkrieg, und zwar zwischen den Anhängern von Sonys "CD-Schleuder" PSX und Nintendos "Modultoaster" N64 (Begriffe so vor allem in der damaligen Zeitschrift Mega Fun regelmäßig auftauchend). Die einen verachteten die wabernden, pixeligen Texturen der Playstation, die anderen bekamen Magenkrämpfe bei der unscharfen, nebelverhangenen Grafik der Nintendo - Hardware.
Obschon ich schon damals, zwar nur eine Playstation besitzend, mich selbst gern als überparteilichen Multikonsolero sah, ergriff ich - so ehrlich muss ich sein - in dieser Zeit eher Partei für die Sonyfraktion. Freudig nahm ich stets zur Kenntnis, wenn ein PSX Spiel besonders wenig pixelig wirkte oder bei damals noch gar nicht so häufigen Multiplattformentwicklungen das N64 Pendant schlechter abschnitt. So sehr ich mich hier in gelegentlichen gedanklichen Kleinkriegen verlor, über all diesen Nicklichkeiten schwebte ein Spiel, so schön, von so herausragender Qualität, jeglichen Kritikern hohnlachend. Die Rede ist von Super Mario 64. Auch wenn die PSX Spielebibliothek schon zu diesem Zeitpunkt sehr viel umfangreicher und ausgewogener war als die des Nintendo 64, an der Überlegenheit von Super Mario 64 als Spiel im Allgemeinen und als 3D Jump'n Run im Speziellen in allen nur erdenklichen Kategorien, sei es die Grafik, die Spielbarkeit oder das Leveldesign, gab es nicht den Hauch eines Zweifels, Tomb Raider hin, Resident Evil her.
Das im Vergleich zu heute damals noch weitaus beliebtere und bedeutendere Genre des (3D)Jump'n Runs lag somit zu 100% in den Händen von Big N. Einen Mario-Killer gab es zu dieser Zeit schlichtweg nicht. Der damals schon nur noch die 3. Geige spielende Saturn von Sega hatte sich zwar auf die Fahne geschrieben, ein solches mit Nights into Dreams zu entwicklen aber das Ergebnis war insofern enttäuschend, dass das Spiel (wenngleich keinesfalls schlecht) im Endeffekt alles Mögliche war aber ganz sicher kein Jump'n Run. Sony seinerseits steckte aber nicht auf und ließ über Argonaut Software an einem eigenen 3D Hüpfer basteln, nachdem Naughty Dog mit dem noch vor Mario erschienenen Crash Bandicoot seine ersten Gehversuche schon hinter sich hatte. Das Spiel war aber viel zu geradlinig und eingeschränkt um sich mit einem Super Mario 64 messen zu können. Nun war der wahre Mario Killer in der Entwicklung und die ersten Screenshots waren wirklich vielversprechend. Die Rede ist von Croc: Legend of the Gobbos.
Als ich 1997 in der Zeitschrift Video Games die Bilder der Preview Fassung sah war ich beinahe überzeugt, dass es dieses Spiel packen könnte. In Erinnerung blieb mir (es kann auch dann schon der Test gewesen sein) ein Bild auf dem Croc einem großen Schneemann - Gegner gegenüberstand. Besonders gefiel mir dabei, dass es ähnlich kräftige Farben hatte wie Super Mario 64 und trotzdem nicht pixelig wirkte. Leider wurden meine Hoffnungen mit dem Spieletest in der Ausgabe 10/97 übelst abgewürgt. Sage und schreibe 63% Spielspaß konnte sich das Spiel in der Video Games Redaktion ergattern. Ich war sehr enttäuscht und kaufte es mir folglich nicht. Das Jahr 1998 zog ins Land, ich wurde 17 Jahre alt, mein Leben war ein Traum, ich war unglaublich glücklich zu dieser Zeit, meine Freunde, die ersten Mädchen, unvergessliche Partys auf der Verwaltungsschule, zuletzt noch die Fußball WM in Frankreich im Sommer. In diesem Sommer, es muss wohl im Juni gewesen sein, war ich mit meinen Berufsschulleuten für wenn mich nicht alles täuscht 2 Wochen auf Verwaltungslehrgang in Moosburg a. d. Isar. Es war unheimlich schönes Wetter und an einem Tag, ich erinnere mich leider nicht mehr an den Hergang, telefonierte ich mit meiner Mutter. Sie sagte sie ginge auf einen Flohmarkt und ob sie mir was mitbringen soll. Urplötzlich viel mir Croc wieder ein und ich sagte ihr, sie solle es mir kaufen, falls es zu finden wäre. Als ich später vom Lehrgang zurückkehrte weiß ich nicht, worüber ich mehr überrascht war. Über die Tatsache, dass es das Spiel auf dem Flohmarkt tatsächlich gegeben hatte oder dass meine Spielbeschreibung überraschenderweise hinreichend war, so dass Mama nicht irgendwas falsches gekauft hatte. So oder so, auf einmal war ich doch noch in den Besitz von Croc gekommen. Nach ca. 10 Stunden Spielzeit und drei Welten gab ich entnervt auf.
Eine dermaßen unterirdische Spielbarkeit mit dem fummeligen Digikreuz war mir bis dato noch nicht untergekommen. Tatsächlich schmeichelten dem Spiel die 63% Spielspaß noch. Eine Schande.

Und pixelig war es auch.

Sonntag, Mai 01, 2011

Am Anfang war der Carsten

Phase 1: Ring Frei! Catchen

Es ist kaum zu glauben, aber ich kann etwas nicht mehr eindeutig datieren. Es muss wohl im Herbst 1990 oder womöglich auch 1991 gewesen sein. Es geht um meine erste Berührung mit dem Wrestling im Allgemeinen und der damaligen WWF im Besonderen. Für 1991 spricht, dass, sofern ich mich recht erinnere, schon in den ersten Sendungen, die ich mir ansah, der Undertaker mit dabei war und dieser erst Ende 90 sein Debüt in der WWF gab. An jenem Tag war der Poppey bei mir, wir spielten draußen gegen das Garagentor Fußball. Ich kann mich noch erinnern, dass er sagte, ich müsse abends unbedingt Ring Frei! Catchen auf Tele 5 anschauen, weil dieses mal kämpfe der Beste, nämlich Hulk Hogan gegen einen üblen Fiesling. Der üble Fiesling war Sgt. Slaughter und wenn mich meine Erinnerung nicht trügt wurde dieser vom Hulk an jenem Abend dem Erdboden gleich gemacht. Ich weiß nicht mehr ob ich mehr begeistert oder beeindruckt war von dem, was sich mir da darbot. Schon eine Zeit davor wurde bei mir in der Grundschule das ein oder andere mal über dieses "Catchen" gesprochen, ich glaube der Sieler Christian und der Mayer Markus hatten mehrmals erwähnt, wie cool diese Art des Ringkampfes sei. Wenn überhaupt kannte ich zuvor nur das gewöhnliche Boxen, was ich damals nicht besonders interessant fand. Aber das hier war etwas ganz anderes, etwas unglaubliches!
Nicht nur, dass sich die Kontrahenten im Ring fernab von langweiligen Faustschlägen mit allem was Ihnen zur Verfügung stand beharkten. Es wurde gekratzt, getreten, an den Haaren gezogen, die gewaltigen Leiber wurden gegenseitig herumgeworfen und auf den Boden geschmettert, dass es eine wahre Freude war. Davon abgesehen hatte jeder dieser sogenannten Superstars eine Geschichte zu erzählen. Auf der einen Seite die guten, denen alle zujubelten, die für die gute Sache einstanden, für den Frieden der Welt, freundlich lachend, mit der amerikanischen Fahne schwenkend. Auf der anderen Seite die gemeinen Fieslinge, die üblen Schurken, antiamerikanisch, spuckend, fluchend, keine Gelegenheit auslassend, den strahlenden Helden in den Rücken zu fallen, stets mit unfairen Mitteln zur Stelle. Hier kämpfte schwarz gegen weiß, gut gegen böse und es war völlig klar, zu welcher Seite man sich zu bekennen hatte. Und das lag nicht zuletzt daran, dass ein gewisser Carsten Schäfer, damals noch in kommentatorischer Begleitung seiner damaligen Tele 5 - Kollegin Uli Fesseler, dem Zuschauer unzweifelhaft klarmachte, welcher Wrestler angefeuert werden durfte und welcher nicht.
So zogen viele Wochen ins Land und jeden Freitag Abend um 21:15 Uhr hieß es dann folgerichtig: Ring Frei! Catchen. Ich hatte das Glück, dass meine Mutter in Ermangelung mehrer TV - Geräte sich meist erweichen ließ, die Sendungen mit mir anzusehen. Wahrscheinlich lag dies vor allem darin begründet, dass ihr ein gewisser Davey Boy Smith, auch bekannt als British Bulldog, gut gefiel und dieser in den damaligen Sendungen oft gezeigt wurde. Ich machte damals auch Bekanntschaft mit den zwei zu der Zeit für mich beeindruckendsten Figuren der WWF. Dem Ultimate Warrior und natürlich dem Undertaker. Während ersterer durch seine pure Kraft und Power jeden Gegner förmlich überrannte, hatte ich vor dem Undertaker schlicht und ergreifend Angst. Es gab nicht einen Gegner, der ihm auch nur annähernd das Wasser reichen, geschweige denn ihn besiegen konnte, er schien sogar frei von Schmerzen oder Erschöpfung jedweder Art zu sein. Zu seinen zahlreichen Opfern an die ich mich erinnern konnte zählten unter anderem der Matrose Tugboat (später Typhoon) und der bereits genannte British Bulldog. Irgendwann gerieten bei einem Interview des Warriors die beiden aneinander und der Warrior wurde vom Undertaker bei lebendigem Leibe in einen Sarg gezwungen. Ich war so aufgewühlt, dass ich es kaum mit ansehen konnte. Am Allertollsten aber waren zwei Kämpfe des Undertakers gegen Hulk Hogan. Während beim ersten Kampf der Hulk kaum eine Chance hatte war der wenig später stattfindende Rückkampf wesentlich ausgeglichener und Hulk Hogan konnte eine Unachtsamkeit des Undertakers nutzen und ihn erstmals pinnen. Es war zwar dem Pin eine kleine Regelwidrigkeit vorausgegangen aber nichtsdestotrotz verlor der Undertaker durch diese Niederlage eine Spur seiner Unbesiegbarkeit und so schwand auch meine Angst vor ihm. Meiner Begeisterung für diesen "Sport" tat dies jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil. Ende des Jahres 1992 allerdings wurde mir eine vorübergehende Zwangspause verordnet. Tele 5 stellte zum 31.12 seinen Sendebetrieb ein. Carsten Schäfer - mittlerweile allein kommentierend - hatte fürs Erste seine Schuldigkeit getan.

Phase 2: Wunderbare Jahre

Was nach den ersten paar Jahren von mir abfiel war das, was ich gegenüber den Kämpfern, den Figuren als Ehrfurcht, was den Undertaker betraf als Angst bezeichnen würde. Dies lag an zweierlei Dingen:

1. Ich wurde natürlich ein wenig älter.
2. Gerüchte machten die Runde, die Kämpfe seien nicht echt, sondern abgesprochen, der Sieger von vorneweg fest gelegt.

Wie bitte? Ich konnte das einfach nicht glauben. Nein, es durfte schlichtweg nicht wahr sein. Zugegeben, manche Schläge und Tritte sahen schon sehr seltsam aus und warum niemand derer, welche die Schläge einsteckten die eigenen Arme hob um ähnlich wie beim Boxen die Fäuste des Gegners abzuwehren war auch merkwürdig und dennoch, die eigentlichen, spektakulären Techniken sahen ganz einfach zu echt aus. Yokozunas Bonzai Drop ein Fake? Undertakers ultimatives Knockout - Instrument der Tombstone Piledriver lediglich eine gute Show? Ganz sicher nicht! Solche Aktionen konnten unmöglich künstlich sein!
Ich beschloss, den Gedanken im Hinterkopf zu bewahren aber zu verdrängen. Nachdem schon kurz nach dem Ende von Tele 5 der an anderer Stelle neu entstandene Sender RTL 2 die Sendungen ausstrahlte – ich erinnerte mich hier an meine große Freude, als in der Hauptschule Tobi Kühnhauser zu mir sagte, RTL 2 sei so super, da käme fast den ganzen Tag nur Wrestling – folgten mit die großartigsten Jahre. Wrestling wurde ein fester Bestandteil meiner Hobbys, ja meines Lebens. Ich will hier nur einige dieser Momente aufzählen:

1993:

- Bret Hart und Shawn Michaels werden zu Superstars der 2. Generation und heben das Niveau beträchtlich
- der Undertaker wird zum Babyface und seine Popularität steigt ins Unermessliche
- nur eine Regelwidrigkeit von Mr. Fuji kann den Sieg von Bret Hart über den mächtigen Yokozuna verhindern, Hulk Hogan ist der Nutznießer und wird erneut Champion
- der unsympathische „Narcissist“ Lex Luger bodyslamt am Unabhängigkeitstag der USA auf einem Flugzeugträger Yokuzuna und wird zum neuen gefeierten Superstar

1994:

- beim Royal Rumble bei der Battle Royal gewinnen Bret Hart und Lex Luger gleichzeitig und sichern sich damit beide ein Titelmatch bei Wrestlemania X
- der Royal Rumble bleigt unvergessen durch das Sargmatch von Yokuzuna gegen den Undertaker. Als der Undertaker von sämtlichen „Bösewichten“ der WWF vermöbelt und in den Sarg verbracht wird, stockt allen der Atem als er plötzlich unter Blitzen auf der Leinwand seine Rache ankündigt
- die Bruderfehde zwischen Bret und Owen Hart setzt technisch neue Maßstäbe
- das Leitermatch zwischen Razor Ramon und dem Heartbreak Kid bei WM X geht als eines der besten Matches aller Zeiten in die Geschichte ein.
- beim Summerslam kommt es zum spektakulären Match zwischen dem Undertaker von Ted Di Biase und dem Undertaker von Paul Bearer. Der „richtige“ Undertaker besiegt die „Fälschung“ letztlich mit 3 Tombstones in Folge.

1995:

- die WWF ist auf dem einstweiligen Zenit ihrer Popularität angekommen, vor allem in Deutschland. Gastauftritte bekannter Stars wie Pamela Anderson werden zur Regel
- Shawn Michaels, Bret Hart und Diesel werden zu den neuen Standpfeilern der WWF und treten endgültig aus dem Schatten von Hogan, Savage und dem Warrior
- Bam Bam Bigelow wird bei Wrestlemania XI vom Football Star Lawrence Taylor besiegt, live am Ring sind zum ersten und bisher auch einzigen mal die deutschen Kommentatoren Carsten Schäfer und sein neuer Co-Kommentator Günter Zapf

Es waren wirklich tolle Jahre. Für mich als Teenager auf jeden Fall eine Zeit, an die ich gerne zurück denke, auch heute noch. Spätestens Ende des Jahres machte sich jedoch etwas bemerkbar, das ich zuvor weitgehend ignoriert und belächelt hatte. Die Konkurrenz in Form der WCW, ihrerseits ein Konstrukt des mächtigen Medienmoguls Ted Turner, erwachte plötzlich mit Pauken und Trompeten aus ihrem Dornröschenschlaf.

Phase 3: Die WCW startet durch

Während ich wenn man so will mit der WWF groß geworden bin, merkte ich spätestens ab dem Zeitpunkt, als das DSF auf dem gleichen Platz des bereits erwähnten Tele 5 auf Sendung gegangen war, dass es mehrere Wrestlingligen gab. Die nach der WWF bedeutendste war die WCW. DSF übertrug soweit ich mich erinnere immer am Wochenende und ab und an war es schon ganz witzig anzuschauen. Zum Einen, weil das Kommentatorenduo, bestehend aus Oli M. und dem ehemaligen Wrestler Peter William in Sachen Fanatismus den beiden Streithähnen Schäfer und Zapf in nichts nachstanden und zum Anderen, weil man bemerken konnte, dass dort immer mehr Wrestler auftauchten, die bei der WWF urplötzlich von der Bildfläche verschwunden waren. Randy Savage, Ric Flair, der Big Bossman und allen voran natürlich Hulk Hogan, um nur einige zu nennen. Teilweise traten sie als die selbe Figur auf, manchmal änderte man ihren Charakter ein wenig.
Ich selbst zog mich ab dem Jahr 1996 immer weiter aus dem Geschehen zurück. Die Faszination der Anfangsjahre war weitestgehend einer gewissen Routine gewichen. Zu wenig Neues wurde mir in der WWF geboten, als dass ich noch mit dem selben Enthusiasmus bei der Sache hätte sein können. Richtig ernst nehmen konnte ich die WCW als Konkurrenten dennoch nicht. Der Ring war um einiges kleiner, mittlerweile zwar abgeschaffte Regeln wie die Disqualifikation beim Überqueren des obersten Ringseils ließen die Action irgendwie lächerlich erscheinen. Mit am schlimmsten aber war für mich, dass ich mich mittlerweile endgültig damit abgefunden hatte, dass dort alles reine Show war, dass die Kämpfe abgesprochen waren. An der Härte und der Durschlagskraft der ein oder anderen Ringaktion hatte ich aber dennoch keine Zweifel. Als 1996 schließlich auch noch Razor Ramon alias Scott Hall und Diesel alias Kevin Nash die WWF in Richtung WCW verließen machte ich mir erstmals Sorgen um die Zukunft „meiner“ Liga, denn in der WCW entstand etwas Neues, über das selbst in Teilen meines Freundeskreises diskutiert wurde. Die „Stables“, also Gruppierungen wurden zum großen Hit. Zwar gab es auch in der Vergangenheit schon die ein oder anderen Gruppierungen verschiedener Wrestler, die sich zeitweise zusammenschlossen, wie die Four Horsemen oder die Hart Foundation, jedoch kam deren Bedeutung selten über die von gewöhnlichen Tag Teams hinaus. Die WCW jedoch hatte die Idee, dass die Zukunft des Wrestlings nicht allein von der Action im Ring abhing, sondern gleichermaßen von dem, was rund herum geschieht. Ebenso wichtig wie die Fähigkeiten im Ring sollte ab sofort die Fähigkeit am Mikrofon sein. Als der zum Heel geturnte Hulk Hogan, sich mittlerweile Hollywood Hogan nennend, zusammen mit Nash und Hall die new World order, die nWo gründete, war ein neues Zeitalter im Wrestling oder wie es heute auch heißt, im Sports Entertainment, angebrochen.
Die Dominanz der WCW bei den sogenannten Montagskriegen, die den Kampf um Einschaltquoten der parallel laufenden WCW- (Monday Nitro) und WWF- (Monday Night RAW) Sendungen bezeichnete, setzte sich im Jahr 1997 weiter fort. Die WWF hatte die Zeichen der Zeit aber erkannt und versuchte immer mehr, die WCW zu kopieren. Dies gelang halbwegs mit der Gründung der D-Generation X, der zeitweise Shawn Michaels, Rick Rude, Triple H und Chyna angehörten sowie auch mit der von Farooq angeführten Nation of Domination. Man hielt sich über Wasser, der Erfolg vergangener Zeiten mochte sich aber noch nicht recht einstellen, zu dominant war mittlerweile die Macht der WCW mit ihren unzähligen großen Namen, während die WWF zu dieser Zeit mit einem ausgesprochen dünnen Roster zu kämpfen hatte.
Interessant zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch, dass mittlerweile das DSF sich ebenfalls die Rechte an der Ausstrahlung der WWF gesichert hatte. Die Shows beider Ligen waren somit auf dem gleichen Sender zu sehen. RAW am Samstag in der vollen zweistündigen Länge. Ich war wieder mehr interessiert und schaute erneut regelmäßig. Die schwächelnde WWF hatte mein Interesse zurück erobert. Leider war dies aber nur von kurzer Dauer, da das DSF die WWF Ende des Jahres 1997 nach dem legendären Montreal Screwjob gegen Bret Hart nicht mehr ausstrahlte. Es begann eine Zeit von beinahe einem Jahr, in dem ich Wrestling praktisch nicht mehr verfolgte.

Phase 4: Die Attitude - Ära

Noch Ende des Jahres 1997 ging endgültig der Stern eines Mannes auf, der in der Auseinandersetzung der beiden Ligen die Wende bringen und der WWF zu ungeahnter Popularität verhelfen sollte. Die Rede ist von „Stone Cold“ Steve Austin. WWF Boss Vince Mc Mahon setzte dieses mal alles auf eine Karte. Zum Main Event von Wrestlemania XIV wurde Boxstar Mike Tyson in einer Storyline zum Gastringrichter beim Match zwischen Shawn Michaels und Steve Austin auserkoren. Der vermeintlich eher für Austin sympathisierende Tyson zeigte sich am Ende des Matches aber von seiner üblen Seite und wurde als Mitglied der D-Generation X entlarvt. Ab diesem Zeitpunkt war die Zeit der Helden und der bunten Gimmicks endgültig vorbei. Die WWF änderte ihre Ausrichtung, ihre Einstellung, wurde ernster, edgy, wie man sagen könnte. Auch das langjährige Logo der WWF wurde geändert. Das vom diesem Zeitpunkt an verwendete gibt es bis heute. Das schwarzweiß - Denken vergangener Tage gehörte der Vergangenheit an, ab sofort gab es eine Vielzahl Outlaws, weder Babyface noch Heel, mit einem Steve Austin an der Spitze, der eine Popularität erreichte, wie es sie seit Hulk Hogan nicht mehr gab. Es begann das, was heute als die Attitude – Ära bezeichnet wird. Neben Austin wurden noch andere Superstars aufgebaut. Triple H trat aus dem Schatten des chronisch rückengeschädigten Shawn Michaels, Mick Foley wurde von der ECW verpflichtet, Kane trat mit einem ähnlichen Gimmick in eine Dauerkonkurrenz mit dem Undertaker und Rocky „The Rock“ Maivia ließ schon in noch jungen Jahren gelegentlich das Talent am Mikrofon aufblitzen, das ihn später zum wohl spektakulärsten Entertainer machte, den das Wrestling je gesehen hat.
Auf der anderen Seite kämpfte die WCW mit einem stetig älter werdenden Kader. WWF – Fans ätzten schon mit WCW = Wheel Chair Wrestling – Plakaten in Richtung Atlanta. Zwar konnte die WCW mit dem nibelungentreuen Sting, dem „Giant“ Paul Weight sowie Bill Goldberg selber hochkarätige Eigengewächse aufbauen, es blieb jedoch das Problem, dass in der WCW keine straffe Hierarchie vorherrschte. Oberboss Ted Turner drehte zwar weitgehend den Geldhahn auf, hielt sich aber aus dem operativen Geschäft heraus. Und WCW – Boss Eric Bishoff hatte nicht den notwendigen Respekt bei der Vielzahl an Stars. Egal ob Nash, Hall oder Hogan, alle wollten im Booking mit beteiligt sein und möglichst nicht schlecht dastehen. Diese Einstellung bedeutete letztlich den Stillstand, da sich die nWo – Story mit der Zeit totlief und es an neuen, frischen Ideen mangelte.
Ende des Jahres 1998 kehrte die WWF wieder ins Free-TV, genauer gesagt zum Sender RTL 2 zurück und strahlte in einer Aufzeichnung das letzte Großereignis, die Survivor Series aus. Fems, der auch schon lange Zeit mal mehr mal weniger intensiv Wrestling verfolgte und ich beschlossen, die Veranstaltung zusammen anszuschauen. Auch hatten wir damit etwas gefunden, womit wir mit unserem Kumpel Pauler, der aufgrund eines Unfalls im Fußballtraining und eines daraus resultierenden Schienbeinbruchs zu dieser Zeit bettlägrig war, Zeit verbringen konnten. Wir waren alle drei sehr begeistert von der neuen Art der Show und beschlossen, bei der Sache zu bleiben. Wöchentlich zeigte RTL 2 mit knapp zweiwöchiger Verspätung die Sendung RAW sowie zeitnah zur Veranstaltung über das Jahr verteilt die 5 klassischen pay per views (Royal Rumble, Wrestlemania, King of the Ring, Summerslam und Survivor Series). Ich begann langsam, wieder ein richtiger Fan zu werden. Mit dabei am deutschen Mirkofon unverändert waren Carsten Schäfer und Günter Zapf. Auch wenn vor allem ersterer gewaltig nerven konnte und kann, nahm man ihm zumindest die Begeisterung, die er nach so vielen Jahren immer noch an den Tag legte nach wie vor ab und in einem Business, in dem sich immer wieder so viel änderte, hatte es auch etwas beruhigendes, wenn manche Dinge konstant blieben. Irgendwann Anfang des Jahres 1999 kaufte ich mir, ich weiß noch, es war im Edeka (damals glaub ich noch Spar) am Maxplatz in Traunstein, das offizielle WWF – Magazin. Ein Titelthema handelte davon, wie Shawn Michaels von Mitgliedern des Mc Mahon – Clans angeblich angefahren wurde und nun in Behandlung ist, angereichert mit aller nur erdenklichen Theatralik. Zwar nahm ich nicht alles was darin stand für bare Münze, im Grundsatz dachte ich mir aber schon, dass der Kern daran wahr sein konnte. Zur gleichen Zeit waren die RAW – Sendungen auf RTL 2 immer von einer Wrestling Fachzeitschrift, der monatlich erscheinenden Power Wrestling, präsentiert. Ich glaube es war der Pauler, der meinte, wir sollten uns die doch einmal kaufen. Kurze Zeit später, ich war bei mir daheim, kamen Fems und Pauler, letzterer mittlerweile wieder fähig zu gehen, bei der Türe herein und hielten mir mit einem Grinsen die Zeitschrift unter die Nase. Schon die erste Lektüre änderte grundlegend alles, was ich über das Wrestling wusste oder zu wissen glaubte. Hier stand nichts geringeres als die unverblümte Wahrheit über alles, was hinter und vor den Kulissen des Wrestlings abging, unabhängig und ungeschönt, quer durch alle bedeutenden Ligen. Spätestens jetzt wussten wir drei, dass wir bislang zumindest Semi-Marks waren. Wir beschlossen sehr schnell, sie zu abonnieren. Poppey, der sich vornehmlich für die recht kurz am Heftende abgehandelten Japan – News interessierte, weigerte sich aber, sich an den Kosten zu beteiligen.
Unsere Begeisterung für das zurück gewonnene Hobby stieg und stieg. Nicht nur bei uns, auch in Amerika waren die Einschaltquoten nie wieder so hoch wie im Frühling 1999. The Rock stieg zum absoluten Superstar auf, Steve Austin fehdete mit der ganzen Mc Mahon – Familie und die Ministry of Darkness verbündete sich mit der Corporation für kurze Zeit zum mächtigsten Stable aller Zeiten, der Corporate Ministry. Es war wirklich eine aufregende Phase, vor allem weil ich mit Fems und Pauler auch noch zwei Leute hatte, mit denen ich über die Geschehnisse, dank der Power Wrestling auch noch neuerdings auf ungeahnt hohem Niveau, nach Herzenslust diskutieren und philosphieren konnte.
Ab Ende des Jahres entstand neben RAW die zweite Sendung, zuerst als Aufzeichnung, später auch live, „Smackdown“, die somit Donnerstags in direkte Konkurrenz zur WCW Show „Thunder“ ging und damit Sunday Night Heat als die zweite bedeutende Wochenshow der WWF verdrängte. Im Gegensatz zu Heat wurde Smackdown zuletzt dann auch noch im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, somit war die Glückseligkeit zwischenzeitlich perfekt, wenn man von der fürchterlichen Zensur, die die Amerikaner für das ausländische Publikum vorsahen, hinwegschauen konnte. Die WCW wiederum verlor weiter an Boden, da sie die bereits angesprochenen Probleme nicht aus dem Weg schaffen konnte und sich die Unzufriedenheit finanzieller Natur bei den Warner Bossen, sowie die sportlicher Art bei den aufstrebenden jungen Wrestlern, die an den Altstars kein vorbeikommen sahen, immer weiter verschärfte.
RTL 2 gab dann nach langem Gezanke (wie über die PW zu erfahren) die Fernsehrechte an den „Frauensender“ tm3 ab, für die Zuschauer änderte sich wenig, Carsten und Günter waren nach wie vor an Bord. Spätestens jetzt viel auf, dass vor allem Carsten prinzipiell jeden Sender in den allerhöchsten Tönen lobte und fürchterlich in den Hintern kroch, für den er gerade arbeitete, ganz gleich, ob in der Vergangenheit etwas ganz und gar schief gelaufen war. Das Jahr 2000 ging genau weiter wie das Jahr davor, auch wenn die Euphorie langsam wieder ein wenig abebbte. Leider, leider verlängerte tm3 den Vertrag mit der WWF nicht über das Jahr 2000 hinaus und somit blieb uns im Jahr 2001 das verwehrt, was sicher als eines der aufregendsten Ereignisse des Wrestlings im Allgemeinen in Erinnerung bleiben wird: Das Ende der WCW und deren Übernahme durch die WWF.

Phase 5: The After Years

Somit endete mit dem ausgehenden Jahrtausend zum einen die langjährige Konkurrenzsituation zwischen WWF und WCW und zum anderen eine bis auf die fast ein Jahr dauernde Abstinenz im Jahr 1998 beinahe zehn Jahre bestehende stete Präsenz der WWF Shows im deutschen Fernsehen. Unser Fenster in die WWF – Welt blieb folglich für noch über ein Jahr nur die Power Wrestling. Es war wirklich bedauerlich. Zwar konnte die WWF den völlig überfüllten Kader der WCW natürlich nicht komplett übernehmen und einige Wrestler wie Sting und zunächst auch Goldberg weigerten sich, unter Mc Mahons Führung zu arbeiten aber das Potential der Show zu dieser Zeit war selbstredend schier gigantisch. Ob DDP, Hall, Nash, Hogan oder Booker T, Mc Mahon konnte auf eine derart hochklassige Starriege zurückgreifen, dass die einzige Frage darin bestand, wie man das am besten präsentieren könnte. Also machte man anfangs das, was am Logischten erschien. Man gründete innerhalb der WWF ein „Team WCW“, das unter der Führung von Shane Mc Mahon gegen die WWF fehdete. Das Problem dabei: Der erhoffte Anstieg der Einschaltquoten blieb aus. Es gab offenbar zu wenig „smartmarks“ wie unsereins. Die reinen WWF – Fans schienen mit der gänzlich neuen Situation überfordert und die wenigen verbliebenden WCW – Nerds wendeten sich ebenfalls ab. Man hielt diesen potentiell natürlich hochwertigen WWF gegen WCW - Angle trotzdem für etwa ein Jahr am Laufen ehe man sich endgültig von der WCW Marke als Teil einer ausgearbeiteten Storyline verabschiedete. Dahingegen ließ man das alte nWo – Stable noch ein wenig vor sich hin köcheln. Bis heute kommt es noch an der ein oder anderen Stelle wieder zum Vorschein, wenngleich natürlich nicht mehr annähernd mit der Bedeutung von einst. Im Jahr 2002 ging schließlich ein langjähriger Rechtsstreit zwischen der World Wrestling Federation und dem World Wildlife Fund zu Ende, bei dem zuletzt der Federation untersagt wurde, das Kürzel WWF in irgend einer Form zu verwenden. Kurzerhand benannte man sich in WWE für World Wrestling Entertainment um. Dies geschah zu Anfang des Jahres. Dann war es auch, dass wir uns entschlossen, das Abonnement für die Power Wrestling zu beenden. In diesem Jahr bekam ich wirklich ungelogen überhaupt nichts mehr mit und es scherte mich auch nicht die Bohne. Es begab sich dann erst im April 2003, dass das alte Tele 5 wieder entstand, wenngleich natürlich runderneuert und nicht mehr mit dem über 10 Jahre zuvor untergegangenen Sender zu vergleichen. Trotzdem fühlte man sich offenbar seiner Vergangenheit irgendwie verpflichtet und es trotzte mir schon ein Lächeln ab, dass gerade auf diesem Sender wieder das Treiben der WWE verfolgt werden konnte. Dass Carsten Schäfer sich daraufhin in nicht enden wollende Lobesarien auf sein geliebtes Tele 5 verstieg erschien nur folgerichtig. Gezeigt wurde lediglich die Show Smackdown in der traditionellen einstündigen Verkürzung. Die Show RAW sowie sämtliche 12 pay per views des Jahres waren ab sofort nur noch über den Bezahlsender Premiere zu sehen. Zweitverwertungsrechte wie früher waren entweder zu teuer oder wurden gar nicht mehr angeboten. Dementsprechend hielt sich meine Freude damals auch in Grenzen. Nach drei oder vier Sendungen hatte ich mein Interesse auch wieder verloren. Was ich aber mitbekommen hatte war, dass sich im Vergleich zum Ende der 90er relativ wenig verändert hatte. Die erwähnenswerteste Neuerung war wohl, dass aufgrund des übergroßen Kaders die Shows RAW und Smackdown vom Personal her komplett getrennt wurden und jede Show ihre eigenen Titel (dazu wurden zum Teil die ehemaligen WCW – Titel verwendet) und auch pay per views hatte. Es wurde zwar sichtlich alles immer zunehmend moderner, die Qualität der Beleuchtung nahm zu, mehr Effekte, mehr Tohuwabohu, aber irgendwie fehlte ein gewisser Reiz, trotz neuer Superstars wie Kurt Angle oder Brock Lesnar. Fems und Pauler hatten im Gegensatz zu mir ihr Interesse in Gänze verloren.
Ende des Jahres begab es sich, dass ich in der Metro einem alten Schulkameraden von der Realschule begegnete, dem Andi Gschwendner. Ich hatte zwar zuvor nichts mit ihm zu tun aber er fiel mir auf, weil er ein „what?“ T-Shirt trug, zu der Zeit ein bekannter Spruch von Steve Austin. Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass es in Traunstein doch noch ein paar Leute gab, die sich für Wrestling interessierten und zumindest den ein oder anderen pay per view miteinander ansahen. So kam es, dass wir uns von da an alle paar Monate bis ins Jahr 2008 hinein immer wieder trafen, und das ein oder andere Großereignis miteinander anschauten. Es waren typische Männerabende: Chips, Bier, Wrestling und dumme Sprüche. Das Interesse an der WWE erstreckte sich selten über den jeweiligen Abend hinaus und trotzdem war es eine lustige Möglichkeit, dieser Unterhaltungstradition treu zu bleiben. Leider verschwand auch hier wieder nach und nach das Feuer und wir trafen uns immer seltener, ab 2009 eigentlich gar nicht mehr, zumindest nicht zum Zweck des gemeinschaftlichen Wrestling schauens. Trotzdem kann ich mich wohl rühmen, von allen meinen Bekannten, mit denen ich jemals dieses Hobby in irgend einer Weise geteilt habe am Längsten am Ball geblieben zu sein, denn seit 2008 schon ist es Tradition, jedes Wrestlemania live bei meinem alten Berufsschulfreund Michael Buschbacher, vulgo Bausparer, anzusehen. Auch wenn ich seit langer Zeit die wöchentlichen Shows der WWE – mittlerweile wieder zurück auf DSF, Schleimereien von Carsten inklusive, sowie auch auf Eurosport außerhalb von Carstens Machtbereich – nicht mehr verfolge, Wrestlemania ist immer wieder schon etwas besonderes. Und da es natürlich nicht so ist, dass in der WWE nichts nennenswertes mehr passieren würde hier noch einmal eine kleine Zusammenfassung meiner persönlichen Höhepunkte:

- 2004 die Rückkehr des „Darkman“ nach mehreren Jahren, in denen der Undertaker mit seinem unsäglichen Biker-Gimmick auftrat
- die Rückkehr des Heartbreak Kid Shawn Michaels, der nach langwieriger Rückenverletzung und doch schon etwas betagterem Alter eine unglaubliche Leistung nach der anderen zeigte
- immer wieder hochspannende und dramatische Matches zwischen dem Undertaker und Edge, HBK oder Triple H in den letzten vier Jahren
- das wirklich sehr emotionale Career Ending Match zwischen HBK und Ric Flair
- 2010 Rückkehr von Bret Hart mit Aussprache des geläuterten Shawn Michaels und Fehde mit Vince Mc Mahon, die leider aufgrund der miserablen körperlichen Verfassung des Hitman (Goldbergs Fuß lässt grüßen) aber eher vergessenswert ist

Wrestling ist sehr schnell geworden in den letzten 5 – 10 Jahren, sicher nicht immer hochklassig aber die Action im Ring steht meist wieder im Mittelpunkt, gerade bei Großveranstaltungen und wenn ein Match gut ist, dann ist es meistens auch richtig gut und spannend wie ein Krimi. Deswegen schau ich es mir auch immer wieder und vor allem immer noch gerne an. Bausparer und ich werden dieses Jahr möglicherweise auch den Summerslam mit in unser Repertoire aufnehmen. Wir werden sehen.

Und so komme ich zu dem Schluss, dass ich seit mittlerweile 20 Jahren das Treiben im Wrestling und insbesondere der WWF/WWE mehr oder weniger intensiv verfolge. Kaum jemand anderer kann das von sich behaupten. Ob man darauf stolz sein kann oder darf, das ist eine andere Frage. Ein anderer, der das auch und sogar noch ein wenig länger von sich behaupten kann ist Carsten Schäfer, der seit ebenso langer Zeit uns seine Sicht der Dinge ins Ohr plärrt. Wenn man Interviews mit ihm liest und es nicht besser wüsste, könnte man den Eindruck gewinnen, er hat in über 20 Jahren nicht bemerkt, dass das Geschen im und rund um den Ring gar nicht echt und es auch kein richtiger Sport ist. Das würde zumindest erklären, warum er laut eigener Aussage nach wie vor eine solch unverdrossene Begeisterung für seinen Job an den Tag legt. Womöglich sieht ein Teil von ihm die Show immer noch wie ein Kind, wie ich, als ich so begeistert war wie Anfang bis Mitte der 90iger. Wenn man es so sieht, beneide ich ihn fast.

Obwohl, eigentlich nicht!

Montag, März 14, 2011

Und plötzlich wird es Dunkel

Ich finde im Moment gerade keine innere Ruhe. Die schrecklichen Ereignisse in Japan wühlen völlig zur recht die ganze Welt auf. Wer kann schon sagen, wie viele Menschopfer es noch geben wird? Das Außmaß der Zerstörung ist wirklich unfassbar. Ich muss mich schon unterags selbst maßregeln, wenn ich mich wieder über irgendwelchen Dreck aufrege, wie wenn vor mir einer 70 fährt (argh) oder in der Arbeit wieder das Internet spinnt. Im Prinzip müssen wir nichts anderes tun, als den Japanern den höchsten Respekt zollen, mit welcher unglaublichen Ruhe und Gelassenheit sie ihr Schicksal akzeptieren. Ich bewundere das, könnte es aber nicht. In unserem Land ist das Gebot der Stunde jedoch nur noch:

"Abschalten".

Ich bin es nun endgültig leid, als Atomkraftbefürworter in die Presche zu springen. Ich habe wirklich versucht, mit Gegnern ernsthaft Argumente auszutauschen, aber es ist sinnlos. 80% davon sind Hippies, die keine Ahnung haben, wie ein AKW wirklich funktioniert. Ich habe auch nur rudimentäre Kenntnisse, zugegeben. Aber der Unterschied ist: Ich interessiere mich dafür. Gegnern ist das alles wurscht. Wenn sie auch nur einen Bruchteil der Zeit dafür aufwänden würden, sich über die Zusammenhänge von Atomstrom, dessen Alternativen und Energiewirtschaft im Allgemeinen zu informieren, wie mit dem Planen der nächsten Demos und dem Drehen ihrer Dreads (der musste sein), ein vernünftiger Argumentationsaustausch wäre vielleicht denkbar. Aber nein, das ewige Märchen vom "einfach halt abschalten" geistert wieder herum. Als ob das alles so einfach wäre...
Aber meinetwegen. Ich bin es nun leid. Lasst uns zu den alten Ausstiegsplänen zurückkehren, von mir aus schaltet auf der Stelle ein Dutzend Meiler ab, ich kann diese Ökos einfach nicht mehr sehen.

Doch zu früh gefreut....

Dann, wenn der Strom (warum wohl?) teuer wird, muss ich sie wieder sehen. Wieder auf der Straße, dieses mal mit "Abzocke" - Schildern in den Händen. Hoffentlich haben sie diesmal die Dreads wenigstens unter einer Wespennest-Haube versteckt...

Ergänzung:
Mir ist klar, dass ich hier selber nicht besser bin als die, auf die ich schimpfe. Aber manchmal muss man seinem über die letzten Tage angestauten Frust auch einmal ohne groß Nachzudenken Luft machen dürfen.

Montag, Dezember 27, 2010

# 4: Gargoyles Quest

Im Alter von 9 - 13 Jahren war Nintendos Game Boy für mich das absolute Nonplusultra. Ich selber hatte bis ich zwölf wurde keinen eigenen aber wenn ich bei meinen Freunden war, zockten wir alle wie die Weltmeister. Dabei spielte es gar keine große Rolle, ob das Spiel besonders gut war. Es war für den Game Boy, es musste demnach cool sein, also in jedem Falle spielenswert. Als Fans der ersten Stunde hatten wir natürlich jede Menge der frühen Titel, darunter Klassiker wie das bereits beiliegende Tetris, Super Mario Land, The Castlevania Adventure oder Kwirk, sowie solche, die gerne Klassiker geworden wären uns aber deswegen auch nicht weniger gefielen wie King of the Zoo, Fortress of Fear, Navy Seals oder Spiderman. Die Liste ließe sich schier endlos fortsetzen.
Ein weiterer junger Mann aus der evangelischen Siedlung, Gerhard Spitz, hatte aber damals exklusiv ein Spiel, das ich damals nicht oder so gut wie nicht in einen verfügbaren Game Boy Modulschacht bekam und mich schon daher besonders interessierte: Gargoyles Quest. Da Spiele damals aber im Freundeskreis immer schnell die Runde machten war es nur eine Frage der Zeit, bis es irgendwann bei Stoibers daheim lag. Als mir dieser später dann für ein paar Tage seinen Game Boy u. a. mit eben jenem Gargoyles Quest lieh, kannte meine Freude keine Grenzen mehr. Besonders gut gefielen mir daran zwei Dinge. Zum einen die tolle klassische (Dudel-) Musik, die sogar in der damaligen Video Games - Zeitschrift extra gelobt wurde sowie die Rollenspielelemente. Wenn man so will, war Gargoyles Quest meine erste wirkliche Begegnung mit einem Rollenspiel. Zwar fehlten Elemente wie eine Party, Erfahrungspunkte als solche sowie ein Rundenkampfsystem, sehr wohl hatte es aber eine interessante Geschichte, eine Oberwelt, Zufallsbegegnungen und Items, die Waffen, Sprungkraft und Flugdauer verlängerten. Das war mir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht bewusst. Ich rannte nur planlos in der Oberwelt herum und fechtete einen Zufallksampf nach dem anderen aus, aufgrund mangelnder Englischkenntnisse nichtsahnend, dass dies nicht das Hauptziel des Spieles darstellte. Ohne wirklich voran gekommen zu sein, wanderte das Spiel - vermutlich über mehrere Hände - wieder zurück zu seinem eigentlichen Besitzer, Gerhard Spitz.
Eines schönen (eigentlich vermutlich regnerischen) Tages einige Zeit später, als ich wie so oft bei meinen Freunden in der evangelischen Siedlung war, fanden wir uns, das Wetter war zu schlecht um draußen zu spielen, im Haus von Gerhards Eltern ein, soweit ich mich erinnere, waren außer uns beide noch Stoiber und Schlosser anwesend.
Gargoyles Quest steckte im Modulschacht, wir sammelten uns gebannt hinter seinem Rücken und konnten beobachten, wie er im Schweiße seines Angesichts den vorletzten Boss Rushifell besiegte. Die Belohnung dafür ist die stärkste Waffe sowie eine unbegrenzte Flugdauer von Firebrand. Zuvor war die Flugdauer immer durch einen von rechts nach links schwindenden Zeitbalken angezeigt wurden, nun war an dieser Stelle stattdessen ein seltsames Symbol angebracht, das keiner so recht verstand. Es war Gerhard selbst, der glaubte, schon einmal gehört oder gelesen zu haben, dass die liegende "8" das mathematische Symbol für "unendlich" sei. So war es dann auch und ich war wieder einmal ein wenig schlauer geworden.

Einen kleinen Flugabschnitt entfernt war es dann soweit. Eine letzte Boss-Stage und der Endkampf mit King Breager würde über das Schicksal des Ghoul-Realm entscheiden. Doch wir hatten ein Problem.....
Das Level war so unübersichtlich, dass wir trotz vieler Bildschirmtode und etlichen Versuchen einfach nicht wussten, wo es lang ging.
Wieder war es Gerhard, der die rettende Idee hatte. "Lasst uns einfach bei der Nintendo Spiele-Hotline anrufen!" Gesagt getan. Einen kurzen Anruf später wussten wir dank eines schlauen Helfers, dass wir uns nordwestlich zu halten hatten. Von da an war die Sache ein Selbstläufer. Level geschafft, Breager kaputt. Gargoyles Quest erledigt, dazu eine der wie ich finde schönsten Abspänne aller Game Boy - Spiele (Link im Titel)
Jahre später, als ich dann auch einen Game Boy hatte, ist auch irgendwie dann Gargoyles Quest in meine Spiele-Bibliothek gewandert. Wem es ursprünglich gehörte, weiß ich nicht, gekauft habe ich es mir jedenfalls nicht. Auch egal. Mittlerweile betrachte ich es als eines meiner Spiele und immer dann, wenn mich die Nostalgie packt und ich es alle paar Jahre hervorkrame weiß ich immer noch, dass ich mich im letzten Level in nordwestlicher Richtung zu halten habe :)

Freitag, Dezember 03, 2010

Wenn ER dich einholt...

Ich weiß nicht, von den ein oder anderen mit heutigem Abstand gesehen eher fragwürdigen posts zu irgendwelchen blöden Weibern abgesehen habe ich hier nie wirklich etwas richtig emotionales geschrieben. Aber das heutige Erlebte will ich hier trotzdem niederschreiben. Es ist das Mindeste was ich tun kann, um diesen Stau an Gefühlen ein Ventil zu geben. Zunächst einmal will ich verteidigend sagen, dass mir das Verdrängen von Problemen bis zur Unausweichlichkeit derselben wohl von meinen beiden Eltern anerzogen wurde, vielleicht kann ich also gar nicht so viel für mein Verhalten. Tatsache ist, dass meine Oma (Hammer - für alle Nichtwissenden, bei uns werden Omas zur Unterscheidungshilfe nicht selten durch einen Ortsbezug gekennzeichnet, in diesem Fall ihr lanjähriger Wohnort, die ehemalige Gemeinde und nun Ortsteil von Siegsdorf, Hammer), 84jährig, nicht mehr lange zu leben hat. Heute war auch schon der Pfarrer für die Krankensalbung bei ihr. Was das Ganze aber für mich so dramatisch macht ist, dass ich sie seit ihrem Umzug ins Altenheim - soweit ich weiß anno 2002 - insgesamt vielleicht fünf mal besucht habe, vielleicht war sie während dieser Zeit, als es die Gesundheit noch zuließ, ebenso oft bei uns zu Hause. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, liegt das Altenheim keine drei Minuten Fußweg von uns daheim entfernt. In den vergangenen fünf, vielleicht sechs Jahren hat sich ihre Demenzkrankheit stark verschlimmert. Ich habe mich zwar schon immer mal wieder bei meiner Mutter oder meiner Tante nach ihrem Zustand erkundigt oder er wurde mir, wenn etwas passiert war, etwas sich verschlechtert, seltener auch mal etwas verbessert hat, mir von ihnen zugetragen, aber selbst den Mumm, sie zu besuchen, konnte ich nicht aufbringen. Dass meine beiden Schwestern sich hier nicht besser verhielten, ist auch keine Entschuldigung. Ich rühme mich immer vor mir selbst, dass ich mich für Geschichte des 21. Jahrhunderts interessiere. Als sie vor noch gar nicht so vielen Jahren noch klar war, hätte ich solche, gelebte Geschichte aus erster Hand erfahren können aber nichts habe ich getan. Immer nur verdrängt, dass da ein Mensch, der dir von Kindesbeinen nahe stand wie kaum ein zweiter nun einsam ist und von einem seiner nächsten Verwandten nicht besucht wird. Vergessen, unwichtig, abgeschoben. Immer ist alles andere wichtiger. Der Alltag, die Drecks-Arbeit, der Sandl-Sonntag....hör mir auf.
Als ich vor ca. einem Monat erfuhr, dass sie ins Krankenhaus musste, weil sie eine unerklärliche Blutung hatte, bereitete mich meine Mutter und meine Tante schon darauf vor, dass, wenn ich sie noch einmal besuchen wollte, es wohl nicht mehr allzu viele Gelegenheiten geben würde. Ich plante, dass ich mit meiner Cousine zusammen sie besuchen würde. Weil sie recht schnell wieder aus der stationären Behandlung entließ, wurde daraus nichts. Ich bereingte halbherzig mein Gewissen, weil mein Wille ja schließlich da war. Ich sagte zu meiner Tante, dass ich nun im Altenheim ja wieder Gelegenheit hätte. Nach Ostern 2009, als ich sie zum letzten mal besuchte war ich heute wieder dort mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester Verona, nachdem meine Mutter mir sagte, dass es wohl bald mit ihr zu Ende gehen würde. Eigentlich wollte mich meine Mutter eher schützen und meinte, dass es wohl gar nichts bringen würde und dass es sicher keine schöner Anblick sei. Ich machte es trotzdem. Ich musste es tun. Das war ich mir und vor allem meiner Oma schuldig. Und spätestens jetzt weiß ich, dass es gut war, nicht alleine mit meiner Cousine hingegangen zu sein. Im Gegensatz zum letzten Jahr war sie stark abgemagert, eingefallen und saß steif im Rollstuhl. Ich konnte diesen Anblick kaum ertragen und habe großen Respekt vor meiner Mutter, wie routiniert sie mit dieser Situation umgeht, wo sie ihr doch noch viel näher steht als ich es je tat. Das ein oder andere Wort konnte sie ihr noch nach lautem Ansprechen entlocken, ehe eine Pflegerin sie auch unter meiner Mithilfe ins Bett hievte. Ein Glück auch, dass Verona dabei war, so konnte ich mich wenigstens ein wenig ablenken.
Das schlimmste aber war das Zimmer selbst. Überall auf Ihrer Kommode und in einem Regal waren Bilder ihrer Verwandten, auf einem großen Foto an einem Schrank lächelten Becca, Berni und ich einem entgegen. Die wenigen letzten engen Menschen in ihrem Leben, die sie noch hatte, die ihr wichtig waren. Sie war mir offenbar nicht wichtig, sonst hätte ich sie wenigstens ab und an besuchen können. Nach einiger Zeit ging ich dann mit Verona schon voraus nach Hause, zuvor verabschiedete ich mich noch von ihr, was sie, auch für mich ein wenig überraschend, deutlich erwiderte. Dabei spielt es jetzt für mich auch keine große Rolle, ob sie wusste wer ich war. Somit konnte ich in diesem Moment doch noch ein wenig Frieden mit mir schließen. Es wird wohl unsere letzte Begegnung gewesen sein.

Der Schluss, den ich daraus ziehe ist, dass ich bei meinem anderen Großelternpaar diesen Fehler nicht wiederholen werde. Schon jetzt bin mindestens einmal die Woche dort. Zugegebenermaßen bin ich dort zum Essen eingeladen, doch ich weiß die Zeit dort wirklich zu schätzen und ich hoffe auch, dass sich das nicht ändern wird, selbst wenn es ihnen einmal schlechter geht. So ein Verhalten wie bei Oma Hammer will ich mir nicht noch einmal selbst vorwerfen müssen.

Montag, November 01, 2010

# 3: Formel 1 97

Mit Rennspielen auf Konsolen ist es so eine Sache. Wie bereits bemerkt, habe ich mich von diesem Genre so gut wie komplett verabschiedet. Zwar habe ich gegen einen anständigen Arcade - Racer nach wie vor nichts einzuwänden, dem Release eines solchen fiebere ich aber nicht mehr entgegen. In den später 90ern war dies noch ganz anders. Wohl kaum ein anderes Genre hat so sehr vom Sprung von der Bitmap- zur Polygonoptik profitiert wie die Rennspiele. So hat mich überhaupt erst ein Spielhallenbesuch in Italien und der legendäre Ridge Racer - Automat davon überzeugt, dass ich eine Playstation haben müsse. Nach beinahe einem Jahr intensivem Ridge Racer Revolution - Konsum musste dann neues Futter her. Und was wäre für mich als Fan besser geeignet gewesen als ein Formel 1 - Spiel? Ein Jahr zuvor hatte mein damaliger Kumpel Rene Adler (im Übrigen alles andere als ein guter Torwart; unvergessen bleibt sein Spruch auf dem legendären Bolzplatz als er - im Tor stehend - den Ball direkt zum nächsten Gegenspieler warf und dieser keine Mühe hatte den Ball an ihm vorbei ins Tor zu schieben. Auf jeden Fall sagte er dann ohne jedes Schuldbewusstsein: "So ein Mist! Grad jetzt muss Wind aufkommen.") mir das erste richtige Formel 1 - Spiel (schlichter Titel: Formula 1) auf der PSX präsentiert und ich war absolut begeistert. Auf Grundlage der 95er Saison quetschten die Jungs von Bizzare Creations ein absolutes Meisterwerk aus der damals noch recht jungen PSX. Ein recht peinliches Malheur passierte mir in diesem Zusammenhang einige Monate zuvor. Die altehrwürdige Videogames kündigte irgendwann im 96er Jahrgang im Editorial der Ausgabe ein Gewinnspiel an, bei dem man eine Demo-Version von "Formula 1" gewinnen konnte. Ich glaube man sollte nur irgendwie einen Grund nennen, warum man besonders für den Gewinn der Demo in Betracht gezogen werden sollte. Ich schnappte mir also Papier und Füller und brachte eine (vermeintlich) witzige Geschichte aufs Papier, die ich dann per Post zum Magna Media - Verlag schickte. Tage später beim weiteren studieren der Ausgabe (vermutlich auf dem Lokus) entdeckte ich plötzlich eine heraustrennbare Gewinnkarte, die als Grundlage für das Gewinnspiel hätte dienen sollen. Somit war mein selbst geschriebener Brief natürlich völliger Mumpitz gewesen. Die darauffolgenden Ausgaben harrte ich förmlich danach, dass Redakteur Dirk diesen Blödsinn in seiner "Das Dicke Ende" - Rubrik bedachte. Dem war letztlich nicht so.....
Im Jahr 97 ging meine Realschulzeit zu Ende. Während ich im Landratsamt in der Registratur die ersten Wochen meines neuen Lehrlingsdarseins fristete, rückte der Erscheinungstermin von "Formel 1 97" immer näher. Ich konnte es kaum mehr erwarten. Und Ende September war es endlich so weit. Damals 16jährig war ich natürlich nicht immer sehr mobil und so machte ich mich an einem wirklich üblem Samstagvormittag auf dem Fahrrad meiner Mutter (mein Pegasus hatte da einen Platten)auf den Weg zum Fröschl (heute Media Markt) nach Haslach und bei Gott, es war eine Tortur. Ich hatte noch nie viel Kraft in den Beinen aber derjenige, der diese Karikatur eines Fahrrades die 6 Kilometer von Siegsdorf nach Traunstein bei schlechtem Wetter wohlbehalten zurücklegt, dem ist wahrlich Respekt zu zollen. Keuchend beim Fröschl angekommen hörte ich es: "Barbie Girl" von "Aqua" lief dort in einer Dauerschleife aus den zahlreichen Boxen.....

Aber das war mir dann auch egal, denn endlich hielt ich es in den Händen. Mit diesem Schatz im Gepäck viel mir der Rückweg auch erheblich leichter, denn zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon: In meiner Welt wird Schumi sicher Weltmeister

Montag, September 20, 2010

# 2: FIFA: Road to World Cup 98

Da ich Huber und Schoof es zu "verdanken" habe, aus mir einen Freak gemacht zu haben, würde ich ein Spiel wie das oben genannte heute nur noch mit der Kneifzange anfassen geschweige denn mir ein solches kaufen. Obwohl sich diese EA-Abscheu nun langsam auch wieder legt war ich damals 1998 bei weitem nicht so weit, dass ich sagen hätte können, ich spielte nur "Spiele mit Seele", im Gegenteil. Wie jeder man könnte sagen "normale Mensch" mochte ich Sport- und Rennspiele. Ganz so schlimm wie heute melkte EA die Lizenzkuh damals eh noch nicht und man will es kaum glauben, trotz des RTWC - Namenszusatzes war dies das ganz normale "Jahres" - Fifa und somit der direkte Nachfolger des legendären Fifa 97, welches zum ersten mal die Weichen in die Simulations-Richtung stellte und bei weitem besser spielbar war als das dämliche, comichafte Fifa 96. Von da an ging es mit der Serie stetig bergauf und man kann von der Veröffentlichungspolitik von EA halten was man will, sie schaffen es immer wieder, an der Spielbarkeit noch ein wenig mehr herauszukitzeln und die Präsentation ist sowieso auf allerhöchstem Niveau. Aber zurück ins frühe noch verschneite Jahr 1998. Ich erinnere mich, dass Fems und meine Wenigkeit an einem grauen Tag irgendwie, irgendwann (vielleicht nach einer Partie Monte-Ball?) beim Raba im Zimmer an seinem PC saßen. Dort spielten wir die PC-Version von Fifa 98 und ich war hin und weg. Das letzte mal, dass ich ein gutes Konsolenfußballspiel gezockt hatte, war Jahre her gewesen und zwar "International Superstar Soccer" für das Super Nintendo. Was mir an diesem Spiel so imponiert hatte war die Tatsache, dass man Pässe anhand des Radars so spielen konnte, dass sie beinahe immer bei einem Mitspieler ankamen. Bei anderen hektischen Kuddelmuddel-Spielen wie "Striker", "Kick Off" oder "Super Soccer" war das nicht der Fall gewesen. Und hier beim neuen Fifa klappte das auch und obendrein hatte es dank der Lizenzen sogar die richtigen Teams und sogar die damals noch nicht einmal beendete (oder vielleicht kurz davor beendete) WM-Quali gab's zusätzlich als Beigabe. Das Spiel musste ich für meine PSX haben, soviel war klar.

Als ich an diesem Tag beim Raba auf dem PC-Stuhl saß, trug ich - soweit ich mich erinnere - eine beige Cordhose und die damals üblichen Streifenpullis in dunklen Farbtönen. Davon wurde ein Foto gemacht. Daran erinnere ich mich nur deshalb, weil einige Jahre später, nach Dominiks tragischem Unfall der Andi (damals einer der besten Freunde Dominiks) eine kleine Collage zusammenstellte mit Dominiks Kumpels. Ich glaub der Fems und der Pauler waren auch noch mit drauf. Und eben auch dieses Foto. Die Collage brachte Raba dann mit nach Murnau in die Unfallklinik, wo wir ihn ein paar mal besucht haben. Diese Anekdote nur am Rande...

Mit meiner Playstation-Version von Fifa 98 war ich dann recht glücklich, wenngleich die Grafik natürlich etwas pixeliger war.
Später in diesem Jahr wurde es dann zur Tradition, dass jeden Freitag Nachmittag Storz und Fems zu Besuch kamen und Fifa gespielt wurde, das heißt, zuerst Fifa und dann Tekken 3. Während ich den Enthusiasmus der beiden anderen für ersteres nicht mehr in der Form teilen konnte, und ich eingestehen muss, dass ich dann immer öfter verlor (was vor allem aufgrund des schrecklichen Schadenfreudegelächters von Storz immer unerträglicher wurde), konnte ich meine angeknackste Ehre bei Tekken 3 stets retten, denn da waren die anderen beiden chancenlos. Der Editor von Fifa war auch klasse, denn so konnten wir das unvermeidliche Duell "Euro-Fighter vs. Borussenfront" wenn nicht am Bolzplatz so auch virtuell ausfechten. Als diese Phase mit Beginn des Jahres 99 langsam aber sicher endete verschwand auch Fifa 98 schlussendlich wieder im Regal und wurde nur noch ganz selten entstaubt.....
....so wie im Jahr 2002 als wir für unseren "Na Nedda" - Sketch "Schwuchtelkummer" kurz einen Stärzei benötigten, der "schon morgen" darüber lachte. Jener Stärzei, seines Zeichens lt. eigener Aussage unfähig auch nur den kleinsten künstlichen Lacher zu erzeugen, erinnerte sich wohl aber daran, dass ihm ein Gelächter wohl am Leichtesten dann enthuschte, wenn er gegen Moa bei einem Fifa 98 - Match einige Tore in dessen Tormaschen drösche. Gesagt getan. Um einen guten Drehablauf mehr besorgt als um ein ernsthaftes Match, war ich dann wohl etwas chancenloser, als ich es eigentlich hätte sein müssen. Letzlich schoss der Stärzei dann seine Tore gegen mich und gackerte sich halb tot. Die Szene war im Kasten. Das Spiel wanderte wieder ins Regal. Bis heute.

Dienstag, August 31, 2010

# 1: Final Fantasy VIII

Ich habe mir überlegt, da ich doch in letzter Zeit ein wenig schreibmüde geworden bin und ich dies angesichts meiner früheren großen Freude daran eigentlich nicht gutheißen kann, dass ich eine regelmäßige Serie vom Stapel lasse, die einem ganz simplen Gedanken verfolgt.
Mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, dass ich zu so gut wie jedem Videospiel meiner doch nicht ganz kleinen Sammlung eine - mehr oder weniger interessante - Geschichte erzählen kann. Diese Geschichte hat in den meisten Fällen nicht etwas mit dem Spiel selbst zu tun, sondern mit völlig unterschiedlichen Sachen, Personen und Umständen, die rund um das Spiel herum geschehen sind.

Ich werde somit in gewisser Regelmäßigkeit sozusagen ein "round-review" zu ausgewählten (oder zufälligen?) Spielen meiner Sammlung machen. Beginnen werde ich mit..

Final Fantasy VIII

Ich weiß noch, dass meine Vorfreude auf das Spiel riesengroß war, als es endlich im Oktober 1999 erschien. Zu diesem Zeitpunkt waren Hübschei, Schoof und ich gerade bei meiner ersten Zock-Session in Hubers Thauernhausen und wir alle hatten es gerade erst neu gekauft. Hübschei, der selbst zu diesem Zeitpunkt schon an einer notorischen Klammheit litt, impfte mir zuvor noch ein, ja nicht in Anweseneheit seiner (stets beim Schalten sowohl Kupplung als auch Gaspedal durchdrückenden) Mutter Clara, die uns dankenswerterweise zum Huber fuhr, seinen Erwerb von Final Fantasy (und als ob das noch nicht genügte auch noch Blue Stinger....) zu erwähnen. Da Schoofs krankhafte Spoiler-Angst auch da schon unbarmherzig in ihm wütete, durften Huber und ich erst dann das Spiel einlegen, als er sich am Nachmittag des zweiten Tages im Nebenzimmer (zusammen mit Basti, er brauchte schon immer einen, an dem er sich orientieren konnte :) schlafen legte. Recht weit sind wir da - jeder an seinem eigenen Fernseher spielend - nicht gekommen, Spaß machte es aber trotzdem schon.
Szenenwechsel
Ein weiterer seltsamer Kunt, der sich an dem Spiel gütlich tat, war kein geringerer als der Poppey. Zu dieser Zeit hatte er, wenn man so will, gerade seiner RPG-Phase. Er hatte sich dabei auch recht tapfer geschlagen, bis zum letzten Dungeon und den Endboss, die musste dann doch ich für ihn erledigen. Nachdem nach einer guten halben Stunde dann endgültig der Endbildschirm auf dem Bildschirm zu sehen war, sagte er etwas für ihn zu diesem Zeitpunkt sehr ungewöhnliches, wobei ich aber nach meinem Durchspielen genau das selbe dachte: "Schade nur, dass es jetzt vorbei ist. Ich hab mich richtig wohl gefühlt, das Spiel mit diesen Charakteren zu erleben."

Montag, Juni 14, 2010

RPG - Evolution

Dass ich seit Atari VCS - Tagen ein großer Videospiel - Fan bin dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Wenn man hier von Meilensteinen spricht, die mich in der Frühphase geprägt haben sind Titel wie Tetris, Super Mario Land (Game Boy), Mega Man 2, Super Mario Bros 3 (NES) oder Super Mario World und Street Fighter 2 (SNES) von entscheidender Bedeutung. Und dennoch unterschied ich mich hier mit Ausnahme des Dranges, jede Ausgabe der damals noch existierenden "Video Games" - Zeitschrift nicht nur zu besitzen sondern vorn vorne bis hinten durch zu lesen, nicht in außerordentlicher Form von meinen Kindheitsfreunden. Dieses doch noch recht neue Medium war einfach supercool und zumindest einen Game Boy konnte nun wirklich jeder sein Eigen nennen (ich sogar mit Verspätung, denn während alle anderen längst einen geschenkt bekamen, musste ich noch ein gutes Jahr meine Taschengeldkasse füllen). Dies alles änderte sich auch nicht wirklich in den späten 90ern. Zwar war ich einer der Ersten, der sich von uns eine 32 - Bit Konsole kaufte, doch andere legten auch bald nach und hatten dann ein N64 zuhause stehen. Wirklich geändert hat sich dies erst an einem wolkigen Novembertag des Jahres 1997...Da wurde ich zu dem Freak, der ich heute noch bin.

Möglicherweise trügt mich die Erinnerung, aber soweit ich weiß bin ich an diesem Tag zusammen mit Poppey und Nudler mit dem Zug nach Traunstein gefahren, weil wir gemeinsam schauen wollten, welches PSX - Spiel ich mir kaufen sollte (ja, so war das zu dem Zeitpunkt noch). Als wir dann zusammen beim Moser standen und noch ein bisschen hin- und herdiskutierten, war mir aber schnell klar, dass das Spiel meiner Wahl Final Fantasy VII werden würde, denn sowohl die VG - Wertung von 94% als auch die TV-Werbung überzeugten mich zutiefst. Wir fuhren dann zu mir, hockten uns in mein 5 qm großes Zimmer und fingen an zu spielen. Ehrlicherweise muss man sagen, dass der Nudler spielte, der Rest schaute nur zu. Zu vermerken ist, dass wir stark beeindruckt waren, zum einen vom bombastischen Intro, zum anderen durch diese seltsame Art des Kämpfens (wir waren Zelda gewohnt) und zuletzt auch durch die schöne Grafik, denn FF VII war, von Donkey Kong Country abgesehen meine erste Begegnung mit vorgerenderten Hintergründen.

Nach den ersten Berührungsschwierigkeiten wuchs ich mit dem Spiel immer enger zusammen und mir war bald klar, dass ich dieses Spiel über alle Maßen lieben würde. Um wieder den Vergleich mit Zelda zu bemühen war mir bisher nicht bekannt, dass Videospiele an sich auch eine wirkliche Geschichte zu erzählen vermochten. Und da durchaus die einhellige Meinung vorherscht, dass FF VII eine der besten und fesselndsten Geschichten in der kompletten Videospielwelt bis zum heutigen Tage erzählt kann man sich vorstellen, wie begeistert ich als RPG - Neuling von diesem Spiel war. Diese Charaktere, die Welt, die Musik, die Emotionen. Ich liebte alles daran geradezu abgöttisch. Dies war die Zeit, in der ich mich vom normalen Fan zu einem wenn man so will Edelfan bewegte. Ich dachte ständig über das Spiel nach, wollte alles darüber wissen, wollte mit anderen darüber reden und so weiter und so fort. Als ich es zu Ostern 1998 dann endlich durchspielte war ich fast ein wenig traurig, denn wann würde ich noch einmal die Gelegenheit haben, eine solche Videospielerfahrung zu machen. Es sollte nicht allzu lange dauern.

Ab dem Jahr 1999 wurde an der RPG - Front (wohlgemerkt JRPGS - mit den actionbetonten westlichen RPGS bin ich bis zum heutigen Tage nie warm geworden) so richtig los gelegt. Das lang erwartete FF VIII überzeugte mich von der ersten Minute, die erwachsene Liebesgeschichte passte unglaublich gut in die Zeit, wie ich mich damals fühlte und bis heute kann ich nicht mit absoluter Überzeugung sagen, ob mir nicht vielleicht Teil VIII sogar ein bisschen besser gefiel als Teil VII. Beide auf ihre Art fantastisch. Dank Huber und Bischoffs Zureden ließ ich mir dann noch meine PSX umbauen um in den Genuss von amerik. Importen zu kommen. Es folgten daraufhin das wundervolle FF VI, das revolutionäre Chrono Trigger, die zuckersüßen Lunar Silver Star Story Complete, Lunar Eternal Blue Complete und Grandia, Segas Edel-RPG Panzer Dragoon Saga, das für mich etwas enttäuschende FF IX, das unerreicht komplizierte Epos Xenogears sowie als Abschluss der 32 - Bit Ära das grafisch imposante Chrono Cross. RPGs wurden für mich zum absoluten Königsgenre. Noch wenige Jahre zuvor spielte ich beinahe ausschließlich Rennspiele. Doch die genannten RPGs waren alle für sich etwas ganz besonderes. Liebevoll ausgearbeitete Charektere, meist ein Zufallskampfsystem auf Runden- oder ATB - Basis, Oberwelt, Dungeons, und immer wieder wunderschöne Musikstücke zum Mitpfeifen. Mit einigen Ausnahmen (vor allem Panzer Dragoon Saga unterschied sich in vielen Aspekten vom Rest) waren das die Versatzstücke aus dem diese tollen Spiele gebastelt wurden.
Mit Ankunft der neuen Konsolengeneration zu Beginn des neuen Jahrtausends gab es natürlich auch wieder neue Rollenspiele. FF X, FF X-2 und FF XII, Shadow Hearts 1 - 3, Tales of Symphonia, Baten Kaitos, mit Abstrichen Kingdom Hearts. Das bunte RPG - Treiben ging munter weiter. Und doch war zu bemerken, dass viel mehr experimentiert wurde als noch zu 32-Bit Zeiten. Die meisten Spieler hatten starre Runden- und nervige Zufallskämpfe satt und wollten auf diesen Ebenen Änderungen in Richtung mehr Dynamik bzw. Ausweichmöglichkeit. Dies hatte zur Folge, dass der Einstieg in ein jedes neue Rollenspiel oft nicht einfach war. Während es zuvor gang und gäbe war Mechanismen wie Itemverwaltung und Kampfsysteme mit geringen Modifizierungen von der Konkurrenz bzw. aus Altbewährtem zu übernehmen beschlich einem fortan der Eindruck, ein jeder Entwickler wolle das Rollenspielrad neu erfinden. Alles in Allem war diese Entwicklung durchaus positiv zu sehen. Ein Spiel wie Shadow Hearts, welches in in vielen seiner Grundzüge durchaus als klassisch bezeichnet werden kann, gewinnt durch sein flottes Schicksalsrad im Kampfsystem ungemein an Dynamik. Und das durch die Implementierung einer vollkommen simplen Idee. Die Tales of- und die Star Ocean - Reihe verstanden sich hingegen hervorragend darauf, ein Echtzeit-Kampfsystem zu etablieren, das sich entfernt von der taktisch geprägten Menüführung.
Auch in Sachen Präsentation wurde durch höhere Hardwareleistung ordentlich draufgebuttert. Die statischen Renderhintergründe früherer Tage mussten mehr und mehr einer lebendigen Echtzeit - Welt weichen. Midi - Gedudel wurde durch orchestralen Sound in 5.1 - Qualität ersetzt, wobei gerade bei letzterem die Klangqualität oft stärker zu wiegen schien als hochwertige Kompositionen.
Auf die Spitze trieben diese progressive Entwicklung ausgerechnet die zwei letzten Titel der Final Fantasy - Serie.
Während Teil XII sich sehr von westlichen RPG - Elementen beeinflussen ließ und neben einer gigantischen Oberwelt vor allem den Kampfmodus auf ein hochkomplexes theoretisch durch Feinjustierung vollautomatisches System umrüstet, geht der erst kürzlich erschienene Teil XIII noch weiter, rückt das Kampfsystem komplett in den Vordergrund und baut das Spiel um dieses herum auf. So gut die Geschichte und die behutsame Charakterzeichnung auch ist, bleiben wesentliche, klassische Elemente wie eingängige Musik, zu besuchende Städte aber auch charismatische NPCs fast vollends auf der Strecke. Während meine Freunde Fems und Hübschei das Spiel komplett ausgekostet haben und ersterer sämtliche Geheimnisse aufgedeckt hat wäre das für mich nicht in Frage gekommen. Zu trocken gestalten sich die Fließbandmissionen, zu wenig Abwechslung bietet die insgesamt recht kleine Welt von FF XIII. Und doch überzeugt es fast auf ganzer Linie. Denn in den für mich wichtigsten Kategorien - Story und Charaktere - trumpft die Serie einmal mehr stark auf. Und das Kampfsystem ist - ob man es nun mag oder nicht - vom Design her nahe an der Perfektion.

Und so sichert sich wieder ein mal ein Final Fantasy in meiner persönlichen Liste den Platz als Rollenspiel des Jahres.....
Halt!
Stopp!!
Falsch!!!

Das beste Rollenspiel, das ich 2010 gespielt habe ist nicht FF XIII. Es ist kein geringeres als der Sega Dreamcast Klassiker "Skies of Arcadia", das ich seit beinahe 9 Jahren ungespielt im Regal stehen hatte. Es besitzt alles, was ein RPG braucht. Eine tolle Story, liebevolle Charaktere, eine abwechslungsreiche Welt, fantastische Musikstücke zum Mitpfeifen und Charme an allen Ecken und Enden. Vor allem die letzten drei Punkte werden neuerdings oft sträflichst und vor allem unverständlicherweise vernachlässigt.

Dabei wäre es doch gar nicht so schwer, die Vorzüge der guten alten RPGs mit den Erungenschaften der letzten 10 Jahre zu verknüpfen, oder? *hust* Final Fantasy VII - Remake *hust*

Donnerstag, Dezember 31, 2009

2009

Es ist immer wieder erstaunlich, welche wahrhaft unheimliche Macht Frauen über einen Mann haben. So sehr ich gerne von mir behaupten möchte, alles unter Kontrolle zu haben, so wenig hat das mit der Wahrheit zu tun. Zu Beginn des Jahres kreisten meine Gedanken um nichts so sehr wie um meine (damals noch) 18jährige Melly. Ich habe den ganzen Januar und Februar an sie gedacht, von ihr geträumt.....zum davonlaufen. Selbst am heutigen Tage würde ich lügen, wenn ich sagte, ich hätte sie schon vollends überwunden. Aber gut, vergleichen kann man das Gefühl von heute mit dem von vor einem knappen Jahr nicht mehr. Ich habe bis jetzt noch nicht 100%ig verstehen können, was ich generell an Frauen attraktiv finde und an ihr im Speziellen ohnehin nicht. Sie ist mit Sicherheit auch keine außergewöhnliche Schönheit. Im Prinzip ist sie gewöhnlich vom Scheitel bis zur Sohle, wenn man sich nur auf das Äußerliche beschränkt. Vom Charakter her ist sie kompliziert bis unmöglich, hat eine Rechthaberei verinnerlicht, die für ihre Freunde mehr als nur anstrengend ist. Gleichzeitig kombiniert sie dies aber mit einer großherzigen Freundlichkeit und einem mir bislang unbekannten Ausmaßes an passiver Zuneigungsfähigkeit. Dieses Mädl überrascht einen im Minutentakt, sowohl positiv als auch negativ in einer nicht trennbaren Ambivalenz. Ich habe irgendwann aufgegeben, Ihre Handlungen verstehen zu versuchen. Auch wenn ich heute zu wissen glaube, dass es allein meiner Fehlinterpretation geschuldet ist, dass ich Ende Februar, wo unsere Beziehung immer enger geworden ist, einen - letztlich zwei Monate dauernden - Schlussstrich ziehen musste, so bin ich trotzdem davon überzeugt, dass gerade in den Tagen nach meinem Geburtstag von Ihrer Seite ein Maß an Zuneigung für mich da war, der in diesen Tagen auch ihr nicht mehr geheuer war. Letztlich ist es wohl so gekommen, wie es kommen musste. Es hat sich alles wieder normalisiert aber auch in dramatischer Weise deemotionalisiert. Es ist müßig, darüber nachzudenken, was gewesen wäre, hätte ich diesen Bruch nicht forciert.
Fest steht, dass dies mein Leben in viel zu großer Weise mitbestimmt hat. Mit 28 Jahren scheine ich eine Vorliebe für junge Frauen zu haben. Es ist nicht so, dass ich daraufhin drängen, noch dass ich mich bevorzugt in diesbezüglichen Metiers aufhalten würde aber mein mehrwöchiges Techtelmechtel mit "meiner 16jährigen" im April diesen Jahres lässt wohl diesen Schluss zu. Nun gut, ich habe dies früh genug erkannt und die Sache beendet.
Bei mir ist es so, dass mir diese ganze Aufreißerei einfach zu anstrengend ist. Wenn es mal klappt, nervt es mich fast schon wieder. Wenn ich nicht die geringste emotionale Bindung für eine Frau empfinde, ist mein Interesse nur knapp über dem Gefrierpunkt. Vielleicht muss ich mal eine Therapie machen ;)

Ich komme nun zu den Sachen, die mich abseits hiervon im vergangenen Jahr bewegt haben.

Ich erkenne mittlerweile immer mehr, welcher Beruf, nein welche Berufung an mir vorüber gegangen ist: Der Politiker.
Leute, ich sage es euch, ich schäme mich jeden Tag ein bisschen mehr. Ich schäme mich für die Politiker in Berlin und in den Landeshauptstädten, die Tag für Tag an den Rednerpulten ihr jämmerliches Theater aufführen. Ich schäme mich für die Regierungen, die im Vorfeld der Wahlen populistischen Blödsinn noch und nöcher verzapfen, ich schäme mich für die Oppositionsparteien, die von konstruktiver Kritik offenbar noch nie etwas gehört haben. Am meisten aber schäme ich mich für die Bürger, die letztendlich aufgrund ihrer grenzenlosen Dummheit verantwortlich sind für dieses tagtägliche Affentheater. Wenn mich jemand in den letzten Jahren nach einem Lebensmotto gefragt hätte, wäre ich diesem eine Antwort wohl schuldig geblieben. Heute weiß ich zwei Anworten:

1. Nimm keine persönliche Haltung zu Themen ein, von denen du keine Ahnung hast!

2. Zu komplizierten Problemen gibt es keine einfachen Lösungen!

Nr. 1 ist zugegebenermaßen etwas schwierig, denn selbstverständlich darf jeder eine Meinung zu einer Sache vertreten und doch sehe ich immer wieder einen meiner Meinung nach großen Fehler, den die Leute begehen und zwar den, dass sie sich einseitig informieren. Das beste alltägliche Beispiel dafür ist der Nachbarschaftstratsch, den ich oft selber bei meiner eigenen Familie erlebe. Mei, Alex, hast schon gehört, dass die X jetzt keiner mehr mag, weil sie Y gemacht hat. In Erwartungshaltung des Satzes: "Ja, da hast recht, sowas geht echt nicht", kriegt man von mir stattdessen zu hören: "Hast du X eigentlich schon mal gefragt, ob das wirklich stimmt?" Die Antwort darauf stets: "Nein!" Was soll denn das? Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, dass so viele Menschen immer so leichtgläubig sind. Ist es nicht das Normalste der Welt, dass man sich selber ein Bild macht, bevor man seine Schlüsse zieht? Dieser blinde Gehorsam zieht sich quer durch alle gesellschaftlichen Themen. Von der Esoterik: "Ich schneide meine Haare bei Vollmond" bis zur Politik: "Der Soli muss weg!"
Ich frage mich oft, warum ich mir auch immer wieder diese Polit-Talkshows antue. Ich anstelle der Politiker würde irgendwann einfach einmal Klartext reden. Einmal war bei Anne Will doch tatsächliche einmal eine Rentnerin da, die sich nicht nur über die Rentengarantie als Mogelpackung beschwert hat, sondern sich auch noch darüber echauffierte, dass sie die letzte Rentenerhöhung, bei der sie lediglich 15 Euro im Monat mehr bekäme, als eine Unverschämtheit betrachtete. Dieser dummen Nuss würde ich als Politker dermaßen die Meinung geigen, dass Sie sich heulend freiwillig in die Umkleide begibt und die populistischen linken Socken, die sie flankieren gleich mit. Sorry, manchmal geht der Gaul mit mir durch.

Nr. 2 ist ein wenig einfacher, da verständlicher, wird aber vom gemeinen Bürger ebenso schändlich missachtet. Warum retten die Politiker Banken aber nicht alle Arbeitsplätze von Opel? Warum können wir nicht einfach alle Atomkraftwerke abschalten? Warum können wir nicht augenblicklich aus Afghanistan abziehen? Warum scheitert der Klimagipfel? Warum wird die Staatsverschuldung immer größer? Für einen Großteil der Bürger wäre hier wohl die Antwort recht einfach: "Weil wir nur Schweine in der Regierung haben" Ich sage dazu: "Leute, lasst uns darüber reden, diskutieren, philosophieren. Aber glaubt ja nicht, dass dies nach 10 Minuten ausgestanden ist, denn ich habe viel dazu zu sagen. Wie sieht es bei euch aus?"

Nachdem ich meiner lieben SPD ja heuer schon einen kompletten Eintrag gewidmet habe, stelle ich fest, dass die Partei selbst nach dem (von mir bereits prognostizierten) Wahldebakel und der darauffolgenden personellen Neuaufstellung immer noch nichts gelernt hat. Denn was die SPD derzeit im Bundestag als führende Oppositionskraft wegen des Fliegerbombenangriffs abliefert ist nicht nur an Dreist- und Hinterfotzigkeit, sondern vor allem auch an purer Dummheit nun wirklich nicht mehr zu überbieten. Mein "Lieblings"-Sender Sat1 veröffentlicht wöchentlich eine Abstimmungsumfrage, welche Partei der geneigte Zuschauer denn wählen würde, wäre jetzt Bundestagswahl. Ich will keine allzu scharfe Kritik am Wählerklientel der Sozialdemokraten loswerden, aber dass auf diesem Sender die SPD stets eine absolute Mehrheit mit riesigem Vorsprung vor der Linkspartei erreicht, spricht schon eine deutliche Sprache wie ich finde. Im Zuge des Bombenskandals auf den Lastzug in Kundus fand ich dort aber einmal ein Abstimmungsergebnis vor, welches mich in höchstem Maße in Verwunderung setzte. Die Frage lautete: "Finden Sie den Rücktritt von Franz-Josef Jung richtig?" Mit großem Staunen stellte ich fest, dass eine Überwältigende Mehrheit mit "Nein" stimmte. Wie wir nun wirklich mit Bestimmtheit sagen können war und ist Franz-Josef Jung weder als Verteidigungs- noch als Außenminister besonders beliebt oder charismatisch gewesen. Trotzdem sind ganz offensichtlich typische SPD-Wähler entweder genervt von dieser Diskussion oder schlichtweg nicht damit einverstanden, dass die SPD nun ein Mitglied des Regierungskabinetts nach dem anderen stürzen will. Wie die SPD nun darauf kommt, dass es Ihrer Reputation zuträglich sei, sich auf die beiden beliebtesten Politiker Deutschlands (Merkel und zu Guttenberg) zu stürzen zu einem Thema, bei dem sie offenbar übersehen, dass es außer ihnen niemand hören will, wird wohl auch weiterhin ein Rätsel bleiben. Als ob es derzeit nicht genügend Themen gäbe, bei der man die Arbeit der jungen Bundesregierung völlig zurecht medienwirksam kritisieren könnte.

Kommen wir nun zu etwas Angenehmeren. Meinen Tops und Flops in den Kategorien Filme und Videospiele

Kino Top 6:

6: Brüno (OmU)
Ich weiß nicht wieso, aber über Schwulenwitze auf hohem Niveau (also fernab von Bully Herbig - Filmen) kann ich mich köstlich amüsieren. Vielen ist Borat der liebere Film schon allein deshalb, weil Brüno im Prinzip das selbe in Grün ist. Nur finde ich, dass bei Brüno erstens die Gags besser zünden, der Film handwerklich eine Spur besser gemacht ist und es einem als Deutschsprachigen beim Ansehen der Originalfassung bei jedem zweiten Wort des künstlichen deutschen Akzent die Lachtränen in die Augen schießt. Bei der Szene beim Medium mit Milli Vanilli musste ich vor Lachen beinahe Ersticken. Einfach Klasse!

5. Hangover
Eine weitere Komödie, die im Prinzip einfach gestrickt ist aber trotzdem einfach von vorne bis hinten zum Schreien komisch, mit göttlich lustigen Charakteren und vielen Wahnsinns-Ideen. Ein großartiges Vergnügen.

4. Drag me to hell
Wer Tanz der Teufel 2 gesehen hat und mochte, der kommt um Drag me to hell nicht herum. In vielen Szenen umheimlich grausig und eklig, massig Schockmomente mit vielen witzigen Momenten eingebettet in einer zwar nicht originellen aber zumindest gut durchdachten Geschichte eines Zigeunerfluches. Ein wahrhaft schauriges Vergnügen.

3. Der fremde Sohn
Angelina Jolie legt hier in einer unheimlich bewegenden Geschichte um einen erschütternden Polizeiskandal eine schauspielerisch oscarwürdige Glanzleistung hin. Absolut sehenswert.

2. Watchmen
Nachdem der Filmemarkt in den letzten Jahren mit oftmals mittelmäßigen Comic-Verfilmungen geradezu überschwemmt wurde, zeigt Watchmen, warum Comics oftmals zu Unrecht ein Ruf des kindischen anhängt. Eine fabelhaft inszenierte Geschichte in einer alternativen Zeitgeschichte angesiedelt zeigen, zu welchen fantastischen audiovisuellen Darstellungsmöglichkeiten das Kino heutzutage in der Lage ist.

1. Avatar (3D)
Audiovisuell von allem anderen übertrumpft wird dieses Jahr jedoch alles von Avatar. Man kann sagen, dass die Idee nicht neu ist, dass die Geschichte nicht originell ist und dass man alles schon vorhersehen kann, was im Laufe des Filmes passiert. Und doch vergingen diese knappen 3 Stunden wie im Fluge. Etwas beeindruckenders als Avatar habe ich im Kino so noch nie erlebt. Diese Präsentation ist buchstäblich wie von einem anderen Stern. Das kann man nicht beschreiben. Das muss man erlebt haben. Meine Nr. 1 in diesem Jahr

Flop 3:

3. Die Perlmutterfarbe
Für mich wohl der letzte Rosenmüller-Film, den ich mir im Kino angeschaut habe. Ja, die Geschichte ist ganz ok (wenn auch nicht mehr) und ja, die Anspielungen auf den Nationalsozialismus sind angekommen. Trotzdem hat mich der Film von der ersten bis zur letzten Minute gelangweilt bis zum geht nicht mehr.

2. Transformers 2
So sehr ich den ersten Teil aufgrund seiner Einfachkeit mochte, so sehr verstrickt sich Teil 2 wie so viele Sequels in einer beschämend hanebüchenen Geschichte, für die man die Autoren am liebsten aufhängen würde. Da hilft auch das ganze Kawumm nichts mehr. Transformers 2 ist einfach zu lang und zu dämlich.

1. 2012
Oh Gott, Oh Gott. Warum schaue ich mir immer wieder Roland Emmerich - Filme an? Zitat: "Was zum Teufel ist 8840 Meter hoch?" Oh nein, wir steuern direkt auf die Nordwand des Mount Everest zu!!!" Zitat Ende. Ich glaube, das sagt alles.


Videospiele Top 5

5. Loco Roco (PSP)
Loco Roco ist bunt, Loco Roco ist süß aber vor allem ist Loco Roco einfach ein unheimlich innovatives Spielerlebnis, dass man einmal gespielt haben muss. Ich finde es das vielleicht Beste, was die PSP hervorgebracht hat.

4. Resident Evil 5 (PS3)
Alleine in vielen Situationen ziemlich nervend, zeigt das Spiel im Co-op Multiplayer-Modus seine Stärken. Zusammen mit Huber die Missionen zu erledigen hat bei dieser bombastischen Präsentation wirklich großen Spaß gemacht. Trotzdem wünsche ich mir mit dem nächsten Teil wieder eine spielerische Neuausrichtung.

3. Zelda: Phantom Hourglass (DS)
Was soll man großes sagen? Es ist mit Sicherheit nicht eines der besten Zeldas. Dazu nervt der Ocean-King Tempel zu sehr und auch das Seefahren ist nicht unbedingt der Spielspaß-Oberhammer. Und trotzdem ist uns bleibt auch dieses Zelda vom Gameplay her eine überragende Vorstellung dessen, was Nintendo mit dieser Serie bislang geschaffen hat. Trotz der Kritik immer noch ein Hammer-Spiel.

2. God of War 2 (PS2), God of War - Chains of Olympus (PSP)
God of War ist für mich eine der größten Serien, die in den 00er Jahren entstanden sind. Die PS2 wird grafisch bis aufs Letzte ausgereizt, die Spielbarkeit ist nach wie vor die Größte Stärke des Spiels und die pompöse Präsentation lässt einem trotz neuer Konsolen-Generation immer noch staunen. Das Handheld - Prequel wirkt manchmal etwas farbarm ist aber spielerisch absolut ebenbürtig überzeugt wie seine großen Brüder durch eine professionelle Stilsicherheit. Wer kann da die Ankunft des 3. Teils für PS3 noch abwarten?

1. Uncharted: Drakes Fortune / Uncharted 2: Among Thieves
Was Avatar in Sachen Präsentation bei den Filmen ist, das ist Uncharted, und insbesondere der 2. Teil bei den Videospielen. Among Thieves ist allein optisch derart herausragend, dass ich gar nicht anders kann, als es auf Platz 1 zu setzen. Dass dabei auch die Action, die Story, die Cut-Scenes und der Humor Referenzklasse besitzen, machen die beiden Uncharted Teile in dem Fall als Eines betrachtet mit großem Abstand zu meinem Spiel des Jahres

Flop:

Silent Hill Origins (PS2)
Ich habe nur ein Flop-Spiel und das ist Silent Hill Origins. Für mich hat sich das Silent Hill - Spielgefühl im Laufe der Jahre tot getreten. Wenn dann noch spielerisch wertlose Design-Verbrechen wie die ständig kaputt gehenden Waffen den Spielspaß trüben, bleibt mir nicht viel mehr übrig, als mich als alter Fan von dieser Serie zu verabschieden. Möglicherweise gebe ich der Wii-Version des Erstlings-Remakes noch einmal eine Chance. Mal sehen.


So, das Jahr ist beinahe rum. Ebenso mein Beitrag. Ich schließe mit einer Hand voll Danksagungen.

Danke Mama, die mich immer noch jeden Mittag mit Essen versorgt und mir mit bald 29 Lenzen noch meine Wäsche wäscht.
Danke Oma, dass du am Donnerstag Nudeln mit auf deine Speisekarte aufgenommen hast und für die vielen Informationen von früher, was ich alles noch nicht wusste.
Danke an meine Freunde, die mich in vielen Situationen einfach nehmen müssen wie ich bin.
Danke an all jene, die mich zu Zeiten von 5 Euro pro Packung immer noch Zigaretten schnorren lassen.
Danke an meine Aushilfen, die immer so viel Süßigkeiten mit in die Arbeit bringen.
Danke Vectra, dass du dieses Jahr nicht in die Werkstatt musstest.
Danke Hübsch, dass ich durch deinen Einsatz einen mords Fernseher für 520 Euro bekommen habe.

Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben, bis zum Ende zu lesen.

See you around next year.

Cheers
Alex

Mittwoch, November 11, 2009

Die Königin der 1000 Jahre

Wer kennt es nicht?

Man sitzt mit seinen Freunden oder Arbeitskollegen zusammen und irgendwann kommt man auf das Thema: "alte Zeichentrickserien" zu sprechen. Wie gut die früher doch alle gewesen seien im Gegensatz zu heute. Jenseits aller Geschlechtergrenzen beliebt und bekannt fallen dann wie aus der Pistole geschossen Beispiele wie Wicky, Biene Maja, Heidi und die Schlümpfe, gefolgt von etlichen "aaah wie toll"s und "mei wie schön"s. Ist man unter Männern darf man vielleicht sogar etwas tiefer in die Trickkiste greifen und auch, gerne in Verbindung mit ein paar Bieren, Serien wie He-Man (Standard, da hat jeder was zu sagen), Galaxy Rangers oder Marshall Bravestar ans Tageslicht befördern. Unter Kennern kommen mit etwas Glück sogar qualitativ hochwertige Animes wie Saber Rider oder Captain Future aus den Erinnerungen hochgekrochen. Jaja, so eine Reise in die guten alten Zeiten der Zeichentrickserien ist immer wieder nett. Nicht zuletzt das alte Tele 5 mit seiner Bim Bam Bino - Sendung grub hier desöfteren den ein oder anderen Goldschatz aus.
Auf eben jenem Sender lief in den Jahren 1991 und 1992 auch eine Serie, die ich bei o. g. Gelegenheiten aber in der Regel für mich behalten darf, denn diese scheint in den Erinnerungen der Menschen in meinem Alter weder populär noch bekannt gewesen zu sein und zwar: Die Königin der 1000 Jahre
Diese Serie vom berühmten japanischen Zeichner Leiji Matsumoto, der in jüngster Zeit wohl am ehesten durch die Zeichentrick - Videos der Band "Daft Punk" bekannt geworden ist, ist in mehrerlei Hinsicht etwas besonderes. Zum Einen war es damals durchaus noch etwas besonderes, dass in Deutschland ein Anime dieser Art ausgestrahlt wurde und zum Anderen ist es nach 1992 und dem zwischenzeitlichen Aus des Privatsenders Tele 5 völlig still um die Serie geworden.
Es gab nur eine handvoll Leute in meiner damaligen Grundschule, die ebenso begeistert wie ich das gleichsam mystisch-rätselhafte wie auch gefühlvolle Abenteuer um den tapferen Jungen Hajime Amamori und Yayoi Yukino - der Königin der 1000 Jahre verfolgt haben. Aus den schönen Tagen dieser Zeit entwuchs man, einst enge kindliche Freundschaften lösten sich auf und somit wurden auch die Ketten der Erinnerungen an diese Serie nach und nach gesprengt. Übrig blieben Erinnerungsfragmente, einzelne Fetzen, die lose in den hinteren Windungen meines Bewusstseins schwebten, unaufrufbar, ungreifbar. Sinnbild der Erinnerung waren stets die Schönheit und die endlos langen blonden Haare der Königin Yayoi, von der ich zugeben muss, dass ich mich nicht einmal an den Vornamen erinnern konnte. So unschön der Dauerzustand dieser ich möchte fast sagen Scheinerinnerung auch war, so wiederum schön war auch die Mystik, die mit dieser Unwiederruflichkeit einherging, all die Jahre lang. Im September diesen Jahres nahm dieser Zustand ein abruptes Ende.

Eine eher gedankenlose Suche ohne große Hoffnung (sie war etwa ein gutes Jahr zuvor ebenso schon erfolglos gewesen) auf youtube brachte es ans Tageslicht. Ein User hatte tatsächlich sämtliche 41 Episoden online gestellt. Original mit deutscher Synchro wie 18 Jahre zuvor auf Tele 5! Ich war überwältigt von diesem Glück. Das Wiedersehen mit den ersten paar Folgen war einfach unbeschreiblich. Ich konnte die langsam immer mehr verblassenden Erinnerungen in meinem Kopf wieder einsammeln und erkannte unzählige Szenen wieder, allen voran auch die Musik des In- und Outros und die Szenen dazu. Ich war zuvor online sogar Petitionen zur Wiederausstrahlung der Serie im TV beigetreten, so sehr wünschte ich mir diese Erinnerung und nun war es wahr geworden. Alle paar Tage sah ich mir von nun an die ein oder andere Episode an.
Nun, nachdem ich mir heute Abend die 41. und letzte Folge angeschaut habe stehe ich hier mit gemischten Gefühlen. Einerseits muss ich sagen, dass es wirklich ein hervorragender Anime ist mit einer tollen Story, glaubhaft ausgearbeiteten Charakteren und nur wenigen, insgesamt gesehen verschmerzbaren Logik-Fehlern. Auch wenn man als Kind den Unterschied zwischen guter und schlechter Qualität in diesen Kriteriumsmaßstäben kaum bis gar nicht zu würdigen weiß, so hat es "Die Königin der 1000 Jahre" doch in jedem Falle zurecht geschafft, so einen bleibenden Eindruck in meinem kindlichen Gedächtnis zu hinterlassen. Und doch ist mir klar geworden, dass ich jetzt, wo ich die Serie mit anderen Maßstäben als damals betrachten kann, etwas kaputt gemacht habe. Ich habe die einzelnen Fragmente der Erinnerung zu einem Ganzen zusammengefügt und mir somit die Möglichkeit geraubt, mit der bisherigen kindlichen Naivität weiterhin in einer Pseudo-Erinnerung zu schwelgen.
Letztlich glaube ich trotzdem, dass es das Wert war. Spätestens in einigen Jahren, wenn alles wieder verblasst, werde ich wahrscheinlich froh sein, sie mir angesehen zu haben. Wer weiß, ob andernfalls nicht auch die letzten Fragmente aus meinem Gehirn gespült worden wären.

Somit bleibt ihr mir erhalten.
Auf Wiedersehen Hajime! Auf Wiedersehen Yayoi! Es war schön, euch wiederzusehen.

Sonntag, September 06, 2009

SPD – eine Partei vor dem Untergang?

Es gibt Sachen, auf die freut man sich richtiggehend spitzbübisch. Ob als Kind auf die großen Ferien oder die weihnachtliche Bescherung oder als Jugendlicher aufs Erwachsenwerden und seinen Führerschein. Meist ist die Vorfreude sogar viel schöner als das Ereignis selbst. In diesen Tagen bereitet auch mir wieder etwas diese spitzbübische (Vor-)Freude. Und zwar nichts geringeres als die in wenigen Wochen anstehende Bundestagswahl und hier insbesondere das ganze an Komik kaum zu überbietende, damit verbundene Parteientheater. Von den bedeutenden Parteien habe ich mir für heute die derzeit zweifellos witzigste heraus gesucht und zwar unsere allseits beliebte SPD.
Wenn man derzeit Lust auf Polit-Talkshows hat bietet einem das öffentlich rechtliche Fernsehen ein wahres Füllhorn an Möglichkeiten, wie man sich am Abend köstlich amüsieren kann. Ob Anne Will, Sandra Maischberger, Frank (nein, ich bin nicht selbstverliebt, ich lache immer so dämlich) Plasberg und wie sie alle heißen. Kein Name in diesem Geschäft kann es sich derzeit leisten, so kurz vor der Bundestagswahl nicht diese ewig gleiche Schmierenkomödie aufzuführen, derer zu schauen ich trotzdem aus welchen Gründen auch immer nicht müde werde.
Liegt es daran, dass es mich so amüsiert, dass man, von den wenigen inhaltlichen Fragen die nur noch selten eine Rolle spielen abgesehen, im Prinzip die ewig gleichen Texte der Polit-Gäste mittlerweile im Schlaf nachsprechen kann?
Liegt es daran, dass die Politiker ganz offensichtlich meinen, die Leute seien bescheuert, dieses Gelaber nicht zu durchschauen?
Oder liegt es daran, dass es auf mich so wirkt, also würde die SPD nach jeder Sendung noch jämmerlicher dastehen als zuvor?

Es gibt meiner Ansicht nach zwei Gründe, warum die SPD derzeit solche immensen Probleme hat:

1. Die SPD lügt sich selbst und andere schlimmer an, als es alle anderen Parteien tun.

Man kann es ihr ja aus traditionellen Gründen im Prinzip nicht übel nehmen, dass sie einen Kanzlerkandidaten stellt, doch hat dieser Kandidat nicht auch nur im Entferntesten die Möglichkeit, Kanzler zu werden. Zum Einen schließt sie ein Rot-Rot-Grünes Bündnis im Bund kategorisch aus, zum anderen wirken die zarten Annäherungsversuche in Richtung Westerwelle mehr als peinlich, wo man sich gerade doch inhaltlich mehr als je zuvor von den Liberalen absetzt, auch öffentlich. Da dies ja alles nichts hilft, ist man bei den Wahlstrategen offenbar zu der Überzeugung gekommen, dass es das Beste wäre, allen Umfragewerten zum Trotz aus der Not eine Tugend zu machen und – ein verzweifeltes Lächeln aufsetzend – für Rot / Grün zu werben. Dass man nach derzeitigen Umfragewerten noch nicht einmal auf 35% kommen würde, kehren die Herren Steinmeier und Müntefering mal eben unter den Teppich. Lieber posaunt man hoffnungsvoll hinaus, es wäre DEUTLICH zu sehen, dass Union und FDP keine Mehrheit hätten. Woher diese Sicherheit bei schwarz/gelben Umfragewerten von meist über 50% kommt, weiß wohl niemand so genau. Die – relativ gesehen – katastrophalen Ergebnisse bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Saarland werden komplett fehlinterpretiert. Einerseits verbrüdert man sich somit ganz offiziell mit den Linken, andererseits will man aber keinen Ministerpräsidenten der Linkspartei wählen. Das klitzekleine Saarland mit nicht einmal einer Million Einwohnern wird zu einem bundesweiten Stimmungsbarometer hochstilisiert. Die Unsicherheit, wie man mit der Linkspartei umzugehen hat, dieses Hadern und Zaudern zieht sich nun seit der Hessen – Wahl von einem Schauplatz zum nächsten. Während die Linkspartei immer mehr Stimmen gewinnt, hat die SPD in keinster Weise davon profitiert, im Gegenteil.

2. Die SPD kann sich inhaltlich nicht positionieren

Natürlich fällt es schwer, diese These der SPD im Speziellen vorzuwerfen, gibt es doch verschiedene Strömungen in allen Parteien. Während die kleinen Parteien dies noch relativ gut kaschieren können und sich bei der Union es sich meist die CSU erlaubt, überwiegend aus EGO-Gründen gelegentlich vom Kurs abzuweichen ist diese Lokalisierung bei den Sozialdemokraten schwieriger. Während auf der einen Seite ein Per Steinbrück, ein Franz Müntefering und auch ein Frank-Walter Steinmeier ganz offensichtlich kein Problem hätten, eine große Koalition weiter zu führen, auch wenn sich ihr Dasein als Juniorpartner nur noch fester zementieren würde, beißt der linke Flügel unter der Führung von Andrea Nahles angesichts markiger Aussagen, eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei sei auf Bundesebene ausgeschlossen, schon ein wenig die Zähne zusammen. Solange die Parteispitze weiter aus den „alten Seeheimern“ besteht, stellt sich einem gar unweigerlich die Frage, warum Ultralinke innerhalb der SPD, wie Jusos – Vorsitzende Franziska Drohsel, nicht längst an Lafontaines und Gysis Seite sitzen. Zuletzt fragt sich der Wähler angesichts solch unklarer Zustände, warum er sein Kreuz überhaupt bei der SPD machen sollte, die nicht weiß, wo sie jetzt steht und noch viel weniger, wo sie in zwei bis drei Jahren stehen wird. Auf beiden Seiten der Flügel warten zwei starke Parteien nur darauf, Wähler abzugreifen. Die letzte Rettung wäre hier eine starke Führungspersönlichkeit, wie Gerhard Schröder eine war. Steinmeier ist dies genauso wenig wie die alternde Vorsitzenden-Zwischenlösung Müntefering.

Kurzum: Im Moment läuft es für die SPD beschissen!
Dass vonseiten der Union bislang kaum ernsthafter Wahlkampf zu sehen war liegt einzig und allein am desaströsen Zustand der Sozialdemokraten. Zu Zeiten einer Weltwirtschaftskrise in der soziale Themen wie Gerechtigkeitsdefizite, Kapitalismuskritik und Managergier in aller Munde sind verliert eine SPD noch Stimmen, während die FDP, deren Programm man im Allgemeinen nachsagt, genau diese Krisensituation herbei geführt zu haben um 5% zulegen kann. Es ist schon ein wenig paradox.

Welche Möglichkeiten hat die SPD nun?
Meiner Meinung nach ist es zwar fast schon ein wenig zu spät, aber die SPD sollte, sofern sie unbedingt regieren will, schnellstens für eine große Koalition werben und klar herausstellen, warum innerhalb dieser eine starke SPD nötig ist. Dies hätte man von Anfang an tun sollen, anstatt illusorisch rot/grüne Wunschträume zu propagieren, die mit der Realität außerhalb der Opposition rein gar nichts zu tun haben.
Auch wenn dies wohl kaum eine Option sein dürfte wäre es für die Gesundung der SPD das Beste, sie würde die nächsten 4 Jahre auf der Oppositionsbank Platz nehmen um ihre Akkus aufzuladen. Allzu viele populäre Entscheidungen wären von schwarz/gelb in dieser Krisenzeit nicht zu erwarten und noch dazu hätte man den Vorteil, der verhassten Linkspartei endlich den Wind aus dem stetig wehenden Oppositions-Segel zu nehmen.

Klar ist: Es kommen unsichere Zeiten auf die SPD zu. Noch ist es nicht zu spät, die Partei zu retten. Mit der derzeitigen Philosophie des falschen Grinsens sehe ich allerdings SCHWARZ, und das für weit mehr als vier Jahre.

Samstag, Juni 13, 2009

Analogkäse

Wer in letzter Zeit einmal die Zeitungen, ja die Medien Allgemein ein wenig verfolgt hat, dem wird sicher kaum entgangen sein, dass im Moment ein Thema wie kaum ein anderes in den Schlagzeilen zu finden ist. Hierbei handelt es sich um etwas derart Schreckliches, dass selbst die einsam im Atlantik vor sich hin verwesenden Leichen des Airbus-Unglückes sich geschlagen gebend auf Seite 2 treiben.
Die Rede ist von nichts geringerem als dem Schlächter des guten Geschmacks selbst, dem Mörder jeder Ernährungsethik - dem ANALOGKÄSE.
Leute, ganz ehrlich. Wenn ich die Wahl habe, mich zwischen einem echten Käse und einem Kunstkäse entscheiden zu dürfen, werde ich mit Sicherheit den echten Käse wählen, selbst dann, wenn der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass mir das Kunstprodukt besser schmecken würde. Was mir so unglaublich gegen den Zeiger geht ist, dass sich so viele Leute darüber aber immer so aufregen müssen, von dem unglaublichen Brimborium seitens der Medien, allen voran neulich bei Johannes B. Kerner im ZDF - aber dazu später noch mehr - einmal ganz abgesehen.
Jetzt mal ein wenig allgemeiner:
Kann mir einmal jemand erklären, warum Leute immer alles besser zu wissen glauben, insbesondere dann, wenn es um Themen geht, von denen sie keine Ahnung haben? Ich verstehe das alles einfach nicht. Wenn ich hier und heute für irgendetwas bin und dafür lauthals eine Stellung einnehme, dann will ich doch über dieses Thema bescheid wissen, oder etwa nicht? Was kriegt man denn für eine Antwort, wenn man Leute befragt, die sich gegen Gentechnik in Lebensmittel einsetzen, warum sie da dagegen sind.? Einen Scheiß wissen die, das sag ich euch. Die stellen sich vor, dass ihr Enkel einmal mit 6 Fingern an der Hand geboren wird, weil sie einmal Genmais gegessen haben. Wie dieser hergestellt wird, was oder wie an dieser "Genetik" etwas geändert wird, davon haben diese Leute doch überhaupt keine Ahnung. Aber das schlimme ist doch: Es interessiert sie gar nicht. Hauptsache dagegen dagegen dagegen. Immer ist alles negativ, immer ist alles schlecht. Atomkraft: schlecht, Kohlekraftwerk: schlecht, Rente mit 67: schlecht, Erhöhung der Rentenbeiträge: schlecht, Arbeit sämtlicher Politiker: schlecht. Und so weiter und so fort.
Es ist leicht immer alles schlecht zu finden und sich selbst aber nicht einmal Gedanken darüber zu machen, was man denn tun könnte, damit es besser wäre. Ich kann diese ewige destruktive Rumnörglerei einfach nicht mehr hören. Aber ein Wunder ist das nicht. Wie die Medien in fast schon perverser Art sich an dieser tendenziösen Meinungsbildung beteiligen sah ich erst neulich bei der bereits erwähnten Sendung Johannes B. Kerner.
Dass die Gäste in Ihrer Ausrichtung ohnehin nicht selten so gewählt werden, dass irgend ein wehrloses Opferlamm auf Biegen und Brechen geschlachtet wird ist ja nichts Neues - man erinnere sich nur an die verbalen Attacken von allen Seiten gegen Eva Hermann, der zu einem zugegebenermaßen schwierigen Thema praktisch keine Chance gegeben wurde, sich zu rechtfertigen und jeder Ansatz hierzu im Keim erstickt wurde. Wie sehr sich ein Johannes B. Kerner aber in seiner unerträglich populistischen Art auf Seiten der "Massenmeinung" schlägt, nimmt schon fast groteske Züge an. Als Kerner mit zwei fertig gebackenen Tiefkühlpizzen, jeweils eine mit richtigem, eine mit dem künstlichen Käse, durchs Puplikum zum Verteilen geht, lässt er schon zu Beginn keinen Zweifel daran, auf wessen Pizza sich welcher Käse befindet. Welche Pizza dann anschließend vom Puplikum als die "Bessere" eingestuft wird, wird wohl keinen mehr gewundert haben. Diese Aktion konnte ich ja gerade noch verkraften. Als dann einer der beiden Ernährungsexperten unter den Gästen beim Verzehr der "falschen Pizza" unverkennbar künstliche Würggestiken produzierte und geradezu Richtung Regie um einen Kotzkübel bat, wurde ich schon etwas wütend. Als aber zu guter Letzt Kerner mit seinem selbstgerecht in die Kamera posierenden Grinsen verkündet: "Nein, bei aller Liebe, sowas werde ich wirklich nicht essen", ist es bei mir endgültig aus.
Jeder Satz des Industriellen, der lediglich verteidigte, dass die Deklaration dieses Analog-Käses, so wie sie auf der Verpackung von Lebensmitteln zu finden ist, per Gesetz rechtens sei wurde mit dauerhaften Buh-Rufen des Puplikums quittiert. Jeder populistische Scheiß - sogar für den guten alten "manche Zutaten kann man ja nicht einmal mehr Aussprechen" - Gassenhauer war man sich nicht zu schade - von Kerner und seinen Spießgesellen geradezu frenetisch beklatscht.
In diesem Moment spielt es für mich gar keine Rolle mehr, wer recht hat und wer nicht. Auf ein solches niedriges Niveau darf sich ein öffentlich rechtlicher Sender, der meiner Ansicht nach gerade zu solcher Uhrzeit auch seinem Bildunsauftrag gerecht zu werden hat, nicht herunter begeben. Und traurig ist auch, dass die meisten Menschen diesen Schwachsinn wieder einmal nicht durchschauen, sich "vom Staat und der Industrie" überrumpelt und betrogen fühlen und - wie so oft - ohne sich viel Gedanken zu machen, einfach mal gegen Analog-Käse sind. Ich bin auch dagegen.

Gegen soviel Blödheit.

Montag, März 09, 2009

(Irr-)Wege einer Entscheidung

Es ist einer dieser späten Wintertage im März, an denen man anfängt, die Kälte zu verfluchen. Die Füße sind kalt, der Schnupfen hängt in der Nase und der Schnee bläst einem regelrecht frontal ins Gesicht. Es ist die Zeit, die einen nachdenklich stimmt. Bevor der Frühling die emotionale Zeitenwende bringt, frage ich mich, ob meine jüngste Entscheidung die richtige war.
Mal ehrlich, hatte ich denn wirklich eine Wahl? Hätte ich mir das schon wieder gefallen lassen sollen? Gefallen lassen nicht von ihr, sondern vom Schicksal? Es ist alles gesagt, ich habe es mir hunderte mal durch den Kopf gehen lassen und ich komme immer wieder an den Scheideweg, bei dem die Frage nicht mehr heißen kann: Was ist richtig und was ist falsch? In den Augen der puren Logik habe ich genau richtig gehandelt. Wozu sich unnötig Hoffnungen machen? Wozu diesen sehnsüchtigen Gedanken hinterherhächeln wie ein bescheuerter Dackel seinem Herrchen? Wozu überflüssige Tränen vergießen in einem aussichtslosen Kampf?

Wozu?

Dort wo keine Logik hinwandert. Dort wo jegliche Logik obsolet wird. An diesem Ort, tief in mir drin, kann die Antwort nur heißen: Weil du mir fehlst. Weil du mir fehlst, du verrückte Schachtel mit deinen haarsträubenden Ansichten, deinem Hinkebein und deinem grauenhaften Musikgeschmack. Womit habe ich nur verdient, dich zu kennen? Scheiße nochmal.
Kann es denn nie ein Happy End geben?